13 November 2021

Niederbayrischer Miniweltnabel Dingolfing an der Isar

 

Wieder eine Fahrt  über die A92 (heute nachgereicht - schon vor einer Woche stattgefunden) und wieder ein Rückweg-Zwischenstopp am Rande der Autobahn. In Dingolfing. In Bayern und vermutlich auch darüber hinaus ist die Kreisstadt zwischen Landshut und Deggendorf vor allem bekannt für das große BMW-Werk. Im Gegensatz zur Dingolfinger Alt- und Innenstadt von der Autobahn aus gut zu sehen.

Dem obigen Foto unschwer zu entnehmen: das Städtchen sieht sich ein wenig als Nabel ... wenn nicht der Welt, dann doch zumindest von Niederbayern. Was einen wahren Kern hat. Als größter Arbeitgeber der Region dominiert die Präsenz des Münchner Autobauers viele Bereiche und so ist auch die Innenstadt und sind die umgebenden Anlagen und Einrichtungen deutlich besser in Schuss als die der unweit gelegenen und kürzlich besuchten Stadt Landau. Auch die Landschaft mit Radwegenetz an Isar und über Land mit den umgebenden und oft bewaldeten oder felsigen Höhenzügen und Hochufern im Umfeld macht einen lebenstauglichen Eindruck. Genauer überprüft habe ich es (diesmal noch) nicht. Es blieb beim ca. 3stündigen Kurzbesuch des Städtchens.



In der sonntäglich sehr ruhigen Oberstadt befindet sich in attraktivem Gebäude ein Museum, das "spannend statt verstaubt" zu sein verspricht. Kurzentschlossen trete ich ein, bin einzige Besucherin und stelle mit Erstaunen fest, dass Besucher gänzlich von Eintrittspreisen für das mit Museumspreisen ausgezeichnete Haus befreit sind. BMW lässt grüßen ;)

 


Es besteht aus zwei thematisch und räumlich getrennten Bereichen und beide erweisen sich als recht lebendig dargestellt, interessant und unterhaltsam. Auch ich als nicht sonderlich autoaffines Menschenwesen fühle mich von der Rad-geprägten technischen Ortspräsentation unterhalten.  Ich lerne unerwartet viel über Geschichte und Hintergründe dieses schon seit der Steinzeit von Menschen bevölkerten, oft besetzten und umkämpften, technisch immer findigen und lebendigen Landstrichs. Der Besuch war eine gute Entscheidung.



Den nachhaltigsten Eindruck des Tages hat allerdings ein kleiner unscheinbarer Zettel im Glaskasten für Aushänger der Klosterkirche des Klarissenklosters auf mich gemacht.

Unter relativ leichten Auflagen und ganz ohne Geld können hier - so das Versprechen - innerhalb einer Woche bis zu 8 Sündenablässe für Verstorbene "erarbeitet" werden durch Beichte, Kirchen- bzw. Kapellen-  und Friedhofsbesuche etc. Als Kirchenabtrünnige wird das Versprechen für mich nicht gelten - bin ja dadurch auch nicht mehr zur Kommunion zugelassen. Kann also wohl niemanden durch Bußübungen vom Fegefeuer in den Himmel befördern. Ob das mal jemand für mich versuchen wird?

 

 

Leider begegnet mir dort niemand, den/die ich fragen kann, wie sicher sich der/die Aushang-AufhängerIn bzgl. des Gelingens der Übungen ist. Woher die Zuversicht rührt. Sonst hätte ich das gefragt.


*


 


02 November 2021

herbstlicher Halloween-Wanderlauf am Lech-Erlebnisweg von Schongau bis Füssen

Fünfzig Kilometer wären die drei Etappen  des Lech-Erlebnisweges von Schongau bis Füssen lang bzw. weit gewesen. Am Stück gewandert oder gelaufen. Dies zu tun, so lautete die ursprünglich grobe Idee angesichts des prognostizierten Schönwetter-Monatsletzten im diesjährigen Oktober. Mal wieder testen, was so geht mit den im Oktober und überhaupt im vergangenen Jahr  viel zu wenig genutzten Beinmuskeln.

Mit Bayernticket und geschenkter Uhrumstellungs-Zusatzstunde noch vor sechs Uhr in die S-Bahn gestiegen, fuhr selbige und die folgende Regionalbahn bei Sonnenaufgang entlang des Starnberger Sees weiter nach Schongau, wo die dritte Etappe des Lech-Erlebnisweges startet.

 

 Der Schongauer Bahnhof liegt außerhalb der etwas höher gelegenen Altstadt und weil Altstädte an noch halbverschlafenen Sonntagsmorgenden meist weitgehend uninteressant sind, sparte ich mir den Abstecher dorthin für spätere Zeiten auf und begab mich umgehend zum Start der Etappe am Lechufer.

Eine wirklich ganz und gar wunderbar zu wandernde und zu joggende Strecke erwartete mich. Erstaunlich leer und einsam. Nachdem die anfänglich noch flanierenden Morgenrunden-Hundespaziergänger in Stadtnähe passiert waren, folgte am Hochufer des Lech nur noch Einsamkeit auf weichen Waldpfaden, Weitblicke mit zunächst noch milchig-verschleiert in der Ferne auftauchendem Bergpanorama.

 

 
 
Im Wechsel langsam joggend, wandernd, knippsend und genießend erreichte ich nach einer Wege-Verirrung und damit leichten Wegverlängerung ca. 25 Kilometer später gegen Mittag Lechbruck, wo die offiziell dritte Etappe des Lecherlebnisweges endet.  


 
Die Beine meldeten beginnende aber noch undramatische Ermüdungserscheinungen und bei einem riesengroßen und wirklich sehr leckeren Eis in der örtlichen Eisdiele ging ich in mich. Fragte mich, ob ich es tatsächlich mit aller Gewalt auf Leiden, Muskelkater und Schmerzen anlegen will. Bei einer nochmal etwas längeren Strecke als die bis hierher zurückgelegte war von all dem auszugehen. Geradezu mit Gelinggarantie. 
 
Fast eineinhalb Jahre, einen überstandenen Wirbelbruch und einen extrem schmerzhaften Gichtanfall, der sich eben genau einmal jährte und zum Glück ohne Nachfolger geblieben war, war es her, seitdem ich vergleichbare Strecken zu Fuß zurückgelegt hatte bei den Umrundungen von Starnberger See und Ammersee im Jahr 2020. Danach zwar viel im Schneckentempo gejoggt und hier und da ein bisschen gewandert. Aber eher so im Wellness-Komfort-Bereich bis maximal 15 Kilometer.

 
 
Werde ich alt und bequem? Bin ich es schon? Zieht gar Altersweisheit ein? Sei es, wie es wolle: komplett und ohne einen Hauch von Bedauern, Versagengsgefühl oder selbstgestricktem Leistungsdruck stieg ich ein weiteres Eis später in einen Linienbus Richtung Füssen. Genoss die Strecke der Folgeetappe aus der Ferne durchs Busfenster die Landschaft beschauend.

Erst in Rieden - also schon innerhalb der fünften und letzten Etappe des Weges - stieg ich wieder aus, wanderte zum Forggensee und legte die letzte Teilstrecke von ca. 10 Kilometern mit Blick auf's entfernte Schloss Neuschwanstein wieder zu Fuß zurück. Strunzzufrieden und mit dem Wissen, dass sich die Beine ge- aber nicht überfordert fühlen würden. Einfach mal wieder langsam reinschnuppern in weitere Wegestrecken. Ausbauen kann frau immer noch. Irgendwann. Vielleicht. Schaun'mer mal ....
 
Einen Ärgerpunkt gab es dann doch noch: die letzte Etappe endet offiziell am Lechfall in Füssen und - soviel wusste ich bereits - bietet herrliche Fotoperspektiven. Insbesondere jetzt im Herbstgold. Zum dritten Mal führte mich mein Weg heute nach Füssen; noch nie hatte ich den Fall gesehen und folglich auch nicht fotografiert. Weil aber ein passender Zug nach München passgenau zu meiner Ankunft am - vor dem Lechfall liegenden - Bahnhof angekündigt war und der nächste erst 1,5 Stunden später und mit längerer Dauer fuhr, ich zudem großen Hunger hatte, mir aber nichts an Imbissen kaufen mochte (zu Hause wartete kiloweise Gemüse auf die Verarbeitung und außerdem wollte ich pünktlich zum Tatort dort sein ... was beides gelang)  ... verschob ich die Besichtigung des Lechfalls auf einen späteren Zeitpunkt, der sicher kommen wird. Die Gegend bietet noch viele interessante Kurzurlaubsmöglichkeiten.

Mit An- und Rückweg zur S-Bahn haben meine Beine mit den immer wieder zippernden Füßen dran an diesem goldenen Herbsttag irgendwas um die 35 Kilometer zurückgelegt. Müde zwar und ein wenig hakelig. Aber weit entfernt von Schmerzen oder echtem Muskelkater. In den beiden Folgetagen war gemütliches Joggen problemlos möglich. Die Beschaulichkeit des unehrgeizigen Alterns hat eindeutig Vorteile ;-)
 
Zumal eine andere Belastungs-Langstreckenprobe in dieser Folgewoche bewältigt werden will: drei Opernbesuche innerhalb von fünf Tagen  - eindeutig härter und fordernder als die paar Weitwanderkilometerchen  ;-D

*