15 September 2023

Kein Bad mit dem Teufel - eine Grenzüberkletterung

Die Schlafkomfortstufe wieder hochgeschraubt, geht‘s am Wochenanfang mit dem Mobil in den Bayerischen Wald. Unter anderem geplant: eine 24 Kilometer lange grenzüberschreitende Wanderung, deren Track ich … ja wo eigentlich? … irgendwo im Internet gefunden habe. 

Das Mobil nach einem komplett anders gelagerten Morgentermin geparkt am Wanderparkplatz Scheiben,  wo ich noch vor halb zehn in der Frühe zur Tour aufbreche. Es geht bergauf. Viel und ziemlich steil. Gut, dass ich nur einen minimalistisch mit Wasser und einer Winzigkeit an Tagesverpflegung gepackten Tagesrucksack mitschleppen muss. Vermutlich unter 5kg wiegend.


Der Weg nach oben zum Zwercheck steinig durch den Wald



Im Rücken beim Blick nach hinten der Große Arber


Nach bewältigter Steigung ein Stück durch eine in dieser Gegend so typische Hochebene mit vielen toten aber auch noch und wieder lebendigen Bäumen aber vor allem vielen dicht mit Früchten behangenen Heidelbeersträuchern, die streckenweise bis fast an die Hüften reichen in der Wuchshöhe. Hier oben in einer Höhe von gut 1300 ü. NN sind die Früchte auch jetzt erst beim leckersten Reifegrad angekommen (weiter unten lange an den Büschen vertrocknet bzw. abgefallen und im geringeren Maß abgeerntet). Ich pflücke und esse reichlich davon. 



Erreiche mit blauen Fingern und Zähnen das 1333m hohe Zwercheck


Minuten später das auf tschechischem Gebiet gelegene und zur anderen Seite ausgerichtete Gipfelkreuz des Svaroh

Ein Stück entfernt behauptet mein Track, es ginge nun rüber bzw. runter auf tschechischer Seite. Und zwar dort, wo früher eine Hütte stand. Dieser Platz ist über ein Schild, das über die dortige frühere Hütte erzählt, gut auffindbar … aber weder ein Schild noch ein Weg an der Stelle oder in der weitläufig akribisch abgesuchten Umgebung, an der ein Weg sichtbar abzweigt.

Die gekaufte tschechische und offline vorliegende Topographische Karte zeigt dort auch keinerlei Weg oder Pfad … aber wer auch immer diesen Track erstellt hat, ist dort offensichtlich entlang gegangen. Nach wenigen hundert Metern sollte ich laut Karte auch auf einen wirklichen Weg treffen und beschließe, das kurze Querfeldein-Stück zu riskieren.

Das bedeutet hier ein Stolpern durch Farne, Disteln, Brombeergestrüpp, Heidelbeer- und Heidekrautsträucher und diversen Heckenbewuchs. Das alles wächst auf einem Untergrund, dem beim Durchhangeln nicht auf den ersten Blick anzusehen ist, ob der nächste Schritt auf Boden, Stein oder in einem Loch landet. Eine holperige und stolperige, die Klamotten verhakende und Faden ziehende Angelegenheit, die ich schwitzend aber mit heilen Knochen bewältige und bald einen Forstweg erreiche.

Die Höhenlinien der topographischen Karte liegen auf der Folgestrecke so dicht beieinander, dass mir klar wird: hier geht‘s gach (steil) bergab. 

Erst jetzt stelle ich fest, dass der Track auf der Folgewischseite ein wunderbares Strecken- und Höhenprofil enthält. Äh … was bitte? … auf den 24 Kilometern sind fast 1.200 Höhenmeter in beide Richtungen zu bewältigen?! Leicht hysterisches Gekicher meinerseits … Könnte ich vielleicht mal lernen, im Voraus wirklich auch ALLE Infos gescheit durchzugucken …  Jahre ist es her, dass ich eine solche Strecke gegangen bin … und ich habe bis jetzt ordentlich rumgetrödelt, bin…  gerade erst bei Kilometer 3 kurz hinter dem höchsten Anstieg  angekommen. Überschlage die Zeit und beschließe: bisschen flotter werden und es könnte noch klappen. 



