19 Mai 2013

Herr, schmeiss Hirn vom Himmel! Würzburg-Marathon 2013

Die (für für den Anfang einzig) gute Nachricht (das Ende beinhaltet eine weitere ;) zuerst: ich habe sie, die 13, um die alleine es mir an diesem Tag ging und sonst um nix.



Weil ich wusste, dass es in diesem Jahr in Würzburg eine Medaille in Form einer 13 geben würde, wollte ich mir diese Trophäe für meinen persönlich dreizehnten gelaufenen Marathon sichern. Im Jahr 2013 meinen persönlich 13.ten Marathon zu laufen und dafür eine 13 als Medaille mitzunehmen - diese Gelegenheit konnte das Spielkind in mir sich nicht entgehen lassen.

Der Marathon an Pfingsten, dem Fest, an dem laut Apostelgeschichte der Heilige Geist Hirn vom Himmel schmiss. Eine späte Wiedergutmachung für die babylonische Sprachenverwirrung als Strafe für den Hochmut der Menschen.

Mein persönlicher Hochmut - denn auch ich trachte gern nach Dingen, die ein paar Nummern zu hoch für mein Vermögen sind - mag verantwortlich sein für die mir persönlich zugefallene Strafe eines minimalen Fremdsprachen-Lerntalents.

Was also lag näher,als mich an Pfingsten möglichst lange auf der Straße rumzudrücken, so dass herabregnendes Hirn in Form von Flammenzungen größtmögliche Chancen hat, irgendwann sogar mich zu treffen.

Andererseits: in modernen Zeiten lassen sich alternativ Übersetzungsprogramme nutzen oder - für mich der wesentlich charmantere Gedanke - ein Babelfish. So scheint mir auch hier der Wink von oben mit der dicken Zaunlatte zuzuschlagen, als die erste Suche nach einem günstigen Übernachtungsquartier in Würzburg und gleichzeitig Startnähe das Babelfish-hostel ausspuckt.Ein passenderes Quartier am Tag vor den regnenden Zungen ist kaum vorstellbar - die FAQ-Liste unter der "42" das Tüpfelchen auf dem i der Entscheidung.

Einzelzimmer gibts nicht mehr aber als versierte Berghüttenschläferin schrecke ich auch vor einem Bett im Vierbettzimmer nicht zurück. Das Babelfish muss es sein und Basta!

Tatsächlich bietet der Vorabend des Marathon mannigfaltige Gelegenheit, mit so verwirrten Sprachen wie Sächsisch, Schwäbisch und einem nahezu unverstehbaren amerikanischen Dialekt zu kommunizieren. Dank Babelfish? verstehe ich immerhin so viel, dass der junge Mann aus Oregon eine HM-Bestzeit von unter 1:20h sein eigen nennt aber nichtsdestotrotz eine Zigarette qualmt. Flugs ist mein Hirn verwirrt (Hirn vom Himmel geschmissen ist leider erst für den Folgetag angekündigt) und ich qualme eine mit. Woran es aber ganz sicher nicht lag, dass ich als eine der letzten ins Ziel kam beim Marathon.

Das kam so:

Schon zum Start um 9 Uhr war es sonnig und warm, es wurde ständig wärmer - ja regelrecht sommerlich heiß mit stechender Sonne. Das mag ich gar nicht. Trotzdem lief ich noch auf eine Zielzeit von 4:30h an, die erste Hälfte verlief zeitlich genau nach Plan. Doch ich wußte hier bereits, dass aus den ursprünglichen Zeitplänen nix werden wird.

Kurz vor der Halbmarathonmarke hätte ich mich entscheiden können, heute doch nur den halben zu laufen, wäre für ihn gewertet worden und hätte auch dafür eine 13-Medaille bekommen. Es war verlockend, denn ich war sehr schlapp, die Beine müde, ein Fuß schmerzte stark, der Kreislauf schwächelte. Ich wusste: Halbmarathon wäre heute die klügere Entscheidung.

Noch waren aber Eitelkeit und Sturheit größer als Vernunft und Erbsenhirn. Schließlich sollte es nicht mein dreizehnter HALBmarathon werden (davon hab'ich schon deutlich mehr auf dem Konto ;) sondern die 13 käme nur zur ihr zugedachten Geltung beim Marathonfinish.

