09 Dezember 2013

Nikolauslauf Tübingen oder: Berge sind was für'n Arsch ...

... und zwar gut für'n trainierten Arsch ;-)

Spätestens nach dem Maare-Mosel-Lauf im September  (nach Totalabsturz bei ca. KM 16 mit einer Zeit von 2:09:11 ins Ziel geschleppt) war mir klar: starke Steigungen bei Läufen sind nicht eben meine Stärke.  Da muss was passieren. Also stellte ich bei meinen gelegentlichen mittagspausenverlängernden Laufbandeinheiten  (echte Berge hab' ich nunmal nicht in hiesiger Reichweite - schon gar nicht in der Mittagspause) jeweils auch ordentliche Steigungen ein, so dass ich häufiger mit ziepender Rückfront arschabwärts durch die Gegend schlich. Merkte aber auch, dass sich etwas tat.

Kombiniert mit auch Tempotraining (Hilfe, ich will doch nicht etwa von der Joggerin zur Läuferin werden? ;o) traf ich gut vorbereitet und hoch motiviert auf perfekte Wetterbedingungen in Tübingen (Temperaturen knapp über Frostgrenze, der Boden weitgehend trocken aber nicht extrem hart gefroren, schnee- und eisfrei).

Wie also angehen den von Steigung und Strecke mit dem Maare-Mosel-Lauf vergleichbaren Halbmarathon, von dem es in der Ausschreibung heißt:

"Strecke: Genau vermessener Halbmarathon (21,0975 km). Als Straßenlauf anerkannt – daher bestenlistenfähig. Fein geschotterte Waldwege, ca. 8,5 km asphaltierte Wege. Der maximale Höhenunterschied beträgt 82 Meter. Die Summe aller Steigungen beträgt über die Gesamtstrecke 319 Meter"


Logisch: bisschen flotter loslaufen als damals und nicht einbrechen unterwegs. Ganz einfach :o) Immer an den Titel des Buches denken, das mir kurz vorher als Geschenk übergeben wurde ("Hallo Sigrid und Danke nochmal"!): "Gestorben wird später".

Hat super  funktioniert. Bei KM 10 wundergleich total exakt nach Plan (angesichts der mir unbekannten Strecke und somit auch Steigungsverteilung war das naturgemäß ein sehr luftig erstellter Plan ..) mit 56 Minuten über die Matte gelaufen, ziepte mir der Hintern doch schon ordentlich. Die Beine waren schwer, die gesamte Lizzy etwas abgekämpft vom Bergauf-Bergab-Gehoppel. Aber das Wissen: "dieses Tempo durchhalten und du hast die sub 2 in der Nikolaustüte" verlieh dem immerhin rudimentär trainierten Po Flügel, so dass er sich incl. aller anderen malträtierten Körperteile nach

1:59:03

über die Zielmatte bequemte.  13 Sekunden schneller und das wäre sogar eine neue Bestzeit geworden - bei einer derartig anspruchsvollen Strecke - ich bin happy! Sehr! Laufen macht Spaß :o)

Fotos - (wenn auch wie meistens vom Foto-Anbieter nur in mieser Auflösung ;)  

Statistik:

AK W50:       Platz 12 von 51            (Siegerin: Resi Zopf in 1:39:25)
Frauen:  Platz 171 von 517      (Siegerin: Susanne Hafner (Jg. 1985) in 1:25:34)
Gesamteinlauf:  Platz 1483 von 2424    (Sieger: Felix Köhler (Jg. 1984) in 1:10:25)

Veranstaltervideo:


Spielereien:


(glaub' ich übrigens nicht. Max. 1:53:59 würde ich mir zutrauen. Und nichtmal das wirklich ;)



1:40:44 wäre arg nah dran gewesen an den Erstplatzierten der AK W50 und bisher passen die für ein Gewicht  prognostizierten erreichten Geschwindigkeiten immer ziemlich gut zur Realität ... noch'n bisschen Training dazu und die Wildkatze, die jeder Sieger bekam .. hübsch war die ... hmmmm .. Nee - Späßle gemacht *s* .  55kg sind zwar nicht mehr ganz so weit entfernt wie vor zwei Jahren. Aber immer noch erstens utopisch und zweitens von mir auch nicht angestrebt. Bisschen darf noch runter ... so bis BMI 24 ... das könnte ich mir für mich noch vorstellen. Weniger nicht. Eigentlich fühle ich mich im Moment körperlich schon extrem wohl. Noch ein paar Kilo runter evtl. ... dann reicht's auch. Ansonsten muss Training weiterhelfen - Tempo fängt an, mir auch Spaß zu machen. Was natürlich mit dem geringeren Gewicht zusammenhängt. Aber es gibt ja doch auch noch andere (Er-)Lebensbereiche als die Lauferei :o)



Und sonst? Tübingen ist eine hübsche Stadt (wenn auch angesichts eines extrem gut besuchten Weihnachts- und Schokoladenmarktes Ellebogen nötig waren zum Durchwursteln ;). Ich sollte häufiger irgendwo hinfahren, ohne dass ich vorher Bilder angucke oder mich sonstwie schlau mache über das Ziel. Es hat auch was, absolut unvorbereitet auf eine neue Umgebung zu treffen. Auf Bilder, die vorher noch nicht via Buch oder Internet bekannt sind.