Dummerweise verschwindet das, was auf dem Track als Weg und auf der topographischen Karte als gestrichelter Pfad eingezeichnet ist, kurz darauf wieder im Gestrüpp des Urwalds im Böhmerwald. Sollte hier irgendwann ein Pfad langgeführt haben: da ist keiner mehr! Na super! Und jetzt? Steigung, umgestürzte Bäume auf Steilhängen, Gestrüpp und Büsche, felsiger aber überwachsener Untergrund … die Vernunft würde eindeutig den Weg zurück weisen .. mein Hirn denkt sich - wie so oft - alles etwas schöner - ich habe doch den Track und eine topographische Karte -  weil es die angesteuerten zwei Seen im Sumava unbedingt heute erreichen möchte. 

Immer wieder muss ich versuchen, die Richtung zu bestimmen und stelle fest, dass so ein GPS-Signal mitten im Wald nicht zuverlässig ankommt sondern irgendwie wild durch die nähere oder sogar weitere Umgebung hüpft und Standorte behauptet, die so auf keinen Fall stimmen können.  

So hangele ich mich im Zeitlupentempo den Steilhang hinunter. Scheuche Rehwild auf, finde deren Lagerplätze und immer, wenn ich denke: „das sieht doch hier nach Pfad aus“, ist es der Pfad von Tieren. Immerhin! Die gehen sicher auch nur dort, wo keine Absturzgefahr besteht und ich versuche, mich immer dort, wo sie sichtbar sind, an  diesen Wildpfaden zu orientieren.

„Baummikado“ (diesen Begriff habe ich bei Christine Thürmer geklaut) der Extraklasse. Die umgestürzten Bäume müssen unter- oder überklettert werden. Umgehen unmöglich weil sich über weite Flächen der größte Teil des ehemaligen Waldes in der Horizontalen befindet. Auf Steilstgelände. 

Aber: da unten ist eindeutig der „Schwarze See“ (Cerne jezero), zu dem ich als erstes möchte. Also weiterklettern. Und tatsächlich treffe ich bald - so nach ca. einem Kilometer Kletterei in fast einer Stunde -  auf einen wirklich schönen Wanderweg, der neben einigen Wanderern auch von Tourenradlern genutzt wird. Ein Schild sagt mir deutlich, dass ich das, was ich soeben getan habe, nicht hätte tun dürfen.


Tja, sorry … zu spät … aber das Schild hätte auf die andere Seite gehört … nungut .. zugegeben … die Tatsache, dass dort keine Wege (mehr) waren, hätte mich auf die richtige Idee bringen können … aber nun … geistert womöglich eine etwas ältere Frau in schwarz-weißen Klamotten schwitzend und kletternd duch die Aufnahmen zweier Wildkameras (hier ist Luchs- und Auerhahngebiet - davon habe ich aber keine zu Gesicht bekommen), die ich unterwegs sah und zwar versuchte, nicht ins Kamerabild zu laufen … aber ich kenne den Winkel, den sie abdecken nicht. Sei‘s drum … zu spät! Bitte nicht nachmachen ;-)



Es handelt sich um ein von tschechischer Seite gut zu erreichendes Wander- und Radlerziel, das auch an einem Dienstag-Mittag relativ gut frequentiert ist. Wanderer und Radler genießen die Aussicht. Alle - auch ich natürlich - halten sich an die Verbotsschilder, die so ziemlich alles verbieten, was dem See zu nahe kommen würde. Baden sowieso.



