31 Dezember 2021

Wilde Jagd - die Rauhnächte und das Ende des Kalenders

Es ist die Zeit der Geister und umziehenden Seelen. Der frühzeitig verstorbenen Wesen. Die in den Nächten zwischen den Jahren (und je nach Gegend und Gebrauch auch davor und/oder danach) eine wilde Jagd veranstalten.

Ein spannendes, mystisch-berührendes Brauchtum, wie ich finde. Zudem bleibt zu hoffen, dass sich die Geister nicht streng an alle Coronaregeln halten und davon unangefasst ihr Wesen treiben, dabei alle Altlasten auskehren aus dem scheidenden Jahr. Mit sich ziehen, was ungebühriges Verhalten zeigt (meiner Meinung nach gehört dieses nervige Virus dazu) und fürderhin auch mit dieser Ungestalt in den rauhen Nächten wild durch die Lüfte jagen. Zeit für neu gestaltete Perchtenkostüme. Wieso nicht mal kugelrund mit Knubbeln dran?!

"Kugelrund" als Stichwort lässt die Frage aufkommen: hat es geklappt bei mir mit der geplanten Abnehmerei? Tja ... anfangs sah es gut aus. Dann stabilisierte sich das Gewicht und nun gehe ich wieder auf dem Level vom Jahresanfang auch aus 2021 heraus. Hätte schlechter aussehen können ... aber trotzdem *narg*

Die Gicht gab Ruhe, der Tophus schrumpft langsam aber sichtbar vor sich hin. Dank der immer pflanzlicher ortientierten Ernährungsform? Wer weiß ...? Vor Krankheiten blieb ich nahezu verschont. Bisschen steif-unbeweglich-maulender unterer Rücken immer mal wieder (Gruß von den nach Bruch verheilten Lendenwirbeln? wer weiß ...?) und nun haben die wilden Jäger mir einen Infekt incl. Lippenherpes als Jahresabschlussgabe hiergelassen. Soweit aber alles beherrsch- und auslebbar.

 

Kleiner Auszug aus einem Gedicht, das mir gefällt:

 

 Dezember

Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

 .

 
Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man's versteht.

 .

.

 
Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht."

Dezembergedicht
Dezembergedicht

 (Erich Kästner)

 

Die Lauferei über's Jahr - es geht immer stärker in Richtung: "Joggschleicherei" (könnte auch mit den verheilten Wirbeln zu tun haben. Jedenfalls bilde ich mir ein, dass sich meine Laufdynamik seitdem dauerhaft verändert hat. Hin zu "ohne Dynamik"), brachte trotz allem eine stattliche Kilometerzahl zusammen, die vorgestern beim Erreichen von  2021 Jahreskilometern beendet wurde:

 


 

 In Bezug auf weitere Aussichten, Pläne, Vorsätze ... halte ich es nochmal mit Kästner:

 

Die Silvesternacht

Man soll das Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.

Je üppiger die Pläne blühen,
um so verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
und schließlich hat man den Salat!

Es nützt nicht viel, sich rotzuschämen.
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm! Und bessert euch drauflos!

Erich Kästner


In diesem Sinne: 

bis nächstes Jahr! Mögen alle bösen Geister erfolgreich vertrieben werden.



13 November 2021

Niederbayrischer Miniweltnabel Dingolfing an der Isar

 

Wieder eine Fahrt  über die A92 (heute nachgereicht - schon vor einer Woche stattgefunden) und wieder ein Rückweg-Zwischenstopp am Rande der Autobahn. In Dingolfing. In Bayern und vermutlich auch darüber hinaus ist die Kreisstadt zwischen Landshut und Deggendorf vor allem bekannt für das große BMW-Werk. Im Gegensatz zur Dingolfinger Alt- und Innenstadt von der Autobahn aus gut zu sehen.