Fazit: Schöner Lauf in schöner Umgebung, gute Stimmung, sehr gelungenes Wochenende - auch und besonders dank des Umstands, dass ich  freundliche Aufnahme und Unterhaltung bei  angereisten Berliner Läufern fand, denen ich mich anschließen durfte (Danke Carsten ;o) also: im Vor- und Nachfeld. Beim Laufen waren sie wesentlich schneller ;)



16 November 2013

Kunst kommt von Können! BesteZeit beim Kunstweglauf in Rednitzhembach

50:36


und diese läppischen 37 Sekunden, die krieg' ich irgendwann auch noch weg ;o)


Langer Tag, toller Tag mit Gemeinschaftsfrühstück in Nürnberg (grad schee woar's *wink*), endlosen Zugodysseen mit Bayernticket und natürlich: einem Lauf.  10 Kilometer am Kunstweg in Rednitzhembach. Den ich eigentlich gerne als Blogberichtsaufhänger verwendet hätte. Muss aber gestehen: beim rasanten Tempo ging mir die etwas gebildetere Kunst fast gänzlich durch die Lappen ... okok ... da stand ab und zu irgendwelches Krimskramszeug am Wegesrand rum .. mein Fokus war aber auf  Strecke, Zeit, Lauf(tempo), auf die hammerharte Konkurrenz* gerichtet.



Perfekte Lauftemperaturen, perfekte Stimmung, nach einigen zurückliegenden sehr schwächelnden Tagen pünktlich wieder perfektes Eigenkörpergefühl und der Plan:  51 Minuten laufen auf die 10 Kilometer! Optimalerweise drunter - optimalsterweise 50:50 (der schönen Zahlen wegen - hab' ich mir aber realistisch eigentlich gar nicht wirklich zugetraut ;)

Zwei Runden über 5 Kilometer, schnelle Läufer- wenige -Innen, die aber auch ziemlich flott unterwegs. Erster Kilometer "BREMSEN, HALT DICH ZURÜCK!" in  4:55 - ok. hab' ich schon schlimmer übertrieben und warum nicht gleich heute die sub 50 versuchen?! Fühlt sich doch gut an! Bei Kilometer 3 die Quittung: Seitenstechen - auweia. Deutlich Tempo rausgenommen. Halbzeit bei 5km: 25:20  und keine Seitenstiche mehr. 

Das Mantra: DURCHHALTEN! und vor allem: wieder eine kleine Schippe auflegen - die letzten Kilometer waren eindeutig zu langsam für sub 51 und nicht,dass das wieder so ein Abkacker wird wie in Marburg! Fühlt sich aber nicht annähernd so desaströs an wie damals. Also ein bisschen angeheizt und draufgelegt, die Uhr Uhr sein lassen (was sie abstrafte: ihre Batterie gab direkt im Anschluss an den Lauf ihren Geist auf und sie zeigte nur noch grauen Adler auf grauem Grund an) und gerannt, was Kunst und Können hergaben. Ergebnis: s. o.

Medaille, 20€-Einkaufsgutschein ** gewonnen für Platz 1 der AK W 50 - was allerdings angesichts der Tatsache, dass ich die einzige dieser AK war, kein Kunstwerk ist. Die einzige Teilnehmerin der AK W70 - sie schwächelte noch angesichts eines erst eine Woche zurückliegenden Marathons und einer akuten Erkältung - gab sich alle Mühe, mich mitzuziehen. Kam dann aber doch einige Sekunden vor mir ins Ziel ;o)

Platz 15 von 20 in der Frauen-Gesamtwertung.

