17 Mai 2022

Rückweg, Wellness, Urlaubsende und ein Resümee

Am Freitag den 13. Mai kam ich kurz vor Mitternacht wieder in München an. Nach drei Wochen unterwegs. Exakt notiert habe ich mir die gefahrenen Kilometer nicht. Aber es waren irgendwas um die fünftausend, vermutlich ein paar mehr davon, die die Räder in dieser Zeit gerollt sind. Die letzten 2.200 Kilometer mit Dauerwarnmeldung des Motors: bei jedem Start ein Piepen mit der mehrfachen Aufforderung, den Motor kontrollieren zu lassen. Dauerhaft leuchtende Motorkontrollleuchte. So richtig entspannend ist das nicht. Nach Recherche entschloss ich mich aber, die Kontrolle auf die Zeit in Deutschland zu verschieben (steht noch aus).

Die längsten Fahrtage gingen mit acht Stunden auf der Straße durch. Inclusive tanken. Pausen habe ich dabei sehr selten und wenn, dann extrem kurze gemacht. Wollte ich an einem konkreten Ziel ankommen, habe ich auch meist komplett  durchgezogen. Nach solchen Tagen blieb für nicht viel mehr Zeit als zum Platz beziehen, bisschen auspacken, essen, vielleicht ein kleiner Spaziergang und einige Sachen besorgen.

Häufiger waren die Distanzen und damit auch die Fahrtzeiten kürzer. Vier oder sechs Stunden pro Ortswechsel. Einige Male auch nur drei Stunden. Summa summarum müsste ich aber deutlich mehr als 60 Stunden rein fahrend verbracht haben. Im Mobil ist das für mich noch erträglich. Als nicht allzu begeisterte Autofahrerin - besser gesagt: ungern lange  Stillsitzerin - finde ich das im Nachhinein betrachtet viel zuviel. 


So erreichte ich nach einem dieser langen Rückfahrttage - noch dazu bei Hitze und auf nicht-Autobahnstrecken mit dicht in beide Richtungen aneinandergereihtem Dauer-Fernlastverkehr - ein kleines Örtchen "Digoin", von dem ich bei der Entscheidung, auf einem dort angezeigten Wohnmobilstellplatz (eine Art Volksfestplatz mit noch vielen Schaustellern und anderen Fahrzeugen), nicht mehr wusste, als dass es sich in Frankreich und an meinem Weg befindet.

Ich war groggy. Fertig. Müde. Nach mehreren Tagen des Dauerfahrens grunderschöpft. Und beschloss, mich keinen Meter mehr aus dem Mobil wegzubewegen. 

Wenig später: "mal auf Google-Maps gucken, wo ich eigentlich bin, wie weit es morgen noch sein wird etc." und was sehe ich: nur wenige Meter hinter mir bzw. hinter diesem großen Platz fließt die Loire.


Hmmm ... okay, dann eben doch noch einen Abendspaziergang machen. 

Ein einziger großer Chor aus Vögeln und quakenden Fröschen empfängt mich am Fluß. 

In der Richtung "weg von der Fernverkehrstraße" befindet sich ein extrem naturbelassenes Naturreservat mit wuchernden Pflanzen, vielen Tieren und es verläuft auf einer Brücke über die Loire ein schiffbarer Kanal. 


Leider hat die Schleuse schon geschlossen und so gibt es an diesem Tag keine Fotos mehr von Schiffen, die auf Brücken über den Fluss fahren (ich kenne es von der Kanalüberführung über die Ems nahe Münster und auch nahe Magdeburg fahren Schiffe im Kanal über die Elbe. Immer wieder eine Besonderheit, finde ich.) So brachte mir der zweistündige Abendspaziergang doch noch einen unerwarteten Erholungseffekt und Balsam für die geschundene Autofahrerinnenseele.


Das Froschkonzert aus den Feuchtgebieten quakte mich an diesem Abend in den Schlaf.


Balsam für die Agnostikerinnenseele auch die von außen eher klobig wirkende Ortskirche, die sich innen als stimmungsvoll, angenehm kühl und - man erkennt es auf den Fotos nicht wirklich - erhaben-anrührend erweist. Ein kleines Vorab-Dankeschön von hier ging an alle höheren Mächte für die bisher glücklich und weitgehend reibungslos verlaufene Reise.

Am Folgetag begab ich mich gegen 10:00 Uhr auf die letzte "Auslandsetappe" und erreichte ca. vier Stunden später Müllheim in B-W.