Dem obigen Foto unschwer zu entnehmen: das Städtchen sieht sich ein wenig als Nabel ... wenn nicht der Welt, dann doch zumindest von Niederbayern. Was einen wahren Kern hat. Als größter Arbeitgeber der Region dominiert die Präsenz des Münchner Autobauers viele Bereiche und so ist auch die Innenstadt und sind die umgebenden Anlagen und Einrichtungen deutlich besser in Schuss als die der unweit gelegenen und kürzlich besuchten Stadt Landau. Auch die Landschaft mit Radwegenetz an Isar und über Land mit den umgebenden und oft bewaldeten oder felsigen Höhenzügen und Hochufern im Umfeld macht einen lebenstauglichen Eindruck. Genauer überprüft habe ich es (diesmal noch) nicht. Es blieb beim ca. 3stündigen Kurzbesuch des Städtchens.



In der sonntäglich sehr ruhigen Oberstadt befindet sich in attraktivem Gebäude ein Museum, das "spannend statt verstaubt" zu sein verspricht. Kurzentschlossen trete ich ein, bin einzige Besucherin und stelle mit Erstaunen fest, dass Besucher gänzlich von Eintrittspreisen für das mit Museumspreisen ausgezeichnete Haus befreit sind. BMW lässt grüßen ;)

 


Es besteht aus zwei thematisch und räumlich getrennten Bereichen und beide erweisen sich als recht lebendig dargestellt, interessant und unterhaltsam. Auch ich als nicht sonderlich autoaffines Menschenwesen fühle mich von der Rad-geprägten technischen Ortspräsentation unterhalten.  Ich lerne unerwartet viel über Geschichte und Hintergründe dieses schon seit der Steinzeit von Menschen bevölkerten, oft besetzten und umkämpften, technisch immer findigen und lebendigen Landstrichs. Der Besuch war eine gute Entscheidung.



Den nachhaltigsten Eindruck des Tages hat allerdings ein kleiner unscheinbarer Zettel im Glaskasten für Aushänger der Klosterkirche des Klarissenklosters auf mich gemacht.

Unter relativ leichten Auflagen und ganz ohne Geld können hier - so das Versprechen - innerhalb einer Woche bis zu 8 Sündenablässe für Verstorbene "erarbeitet" werden durch Beichte, Kirchen- bzw. Kapellen-  und Friedhofsbesuche etc. Als Kirchenabtrünnige wird das Versprechen für mich nicht gelten - bin ja dadurch auch nicht mehr zur Kommunion zugelassen. Kann also wohl niemanden durch Bußübungen vom Fegefeuer in den Himmel befördern. Ob das mal jemand für mich versuchen wird?

 

 

Leider begegnet mir dort niemand, den/die ich fragen kann, wie sicher sich der/die Aushang-AufhängerIn bzgl. des Gelingens der Übungen ist. Woher die Zuversicht rührt. Sonst hätte ich das gefragt.


*


 


02 November 2021

herbstlicher Halloween-Wanderlauf am Lech-Erlebnisweg von Schongau bis Füssen

Fünfzig Kilometer wären die drei Etappen  des Lech-Erlebnisweges von Schongau bis Füssen lang bzw. weit gewesen. Am Stück gewandert oder gelaufen. Dies zu tun, so lautete die ursprünglich grobe Idee angesichts des prognostizierten Schönwetter-Monatsletzten im diesjährigen Oktober. Mal wieder testen, was so geht mit den im Oktober und überhaupt im vergangenen Jahr  viel zu wenig genutzten Beinmuskeln.

Mit Bayernticket und geschenkter Uhrumstellungs-Zusatzstunde noch vor sechs Uhr in die S-Bahn gestiegen, fuhr selbige und die folgende Regionalbahn bei Sonnenaufgang entlang des Starnberger Sees weiter nach Schongau, wo die dritte Etappe des Lech-Erlebnisweges startet.

 

 Der Schongauer Bahnhof liegt außerhalb der etwas höher gelegenen Altstadt und weil Altstädte an noch halbverschlafenen Sonntagsmorgenden meist weitgehend uninteressant sind, sparte ich mir den Abstecher dorthin für spätere Zeiten auf und begab mich umgehend zum Start der Etappe am Lechufer.

Eine wirklich ganz und gar wunderbar zu wandernde und zu joggende Strecke erwartete mich. Erstaunlich leer und einsam. Nachdem die anfänglich noch flanierenden Morgenrunden-Hundespaziergänger in Stadtnähe passiert waren, folgte am Hochufer des Lech nur noch Einsamkeit auf weichen Waldpfaden, Weitblicke mit zunächst noch milchig-verschleiert in der Ferne auftauchendem Bergpanorama.