Dasselbe gilt auch für den nahe gelegenen und über einen wieder nach oben steil ansteigenden Weg zu erreichenden Teufelssee (Certovo jezero), der in der Tat duster anmutend im Kessel mit am Hang allerdings weitgehend nur toten Bäumen liegt. Ein etwas irritierendes Bild. Borkenkäfer? Trockenheit? Vermutlich beides zusammen. Da es auch hier verboten ist, zu nah oder gar in das Wasser zu gehen, sich außerdem auch hier einige Wanderer und Radfahrer aufhalten, muss ich meine Hoffnung von vor dem Wissen des Verbotes auf ein Bad mit dem Teufel im See aufgeben. Angenehm wäre es gewesen denn ich bin mehrfach durchgeschwitzt und in keinem frischen Zustand mehr. Noch ist nicht einmal die Hälfte der geplanten Tagesstrecke geschafft und so halte ich die Pause an diesem bezaubernden See recht  kurz.

Die Strecke bis zum Grenzübergang bzw. zum Bahnhof in Bayrisch Eisentstein verläuft durchgängig auf breiten Waldwegen stramm bergab. Ich gebe etwas Gas. Meine bis dahin weitgehend friedlichen Bänder, Gelenke und Muskeln melden sich im Wechsel zu Wort und auch die arthritische Wirbelsäule mit den angeblich schon drei versteiften Wirbeln und angegriffenen Nervenkanälen, die sich bis hierher gemütlich hat spazieren tragen lassen und die Strecke dadurch offensichtlich einigermaßen genießen konnte, fragt immer häufiger: „Wie weit ist es noch?“ oder „Wann sind wir da?“



Ab Alžbětín , im  Tal des Großen Regen kann ich die schmerzenden Füße damit befrieden, dass ich ein Stück - mit Sandalen weil es doch sehr steinig, uneben und vor allem rutschig ist - in eben diesem Fluss Regen weiterwandere anstatt den parallel verlaufenden Pfad zu nutzen.

Mir graut vor dem letzten Teilstück ab Bayrisch Eisenstein, denn ab dort würden mich noch weitere acht Wanderkilometer mit einem weiteren Anstieg über mehr als 400 Höhenmeter erwarten.


Und wie ich am Bahnhof von Bayrisch Eisenstein - der tiefsten Stelle der Strecke - darüber nachsinne, ob es nicht eine mögliche Alternativen gibt, biegt ein Bus um die Ecke, dessen Aufschrift die richtige Richtung erhoffen lässt. Ein gnädiges Schicksal spielt mit! Busfahrer und Handy bestätigen mir die Annahme der passenden Richtung, dem Deutschlandticket auf dem Handy sei Dank steige ich ohne weitere Umstände einfach ein, genieße die steile Fahrt nach oben über Serpentinen mit viel Aussicht, einmal Umsteigen in der Nähe des Großen Arber und eine weitere kurze Busfahrt später steige ich direkt an meinem Wanderparkplatz beim Langlaufzentrum Scheiben aus dem Bus. Herrlich! Die knapp 16 gewanderten Tageskilometer mit ca. 700 Höhenmetern samt Kamikaze-Kletterei durch den Urwald sind für den heutigen Tag und mich mehr als genug!

Resümee:

  • Die tschechische Seite des Waldes werde ich sicher noch häufiger aufsuchen, mich aber vorher hoffentlich besser über die korrekte Wegführung informieren anstatt mich auf irgendwelche gefundenen Wandertracks blind zu verlassen. Dort im Sumava warten viele interessante Ziele.
  • Was mir schon vorher im Grenzgebiet z. B. beim Einkaufen aufgefallen ist: so ziemlich alle Tschechen in dieser Gegend sprechen ziemlich gut Deutsch (ich wurde auch auf dieser Tour mehrfach locker angesprochen und bei der Erkenntnis, dass ich des Tschechischen nicht mächtig bin, wechselten die tschechischen Sprecher auch höheren Alters nahtlos zum Deutschen) aber umgekehrt niemand auf deutscher Seite Tschechisch.
  • Mein eigener tschechischer Sprachfundus beschränkt sich momentan nur noch auf „Dobrý den“ (Guten Tag), „Děkuji“ (Danke) sowie „ano“ und „ne“ (ja und nein). Das vor mehr als 30 Jahren aus Gründen gekaufte und im Regal verstaubende Buch „Tschechisch für Anfänger“ ist schon ausgekramt. Der Vorsatz lautet, dass ich mir so ca. 20 der gängigsten tschechischen Floskeln und Redewendungen ins Hirn prügele weil es doch überall besser ankommt, wenn man zumindest rudimentär höflich in der Landessprache kommunizieren oder wenigstens so tun kann als ob ;)
  • Wie ich der Presse schon früher entnommen habe, besuchen nicht wenige tschechische Schüler:innen das Zwieseler Gymnasium und gehören dort regelmäßig - obwohl sie in einer für sie zunächst fremden Sprache lernen und arbeiten müssen -  auch zu den jahresbesten Abiturient:innen. Erstaunlich, wie ich finde ich!