Ich lief weiter. Wohl wissend, wie unvernünftig es ist. Noch hatte kein Bröckchen Hirn vom Himmel getroffen; die Hitze machte mir immer schwerer zu schaffen. Übelkeit, Schmerzen, Schwindel wurden stärker und fast noch ein Halbmarathon lag vor mir. Ich lief langsamer, die Zeit sollte heute ohnehin Nebensache sein. Dann eben keine neue Bestzeit und auch nicht unter 5 Stunden.

Zunächst noch einigermaßen gemütlich joggend bis Kilometer 30, einen Teil davon barfuß, wurde es dennoch weiterhin schwererer. Der heiße Asphalt schmerzte an den nackten Fußsohlen. Ich ahnte: auch bei langsamstem Joggingtempo würden sich Krämpfe nicht mehr verhindern lassen, ich spürte sie deutlich anschleichen. Übel war mir auch und von Spaß keine Rede mehr. Ich legte eine Trink-, Dehn- und Denkpause ein. Wie weiter? Zum Umsteigen zu spät, zum Aussteigen zu stur.

Um mich herum pickten Tauben Krümel auf; eine beäugte mich neugierig und trippelte um mich herum, hörte mit geneigtem Taubenköpfchen ein bisschen meinem hirnlosen Geplauder zu. Und da war sie, die kleine Zwischendurch-Erleuchtung. War da nicht auch irgend was mit »Taube« und »Hl. Geist« gewesen? und der Typ schließlich zeichnete verantwortlich für's Hirn vom Himmel in Feuerzungenform. Möglicherweise ist bei allen Hirnabwurfaktionen so viel davon am Ziel vorbeigschrammt und niemand erkennt die Hirnbröckchen vom Himmel als solche, dass nun der Geist höchstpersönlich in Taubenform die Reste wieder zusammenpickt. Will mir das Täubchen was sagen? JA, für diejenige, die eine Botschaft sucht, findet sich überall eine - auch  in den Ritzen des Würzburger Kopfsteinpflasters.

Heiliges Täubchen, du hast recht! Trippeln und picken, das ist meine kleine Restlösung! Schluß mit dieser inzwischen ohnehin mehr als uneleganten LaufQual. Wenn ich eine Chance haben soll, das Ding heute einigermaßen unbeschadet zu überstehen, dann walkend. Und so tat ich nun, ging im zügigen Walkingschritt die letzten 12 Kilometer der Strecke an.

Kamen ab und an schattige Bergab-Passagen (selten genug), so verfiel ich hier und da wieder in gemütlichen Trabschritt. Grundsätzlich jedoch war Walking angesagt. An jeder Verpflegungsstation ausgiebig Rast gemacht, mit den Helfern geschwatzt, gescherzt, gelacht, nur noch die MarathonZielzeit 5:30h im Blick (nach der keine Wertung mehr erfolgen würde und somit auch keine Medaille die meine wäre), die ich mit 05:16:00 fast komplett auch ausnutzte. Die 13, die Medaille, wollte ich natürlich auf jeden Fall noch mitnehmen.

Viele Kilometer barfuß (eine Blase hat mir der überhitzte Teer bzw. Asphalt noch beschert) und ab der getroffenen Entscheidung durchgängig fidel zollte ich allen Streckenposten und den Helfern an Verpflegunsständen Lob und Anerkennung. Bedankte mich bei allen, auch bei Musikgruppen, anfeuernd ausharrendem Publikum und freundlichen Zufallspassanten, die ein Wort für mich übrig hatten.

Immer stärker fühlte ich mich erleichtert, von Kilometer zu Kilometer befreiter, erlöster und besserer Laune. Denn jetzt und hier wusste ich glasklar: VORBEI. Es ist vorbei mit dem jahrelang vorhandenen Bedürfnis, Marathons oder sogar Ultras zu laufen. Aufflackernd schon hatte ich diese Erkenntnis nach dem missratenen München-Marathon. Doch damals begleitet von Unzufriedenheit, Hadern, Zähneknirschen. Und so kam es doch zurück, das Bedürfnis.