 

 
 
Im Wechsel langsam joggend, wandernd, knippsend und genießend erreichte ich nach einer Wege-Verirrung und damit leichten Wegverlängerung ca. 25 Kilometer später gegen Mittag Lechbruck, wo die offiziell dritte Etappe des Lecherlebnisweges endet.  


 
Die Beine meldeten beginnende aber noch undramatische Ermüdungserscheinungen und bei einem riesengroßen und wirklich sehr leckeren Eis in der örtlichen Eisdiele ging ich in mich. Fragte mich, ob ich es tatsächlich mit aller Gewalt auf Leiden, Muskelkater und Schmerzen anlegen will. Bei einer nochmal etwas längeren Strecke als die bis hierher zurückgelegte war von all dem auszugehen. Geradezu mit Gelinggarantie. 
 
Fast eineinhalb Jahre, einen überstandenen Wirbelbruch und einen extrem schmerzhaften Gichtanfall, der sich eben genau einmal jährte und zum Glück ohne Nachfolger geblieben war, war es her, seitdem ich vergleichbare Strecken zu Fuß zurückgelegt hatte bei den Umrundungen von Starnberger See und Ammersee im Jahr 2020. Danach zwar viel im Schneckentempo gejoggt und hier und da ein bisschen gewandert. Aber eher so im Wellness-Komfort-Bereich bis maximal 15 Kilometer.

 
 
Werde ich alt und bequem? Bin ich es schon? Zieht gar Altersweisheit ein? Sei es, wie es wolle: komplett und ohne einen Hauch von Bedauern, Versagengsgefühl oder selbstgestricktem Leistungsdruck stieg ich ein weiteres Eis später in einen Linienbus Richtung Füssen. Genoss die Strecke der Folgeetappe aus der Ferne durchs Busfenster die Landschaft beschauend.

Erst in Rieden - also schon innerhalb der fünften und letzten Etappe des Weges - stieg ich wieder aus, wanderte zum Forggensee und legte die letzte Teilstrecke von ca. 10 Kilometern mit Blick auf's entfernte Schloss Neuschwanstein wieder zu Fuß zurück. Strunzzufrieden und mit dem Wissen, dass sich die Beine ge- aber nicht überfordert fühlen würden. Einfach mal wieder langsam reinschnuppern in weitere Wegestrecken. Ausbauen kann frau immer noch. Irgendwann. Vielleicht. Schaun'mer mal ....
 
Einen Ärgerpunkt gab es dann doch noch: die letzte Etappe endet offiziell am Lechfall in Füssen und - soviel wusste ich bereits - bietet herrliche Fotoperspektiven. Insbesondere jetzt im Herbstgold. Zum dritten Mal führte mich mein Weg heute nach Füssen; noch nie hatte ich den Fall gesehen und folglich auch nicht fotografiert. Weil aber ein passender Zug nach München passgenau zu meiner Ankunft am - vor dem Lechfall liegenden - Bahnhof angekündigt war und der nächste erst 1,5 Stunden später und mit längerer Dauer fuhr, ich zudem großen Hunger hatte, mir aber nichts an Imbissen kaufen mochte (zu Hause wartete kiloweise Gemüse auf die Verarbeitung und außerdem wollte ich pünktlich zum Tatort dort sein ... was beides gelang)  ... verschob ich die Besichtigung des Lechfalls auf einen späteren Zeitpunkt, der sicher kommen wird. Die Gegend bietet noch viele interessante Kurzurlaubsmöglichkeiten.

Mit An- und Rückweg zur S-Bahn haben meine Beine mit den immer wieder zippernden Füßen dran an diesem goldenen Herbsttag irgendwas um die 35 Kilometer zurückgelegt. Müde zwar und ein wenig hakelig. Aber weit entfernt von Schmerzen oder echtem Muskelkater. In den beiden Folgetagen war gemütliches Joggen problemlos möglich. Die Beschaulichkeit des unehrgeizigen Alterns hat eindeutig Vorteile ;-)
 
Zumal eine andere Belastungs-Langstreckenprobe in dieser Folgewoche bewältigt werden will: drei Opernbesuche innerhalb von fünf Tagen  - eindeutig härter und fordernder als die paar Weitwanderkilometerchen  ;-D

*



26 September 2021

Urlaubspotpourri September 2021

Eingeläutet wurde der diesjährige Sommer-Herbst-Urlaub mit meinem 59sten Geburtstag in den Limesthermen von Bad Gögging. Anschließend zusammen lecker essen in Vohburg an der Donau. Herrlich! 

