Wert auf ein ästhetisches Erscheinungsbild für die Mitwelt darf
man ich nicht legen, wenn ich mich in den nagelneuen und noch nie verwendetenTriathlon-Badeanzug quetsche, die quietschenge Badekappe überstreife und darauf auch noch eine Schwimmbrille klemme. Ein Anblick für die Geisterbahn.
Triathlon-Badeanzug? Tja ... ich neige zu Übertreibungen - ein stinknormaler Discounter-Badeanzug hätte es auch getan bei meinem ersten Schwimmwettkampf-Versuch über 500m heute beim "swim and run", ausgerichtet vom
Sportclub Prinz Eugen in München.
Dass ich überhaupt auf die völlig absurde Idee kam, an einem Schwimmwettbewerb teilzunehmen, dafür muss ich mich bei
Anja bedanken. Danke Anja :o)
Kurzfassung:
Schritt1: Anja schrieb letzten Sommer in ihrem Blog, dass sie einen Kraulkurs besucht, ich mutmaßte, dass es sowas in München gar nicht gäbe, befragte im selben Zug Google, fand eine Unzahl an möglichen Anfänger-KraulKursen, einige davon in dem Schwimmbad, das für mich zwischen Wohnung und Büro liegt, so dass ich mich mich ohne Ums
chweife und längeres Verweilen zu einem davon anmeldete.
Schritt2: in Stunde 2 des besuchten Kraulkurses überwand ich erstmals im Leben meine Angst, während des Kraulschwimmens einzuatmen und erntete in Stunde 3 überschwengliches Lob der Schwimmtrainerin für meine "schöne Armarbeit", was - logisch, oder? - zur Folge hatte, dass ich mich noch am selben Tag zur wenige Monate später stattfindenden Schwimm- und Laufveranstaltung "swim and run" anmeldete, einen Triathlon-Schwimmanzug kaufte und mir vornahm, in den nächsten Monaten fleißig zu üben.
Schritt3: eine Zahn-OP mit hässlichen Folgen, eine Weihnachtsfeier und zwei lästig langwierige Erkältungen hinderten mich daran, den Schwimmkurs nach Stunde 3 noch regelmäßig zu besuchen. Am geplanten fleißigen Schwimmtraining natürlich erst recht, so dass ich heute zum Wettkampf nach sage und schreibe exakt 5 Schwimm"trainings"einheiten, die jeweils zwischen 30 und 45 Minuten gedauert hatten (davon 4 unter Trainerinnenaufsicht) auftauchte. Und scheiße nervös war. So nervös, wie niemals vor einer Laufveranstaltung.
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Video vom Start + erste Schwimmbahn
Nicht den Schimmer einer allerwinzigkleinen Ahnung zu haben, wie lange ich im Wasser unterwegs sein würde, das stresst schon. Eine Zeit gemessen wurde bei mir nie, mehr als ca. 100 Meter am Stück war ich auch noch niemals gekrault. Denn danach klappt das bei mir mit der Atmung doch nicht mehr, ich schlaffe ab, null Kraulausdauer (woher auch?!) und so wappnete ich mich für die nicht unwahrscheinliche Aussicht, heute letzte zu werden. Zumal fast alle gemeldeten Starter in der Anmeldeliste einen Triathlonverein anführten und somit vermutlich im Gegensatz zu mir wussten, was sie taten.
Im Breitensport ist diese kleine aber liebevoll gestaltete Veranstaltung offensichtlich noch nicht weit vorgedrungen.
Andererseits: keiner schreibt den Schwimmstil vor - ich darf auch Brustschwimmen und nehme mir eine Mischung, also "freestyle"-Schwimmen vor. Hauptsache nicht Absaufen und aus dem Becken steigen, bevor die Sonne untergeht. Start ist für mich um 13:40 Uhr ;-)
20 Bahnen im 25m Becken müssen durchschwommen werden. Die glückliche Fügung eines nicht auftauchenden Mitstreiters beschert mir den kleinen Vorteil, eine Bahn komplett alleine nutzen zu dürfen.
Ich schwächele trotzdem schon deutlich vor Halbzeit und bin heilfroh, als ich nach 13 Minuten und 29 Sekunden gestoppt werde und aus dem Wasser darf.
Mit dieser Zeit bin ich nichtmal letzte - sondern drittletzte beim Jedermann-Start ;-) Hinter mir noch zwei männliche Mitsteiter aus deutlich höhrer AK.
(das Eliterennen startete früher und dort werden 750m geschwommen)
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es wird mühsam und mühsamer .....
Zum Glück muss danach nicht an den Laufstart gehetzt werden. Genug Zeit zum Durchschnaufen, Umziehen, Haare trocknen und auf den Lauf einstimmen.