Heute in Würzburg war es anders (Hirn vom Himmel geschmissen und ausnahmsweise nicht das Ziel verfehlt? Oder hat mir nur ein Täubchen ins Hirn geschissen? Letztlich egal und das gleiche - so lange es sich gut anfühlt ;). Eine große Leichtigkeit, Gewissheit und Fröhlichkeit begleitete die Erkenntnis: es wird ein Ende sein mit der Sucht nach "Weiter", "Besser", "Mehr und Mehr"! Die Sucht - und ja, ich werde vermutlich trotzdem weiterhin zu Süchten neigen. Aber es gibt ja noch mehrere davon ;) sie hat mich heute freigegeben. Geradezu leicht wurde mir ums Herz bei dem Gedanken: »Schluss mit Marathon und Ultra und dem zwanghaften Sammeln hübscher (ja, ich finde sie immer noch hübsch) Medaillen.«

Die 13 soll die letzte sein. Jedenfalls was ganze Marathons betrifft (halbe und noch kleinere Distanzen werden sicher weiterhin hier und da stattfinden und im September bin ich zu einem 6-Stunden-Lauf schon angemeldet, den ich also ganz transzendent angehen werde und ohne jeden Ehrgeiz ;).

Nun kann ich einmal meinen Enkeln erzählen, dass die Oma früher bei Marathonläufen mitgemacht hat  und zwar  bei genau dreizehn Stück. Zur Untermalung wird dann die Medaille aus dem Bündel gezogen und darf  bespielt werden ;) Ach, eigentlich freue ich mich darauf jetzt schon. Die Geschichten vielleicht hier und da und wenn sich eine passende Gelegenheit dazu ergibt, auch  begleitet von der einen oder anderen »Moral«. Zum Beispiel der,  wie sinnvoll und schön es sein kann, auch oder gerade Dinge zu tun, zu denen zwar vielleicht Talent fehlt, die aber trotzdem Spaß und Erfüllung bringen können.

Denn: Das Talent für lange Laufstrecken ging mir von Anfang an komplett ab. Trotzdem brachten sie mir lange Spaß, Bereicherungen, neue Erfahrungen  und und und ...  von der Idee über die Planung bis zum Lauf.

»Wenn du denkst, du willst es probieren und es könnte dich glücklich machen: tu es!«

Und wenn du fühlst, dass ein Ende gekommen ist, dann lass, wenn du merkst, es ist der richtige Zeitpunkt dazu, wieder los. Klammere nicht krampfhaft aus Angst vor Verlust. Es wird Neues kommen. Die Erinnerungen (und Medaillen;) bleiben und alles - auch jeder erlebte Lauf -  bekommt ein verdientes Plätzchen im Herzen. Und am Medaillenhaken.  So eine 13 ist doch eine schöne Zahl für einen Abschied, finde ich.


und hier alle Fotos auch von unterwegs, die geschossen wurden.


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Nachtrag von 1.5 Jahe danach : wie so oft, kam es auch in diesem Fall ganz anders. Statt das Marathonlaufen an den Nagel zu hängen, begann im darauffolgenden Jahr quasi erst die "wirkliche Laufkarriere". Nach  noch einigen abgespeckten Kilos begann ich damit, auch mal so richtig ordentlich zu trainieren - ja: auch nach einem Plan! und pulverisierte alle vorher erstellten Bestzeiten (teilweise noch mehrmals). Auch die des Marathon und weitere sind in Planung.













12 Mai 2013

"Die begnadete Triathletin" - Stadttriathlon München 2013

Sollte dieser Titel jemals verliehen werden, dann ganz sicher nicht an mich :o)

Es sollte ein Versuch sein, ob mir - immer frei nach dem Motto: "versuche ab und zu Dinge, die du überhaupt nicht kannst" - der Triathlon-Sport nicht doch zusagen könnte. Und so meldete ich mich schon vor längerer Zeit für den Münchner Stadttriathlon an. Ein "Volkstriathlon" in Jedermann-Distanz:

  • 400m Schwimmen im Olympiabad
  • gut 20km Radeln im Olympiapark (in 5 Runden mit in diesem Jahr neuer Streckenführung. Die Strecke an einigen Stellen extrem kniffelig: verwinkelt, Engpässe und scharfe Kurven, rutschige und kantige Passagen mit Stolperfallen. Während des Unwetters teilweise unter Wasser stehend und nicht sichtbar, ob darin Fallen lauern)
  • 5km Laufen - in 4 x Hin- und Herstrecke + Schlussstückchen