Nach einem weiterhin genussvollen Wochenende ging's am Dienstag darauf weiter zur Nürnberger Freundin zu - für den Anfang -  einem abwechslungsreichen Tag in der Fränkischen Schweiz ...

 

... mit Walberla-Spaziergang ...

 ... am Folgemittwoch zu zweit im Mobil weiter nach Thüringen. Ein bisschen Goethe, ein bisschen auch was andres ....

 


... und auf jeden Fall viel frische Luft, Gipfeln mit Ruh', Wipfeln ....  und am Aussichtspunkt verewigte sich ein des Goethe-Wanderwegs würdiger Nachfolge-Dichtkünstler :o) (siehe Fotocollage Mitte)

Vom am darauffolgenden Samstag stattgefunden habenden Abitreffen - sage und schreibe vierzig Jahre und ein halbes ist es her, dass wir in der Stiftsschule St. Johann im hessischen Amöneburg unsere geistige (?) Reife bescheinigt bekamen - existiert lediglich ein Foto vom extrem gastlichen Stellplatzasyl mit Familienanschluss ;) Die Feierzeit viel zu schade für Geknippse.





Meine eigene Schulzeit vor 40,5 Jahren beendet, begann die meiner zweitgeborenen Enkelin in der Woche nach dem ErinnerungsTreffen ... 

... mit reichlich durchwachsener Stimmung beim Einschulungskind.






 Für mich danach eine Wanderung vom Aktivzentrum Bodenmais zum Mittagsplatzerl



Ab und zu urlauben der beste Ehemann der Welt und ich auch gemeinsam ;-)

Zunächst einige Tage in der Oberpfalz mit Kanufahrt in Bodenwöhr, Wanderspaziergängen, Genuss- und Chill-Einheiten und natürlich einer reichhaltigen Fotoausbeute.

 


 

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss

 


der Grundlsee in der Österreichischen Steiermark



 

genussvolle Tage an Grundlsee und Toplitzsee

 

nicht nur sportlich - aber schon auch ein bisschen. 

 

 

ein Tag mit Seerundfahrt im Kanu,

 


 Almwanderung
(immerhin irgendwas zwischen vier- und fünfhundert Höhenmetern waren's schon. So richtig Bergwanderung mit mehr und Überschreiten der Baumgrenze wurde es dann - leider - doch keine mehr).

 

 einer Schwimmeinheit im ziemlich frischen Bergsee,

 

 

 und morgendlich gemeinsamer Seeumrundung zu Fuß.

 

Feststellung bzw. Fazit des Urlaubs: Schule und Lernen sollte in erster Linie reisend und  mit allen Sinnen erlebend stattfinden. Was sicher keine bahnbrechend neue Erkenntnis ist. Aber viel zu selten in die Praxis umgesetzt wird. Zumindest ich konnte mir in Schulzeiten quasi nichts! merken - zumindest nicht über einen Test hinaus  -  was mit Geographie, Geschichte, Politik etc. zu tun hatte und per Zahlen und BuchBuchstaben vermittelt werden sollte. 

Unterwegs laufen mir so ganz nebenbei Namen, Orte, Zusammenhänge und Appetithäppchen für - nur noch als Hirnballast benötigten ;-) Wissenszuwachs über den Weg, die vermutlich bis zum Hupf ins Grab im Hirn eingebrannt bleiben. Fürsten, Herzöge, kaiserliche Herrscher samt Gemahlinnen und Lebensläufen, erdgeschichtliche Entwicklungen und unvorstellbare Zeitenläufe ... all das vor aufnahmebereiten Augen schmeichelt sich mühelos und ohne Lernaufwand ins alternde Hirnkasterl.

