26 Juni 2020

Umrundung die Zweite: der Ammersee

Ursprünglich waren die Umrundungen von Starnberger See und Ammersee von mir für aufeinanderfolgende Tage vorgesehen. Nachdem das Vorhaben "Starnberger See" zwar glückte, meine Füße aber anschließend ordentlich schmerzten und auch die sonstige Befindlichkeit eher ziemlich angeschlagen zurückblieb, verschob ich die Ammerseeumrundung auf einen wiederhergestellten Zeitpunkt.


Dieser war am gestrigen Donnerstag gekommen: knapp zwei Wochen später, arbeitsfrei, die Wettervorhersage passend. An- und Abreise erfolgten diesmal mit der S-Bahn (1,5h pro Strecke) am selben Tag.


 Um 7:30 Uhr startete ich langsam im Uhrzeigersinn joggend an der Seeuferpromenade Herrschings.


Anfangs nieselte es leicht, der Himmel war wolkig, die Sicht eher diesig und unklar. Meinem Befinden kam das entgegen; ich hatte schon früh relativ starke Hitze befürchtet, die zum Glück bis nach Mittag ausblieb. Angenehm warm aber ohne Dehydrationsgefahr.

In Dießen auf der gegenüberliegenden Seeseite, nach ca. 18 Laufkilometern, plane ich eine erste größere Rast ein.


Bis dahin führt der Weg größtenteils am Ufer entlang. Ab und zu müssen kleinere entfernte Schlenker unternommen werden aber insgesamt ist das Ostufer weitgehend idyllisch, ruhig und der Weg nah am Wasser.





An der Südspitze des Sees müssen Wanderer und Räder einen etwas vom See entfernten Weg nehmen, da sie dort ein großes und durch Schilf- und Sumpfwiesen geprägtes Natur- und Vogelschutzgebiet führt.

Eine Autostraße quert dieses zwar - es wurde jedoch versäumt, auch Radlern und Fußgängern die Möglichkeit einzuräumen, entlang dieser stark befahrenen Straße etwas kürzer um den See zu gelangen.


Wobei dieser Weg entlang des Amperzuflusses und später durch Wiesen und Felder führend ausgesprochen attraktiv ist; keine Frage! Er verlängert die Umquerung aber um einige Kilometer!


Es duftet nach Getreidefeldern und Wiesen, frisch gemähtem Gras und trocknendem Heu. Insekten schwirren, Störche suchen nach Futter. Bis hierher begegnen mir nur wenige Menschen.

Eine Teilstrecke bis Dießen führt sehr unlauschig entlang einer Autostraße, in Dießen gönne ich mir eine erste längere Pause mit Brotzeit und anschließendem Eisbecher.

Danach führt der Rundweg ab und zu an einer Bahnstrecke einerseits, Naturschutzgebieten andererseits entlang. Durch Ortschaften, Alleen und Wälder. Viel Schatten bei jetzt höher kletternden Temperaturen tut gut. Später gehen die Ortschaften nahezu ineinander über und ich ärgere mich wieder einmal ziemlich darüber, dass so viele Orte in Bayern die Bayerische Verfassung so sträflich missachten. Denn in  ihr wird gefordert, dass der Seezugang überall allen möglich sein muss.

Sowohl am Starnberger als auch am Ammersee ist über sehr weite - und zwar meistens die prädestiniertesten Uferabschnitte das Gegenteil der Fall: riesige Villen mit sie umgebenden parkgroßen Grundstücken gehören Privatpersonen. Der Zugang zum See ist über viele Kilometer komplett unmöglich, nichtmal Seesicht ist vorhanden. Viele dieser schloßartigen Prachtanwesen sind nicht dauerbewohnt. Irgendwelche sehr reichen Menschen aus irgendwo in der Welt nutzen sie ab und zu als Wochenendhäuschen. Die Yacht im Bootshaus, privater Badesteg selbstverständlich.

Ich finde das skanalös und guten Beweis für die viele Gesetze missachtende und von Korruption durchdrungene Vetternwirtschaft im Politikgeschäft! Das mal so am Rande.

Über viele Kilometer des Westufers erstreckt sich also der Weg ohne Seesicht oder sonstige Schmankerl für Ausflügler durch unattraktive Asphaltstraßen dieser Bonzenviertel. Sollen sie ihre Villen und Parks haben - aber einen Uferweg für alle frei zu halten, das schaffen viele Länder und sollte auch in unserem nicht zuviel verlangt sein!