Schaun'mer doch mal, was jetzt noch passieren muss ... erstmal CarstenS selbstbetrügerischer Freitagsrechner ("Danke" Carsten, fürs Reparieren :)


Und weil ich die "55.1 kg" reichlich demotivierend finde, klopfe ich besser auch noch zusätzlich bei Herrn Greif an:


*puh*  ... das klingt schon erreichbarer ;-)



Fotos aus der Bildergalerie der Powerbärs bzw. der lokalen Berichterstattung:


Runde I - ca. bei km 4 (hier laufen auch die 5km'ler noch mit)


glücklich aber ziemlich auf dem letzten Ritzel beim Zieleinlauf


W70, fast wöchentlich ein Marathon - lief akut erkältet - Zitat: "diesmal vorsichtig"  50:30

Sie erzählte mir:

im Alter von Mitte 40 hat sie mit der Lauferei angefangen. Immer nur planlos und nach Lust und Laune gelaufen. Nie im Verein, nie nach Plan oder Vorgabe. Irgendwann zwischen 50 und 60  lief sie dann lange  Zeiten um die 40 Minuten auf 10 Kilometer. Den Marathon - nie lange Läufe, nie nach irgendwelchen "Regeln" - deutlich unter 4 Stunden. Um die 4 Stunden läuft sie ihn noch heute ab und zu und das bei unzähligen auch schwierigen Marathons übers Jahr. Aktuell liegen ihre  10k-Zeiten meistens um die 48 Minuten.

Das ist ein Grund, aus dem sie gelegentlich in Listen nicht auftaucht: die Veranstalter denken beim Anblick des Geburtsjahres  1942 und der Zeit, sie wäre "ein Überbleibsel" aus einer kürzeren Distanz, hätte zu wenig Runden gelaufen, geschummelt ... irgendwas. Manchmal muss sie Zeugen heranholen, die bestätigen, sie gesehen zu haben (ich wäre diesmal sofort in die Bresche gesprungen und hätte die Eidesfinger gehoben für sie! War aber nicht nötig - diesmal lief alles korrekt und sie tauchte in der Liste auf). Auszeichnungen sind auch so gut wie nie vorgesehen für die W70 und sie wird gemeinsam mit der W60 gewertet ... etc. ...

Anekdote von vor dem Lauf in der Umkleidekabine:

Auf ihre Frage, was ich so laufen möchte, sag' ich:

"Ich würd' heute gerne 'ne neue Bestzeit laufen. So um die 51 Minuten wäre schön."

woraufhin sie meint, dass ich das mit Sicherheit schaffen werde, was mich zur Entgegnung veranlasst, ich sei immerhin auch schon 51, laufe seit ca. 10 Jahren und da ist das mit den neuen Bestzeiten auch nicht mehr so selbstverständlich.

Sagt sie:  "Ach, ihr jungen Dinger! Ich lauft euch doch gerade erst warm."

Ich habe beschlossen, das einfach mal so zu glauben :o)

* Zitat meiner Nürnberger Mitfrühstückerin (zumindest sinngemäß): "Mein Laufgruppenleiter hat gesagt, in Rednitzhembach laufen nur die ganz Schnellen." Antwort meinerseits: "logisch, stimmt auch -  da gehör' ich doch jetzt dazu *harhar*"

** (für einen Sportladen in Roth - muss ich doch glatt sehen, wann und warum ich irgendwann nach Roth komme. Gibt's da irgendwelche animierenden Veranstaltungen? ;)

20 Oktober 2013

Unheimlich? Schön!

Bei Vollmond um den Walchensee



Wecker gestellt auf 2:30 Uhr und festgestellt: sogar zu solch nachtschlafener Zeit, in der normalerweise meine Tiefschlafphase  stattfindet, funktioniert der innere Weckmechanismus ohne Behelfstechnik. Um 2:15 Uhr blinzele ich wach werdend und einigermaßen ausgeschlafen die roten Zahlen auf dem Wecker an. 

Denke: "Mädel, du hast'n Rad ab!"  Jetzt wirklich anziehen und losfahren  - alles ist vorbereitet, der diesmal doch ein klitzekleines bisschen Besorgnis signalisierende und noch im Tiefschlaf befindliche beste Ehemann gab letztlich einverstanden natürlich das Auto frei (was soll er auch um diese Zeit damit ;) - oder nochmal umdrehen und weiterschlafen?

Bestimmt, so denke ich mir auch noch, wird mir total gruselig da draußen am einsamen See: 26 Kilometer lang die Umrundung und nur zwei winzige Ortschaften und einige wenige Einzelgehöfte und Häuser am Wegesrand. Viel Wald. Dunkel, gruselig, furchteinflößend ... so fühlt es sich plötzlich an, an die dunkle bewaldet-felsige Einsamkeit am Bergsee zu denken. Hier von zu Hause aus in warmem Bett und Großstadtrandzivilisation.

Nur weil ich mir sicher bin: "Wenn du es jetzt nicht tust, wirst du den Gedanken daran nicht aus dem Kopf bekommen. Und dich ärgern!"

Gefragt habe ich niemanden, ob er oder sie mitkommen möchte (sorry Monika - hatte dran gedacht. Aber war mir selber nicht sicher, ob es eine gute Idee ist und wollte auch die Möglichkeit behalten, doch selber zu kneifen ;) Ein bisschen war es auch der Wunsch herauszufinden, ob ich mich das alleine trauen werde.