Von allen vorstellbaren Pannen habe ich vermutlich ungefähr ein Drittel auch mitgenommen *s*


Etwas länger als 10 Kilometer ist der Anfahrtsweg von mir zum Olympiagelände und während dieser Radfahrt hoffte ich durchgängig inständig, ich möge einen Platten haben oder sonstige zwingende Umstände würden die Teilnahme verhindern. Denn: ich hatte Panik. Totale Panik. Warum auch immer. Nachts um drei Uhr wach geworden und seitdem mit Übelkeit, Magenschmerzen, Durchfall frierend, schlotternd, hadernd mit meinem Irrsinn immer panischer geworden. Trotzdem losgefahren. Mit dem Rad, versteht sich. Bepackt wie zur Weltreise mit Klamotten für drei Sportarten, Utensilien wie Schwimm- und Radbrille, Handschuhe, diverse Westen und Shirts für alle Wetterfälle, Handtücher ... uferlos!

Alles wird an den unterschiedlichen Orten deponiert: im Schließfach, in der Wechselzone, in Taschen, am Rad ... so ein Triathlon ist alleine schon logistisch eine echte Herausforderung für leicht verpeilte Chaosnaturen wie mich. Doch sogar ich schaffe es, alle Aufkleber an allen korrekten Plätzen anzubringen und unbeschadet durch Rad- und Helmkontrolle zu kommen. Sie war meine letzte Hoffnung, doch noch aus irgend einem guten Grund nach Hause geschickt zu werden.

Nützte alles nix - ich musste ran. Und erstmal stundenlang auf den deutlich verzögerten Schwimmstart warten. Dabei starte ich - wie alle mit hohen Schwimmzeiten - ziemlich am Anfang. Die Langsamen zuerst. Der Schwimmstart insgesamt erstreckt sich über mehrere Stunden. Als ich Stunden später mein Rad abhole um nach Hause zu radeln, verlassen immer noch Schwimmer das Becken.



 nungut - es gab sicher auch schon elegantere Sprünge ins Wasser. Aber für eine, die seit Jahrzehnten überhaupt nicht mehr vom Rand ins Wasser gesprungen ist, war kaum anderes zu erwarten.


Ein paar wenige vor mir gestartete SchwimmerInnen habe ich sogar überholt (siehe Bild - die Kraulerin im Überholvorgang, das bin ich) auf den acht geschwommenen Bahnen. Hier gings mir auch noch recht gut, ich hatte Spaß.

Die erste kleinere Panne ereignete sich beim Verlassen des Beckens. Beim Abziehen rutschte mir die Schwimmbrille aus der Hand, ich musste im Spurt stoppen, rückwärts laufen, Brille aufsammeln, weiter ...





Bisschen kompliziert finde ich das schon mit der Wechselei. Es war kalt - ich zog mir, was klitschnass gar nicht so ganz einfach ist, ein langärmliges Windstoppershirt, Softshellweste und halblange Hose über den nassen Triathlonanzug. Brille aufsetzen, Strümpfe, Schuhe anziehen, Helm, Startnummer nach hinten ... uff .. bloß an alles denken, was in den Unterlagen gestanden hatte. 


Nach Durchschieben der Wechselzone dann endlich rauf aufs Rad.  Ich war nicht die einzige, die mit einem stinknormalen Alltags-Trekkingrad an den Start ging. Aber sehr viele waren es nicht. Die meisten auch beim "Volkstriathlon" sind schon vergleichsweise hoch gerüstet im Material.

Kam für mich aber nicht in Frage - ich wollte doch nur austesten, ob mir das überhaupt Spaß macht, das Triathleten und so musste mein 5 Jahre altes Alltagsrad herhalten. Dass von "Radtraining" im eigentlichen Sinne keine Rede sein kann, muss ich vermutlich gar nicht erst erwähnen ;-) Die längste Strecke in diesem Jahr - in dem ich aufgrund des lang anhaltenden Winters erst ca. 700 Radkilometer überhaupt auf dem Tacho habe, fast alles im Stop-and-Go-Verkehr auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkaufen erfahren - war die Fahrt von je 20km hin und zurück zum Lohhofer Osterlauf. 

Aber bei jemandem mit so einer unüblichen Radgurke kommts darauf dann auch wirklich nicht mehr an.