Ahhh - eine Eisdiele! Entspannen! eine ruhige und gut sortierte Fußgängerzone, einladende Restaurants ... und ich stelle fest: ich bin hier sozialisiert. Fremde und neue Eindrücke schön und gut. Aber die hiesige Infrastruktur ... sie liegt mir doch näher und kommt meinem Alter entgegen. Diesen Nachmittag genieße ich sehr. Übernachte auf einem Wohnmobilstellplatz nahe einer Sportanlage am Ortsrand und stelle fest: gut besucht! Außerhalb der Ferien und an einem Donnerstag stehen hier in diesem mir vorher nicht bekannten Städtchen über ein Dutzend Wohnmobile (aus D, F und der CH).



Auch für die Thermen-Infrastuktur sind nicht nur meine alternden von Arthrose geplagten Gelenke empfänglich, sondern auch die Bewohner der angrenzenden Länder. Mindestens die Hälfte der Gäste - eher mehr - sprechen Französisch. Alle Beschriftungen und Erklärungen sind in Deutsch und Französisch gehalten. So schließe ich mit einem Besuch der Cassiopeia-Therme in Badenweiler am Freitag den 13. Mai meinen Urlaub quasi so ab, wie ich ihn gestartet hatte. 

Denn: was im Blog noch nicht auftauchte, da das "Tagebuch" erst in Katalonien begann: die erste Urlaubsübernachtung hatte in Bad Saulgau stattgefunden mit einem anschließenden Besuch der dortigen  "Sonnenhof-Therme".




Auch in Müllheim und Badenweiler wachsen Palmen und übrigens auch große Rosmarinsträucher (ohne Foto). Warm ist es auch. Ziemlich sogar. Ein Wärmegewitter hinterlässt Schwüle.


Trotzdem beschließe ich, das endgültige Urlaubsende (und der dazugehörigen nochmal fünfstündigen Fahrt auf überfüllten deutschen Freitag-Abend-Autobahnen mit Staus und Baustellenchaos) noch zugunsten einer kleinen Wanderung hinauszuzögern. Schöne Wanderwege gibt's hier schon auch. Viel Grün. Und: Ausschilderungen ;)


Ausblicke in die Weite und sogar Höhlen in den Felsen. Alles da.



*

Kleines Resümee zum guten Schluss

In den drei Urlaubswochen habe ich viel gesehen, erlebt und auch einiges daraus mitgenommen. Bin aber vor allem viel gefahren. Zuviel! für meinen Geschmack und meine Neigungen. Von den exorbitanten Diesel- und Mautkosten mal ganz abgesehen. Alleine davon hätte ich anderswo einen Luxusurlaub verbringen können.  Daher wird eine solche Tour in diesem Format vermutlich nicht mehr wiederholt sondern anders angegangen. 

So, dass weniger Tage im Auto und auf Strecken verbracht wird. So, dass mehr "Ankommen" und "Dort sein" stattfinden kann.

Heißt konkret: frühestens in Rentenzeiten - sollte bei mir dann noch das Bedürfnis danach vorhanden sein - werde ich derartige Strecken nochmal im Wohnmobil zurücklegen. Mit deutlich mehr Zeit.

Die jetzt noch üblichen max. drei zusammenhängenden Urlaubswochen auf kürzere Ziele verlegen oder eben mit anderen Transportmitteln als Auto oder Wohnmobil planen.

Also ab jetzt: Schwarzwald, Harz, Bayerischer Wald und Böhmerwald, Pfalz, Kärnten, Tirol und andere Gegenden Österreichs .. und es gibt ja noch die Schweiz, viele Ziele in Italien ... auch mit weniger Kilometern lassen sich tolle Gegenden finden.  Bei drei Wochen Zeit würde ich den Fahrradius keinesfalls mehr höher setzen als 1.000 Kilometer (eine Woche: max. 500 Kilometer, zwei Wochen max. 800 Kilometer ... so irgendwie ...). Immer mit der Tendenz: drunter bleiben.

Klar: alle genannten Ziele sind weniger "wild" als die viel weniger übervölkerten Länder des Südens, sind enger, sind oft wegen hoher Nachfragen vorzubuchen oder - außerhalb der diversen Ferienzeiten - kalt, nass und nur mit Glück "wohmobilkuschelig" für eine wie mich, die Wärme, Freiheit, Natur aber auch und insbesondere viel Licht schon im Frühling oder wieder im Herbst liebt. Aber die Infrastruktur in vielen Dingen ist komfortabler. Wie sagt der Volksmund so treffend: "Du kannst nicht alles haben." Oder um es mit Kurt Tucholsky auszudrücken ( aus "Das Ideal"): 

"Ja, das möchste!

Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.

Etwas ist immer.
Tröste dich.

Jedes Glück hat einen kleinen Stich.

Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
das ist selten."

(1927)



Einige Stichpunkte und Randgedanken auch noch - einfach mal so zusammenhanglos in den Raum geschrieben:


  • Autofahren: die Tempolimits in F und E  (130 km/h auf Autobahnen und 90 km/h auf Landstraßen, weitgehend 30km/h innerorts) empfinde ich als extrem entspannend und den Verkehrsfluss beruhigend und entstressend. Ist in D wirklich lange überfällig! (by the way: obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe, alle Regeln einzuhalten, ist mir wohl ein Tempolimit-Schild durchgeflutscht. Gestern kam die schriftliche Forderung aus Spanien, 50 Euro zu überweisen, weil ich mit 105km/h geblitzt wurde, wo 90km/h erlaubt waren).

  • Die Spanier habe ich so als Rundumeindruck (mir ist bewusst, dass es alle Sorten an Menschen überall gibt aber es gibt nun auch oft gegendtypische Gesamteindrücke) als extrem entspannte, freundliche, gelassene und auch als Autofahrer sehr rücksichtsvolle Zeitgenossen erlebt (die Franzosen auf der Durchreise nicht ganz so ...). Gefördert wird dies  beim Autofahren wohl auch durch eine Infrastruktur, die Rücksicht vielerorts erzwingt. So sind die Zebrastreifen fast überall nicht nur aufgemalt sondern auf erhöhte Fahrbahnschwellen verlegt, die ein Abbremsen davor schlicht erzwingen. Überhaupt finden sich in Ortschaften viele dieser den Verkehrsfluss verlangsamenden Schwellen, Rüttelstreifen etc. Find' ich gut. Will ich hier auch haben!

  • es gibt auf den innerländischen Autobahnen dort deutlich mehr "Grün- und Wildbrücken" als in Deutschland. Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck. In Frankreich waren auf der letzten Autobahn genau von diesen sehr viele aktuell im Bau. Es ist mir schon 2019 in Kroatien aufgefallen, dass dort mehr davon als hier vorhanden sind. Dabei ist Deutschland doch viel "vom Verkehr zerfressener". Wieso hat ein derartig wohlhabendes Land so wenig für seine Wildtiere übrig? Oder was sehe bzw. interpretiere ich falsch?

  • Betrifft: die noch viel kleineren Wildtiere: in Spanien hatte ich - trotz Monokulturwüsten und vieler sehr trockener, pflanzenarmer Landstriche - permanent von toten Insekten zugekleisterte Windschutzscheiben, Scheinwerfer, Kennzeichen ... ich musste so oft es ging putzen und  schrubben (gar nicht so einfach bei einem so hohen Mobil), der gelegentliche Regen kam gelegen für bessere Durchsicht. Alles  an der Mobil-Vorderfront war schwarz, braun, gelb, orange und rot zugebatzt von Insektenmatsch und Insektenblut. Abgesehen davon, dass mir auch der Tod dieser kleinen Viecher ans Gewissen ging ... immerhin zeigt das: es gibt davon ziemlich viele.
    Auch viel viel mehr Vögel, Reptilien etc. hört bzw. sieht man unterwegs auch dort, wo keine Naturparks sind. Auch dort, wo es eher industriell, verkehrslastig, monokulturig zugeht. Wie kann das sein? Es wird sich oft darüber beschwert, dass in diesen Ländern Vögel zum Essen gefangen werden. Ja klar - mag unschön sein. Aber immerhin gibt es da welche. In Deutschland scheinen sie großflächig gleich vergiftet zu werden.
    Denn: es ist auffällig - nach Verlassen des Loire-Gebiets schon in Frankreich auf Deutschland zu  zeigte sich kaum noch neuer Insektenbatz auf dem Fenster. Stetig abnehmend. Und kaum in Deutschland angekommen: VORBEI! Alle paar Stunden mal eine Mücke, ein Falter oder irgendwas. Aber weit weg von den Dauereinschlägen vorher. Sehr auffällig. Daher die Frage: was wird in Deutschland anders gemacht, dass die alle tot sind? Dass es kaum noch Kleinleben in der Luft gibt? Hier ist es viel grüner, scheint optisch viel lebendiger, was Pflanzen und Bewuchs angeht. Aber: kaum Insekten, kaum Vögel. Finde ich bedenklich.