Die Katzen, noch nicht auf Dämmerungsstreifzug,  gähnen mich irritiert an. Wackeln mit den Köpfen, trotten mir hinterher "Jetzt schon Futter?" Gähnen noch mehrmals. "Was is'n hier heute los? Ist doch mitten in der Nacht!"

Stadtdurchquerung um 3:00 Uhr - wer hat nur all die Taxis losgelassen. Die Straßen voller flitzender Taxen. Die Autobahn leer. Und irgendwann ein Teilstück gesperrt. Ochnöööö - gurke ich also auf Umfahrung entlang des Starnberger Sees (nee, hier will ich nicht - das ist der falsche!) durch Käffer, von denen ich vorher nie gehört habe. Weiter Richtung Kochel. Die Serpentinen hoch zum Kesselbergpass stockdunkel. Langsam schlängele ich mich vorbei an Wäldern und Felswänden ... als zwei Rehe mitten auf der Straße stehen. Gucken mich an - ich halte, sie springen in den Wald. Vorsichtigst weiter - schon wenige Kehren später: ein Fuchs - was für ein Prachtexemplar! guckt ebenfalls in den Lichtkegel des Autos. Springt dann mit elegantem Schwung über die Leitplanke ebenfalls in den Wald zurück.

4:30 Uhr. Der See im Mondlicht - berückend! Meine Klamotten am Körper (Fleeceshirt, Laufunterwäscheschicht und dünne Weste: viel zu dick! In München bei 8°C losgefahren, Kälte erwartet in Bergnähe,  zeigt das Auto-Außenthermometer hier 13°C an. Grillen, Zikaden oder was weiß ich, was das genau ist, zirpen durch die Nacht. Hä? Wie jetzt?  Bergsee auf 800 Höhenmetern oder doch Italien?

Der Walchensee überrascht  immer wieder. Jedesmal anders und anders als gedacht. Auto in Urfeld abgestellt, Kamera auf "Nachtaufnahmen" eingestellt und losgehoppelt in die Dunkelheit Richtung Walchensee-Ort.

So richtig dunkel ist das gar nicht. Drüben auf der gegenüberliegenden Seeseite strahlt Maria Einsiedel vor sich hin, der Mond leuchtet trotz Schleierbewölkung soviel die Funzel hergibt. Ich stelle fest: bisschen angefressen ist der Kerl auf rechter Seite doch schon. Vollmond war gestern. Egal - reicht auch so. Dummerweise steht er auf der falschen Seite. Nix mit "Mondlicht spiegelt sich silbern in leise plätschernden Wellen"-Aufnahmen. Mit sowas hatte ich natürlich felsenfest gerechnet. Na egal - bleibt die Rechnung eben offen für ein nächstes Mal.  


5 Kilometer später im nachtstillen abe reichlich erleuchteten Walchensee-Ort. Jetzt könnte das aber mal so richtig dunkel werden langsam.


Dochdoch, es ist auch dunkel irgendwie. Das Mondlicht aber so hell, dass Schatten sich deutlich abzeichnen und ich auf jedwede Blink- und Armbandbeleuchtung verzichte. Stirnlampe hab' ich eh keine und ging davon aus, sowas nicht zu brauchen. Jede Art von Kunstlicht am Körper würde die Stimmung vernichten, das empfinde ich hier glasklar. Ich durchlaufe Kälte- und Wärmeinseln. Die Luft riecht abwechselnd mild und morgendlich frisch. Der See plätschert ans Ufer, mein Atem klingt leicht aber laut durch die Nacht.


Unheimlich? Ist hier unterwegs irgendwas unheimlich? Kein bisschen - nur unheimlich schön!  Selbst als es irgendwann doch sehr einsam und unbeleuchtet wird. Als im Wald neben mir Wesen rascheln, flüchten, Geräusche machen - wider Erwarten fühlt es sich nicht eine Sekunde lang irgendwo unheimlich oder gruselig an. Im Gegenteil: heimelig eingeschlossen, behütet in Nacht und Dunkelheit. So irgendwie.


Und dann, irgendwann gegen Halbzeit,  hält er sich doch noch an die Regieanweisung, der liebe Mond und spiegelt sich artig im plätschernden Wasser.


Hört gar nicht mehr auf sich zu spiegeln auch dann nicht, als die Dämmerung langsam über die Berge kriecht und die Dunkelheit ablöst.


Schneebedeckte Berggipfel zeigen sich am Horizont


und als die schwarz-weiße Nacht verdrängt wird vom Morgen in Technicolor, da stelle ich fest: es ist  nicht nur Vollmond heute am Walchensee - es ist ja auch Herbst!