Dass mir direkt nach Aufsteigen allerdings die Kette abspringt ... das brachte mich dann doch einen Moment aus der Fassung. Das frisch gewartete Rad mit neu belegten Bremsen, fünf Jahre zuverlässig gefahren und NIE war die Kette abgesprungen. ABER jetzt HIER - wenige Meter nach Start der Radstrecke beim Triathlon.

Hätte ich den weltbesten Fotografen, Mann und hauseigenen Ingenieur am Rande wahrgenommen (ich hatte nicht), hätte ich mich sicher an ihn um Hilfe gewandt. Denn: in früheren Leben war ich zwar in der Lage, (allzeit ungern und immer fluchend) mein Rad selber zu reparieren. Seit ich aber diesen auch handwerklich unschlagbaren Mann den meinen nennen darf, weiß ich kaum noch, wie z. B. Glühbirnen einzuschrauben sind. Es lebe die klassische Rollenverteilung ;). Somit hatte ich an diesem meinem Rad noch nie auch nur den kleinsten Handgriff technischer Art selber unternommen und fluchte herzhaft beim dann doch erstaunlich flott bewerkstelligten Versuch, die Kette wieder aufzuziehen.


Weiter also mit öligen Händen in die erste - und sogar noch trockene - von fünf Radrunden.


Dass ich quasi pausenlos von derartigen Flitzern überholt und überrundet wurde,war einkalkuliert und belastete mich überhaupt nicht.

Vor dem Radfahren hatte ich insgesamt den meisten Bammel gehabt  und jetzt machte es mir einen Höllenspaß. Zumindest bis zum in der zweiten Runde einsetzenden Sturm samt auf dem Fuße folgendem Gewitter mit grandios heftigen  Wolkenbrüchen, so dass streckenweise tiefe und riesige Pfützen durchpflügt werden mussten. Ein Unwetter vom allerfeinsten und kein noch so kleiner  Faden war mehr trocken am Leib.Ich hoffte, dass die vielen Pfeiler des Olympiageländes und der Fernsehturm für die Blitze attraktivere Ziele darstellen würden als diese irren Radfahrer des Triathlon.



 Mehrere Streckenposten, die mich extrem toll und persönlich in jeder Runde angefeuerten. Mein Eindruck: die "Hobby-Radgurken-Volkstriatlethen" werden von Publikum und Organisatioren fast ein kleines bisschen "liebevoller" behandelt als die Profis. Es mag auch ein wenig "Belächeln" dabei sein ob der rührenden Anblicke. Für mich ist das okay. Absolut.

Wieder in der Wechselzone die Erkenntnis: die Klamotten sind so patschnass und schwer - ich muss mich umziehen, Schuhe auswringen, Strümpfe raus und weg, Kappe auf ... und Minuten später weiter zur Laufstrecke.


Wo das Unheil Fahrt aufnimmt. Es ist unglaublich und für mich völlig neu und unerwartet schwer, nach der Radfahrt und kalt wie ich bin, laufen zu wollen (ich muss sicher nicht erwähnen, dass ich auch dieses "Koppeln" von Radfahren und Laufen nicht geübt oder auch nur einmal versucht hatte im Vorfeld. Entsprechend geschockt bin ich jetzt, dass die Beine einem Wechsel aus Stahlträgern und Pudding gleichen beim Versuch, sie zu bewegen ;)

Beim ersten Überqueren der Zeitmatte rutsche ich auf selbiger so unglücklich aus, dass ich mich *pardauz* volle Lotte vornüber auf den steinchenübersäten Asphalt lege. Die Hände, mit denen ich mich abstütze, stecken zum Glück noch in den Radhandschuhen (und ich hatte mich kurz vorher noch drüber geärgert, das Ausziehen dieser durchweichten Teile vergessen zu haben - jetzt erwies es sich als Glück).

Aber das rechte Knie landete auf steinchenübersätem Asphalt und fing umgehend an zu bluten *autsch*




Am Getränkestand ein Halt - Becher Wasser drübergekippt und Diskussion mit Helferin gehabt, ob sie Sanitäter rufen soll oder nicht. Ich frage rum, ob vielleicht ein Anwesender ein Pflaster hat. Hat aber keiner. Ich laufe weiter.  Werde mehrfach auf das Bein angesprochen.