Vor dem
"Jagdstart" (ca. 1,5 Stunden nach meiner Schwimmeinheit) der für mich eine völlig neue Erfahrung ist, bleibt durchaus Zeit und Gelegenheit für die eine oder andere Muskeldehnung und Lockerung. Denn: trotz Sonnenscheins ist es verflixt kalt - auch die Beinmuskeln fühlen sich hart und ungeschmeidig an. Ein (sehr) kurzer Warmlaufversuch bringt keine Besserung.
Jagdstart: gestartet wird in der Reihenfolge des Schwimmergebnisses. Der Gewinner des Schwimmens startet also zuerst, der Verlierer zuletzt. Und zwar zu genau der Zeit (es läuft eine große Digitalanzeige mit), die er zum Schwimmen gebraucht hat. Zeigt die Uhr seine Schwimmzeit an, wird gestartet.
Jeder Läufer hat die Schwimmzeit mit dickem schwarzem Stift auf den Unterarm gepinselt bekommen, zwei Helfer und eine Videoüberwachung kontrollieren, dass keiner schummelt.
Als drittletzte Schwimmerin starte ich also auch als drittletzte Läuferin zu exakt der Zeitanzeige, die ich beim Schwimmen gebraucht habe. Damit weiß ich unterwegs genau: jeder, der mich überholt, hängt mich in der Gesamtwertung noch weiter ab. Jeden, den ich auf der 5400m langen Laufstrecke überhole, überhole ich auch auf der Ergebnisliste. Spannend - und eine ganz neue Motivation, möglichst viele Läufer vor mir einzusammeln.
Allzu große Illusionen mache ich mir allerdings nicht. Die meisten haben durch ihre viel besseren Schwimmzeiten einen nicht unerheblichen Vorsprung. Vom Läufer in Rot hinter mir weiß ich, dass seine 10km-Bestzeit im 40min-Bereich liegt und im Schwimmen war er nur eine Minute langsamer, so dass mir klar ist: er wird mich auf der 5.400 Meter langen Laufstrecke flott eingesammelt haben.
Aber den Herrn in Blau - wir werden mit nur einer Sekunde Schwimmzeitunterschied gemeinsam gestartet -
ihn lasse ich hinter mir. Er allerdings bekommt später als einziger
Starter und damit Sieger der AK M70 einen Pokal, den ich ihm von Herzen
gönne (bei mir ist jetzt wirklicht gut mit Pokalen ;)
Auch beim Laufen hatte ich heute unterwegs keinen Schimmer, in welchem Tempo ich unterwegs bin. Hatte vergessen, die Uhr zu starten und dann beschlossen, es einfach zu ignorieren. Mehrere LäuferInnen konnte ich unterwegs abhängen. Eine davon zur:
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Halbzeit bei km 2,7 - es sieht im Video deutlich lockerer aus als ich mich fühlte
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das gilt auch für den Zieleinlauf. Was nach Joggen aussieht, fordert mir einige Anstrengung ab.
Einen Mordsspaß hat es gemacht! Spannend, neu, nette Leute getroffen! Ich sollte öfter Dinge tun, die ich gar nicht kann ;-)
Und weiter? Jetzt lern' ich erstmal schwimmen und dann mach' ich sowas in der Art nochmal :o)
Meine Zeiten und Ränge:
Schwimmen: 13:29 min - Rang 52 von 54
Laufen: 27:03 min (5400m - damit Pace: 5:00 min/km, was Rekord ist ;) Rang 39 von 54
(habe also deutlich mehr Mitstreiter überholt als mir aufgefallen ist. In den kurzen Filmchen sieht man auch tatsächlich gleich 4 Überholte auftauchen. War mir nicht bewusst. Die Strecke - übrigens im Verlauf nicht so flach wie das Film-Teilstück sondern durchaus mit Steigungen drin - war über ca. 2/3 der Strecke, die durch einen Park verlief, von Spaziergängern, Hunden, Radfahrern etc. bevölkert, so dass die Aufmerksamekit geteilt werden musste auf diverse Dinge)
gesamt: 40:32 Rang 48 von 54
Frauen: werden nicht getrennt aufgeführt - sie selber rauszufriemeln aus der Liste ist mir grad zu mühsam, aber jedenfalls weniger als Männer
AK W50: Rang 5 von 5
Wer an Siegerzeiten etc. interessiert ist, mag
HIER selber nachsehen. Das nimmt bei sowas Ausmaße an ...
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meine "Konkurrenz": die 3 schnellsten der AK W50 |
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Für Manu: ein Nachtrags-Schwimmfilm als Beispiel dafür, dass frau mit reinem Brustschwimmen tatsächlich einige der Kraulsschwimmer versägen kann! (ich musste erst das ok zur Veröffentlichung einholen ;) Diese Schwimmerin schwimmt grundsätzlich nur Brust und war mehr als zwei Minuten schneller damit als ich. Außer mir hat sie noch einige weitere Mitschwimmer - alles Krauler oder - wie ich - Möchtegern-Krauler ;-) hinter sich gelassen: