Doris praktiziert es seit Jahren und schwimmt ohne großes Gewese darum durch eiskalte Gewässer. Immer mehr Fans gesellen sich seit Jahren dem Trend des Kaltwasserschwimmens hinzu, Gruppen treffen sich zum Eisbaden, Medien berichten darüber, „Gurus“ basteln religionsartige Lehren und Konzepte dazu und scharen ihre Jünger um sich.
Was mich persönlich und mein Verhältnis zu kalten Gewässern angeht, war es schon immer ein zumindest von meiner Seite aus inniges. Bot sich die Gelgenheit dazu, hüpfte ich schon in jungen Jahren bei Wandertouren in Bergseen oder Fjorde. Nutze auch im Winter nach der Sauna Freiwasser zum Abkühlen, so es denn vorhanden ist (wie z. B. in den von mir sehr gemochten Trimini-Thermen in Kochel am See - mit Seezugang) und lege schon immer im Frühling - bevor der See pullerwarm und menschenüberlaufen ist (dann bin ich raus) - kleine Schwimmeinheiten bei Joggingrunden im Feringasee ein.
Das folgende Foto zeigt mich anno 1980 im Sognefjord in Norwegen:
Meine Eintauch- und Schwimmübungen allerdings waren bisher weit kürzer als das, was dieser neue Trend als angeblich gesundheitsförderlich empfiehlt (drei Minuten sollen prima sein und die „schaffte“ ich bisher nur ab grob geschätzt ca. 14°C Wassertemperatur). Und sie beschränkten sich auf Zeiten mit zumindest zweistelligen Außentemperaturen bei Sonnenschein. Ein kleines bisschen weiter aus dem Komfortbereich rausgetastet habe ich mich in den vergangenen Wochen beim Gumpenbaden und zwei, drei Versuchen des Eintauchens im inzwischen 10° kühlen Feringasee. Es soll mitnichten wettkampfmäßig werden bei mir und ich strebe auch keinerlei Rekorde an. Aber der Wunsch und Ehrgeiz nach ein bisschen mehr … der juckt mich doch …
Der Pferdefuß sind bzw. waren immer … genau: die Füße. Sie fühlen sich so furchtbar schnell schmerzhaft kalt an, dass ich es nicht lange aushalte. Zumal ich ein bisschen um den noch leicht gichtverbeulten (sie wird kleiner, die Beule) großen rechten Zeh fürchte. Und auch die Hände schmerzen extrem. Der Restkörper könnte die Kälte schon länger um sich haben. Aber Hände und Füße mögen es gar nicht und vor allem brauchen sie im Anschluss recht lange, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Wobei die Füße - wenn anschließend wandernd oder joggend in Bewegung - das auf diese Weise durchaus hinbekommen mit der Wärme.
Was mir schon aufgefallen ist: die arthritische Wirbelsäule wird nach dem Baden in eisigen Gewässern für eine ganze Weile geschmeidiger bis hin zur kompletten Beschwerdefreiheit. Seit einiger Zeit hakt sich ein Finger der rechten Hand gerne mal bis hin zur fast-Steifheit fest (Diagnose: Springfinger) und der dazugehörige Karpaltunnel verursacht insbesondere nachts und morgens weiterschlafende und kribbelnde Gliedmaßen, wenn der Restkörper längst wach ist. Hatte ich vor Jahren schon einmal und habe es mit sehr langwierigen und sehr geduldig täglich ausgeführten Engpass-Dehnübungen wieder in den Griff bekommen.
Nun ruft‘s aus dem alternden Gebälk erneut: „Hallo! Wir sind auch noch da und wollen gehätschelt werden!“ Könnt ihr haben! Damals halfen die Übungen besonders gut und die Besserungen danach hielten jeweils besonders lange an, wenn in der Sauna ausgeführt. Was mir nicht bewusst war: nicht nur die Wärme der Sauna bessert das Befinden sondern auch Kältereize führen zu Beschwerderückgang. Eindeutig! Klar - Kälte schwillt ab und Ursache der Engpässe sind verdickte Sehnen und was weiß ich für sonstige Fasern. Und Kälte wirkt - insbesondere wenn regelmäßig angewendet und auch mal im Wechsel mit Hitze - antientzündlich. Auch entzündliche Vorgänge sind an den Übeln beteiligt.
Für die Psyche soll‘s ja auch gut sein. Kann vor den kalten, dunklen und oft trüben Monaten nicht schaden.
Und überhaupt … wenn schon Hype, dann auch Hyper, Hyper ..
Deshalb zwischendurch mal wieder was zum Aufwärmen ;-)
Also habe ich aufgerüstet: Kapuzen-überwurf-Handtuch … so ein Surfercape .. gekauft, Neoprensocken wiedergefunden - Neoprenhandschuhe sind bestellt. Ganz wichtig, sagen bzw. schreiben die anderen im Internet: Mütze! und wenn die das sagen … Gab‘s heute frisch bei LIDL, die Mütze. Sieht schon bisschen bescheuert aus … aber nützt ja nix … Badethermometer (ich weiß genau, dass mich schon bald dieser Zahlen-, Daten-, Faktenkram nicht mehr interessieren wird - aber am Anfang (über)motiviert mich sowas schon ;) und alles zusammen mit einer Thermoskanne voll mit heißem Tee in einen kleinen Rucksack verfrachtet, der beim lockeren Joggen nicht stört.
Donnerstag kurz nach Mittag, Lufttemperatur ca. 7°C, Wassertemperatur 10° oder 11° C. Nur wenige Menschen unterwegs. Aber - mit mir dann - gleich drei Schwimmer:innen im See. Selber bin ich dreimal rein: beim ersten Mal nur zwei, dreimal kurz bis zum Hals eingetaucht und wieder raus. Umhang drüber und gleich wieder warm gefühlt. Wieder rein und genau 12 Schwimmzüge lang geschwommen. Wieder raus und wieder schnell warm gewesen. Drittes mal rein bis zum Hals, Hände - die schon recht kalt waren - draußen über Wasser gehalten und vielleicht eine Minute einfach nur im Wasser gestanden. Das war‘s. Ab dann fühlte es sich unangenehm kalt an. Also raus, Umhang drüber, heißen Tee getrunken, dann wieder angezogen und nach Hause gejoggt.
Das Ding hat echt Haken: schön macht‘s zumindest im jeweiligen Moment bzw. Zeitraum nicht. Farbige Fotos (zensiert) zeigen sehr, sehr deutlich Flecken, Rillen, Furchen und extrem verschrumpelte Haut, im Eilverfahren verschlimmerte Schlupflider u. ä. . Zwar bin ich äußerlich betrachtet meiner Lebenszeit schon immer etwas voraus. Will sagen: ich sehe ziemlich alt aus ;-) aber so ein Bad im kalten Wasser setzt dem optisch nochmal stante pede zehn Jahre obendrauf, so dass ich trotz nicht sonderlich ausgeprägter Eitelkeit nur wenige ausgewählte Bilder im kleineren Format einstelle. Die anderen waren schlimmer! (so‘n Gesichtsfaltenfilter für Fotos hab‘ ich - noch :o) - nicht in Gebrauch. Sollte mal drüber nachdenken. Oder gleich OP? pfffff).
Positiv:
- Ich hab‘s überlebt
- Fühlte sich direkt dort ziemlich klasse an. So … fokussiert und kraftvoll irgendwie …
- Rücken, Finger und Karpaltunnel … hatten die mal Probleme? Bis jetzt jedenfalls merke ich noch nix wieder! Alles geschmeidig.
- Die Neoprensocken machen einen echten Unterschied für die Füße. Extrem viel besser als ohne. Bin gespannt, wie es dann mit Neoprenhandschuhen ist. Der Restkörper hat genug Bioprenmasse.
- Hunger! Eindeutig mehr als die bei der Aktion verbrannten Kalorien rechtfertigen würden.
- Müde! Okay - ich war vorher auch lange keine 12 Kilometer mehr gejoggt. Das tat sein übriges
- Vor dem Beseitigen des Hungers mit viel zuvielen Kalorien war doch wieder eine Art Ganzkörperfrösteln vorhanden. Und hielt eine Weile an. Zusätzlich mussten es heiße Getränke, Kuscheldecke und dicke Socken richten. Danach allerdings wurde alles kuschelig warm und blieb es auch.