Es tut nicht sonderlich weh. Sieht aber mit vermehrtem Blutfluss zunehmend hässlicher aus und so sehe ich mehfach in erschrocken Gesichter, führe noch ein paar kleinere Diskussionen mit Streckenposten und plötzlich sind Sanitäter da. Für mich gerufen von einem der Helfer. Jetzt bin ich aber der Meinung, ohnehin gleich im Ziel zu sein. Überzeuge die vier mit Verbandszeug bewaffneten Sanis, dass ich das bisschen noch weiterlaufen werde, stelle fest, dass ich durch den ganzen Hickhack erstens meine Zeit völlig aus dem Blick verloren habe und auch nicht mehr weiß, wieviele Wendestrecken ich nun schon abgelaufen bin.

Wieder eine Diskussion und der voreilige Schluss: ich kann jetzt ins Ziel - laufe die Strecke dorthin um festzustellen: nee, war ein Kilometer zu früh. Und wieder eine Diskussion ... kaum vorstellbar, wieviel Zeit frau auf nur 4 Kilometern mit wirren Gesprächen und Diskussionen verbringen kann - ich glaube, ich habe mehr gequatscht als ich gelaufen bin ;)

Ich darf nochmal auf die Strecke zurück (Stückchen Geisterlaufen auf der Zielgeraden  zurück zur Strecke inbegrffen) und bekomme zugesichert, man würde die zwei nun ungültigen Zusatzzeitmessungen aus dem System nehmen. Ich denke: "Euer Wort in Gottes Ohr - wenn das jetzt alles nichtmal gewertet wird, bekomme ich einen Anfall .." und spule ergeben den fehlenden Kilometer auch noch ab.



 Nach "Trophäenfoto" des lädierten Knies dürfen endlich die Sanitäter ihr Werk verrichten, Steinchen aus der Wunde pulen, spülen, desinfizieren  und verbinden. Dass mein mitgeschlepptes Zeug komplett durchnässt, triefend, auszuwringen ist und auch die noch zu absolvierenden gut 10 Kilometer Rückfahrt bei Regen stattfanden, meine Füße fast erfroren, die Hände abstarben ... all das trug durchaus auch noch dazu bei, dass ich jetzt so hier sitze: komplett fertig, am Ende, müde ... vernichtet!

Es erstaunt mich am meisten, nach all den Desastern nichtmal die Allerletzte auf der Ergebnisliste zu sein sondern (die Zahlen stimmen jetzt hoffentlich endlich - sie haben sich noch mehrmals geändert):

Frauen: Platz  317 von 345
gesamt: Platz 1017 von 1061

Zeit gesamt:  1:48:28

Swim: 11:12  (W: Rang 316 von 345)
Bike: 54:17 (W: Rang 303 von 345 :)
Run: 33:45 (W: Rang 304 von 345 - da geht noch was)



Die Differenz zur Gesamtzeit und das Runterrutschen in der Gesamtwertung erklärt sich vermutlich mit der Umzieherei in der Wechselzone (noch blicke ich durch die Ergebnisliste nicht richtig durch). Es werden während des Wettkampfs so viele Zeitmessmatten überlaufen, dass mir nie ganz klar war, was jetzt wofür gemessen wird. Aber es wird so ziemlich alles gemessen, glaube ich.

In der Wechselzone gäbe es noch reichlich Optimierungspotenzial. Da geht noch 'ne Menge - ich habe ja quasi zwei Klamotten-Komplettwechsel mit mies vorbereitetem Zubehör (immer alles aus der Tasche gewühlt und wieder reingestopft) vollzogen und hier viele Plätze verloren. Aber ob ich wirklich drauf erpicht bin, das Wettkämpfen von Schuhe + Klamotten anziehen etc. zu üben? ... das glaube ich im Moment eher nicht ...

Fazit: irgendwie isses schon witzig, so ein Triathlönchen. Besseres Wetter, weniger Pannen und ein bisschen flottere Wechsel wären aber wünschenswert.

Werde ich es wieder tun? Vielleicht im nächsten Jahr. Was ich ganz sicher nicht tun werde: technisch aufrüsten. Renn- oder TriaRad, Neoprenanzug und Konsorten: nee - will ich nicht. Brauch' ich nicht. Ist mir zu stressig irgendwie.

Aber so als Volkstriathlon würd' ich das schon gerne nochmal pannenärmer versuchen. Und natürlich bei besserem Wetter ;)