*

 








17 August 2021

Zwischenstation Landau an der Isar, wachsender Stein und Klugscheisserei-Hirnballasterweiterungen

Wie die Leser meines Blogs wissen, mag ich es, bekannte Wege durch Zwischenstationen an bisher unbekannten Orten zu bereichern. So auch am vergangenen Sonntag, an dem ich die A92 bei Landau an der Isar verließ, um das mir bis dato unbekannte Städtchen zu erkunden.

 

 Die Isar trennt hier Unterstadt von Oberstadt und ist ein netter Blickfang

 

Auf dem weiteren Weg in die Alt- bzw. Oberstadt mit Marktplatz und Brunnen (ganz unspektakulär nett aber weit entfernt von sonderlich idyllisch oder ansehnlich - ich habe tatsächlich vergessen, Brunnen und Marktplatz zu fotografieren ...) werden die Blicke eher von Leerstand und Verfall der Häuser und Geschäfte eingefangen. So ein bisserl trostlos kommt mir alles vor ...

 

 

 Wenn ich versuche, es positiv zu sehen, fallen mir folgende Punkte zuerst ein: 

  • das Eis (in einer Gewerbegebietstraße) war ganz okay.   
  • wer Döner, Kebab, Schnellpizza oder Falafel mag, findet alles an den entsprechenden Imbissen schnell (Anmerkung: ich mag Falafel ;)
  • Daddler und Spielsüchtige ... haben die Auswahl aus diversen (wie mir mal von fachkundiger Person erzählt wurde meist Geldwäsche-) SpielHallen  ... 

Nungut - letzter Punkt ist sicher eher doch nicht uneingeschränkt positiv zu bewerten .... Für mich jedenfalls wäre Landau an der Isar nicht unbedingt ein Wunsch- und Sehnsuchtsort ;)

 

 

 Wenn alle Stricke reissen ... in Bayern gehen ja die Kirchen immer. Also auf zur Suche. Tja ... die erste ist erstens zu und zweitens nicht überzeugend.

  Nächster Versuch: die Wallfahrtskirche "Maria im Steinfels" - schon atmosphärischer und gut geeignet für eine andächtige Verweil-Viertelstunde an heißem Sommertag. Wobei das nur im Vorraum geht - der Hauptraum der Kirche ist aus Sicherheitsgründen verschlossen und verbarrikadiert. Der in den Felsen gebaute Altar lässt sich nur durch's Gitter knippsen.

 

 Durch die Oberstadt schlendernd passiere ich ein dortiges "Museum für Steinzeit und Gegenwart" und beschließe spontan einen Besuch.

 
Viel für mich interessantes gibt es nicht zu sehen. Nett: ein filmischer Rundflug über Stadt und Isar, lehrreich: ein Quiz über die genetische Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Beschämend: die Berechnung des individuellen ökologischen Fußabdrucks.

Besonders angetan aber hat es mir meine Namenskollegin LIsar (zu lesen allerdings nicht als Lisa.R sonder L(für Landau und dann an der)Isar die vor ca. 7000 Jahren in der dortigen Gegend im für damals nahezu biblischen Alter von ca. 60 Jahren nach einem entbehrungsreichen Leben mit Zahnschmerzen und Kieferentzündungen gestorben ist. Anhand des gefundenen gut erhaltenen Skeletts, der Grabbeigaben und erhaltenen Zeichnungen und Funde wurde sie rekonstruiert. Einen Kopf kleiner als ich macht sie ansonsten einen recht aufgeweckten Eindruck. Wie lange auch immer ihr Leben her sein mag ... ich fühle mich ihr spontan ein wenig verbunden.

 
Ein paar Kilometer weiter geht's noch bis nach Usterling, wo eine weitere Kapellenbesichtigung ansteht.  Nojo ... nur der Vorraum kann betreten werden, alles überall auch hier abgeschottet, zugeschlossen, gesichert. Selbst in diesem winzigen abseits gelegenen Nest. Scheint nicht so die sichere und von Vertrauen ans Gute der Menschheit geprägte Gegend zu sein.

 

Der wachsende Felsen von Usterling. Schon interessant irgendwie.
 
 
Er liegt in der Nähe des Isarradwegs und einige Radfahrer sind ebenfalls dort um ihn zu bestaunen.