Ein Herbst mit Farben, die jeder Photoshop-Anwendung und Bildbearbeitung spotten


Bänke, überall Bänke am Wegesrand und eine einladender als die nächste. Nicht alle Einladungen kann ich ausschlagen, unterbreche meinen Lauf jetzt nicht nur für Fotos sondern - wieder eine Wärmeinsel durchquerend - lasse ich mich auf einer der Bänke nieder. Vergesse die Zeit, vergesse den Lauf, vergesse alles außer den Genuss bei erwachendem Morgenlicht, an Ufer schwappenden Seewellen, unterschiedliche  Tierrufe, die mit einem Mal laut und durchdringend von überall her schallen und den Tag begrüßen. Nur max. 1/2 Stunde lang. Dann ist es wieder still.


Es wird Licht, die Sonne geht auf 


Herbstfarben strahlen


Sachenbach, der Ort, an dem ich, sobald ich ihn sehe, denke oder sage: "HIER zu leben -  das wär's!"


In Rekordzeit  komme ich Urfeld und dem Auto näher - so lange habe ich noch nie gebraucht, glaube ich. Jede Umrundung ist irgendwie noch schöner als die vorherige und immer mehr Zeit nehme ich mir für Pausen und Genuss.


Kleines Fußbad noch zum Schluss, Oolongtee aus der Thermoskanne und ein Mürbeteigtörtchen. Dann geht's wieder zurück nach München.

Hier am Walchensee sind inzwischen - es ist Sonntag und vermutlich einer der letzten wandertauglichen Herbsttage des Jahres - alle Wanderparkplätze besetzt, Menschen ziehen mit Rucksächen und Stöcken in die Berge. Am See tummeln sich Taucher, Hundespaziergänger, Radler. Zeit zu fahren.


Auf der Gegenfahrbahn aus Richtung München stocken Autos Stoßstange an Stoßstange, fast ein Stau an der Ausfahrt Holzkirchen. Sie könnten Probleme bekommen bei der Parkplatzsuche. Jedenfalls am Walchensee - aber auch die bekannten Wanderstartplätze, an denen ich vorbeifahre,  - z. B. an der Blombergbahn - sind inzwischen rappelvoll. Was freue ich mich doch auf einen ruhigen Sonntag auf heimischer Terrasse. Mit Brunch, reifen Muskatellertrauben und einer Strickarbeit bei Sonnenschein.


29 September 2013

Haken schlagen. 7 eckige Runden beim Marburger Stadtlauf


Chaotisch, undurchsichtig und widersprüchlich. So könnte man die nur schwer auffindbaren Infos im Internet zum Ahrens-Stadtlauf nennen, der heute in Marburg stattgefunden hat. Keine Online-Anmeldung, ein konfuses Gewimmel an unterschiedlichen Startzeiten von Jedermannsläufen und ebenfalls ausgetragenen Hessischen Straßenmeisterschaften, die dann auch noch widersprüchlich sind.

So schnell lässt sich eine aus familiären Gründen in der Gegend weilende Lizzy aber nicht von dem Plan abhalten, den "Länderpunkt Hessen" für's Länderspiel einzuheimsen. Dazu ist die Gelegenheit zu günstig, das Wetter zu gut, die Lauflust zu groß.

Also mit dem Zug die gut 30km nach Marburg gegondelt, eine Stadt, die vor so einigen Jahrzehnten die selten aufgesuchte Metropole der Gegend darstellte, damals vom Kleinststadtkind aus dörflichem Umfeld als Großstadt wahrgenommen. Marburg ist wunderschön! Eine atmosphärisch bezauberndes Städtchen, verwunschen, lauschig und verwinkelt wie  aus dem Märchenbuch und gleichzeitig mit seinem studentisch geprägtem Flair jung, bewegt, modern  und lebendig. Aber groß, nein groß, das ist Marburg nicht mehr.

Eis essend schlendere ich bei bestem Spätsommersonnenschein durch die Gassen und Gässchen der fachwerkgeprägten Oberstadt zum Startort des Stadtlaufs. Auch hier alles ein klein bisschen wirr aber die Orgaleute gleichen dasdurch dreifach gute Laune, Freundlichkeit und die Bereitschaft, wirklich alle meine vielen Fragen ausführlich zu beantworten, locker wieder aus.

Neben mir höre ich jemanden lachend sagen: "Nein, eine Strecke für Bestzeiten ist DAS wirklich nicht!" "Pöh" denke ich trotzig "versuchen werd' ich das trotzdem" und meine das ernst.

Die 10km-Strecke besteht aus einem 7-Runden-Lauf, wobei es eher eine Aneinanderreihung vieler Ecken und Kehren ist incl. einer Vollkehre um 360 Grad und alles muss sieben mal durchlaufen werden. Relativ flach ist sie, aber nicht absolut. Eine etwas langgezogene Steigung, der ein etwas kürzeres aber weniger flaches Gefälle folgt, ist in jeder Runde auch dabei. Hier wäre es von Vorteil, Hase zu heißen.

