22 Juni 2017

Neubrandenburg, Tollensesee und Umgebung - Impressionen


"Stadt der vier Tore" wird Neubrandenburg auch genannt.


Mir kam es vor, als wären es mindestens ein Dutzend Tore. Und drumherum, den Stadtkern mit beeindruckender Stadtmauer und den vielen Toren komplett umschließend eine wunderschöne grüne Promenade mit alten Bäumen, Rad- und Spazierwegen, Bänken zum rasten, Schattenplätzen - viel Grün!



Neubrandenburg zählt zu den Städten entlang der Europäischen Route der Backsteingotik 
 


Die Marienkirche nicht mehr Gotteshaus sondern Konzertsaal


Als mindestens so bedeutsam und prägend wie die Backsteine emfpand ich das viele Wasser


Überall zeigt sich auch, dass (Leistungs)Sport, sportliche Ausbildungen, Sportveranstaltungen für  Neubrandenburg eine wichtige Rolle spielen


Auch die Natur muss und kann sich nicht verstecken. Rund um Stadt und See(n) endlose Felder und Wiesen, auf denen es blüht und nach fast reifem Getreide, Kamille  und Kräutern duftet.


Weite, Raum und Aussicht lassen sich mit (Leih)Rad wunderbar erkunden


Der Seenrundweg führt durch malerische und größtenteils ordentlich herausgeputzte Ortschaften


Das Verpassen einer Abbiegung des Tollenseseerundweges bescherte mir und meinem Leihrad ca. 20 zusätzliche Kilometer. Aber auch das Finden mehrerer weiterer Seen, die - obgleich extrem idyllisch und schön, menschenleer nur der Vogel- und übrigen Tierwelt zu gehören schienen.



Auch dieser See, nur wenige Meter neben einer Landstraße gelegen, lockte zu Rast und Genuss.


 Ein sonniger und heißer werdender Tag lockte zum Suchen und Finden einer wunderschönen Stelle am wochentags fast menschenleeren Tollenseseeufer. Mit Beinen baumelnd im See lässt sich dort wunderbar auf einem im See liegenden Baumstamm meditieren, lesen, faulenzen. Stundenlang!

 

Nicht nur die Backsteinarchitektur prägt Neubrandenburg. Auch Siedlungen und Gebäude der etwas komprimierteren Art prägen  das Bild von Stadt und Land. Meist finden sich aber schon 5 Fahrradminuten entfernt wieder Landschaft und Idylle pur.


Gelegentlich machen sich auch  die ... etwas nationalpopulistischeren Tendenzen der Gegend sicht- und bemerkbar.  Aber für mich schienen sie das Bild zumindest nicht zu dominieren und ich fand auch Botschaften und Zeichen vom Wunsch nach Frieden und Gemeinschaft. In diesem und in Mahatma Gandhis Sinne verabschiede ich mich bis zum nächsten Blogeintrag mit einem herzlichen "Namaste".

17 Juni 2017

Toll! Toller! Tollense! Seelauf in MVP


Statistik: 

Meine Zeit: 1:04:46 (entspricht 6:28 min/km)
AK W55: Platz 16 von 21 (Platz 1: Block, Beate (Jg.61) in 49:30)
Frauen gesamt: Platz 178 von 273 (Siegerin: Möck, Fanny (Jg. 88) in 41:45)

Gesamt-gesamt rauszukramen war mir zu mühsam - die pdf-Liste ist nach Brutto-Zeiten sortiert. 
Trotzdem der Sieger samt Zeit: Sönsker, Peer (Jg. 98) in 31:24

Der Lauf:

Beim Aufbruch zum Start plagten mich weder große Lauflust noch Laufunlust. Es plagte mich allerdings eine bleierne Müdigkeit, die mit Sicherheit keiner schlaflosen Nacht oder sonstigem Schlafmangel geschuldet war. Im Gegenteil schlafe ich hier im "Landhotel Broda" unfassbar gut und tief. 

Kenne das Phänomen aber von einigen früheren Läufen (nicht von allen): bleierne Müdigkeitsattacken im Vorfeld, Eindösen, Sekundenschlaf noch vor Ort, beim Transport zur Strecke, auf Treppen, angelehnt an Turnhallenwände oder Garderobenschränke ... selbst vor einigen Marathonläufen kam es vor, dass ich kaum die Füße hochheben konnte und über Kopfstein-Zuwege schlurfstolperte mit dem Gedanken: "Himmel, wie soll ich jetzt stundenlang laufen können, wenn ich im Gehen fast einschlafe und Kiefer-Gähnkrämpfe mit heftigem Müdigkeits-Tränenfluss nicht in den Griff bekomme? ..." Viele der darauf folgenden Läufe gehörten anschließend zu meinen besten oder liebsten.

Auch der heutige Tollenseseelauf wird ohne jeden Zeitrekordverdacht oder sonstigen Höhenflug dazugehören.  Denn es ist ein schöner Lauf! Gut organisiert, der Bustransport (auch im vollgestopften Bus lässt es sich gut einnicken - einen Sitzplatz durfte ich mir trotz Überfüllung besten Gewissens genehmigen, da eindeutig zu den ältesten Mitfahrern zählend ;) nach Klein Nemerow perfekt organisiert, das Wetter ideal, die Laufstrecke wunderbar: viel Waldweg-Anteil, kühlender Wind vom oft durch die Bäume sichtbaren See bei Temperaturen um 20ºC.