Nach Umrundung der Nordspitze des Sees am frühen Nachmittag wird es landschaftlich wieder attraktiver: Badeplätze, Promeniermeilen mit vielen schattigen Bänken,  Dampfersteg und nicht zuletzt einer grandiosen Eismacherei in Stegen  laden zum Verweilen ein. Ich folge dem Ruf und gönne mir nach einem weiteren Eisbecher eine etwas längere Siesta mit Powernapping auf einer der Parkbänke.

Inzwischen schmerzen die Füße wieder. Sie stecken diesmal in einem neuen Paar Merrell Waterpro Maipo 2. Eine gute Wahl! und eindeutig habe ich mit Merrell wieder einmal eine zu meinen Füßen passende Marke gefunden. Doch beweist dieser Tag, dass nicht die minimalistische Schuhe schuldig zeichneten für die Fußschmerzen nach der Umrundung des Starnberger Sees.

Auch gedämpft und geführt in weniger spartanischen Modellen, die noch dazu wunderbar passen, setzen nach roundabout dreißig Lauf- bzw. Wanderkilometern die Probleme ein. Keine Blasen - das zum Glück nicht auch noch! Aber Senkfuß und Hallux rechts meutern zuerst. Auch der Einsatz eines Hallux-Gelpolsters bringt nur kurz Abhilfe. Nur wenig später beginnt auch beim linken und nicht verformten Fuß die Fußsohle zu brennen. Einige Kilometer marschiere ich barfuß über den Asphalt, nach dieser Erholungspause geht es wieder besser.


Es könnte aber auch sein, dass die übrigen körperlichen Zerfallerscheinungen schlicht die Fußproblematik überlagern.

Denn meine Erkenntnis: auch bei moderatem Tempo wird es nach Kilometer vierzig einfach schwer! Ist so! Körper und Kopf wollen sich hängen lassen. Möchten nicht mehr aufrecht gehen sondern schleichen und kriechen wie die blinde Schleiche - über deren lebendigen Anblick ich mich übrigens sehr gefreut habe, so selten wie diese früher allerorts anzutreffenden Echsen inzwischen geworden sind.

Ab und zu helfen nur noch Schmerzignoranz und Kartoffelhirnmodus.

Irgendwann, als ich nach Breitbrunn das sich dort nicht sonderlich gehfreundliche Seeufer verlassen und auf einen etwas abseits verlaufenden Radweg wechseln will, verfranse ich mich etwas und aufgrund meiner Weigerung, den Weg bergab rückwärts nochmal zu gehen, lande ich irgendwann in weiten Wäldern und Wiesen fernab markierter Pfade, quere Felder, entdecke Fuchs- und Dachsbauten. Es ist idyllisch ³ - aber dummerweise kann ich das kaum noch angemessen würdigen.




Glücklich bin ich - und lege eine letzte längere Rast vor Rückkehr in Herrsching auf einer dort am Waldrand befindlichen Parkbank ein - als ich aus dem Wald kommend wieder auf den eigentlichen Radweg treffe, in der Ferne Kloster Andechs erblicke und weiß: jetzt ist es tatsächlich fast geschafft; nur noch wenige Kilometer - und diese bergab - bis zur S-Bahn in Herrsching.

Hier und da gilt es auch einige Höhenmeter zu überwinden. Nicht extrem viele - aber so um die 300 davon dürften es beim Umrunden des Ammersees durchaus sein.


Obwohl die Ammerseeumrundung mit knapp 50 Kilometern einige Kilometer kürzer als die des Starnberger Sees ist, haben mir die kleinen ungeplanten Schlenker und der Umstand, dass ich noch die S-Bahn-Anreise zurechnen muss, einen neuen Schritterekord auf dem Zähler eingebracht.

Und wieder einmal schmerzende Füße. Die restliche Orthopädie sowie Psyche und Physis sind nach einer langen Nacht mit viel Tiefschlaf vollkommen wiederhergestellt.

Und ja, ich weiß! Es ist Jammern auf hohem Niveau, wenn eine fast Sechzigjährige mit seit Jahrzehnten bestehendem Hallux Valgus darüber meckert, nach fünfzig Lauf-/Wanderkilometern Fußschmerzen zu bekommen.