5:05 Minuten hätten es für mich werden sollen beim ersten Kilometer. Als ich allerdings 4:43 auf Meiner Uhr lese, könnte ich mich in den Allerwertesten beißen, wenn ich das denn könnte.

Ich DEPP! Immer der gleiche blöde Fehler und wie immer auf Wettkampfkilometer Eins Null Zeitgefühl aber schon bald darauf die Quittung, die bescheinigt: das ist wirklich zu schnell (noch?;)! Schalte zwar einen Gang runter, Kilometer Zwei geht aber mit immer noch zu schnellen 5 Minuten über die Bühne, was sich schon bei Kilometer Drei bitterlich rächt. Bleibeine. Achwas: Stahlbeine samt Stahlkörper bremsen derartig aus, dass ich gefühlt jetzt und hier und sofort aufhören möchte. Tue ich natürlich nicht sondern schleppe mich trotzig kämpfend weiter, so dass ich 25:31 Minuten auf der Uhr lese bei Kilometer Fünf. Inzwischen grenzwertig angeschlagen und ahnend, dass es mit der neuen Bestzeit heute noch nix werden würde. 

Bei Kilometer Acht überholt mich, die bis dahin keinen geeigneten Duellpartner oder zum dran-festbeissen Geeigneten Vorläufer hatte, eine sehr junge Frau. Keuchend. Ich denke: "nee, kampflos lasse ich dich nicht vorbei" und kämpfe nochmal. Kann mich auch wieder vor sie setzen, sie klebt mir einen Kilometer lang dicht im Nacken, beide schnaufen und keuchen wir, geben alles! Auf der Zielgerade zieht sie mit einer Kraft, die ich meinerseits einfach nicht mehr besitze, an mir vorbei und legt bis zur Ziellinie sogar noch einige Meter vor. Ohne sie - und das danke ich ihr auch mit der Gratulation ausgesprochenermaßen(worüber sie sich sichtlich freut) - aber wäre ich garantiert nicht unter 52 Minuten geblieben. Durch das bissige Duell zum Schluss konnte ich mit einer Zeit von 51:59 Minuten meine bisher zweitbeste Zehnerzeit mit nach Hause nehmen und bin damit sofort und auch immer noch absolut glücklich.

Statistik

Meine Zeit: 51:59 ~ 5:11min/km
W50: Platz 2 von 4    -   Siegerin: Silke Körburg-König in 51:25
W gesamt: Platz 11 von 41 - Siegerin: Kim Mess (W35) in 42:30


01 September 2013

wohoohow ... hohe Berge

in der Eifel, wohlgemerkt ;)

Das "Lauf-die-Länder"-Spiel (s. u.)  wurde aktualisiert: abgehakt als "gelaufen" damit Rheinland-Pfalz  durch meine Teilnahme am Maare-Mosel-Lauf, gestern, Samstag den 31. August 2013.



Weil es spät ist (die DB eben ;) halte ich den "Bericht" kurz:

Ein landschaftlich und organisatorisch wirklich toller Lauf, der für mich eingebettet war in einige schöne Besuchstage in einer Landschaft, die für mein etwas einseitig gepoltes Auge erscheint wie ein einziges Läuferparadies (jedenfalls bei gutem Wetter ;). Die trotzdem noch vorhandene weitere Seite meiner gespaltenen Persönlichkeit wusste aber auch Hängematte, Schweinshaxe, Lamm- und Gänsebraten, Bier und Zigaretten  zu würdigen *hüstel*.

Hat richtig Spaß gemacht, der Halbmarathon  und sich gelohnt und ich hoffe, man sieht es dem Foto (bei ca. km 15?) an ;)  Trotz höherer resp. schnellerer Erwartungen und Hoffnungen.  Der Lohn:  mächtiger Muskelkater in der Rückfront. Arsch-abwärts ... *puh*

Der Plan hatte ungefähr gelautet: Sechserschnitt durchgängig halten.

Die Realität sah  so aus: Sechserschnitt anfangs recht locker, später bei zunehmender Zähigkeit bis ca. KM 15 gehalten. Dann wurde es richtig schwer - nach dem letzten Anstieg ging gar nix mehr: Beine hart und dicht. Kilometerschnitt um vermutlich mehr als eine halbe Minute abgesackt. Hohe Berge eben ...

Bei ca. Kilometer 13 oder 14? erstmals gesehen, dass Weinbergschnecke Anne mir auf den Fersen sitzt. Oder zumindest als relativ sicher gemutmaßt, dass sie es sein könnte, die dunkel gekleidete Läuferin irgendwo da hinten. Vorbeilassen? Kommt ja überhaupt nicht in Frage - also bitt'schön Tempo halten und Berge Berge sein lassen.