Vorgenommen hatte ich mir: NICHTS! Außer: die 10 Kilometer durchzulaufen für's kmspiel und dafür eine Medaille überreicht zu bekommen. Hätte auch in Kauf genommen, Letzte zu werden. Beim davor für mich letzten 10k-Wettkampf im Herbst 2016 in Bremen war ich mit heftigen Knieschmerzen nach 1:07 ins Ziel gehumpelt und hatte für den Rest des Jahres monatelang gar nicht mehr laufen können. Auch in diesem Jahr - das Knie gab wieder Ruhe aber diverse andere Baustellen reihten sich aneinander - nahm die Speckpolsterung schneller zu als meine Laufumfänge. Unter 15 Wochenkilometer im Durchschnitt, immer schneckenlangsam, nie mit gemessener Zeit, häufig mit Pausen dazwischen ... ich ging von einer noch wesentlich langsameren Zeit als in Bremen aus und hatte keinerlei Problem mit dieser Annahme.

Stellte mich ganz hinten bei den letzten auf, plauderte etwas mit den beiden Schlussläufern und trabte nach Startschuss gemütlich los. Schnell zeigte sich: so GANZ und gar hinten bin ich auch bei gemütlichstem Tempo falsch. Zu unrund, zu hakelig hier. Aber insgesamt schon okay, nur im Wellnesstempo durch die Botanik zu joggen. Schön hier! Bis Kilometer Eins blieb ich noch weitgehend hinten, dann zog ich - ohne Hast und Drang und nur wenn sich geeignete Stellen zeigten - an den hintersten LäuferInnen vorbei. Bis Kilometer Fünf etwa ausschließlich in einem (mir unbekannten, da ohne Uhr unterwegs) komplett anstrengungsfreien Wellnesstempo.

Hier irgendwo war es, als vor mir zwei mehr oder weniger junge Männer als Tempomacher zu nutzen begann. Sie liefen angenehm locker und gleichmäßig, unangestrengt und hatten so viele Tattoos auf Armen und Beinen, dass ich mich in eine Art meditative Betrachtung derselben versenkte. Die beiden Männer wiederum schienen sich in die Betrachtung der vor ihnen laufenden Frauenrückansichten zu versenken denn lange blieben sie hinter einer jungen Dame mit wippend-blondem Pferdeschwanz und bei aller sonstigen Schlankheit nur etwas ausladenderem und damit ebenfalls leicht hin und herschwingendem Hintern. 

Gerade am Vortag hatte ich irgendwo aufgeschnappt, dass derart leicht voluminösere Frauenhintern momentan wieder modern sind und den klapprig-knackigen Pos den Rang ablaufen. Dachte mir: gut, dass ich an dieser Art Wettbewerb der Körperlichkeiten nie sonderlich teilgenommen habe und nun aus Alters- und Beziehungsgründen komplett aus dem Rennen bin! Denn: egal, wie fett ich ansonsten werde: mein Hintern folgt dem aktuellen Schönheitsideal der zunehmenden Breite eher nicht. 

Die beiden kriegsbemalten Männer vor mir wurden dann doch irgendwann schneller, überholten die auf diverse Art wippende Vorläuferin und ich musste mich entscheiden, wen ich als Tempomacher bevorzuge bzw. ob ich selber auch ein bisschen an Tempo zulegen oder doch nur weiter im Wellnesstempo am See entlangjoggen möchte. Entschied mich für ein bisschen mehr Tempo, blieb hinter den Tattoos, ließ mich von ihnen an reichlich anderen LäuferInnen und Grüppchen vorbeiziehen.

Irgendwo zwischen Kilometer Sieben und Acht meldete sich - kurz nur und ohne Schmerz oder größere Problemlastikeit - mit einem winzigen Ziepen mein Knie zu Worte. Ich interpretierte das leise Räuspern von unten links als: "Obacht, meine Liebe! Gerade ist alles wieder heil und läuft. Wäre schon blöd, das für einen Lauf auf's Spiel zu setzen, bei dem wir nun wirklich keine Blumentöpfe gewinnen werden." Gab ihm Recht, dem Knie und ließ die beiden Jungs, die nun noch deutlich an Tempo zulegten, dahinziehen. 

Den allerletzten Kilometer im Seepark auf's Ziel zu, den lief ich aber doch wieder etwas flotter. Insgesamt aber kein einziges Mal während der 10 Kilometer auch nur ansatzweise in Luftnot kommend. Beine mit Füßen, Muskeln, Sehnen und was noch so alles dazugehört: problemfrei und fit. Auch jetzt, im Nachhinein. Damit ist Mecklenburg-Vorpommern auf eine wirklich angenehme Art und Weise abgehakt im Spiel: "Lauf die Länder". Außerdem - und das ist gleich nochmal viel geiler :o) - das grandiose Gefühl: "Das wird doch nochmal ein bisschen was mit mir und der Lauferei! Die Gräten sind wieder bereit."

Wie gut, dass ich noch zwei Urlaubstage am See habe, ein - wenn auch leicht Oma-haftes - Leihrad und auch das Wetter ist wieder wesentlich freundlicher als es das noch gestern Abend zum Fotozeitpunkt war.