5 Kommentare:

Elke hat gesagt…

Liebe Lizzy,
von Therme zu Therme geurlaubt, und gaanz viel Inhalt und Erlebnisse dazwischen!
Interessant, dein Resümee. Klar, es waren viele km, aber ohne die wäre dann auch manches entfallen. Irgend ein saurer Apfle liegt immer rum, in den man beissen muss. Wie dur schreibst, dann nächstens eben andere Ziele und Routen, bis zur Rente mit mehr Freizeit ist ja auch nicht mehr sooo lange hin.
Sehr spannend fand ich deinen letzten Fazitpunkt, die Insekten. Das fiel mir auch die letzten Jahre immer wieder auf, dass früher mehr am Auto klebten, deutlich mehr. Mir schien aber auch, dass es dieses Jahr wieder ein paar mehr sind als zuletzt. Dass aber gerade Spanien das Insektenparadies ist, wusste ich nicht und hätte ich auch nicht gedacht. Deine Feststellung, dass wir vieles dem Verkehr opfern, zu vieles, teile ich voll und ganz.
Nun aber gute Re-Start in den Alltag und möge die rote Lampe am WoMo keine großen Ärgernisse kundgetan haben.
Liebe Grüße
Elke

lizzy hat gesagt…

Hallo liebe Elke,

genau! die sauren Äpfel fliegen schließlich durchs ganze Leben. Mal reinbeißen, mal Kopf aus der Bahn ziehen aber immer möglichst lustig statt sauer bleiben :) und sollte ein Wurm auch noch im Apfel sein: daraus wird ein Insekt und er ist ein gutes Zeichen für die Umwelt. Immer einfach die positiven Aspekte in den Vordergrund rücken. Du hast das als Läuferin ja eh auch drauf, wie alle BlogleserInnen von dir lange wissen.

Zum Glück ist die Motorlampe nicht rot sondern gelb. Das lässt sich leichter ignorieren- nervig immer nur beim Anfahren das mehrfache schrille Piepen samt im Display durchlaufender Warnung. Zum Glück verschwindet das immer wieder schnell.

Werkstattkontakt ist erfolgt … Schrittchen für Schrittchen … bis zur Rente sollte alles wieder auf der Höhe sein *haha* Spässle gemacht. Ich werde dieses Jahr 60 und will ich ohne RentenAbschläge rausgehen aus dem Arbeitsleben, dann sind das noch sieben Jahre bis dahin. Da ist das „nicht mehr so lange“ also schon etwas relativ ;) Na, mal sehen …. vielleicht lässt sich ja was in fünf Jahren machen. Bis 65 arbeiten reicht doch eigentlich wirklich… aber so echte Gedanken mache ich mir dazu noch nicht. Oder wie meine Mutter immer sagte: „Wer weiß, was bis dahin ist …“

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
schön, dein Resumée zu lesen.
Ich kann deine persönlichen Kritikpunkte gut verstehen, aber wie du schreibst - es gibt ja auch andere / nähere Möglichkeiten, WoMo Urlaub zu machen. Und kommt Zeit, kommt Rente und damit wieder mehr Zeit!
Ich hoffe, der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ist flüssig gelaufen und wünsche dir ein langes Anhalten des Erholungseffekts. :)

lizzy hat gesagt…

Guten Morgen liebe Doris,

das Arbeitsleben, bei dem ich meine Zeit - übrigens in zwei recht unterschiedlichen Teilgebieten) gegen Geld tausche, umfasst ja nur noch 24h/Woche ( okay. diese erste Woche sind es gleich ein paar Stunden mehr und ging auch ordentlich zu). Aber Dschungel gärtchen, Katzen (die ja zum Teil roh gefüttert werden und ich bin für Vorbereitungen, Nachschub etc zuständig weil ich den Unsinn angefangen habe und das verwöhnte Katzenpack an ordinäre nicht aufgepeppte Futtersorten nicht rangeht), Wohnmobil frisch machen, um das Wohlergehen des unüblich lange im Kühlschrank geparkten Sauerteigs kümmern ( incl Nutzung - heißt: Kuchen und Brot backen), demnächst auch endlich wieder die Enkelkids …. ich schaffe es schon, mich mehr als nötig selber zu hetzen ;)

Jörg hat gesagt…

Spannende Urlaubseindrücke. Dein Resümee zu langen Wohnmobilreisen entsprechen meinen Vorbehalten.Aber Lust habe ich gerade auch, mal wieder weiter weg zu fahren.

Liebe Grüße
Jörg