Nix da - sie zieht fluffig vorbei bei ca. KM 17? , hängt mich sauber ab. Und einen langen und ausführlichen Bericht mit Grusel-Höhenprofil gibt's bei ihr  auch. Wer also mehr lesen möchte, der mag rüberzappen zu Weinbergschnecke  (und ich spar' mir die Arbeit *harhar* ;)


Die Statistik:

meine Zeit: 2:09:11  ≙  6:07min/km

AK W50: Platz 14 von 19       (Siegerin W50: Marion Haas in 1:52:17)

Wer mehr wissen möchte über Lauf- und Siegerzeiten, Teilnehmerzahlen etc., der muss sie sich selber raussuchen. Mir sind die Ergebnislisten ein wenig zu unstrukturiert, unnummeriert und unübersichtlich um mich da weiter durchzufriemeln.



24 Juli 2013

Schluss! Aus! oder: doch ein bisschen richtigen Urlaub machen?



VORBEI!   ...   Das war's mit Trekking für diesen Urlaub! 

Der letzte  fest geplante Tourentag  nach Terme di Valdieri  ist ins Wasser bzw. in den Schnee gefallen. Auf dem Weg dorthin, so wurde uns berichtet, wäre ein riesiges und dazu steiles Schneefeld stundenlang zu durchqueren. Ein Paar aus Baden hatte die Tour am Vortag aus anderer Richtung hinter sich gebracht. Mit Steigeisen (sie waren offensichtlich besser als wir für die diesjährig winterlichen Wegeverhältnisse ausgerüstet ;) und - obwohl Ski-, Bergwinter- und sogar Hochtouren-erfahren rieten sie eindringlich ab, sich überhaupt auf diesen Weg zu begeben. Schon ganz und gar nicht ohne wirklich taugliche Ausrüstung, von der bei uns ja nun keine Rede sein konnte.

Die schon getroffene Entscheidung, stattdessen eine relativ gemütliche max. 4stündige Wanderung abwärts nach Valdieri zu unternehmen, wurde nochmal erleichtert durch den Umstand, dass es auch an diesem Tag, dem 9. Juli 2013 wieder bis mittags leicht regnete und die Bergwelt ungemütlich erscheinen ließ.

Nach Regenende brachen wir auf ins Tal und es war eine sehr angenehme kleine Wanderung.


Vorbei an wilden Blumen

nur ein bisschen wilden Tieren


Resten früherer Ansiedlungen


beeindruckenden Resten winterlicher Lawinen


großen  Männern (oder sind's Holzklötze gewesen und gibt's da überhaupt einen Unterschied?)

Ein "abgekürzter" Wandertag und dazu noch fast zwei Tage zusätzlich, die als "Luft"-, Pausen-, Schlechtwetter- oder Gipfeltourtage eingeplant aber nicht verbraucht worden waren, hatten wir auch noch übrig ... was also tun damit? -> nettes Hotel suchen ...


kleine Wanderungen bzw. Spaziergänge ohne Gepäck unternehmen ...


rumschlendern, rumsitzen, lecker essen und trinken  ... ganz normal Urlaub machen eben. Doch, doch - das können wir wirklich auch!


Auf regionalen kleinen Wochenmärkten regionale Produkte kaufen. Und an dieser Stelle, liebe Anja, darfst du aber wirklich mal ganz tief seufzen. Zu Recht! Denn: ich tat es auch ... und raufte mir die ohnehin spärliche Haarpracht aus. Weil ich  - selten genug - ein Auto für den Transport vermisste.

"Regionale Weine", das bedeutet in dieser Gegend viele berühmte Tröpfchen von edlen nicht minder berühmten Traubensorten. Nebenbei angemerkt: an jedem einzelnen Abend haben wir - unmöglich, das sein zu lassen! - zum Essen gemeinsam mindestens einen halben Liter Hauswein, oft aber auch eine ganze Flasche einer der regionalen Weinsorten, die dort angeboten wurden, getrunken.

Die Anbieter und kleinen Winzer, die auf den Wochenmärkten vertreten sind  (über's Internet bestellen ist bei ihnen meistens nicht möglich)  vergleichweise auch günstig aber in erster Linie deshalb interessant weil mit Besonderheiten im Angebot.

Vor Ort verkostete Weine versprachen kleine besondere Schätzchen zu sein oder noch zu werden .. und dann nur zwei Rucksäcke für den Transport ... ein Jammer! Auch von Käse und Bergblütenhonigen konnte ich nicht annähernd die Mengen mitnehmen, die ich mir gewünscht hätte *seufz*



Auch die letzten noch übrigen Leckerchen werden an die Katz' gebracht


täglich einmal die wichtigste Einrichtung Italiens aufgesucht: eine Gelateria


hier und da stehen aber auch noch ein paar andere eher nebensächliche Gebäude rum


 dann heißt es für dieses Jahr: WINKE WINKE. Ciao bella Italia!

23 Juli 2013

Grenzgänger


Ein Tag mit  einer stimmungsreichen Höhengratwanderung 


zum großen Teil entlang der Grenzlinie zwischen Italien und Frankreich


Auch während dieser Nacht hatte es geregnet und regnete zum Frühstück immer noch leicht. Denke ich mir: die Angestellten hier, die das Jahr in der Höhe verbringen, die wissen bestimmt sofort alle Zeichen der Natur zu deuten und können uns sagen, ob und wann es aufklaren wird. Oder noch schlechter.

Frage ich die Dame an der Rezeption. Sie lächelt höflich und bittet, einen Moment zu warten. Startet das Internet - sehr langsam, die Gäste haben es gar nicht zur Verfügung - und bittet höflich, die Wartezeit zu entschuldigen. Öffnet die Seite eines regionalen Wetterdienstes und verkündet strahlend: "Heute regnet es erst am Nachmittag! Vormittags kein Problem - da bleibt es nur bewölkt."

Aha. Ich zeige freundlich zur geöffneten Tür auf die Bindfäden, die vom Himmel regnen: "Aber es regnet JETZT, sehen Sie!"

"Nein, nein! Es regnet erst nachmittags!" Um Bestätigung heischend bittet sie mich, doch selber auf den Monitor zu schauen. Nungut - das war wohl nix mit den orts- und wetterkundigen Einheimischen. Ich bedanke mich und gehe erstmal in den Frühstückssaal. Wo der sehr ausstrahlungsstarke, schelmisch-jugendlich wirkende Abt alle Gäste begrüßt und nach ihrem Befinden fragt. "Der kennt sich sicher mit dem Wetter aus" denke ich mir und versuche erneut mein Glück: "Wird es heute den Tag über regnen oder sogar Gewitter geben?"

Bedächtig wiegt er den Kopf hin und her, macht eine abwägende Geste, die "Kann sein, kann auch nicht sein" bedeuten könnte. Blinzelt uns dann verschmitzt zu, legt die Hände wie zum Gebet aneinander, richtet die Augen in deutlich theatralischer Geste gen Himmel und entscheidet: "Am besten versuchen Sie es mit Beten" - woraufhin er lachend zum nächsten Tisch weiterzieht.

Das war immerhin eine Spur fachkompetenter ... wenn man den Job des Mannes bedenkt ;o)

Wir ziehen etwas wetterfeste Kleidung und den Rucksackregenschutz über und dann los. Das aber auch nur weil wir wissen, dass am ersten Pass, noch vor der Überschreitung des Hauptpasses die Möglichkeit besteht, die Tour abzubrechen und ins französische "Isola 2000" abzusteigen.


Auch heute: Schneefelder. Die meisten aber flach, ungefährlich und - von der Nässe abgesehen - leicht zu überqueren.


Durch den Regen der vergangenen Nächte ist der Schnee nicht nennenswert abgetaut. Aber unkomfortabler, rutschiger, härter geworden. An den Rändern und streckenweise auch flächig vereist.


Oft hört und sieht man unterhalb der Schnee- und Eisfelder Wasser gluckern. Alles - auch die Wege immer wieder: aufgeweicht, überflutet - die reinsten Bäche und Flüsse.


Der Weg am Grat aber wunder-wunder-wunderschön! Sobald die Wolken aufreißen - und das tun sie immer häufiger, der Regen hört schon bald komplett auf - zeigen sich weite und herrliche Ausblicke über die französischen und italienischen Alpenzüge. 


Bis auf Gemsen und Murmeltiere sind wir heute alleine auf der Strecke - vorbei an vielen aus Steinen aufgetürmten Grotten. Angefüllt mit Heiligenfiguren und  -bildern, Rosenkränzen, Bitt- und Dankessprüchen vieler (vermutlich) Pilger auf dem Weg nach St. Anna.


 Höchster Punkt der diesjährigen Wanderung: Passo d'Orgials mit 2.600m 



Wasser, Eis, Schnee, Seen und die Sicht auf schöne, zum teil auch hohe Berge mit über 3.000 m begleiten unseren Abstieg


zum Rifugio Malinvern. Ein selten komfortables Rifugio mit WLan und einer sehr jungen sportlichen und - weit und breit die Ausnahme - recht gut Englisch sprechenden Hüttenwirtin.




Tagesstatistik:

Wanderzeit: 9:40 - 14:45 Uhr 

Höhenmeter:    810 ↑  ca. 1000↓
Distanz:  ca. 15  km
Höchster Punkt: 2.600 m  (Passo d'Orgials)