Andererseits: ich würde auch gerne irgendwann noch die Chiemsee-Umrundung angehen. Und das sind irgendwas zwischen 60 und 70 Kilometern ;)



14 Juni 2020

zu Fuß um den Starnberger See



Bevor  es an die Verwirklichung der uralten Idee geht, den Starnberger See zu Fuß zu umrunden, wird die Gegend um den Mobilstellplatz (Geheimtipp und wird nicht verraten ;) erkundet. Auch hier finden sich bezaubernd-idyllische, vom Massenandrang verschonte Plätzchen mit Aussicht ..pssst!

 Freitag um 6:00 Uhr in der Früh' ist es dann soweit. Während der Gatte noch ein paar Stündchen weiterschläft, bevor er sich auf's Touren-Liegerad schwingt um mich damit einzuholen, begebe ich mich bei noch kühlen Temperaturen auf die ca. 50 Kilometer lange Umrundung des Sees:




Atmosphärisch dicht-bezaubernde Stimmungen am noch nebelverhangenen Seeufer laden zu vielen stillen Momenten und Verweilpausen.


während Alleen mit Flair zu langsamen Joggingeinlagen rufen.

ein bisschen was von allem: Lust, Freude, Leid und Frust -  bot der Tag.



 Vorbei an moorig-schilfigen Feuchtgebieten am Seeufer

... noch leeren Liegewiesen, die noch den Wasservögeln gehörten und wo sich laut Gattenaussage wenige Stunden später Menschenmengen tummelten ...


inclusive Besichtigung des König-Ludwig-Todesstelle-Platzes samt Kapelle und Denkmal


Gegen Mittag in Starnberg dann sich füllende - und später, wie ich erzählt bekomme zum Bersten überfüllte - Strandbäder und Badeplätze. Wo kommen sie alle her, diese Menschenmassen? Wo doch die vielen Überseegäste aus aller Herren Länder, die üblicherweise das Bild in und um München herum in Heerscharen dominieren, noch gar nicht wieder eingetroffen sind.

Auch der Fuß-Radweg wird ab dem späten Vormittag immer voller und gedrängter, so dass auch für alle Parteien nervige Situationen aufkommen. Rennradler, Mountain- und EBiker, Familiengruppen mit auch Lasten-Kinderhängern und -vorbauten, Wanderer, Jogger, Hundeausführer ... es ist ein Brückenfreitag in den Pfingstferien und noch voller wäre eindeutig kaum gangbar.


Auch auf dem Wasser herrscht dichtes Treiben der diversen Boote und Paddler. 

Ab 2/3 der Strecke etwa wird es schwer. Und schwerer. Noch schwerer. Bis unglaublich schwer. 
Kaum vorstellbar, dass ich früher längere Strecken in wesentlich kürzerer Zeit sogar laufen konnte.
Durst plagt mich bei zunehmender Hitze, die Essenspause - mit Buddhabowl und reichlich Eis zum Nachtisch währte zu lang, so dass die Beine nicht mehr in Schwung kommen wollten.


Die Füße - sie stecken in Leguano Beats, was auch über mehr als 30 Kilometer eine perfekte Wahl zu sein schien - beginnen an den Fußsohlen zu brennen. Hölle und Feuer, Durst und Ganzkörpermatschigkeit drohen auf den letzten Metern das Unternehmen zum Scheitern zu bringen.

Ein Hilferuf an den Gatten, der mit dem Rad - nach gemeinsamem Eisessen in Starnberg - schon wieder am Mobil eingetroffen ist, lässt ihn nochmals umkehren. Mit meinem Klapprad. Dennoch: als er mit kühlen Getränken und aufmunternder Gestalt eintrifft, schlage ich das Angebot aus, auf's Rad zu wechseln. Die paar Kilometerchen sollten doch noch machbar sein ...

Waren sie dann auch. Wobei der Kilometerschnitt zum Ende hin und wegen der vielen Banksitzpausen auf ungefähr 2 km/h runtersackte. So kam es, dass die Umrundung des Sees mit den gut 50 Wegekilometern zwölf Stunden dauerte. Aber: geschafft ist geschafft!
 Der FolgeSamstag noch mit Amüsement beim Kunst und Kulturgenuss  ....
.... samt grundsätzlicher Zweifel an einigen Aspekten des öffentlich geförderten Kulturspektakels im Buchheim-Museum.


Keine Zweifel am Genuss blieben beim das mobile Wochenende abschließenden Bad im See!