 
  Sagt einer: "Ich will den jetzt aber wirklich wachsen sehen. Vorher gehe ich nicht weg!" Ichso: "Na dann viel Spaß hier die nächsten paar tausend Jahre." ;-D

 

Anekdote des Tages

 
Beim Aussteigen am Parkplatz zum Felsen parkte neben mir ein ebenfalls nicht mehr ganz junges Motorradfahrer-Paar. Als ich die Autotür öffne, zeigt SIE auf ein Schild auf der gegenüberliegenden Straßenseite, auf dem man vom Parkplatz aus nur "Zum Widder" lesen kann. Die Zeile darunter ist zumindest für unsere nicht mehr ganz jungen Augen auf die Entfernung nicht entzifferbar.

Sagt sie zu ihm: "Was das wohl ist? Gasthaus? Ich gehe mal gucken" und quert die Straße Richtung Schild. Sagt er hinter ihr her: "Was soll ein Widder schon sein. Ein Tier. Punkt!" 

Ich öffne - den Dialog mitbekommend - die Autotür und kommentiere ungefragt: "Oder ein Sternzeichen!" Er guckt mich irritiert an. Murmelt: "Stimmt, das könnte auch noch sein ..." im leicht genervten Blick die unausgesprochene Meinung: "Wer hat DICH olle Tusse denn gefragt?!"

Setze ich - wiederum ungefragt - noch hinzu: "Ja, ich weiß. Klugscheissen macht nicht beliebt. Aber Spaß!" *harhar* ... Jetzt lachen wir beide. Er quert ebenfalls die Straße Richtung Schild, kommt strahlend zurück und triumphiert: "HA! Jetzt ich auch! Weder Tier noch Sternzeichen. Und auch kein Gasthaus. Es ist eine Wasserförderanlage!"

Jetzt ichso: :-O "Was'n DAS? Nie gehört!" Gleich mal Google fragen und rausfinden: der hydraulische Widder - 1796 vom Franzosen Mongolfier erfunden. 
 
Mein Fazit des dann doch noch heiteren Tagesabschnitts bei Landau: selbst der harmloseste Sonntagsabstecher in die unspektakulärste Gegend neben der Autobahn bringt fast unausweichlich neuen "Hirnballast" mit sich. Den mensch vermutlich niemals mehr für irgendwas brauchen wird oder kann. Nicht für gute oder sonstwelche Noten, nicht für Beruf und Karrieren ... gradmal für garnix. Höchstens für gelegentliches Kluggescheisse. Aber das macht immerhin Spaß ;-D












27 Juli 2021

Blaubeuren mit Blau, Topf, Höhlen, Venusgestalt und geselligem Waldbaden

 

 
Die Tour von hinten aufgerollt, soll die kalenderbildtaugliche Felsformation "die küssende Sau" für hier den Anfang im Blogbericht stellen. Zu diesem Wanderzeitpunkt begann die Tour in angenehmer und zum Glück gleichermaßen fatalistisch-humorig eingestellter Gesellschaft zum "Waldbaden" im Wortsinn zu werden. Will sagen: es regnete entgegen aller Wetterprognosen schon ab dem Vormittag, was die später auszuwringenden Klamotten hielten.


 
Am Morgen davor ermöglichte das Wetter zum  Glück noch ein Frühstück am idyllischen Stellplatz nahe des Flüsschens "Blau"


 
So ganz ohne Kultur, Kirchenaltar und Dazugelerntes geht's natürlich auch nicht

 

"Die Venus vom Hohle Fels"

(älteste bisher gefundene Frauendarstellung)

 

 
Zwei wunderbare Spazier-Wanderwege rund um Blaubeuren bieten sich an.

 
Der Blautopf - heute eher türkis-grün

 
Er scheint dem Nichts und ohne sichtbaren Zufluss zu entspringen. Gespeist aus dem unglaublich verzweigten und bis heute nicht vollständig erforschten Höhlensystem unter der Schwäbischen Alb.



06 Juli 2021

Seitenpfade und Kulturschätze abseits des Trubels

In vielen Bundesländern sind Ferien und in Bayern geht's richtig zu! Staumeldungen im Radio ... aber unsere Autobahn herrlich frei und leer. Wir verlassen sie zuerst in Plattling für einen Abstecher zur Asambasilika in Altenmark-Osterhofen.


Direkt beim Abstellen des Mobils treffen wir den Pfarrer, der mitteilt, dass in einer 3/4-Stunde eine Taufe stattfindet, so dass wir - sollten wir sie noch vorher besichtigen wollen - uns sputen müssen. Die wenige Zeit für diese Basilika aber eigentlich nicht ausreicht. Wir Kunstbanausen sputen und begnügen uns mit eiligen Fotos. 

 Dramatische Szenen:

 

Besonders gefallen mir auch hier die Faltenwürfe aus Stein :-)



Weiter geht's. Nur wenige Kilometer entfernt die nächste besondere Kirche: die Barockabtei St. Mauritius in Niederalteich.

 


 Hier erfreut mich besonders der  Guntherbrunnen und die Information, dass der viertägige Gunthersteig hier seinen Anfang hat. Er begegnete mir bereits im März an anderer Stelle und weckte meine Neugierde. Ich mag es sehr, wenn Bausteine sich unvermutet  als solche zeigen und vorher ungeahnt zu einem größeren Puzzle zusammengesellen.

Auch hier wird ein Kind getauft, wir huschen trotzdem schnell und leise rein und mit einer kleinen Fotoausbuete auf Entfernung wieder raus. Sehen noch weitere Kirchen, die interessant sein könnten und ... lassen sie links und rechts des Weges liegen. Genug gefrömmelt und kultourt. Jetzt wird gewandert.

Und zwar zum Büchelstein, der für den Pichelsteiner Eintopf Pate gestanden haben soll. Woran ich aber einige Zweifel hege. Genau genommen sind es zwei Büchelsteine: der große und der kleine.

 


Wobei am Anfang des Weges ... na was wohl? .. eine Kapelle! .. steht


 
 
Schöner Weg, Wochenende,  perfektes Wanderwetter - aber kaum Mitwanderer unterwegs. 


 
es wird gearbeitet 

allerdings nicht von mir ;-) Rast am großen Büchelstein


Hier soll sich an Fronleichnam für jeweils 12 Sekunden der Fels auftun und das wegen seines Geizes verwunschene Edelfräulein rasselt aus dem Fels tretend mit seinem Geschmeide.


Kann Herr Loreley auf dem Felsen die Dame zum Rauskommen auch außerhalb von Fronleichnam bewegen? Offensichtlich nicht - sie bleibt verschwunden und rasselt nicht.


Weiter geht's zum kleinen Büchelstein. Angekündigt in feinstem Niederbayrisch auf einem Holzschild



Auch wenn's nur ein paar Meter weiter ist - eine gloane Rast kann nicht schaden.

 


Unterwegs bemooste Steine, die wirklich nach "Büschelsteinen" aussehen:


 
und gegen Ende des Weges erscheint im Wald .. was wohl? .. eine Kapelle! 
 
 

 

Äußerlich unscheinbar bis duster, finden sich im Inneren steinerne Knieabdrücke von Christus, der - einst hier zu Besuch unterwegs - die Aussicht so schön fand, dass er niederknieend die Abdrücke hinterließ und mit dieser Legende der Ort zum Wallfahrtsort wurde:

Im Inneren ein farbenfroher Altar:

 
*
 
Einige Kilometer weiter fuhren wir mit dem Mobil, bis sich ein sonnengefluteter Stellplatz nahe eines Sportgeländes zum Abendessen und für eine Übernachtung anbot. Auch das ein Plus dieser Gegend: so viel Platz auch für Mobilisten, dass niemand sich dran stört. Keine Verbotsschilder, Schranken, verscheuchende Amtsmenschen. In den Alpen geht es kaum noch ohne all das.
 
 
Einmal in der Gegend zieht die Sehnsucht natürlich zu den Lieben nach Zwiesel.



und auf dem Rückweg bekommt auch der Gatte den Glaswald nahe der Burgruine Weißenstein gezeigt. Diesmal ein Besuch im fressenden Haus und bei der Grabstätte Siegfried von Vegesacks, der es 1974 noch schaffte (mit Trick ;)  im Wald an einem Lieblingsplatz bei seinen Hunden zur letzten Ruhe finden zu dürfen. Beneidenswert.

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