Beim Stichwort „Schule“ sei noch ganz am Rande der eigentliche Anlass meines Besuches im Bayerischen Wald erwähnt. Denn nun ist auch der jüngste meiner drei Enkelkinder auf den Weg in die Schule gebracht. Freudig aufgeregt war er und sehr stolz!





11 September 2023

zielloser Pilgerweg in Franken - Contemplatio

Der ursprünglich erstellte konfessions- und religionsübergreifende Weg für innere Einkehr und Meditation verläuft zwischen Neumarkt in der Oberpfalz und dem Kloster Plankstetten.


Inzwischen wurde er um das Mehrfache der ursprünglichen Distanz auf 250 Kilometer bis Parsberg erweitert. Er hat kein Ziel am Ende sondern diverse Stationen unterwegs und führt entlang vorhandener Wege unterschiedlicher Inhalte und Ansinnen. Er sprach mich an und ich plante, einige Tage auf diesem Weg zu gehen. 

Beginnend in Plankstetten (umständliche halbtägige Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln), dort verabredet mit in der Nähe wohnendem Kollegen in der Klostergaststätte noch ein gemeinsames Getränk bei einem gemeinsamen Ratsch verbringend, beschloss der Kollege, mich über die ersten ca. 2-3 Kilometer zu begleiten. Ein wunderbarer Einstieg in den Weg, der auf der ersten Etappe bis Berching den Benediktusweg  nutzt mit diversen informativen und interessanten Stationen zum Innehalten und Lesen.



In Berchings historischer Altstadt gönnte ich mir ein Eis und einen Espresso.


Der größte Teil des Weges verläuft durch waldige Strecken mit gelegentlichen aber nicht allzu dramatischen Steigungen. Anfangs erschienen mir meine gut 12kg Tourengepäck regelrecht “leicht” zu verkraften.




Nach 16 Tageskilometern in ca. fünf Wanderstunden suchte ich mir ein Quartier für die Nacht, das ich passend in der Nähe eines Wasserspeichers mit unglaublich vielen dort rastenden oder wohnenden Wildvögeln zu finden vermeinte.

Merke:

  • Gänsescharen in Ohrweite lärmen u. U. die ganze Nacht hindurch
  • Wo viel Wasser ist, ist am Morgen auch an sommerheißen trockenen Tagen viel Morgentau, das die Außenwand des Minizeltes komplett nässt, so dass sie nass eingepackt werden muss und auch die Wiesen, durch die es noch zu stapfen gilt, sind so unglaublich triefend vor Nässe, dass auch die Wandersfrau es nach Durchquerung hoch bis an die Hüften ihrerseits ist.
Auf Kochutensilien hatte ich verzichtet (noch mehr Gewicht wollte ich wirklich nicht mitschleppen) denn angesichts der durchquerten ziemlich besiedelten Landschaft findet sich unterwegs genügend Möglichkeit der auch genießerisch orientierten Einkehr bei Milchkaffee und Frühstück.

Trocken ist die Gegend und heiß war die Septemberwoche. Bis 30°C gingen die Temperaturen hoch, so dass es für mich auch streckenweise ein Leidensweg wurde. Zumindest die Passagen über schattenfreies Gelände.


In Freystadt wieder eine Gaststättenrast in historischer Altstadt.



Tatsächlich war ich zu diesem Zeitpunkt derartig erschöpft, dass ich versäumte, den barocken Bau der Wallfahrtskirche Maria Hilf bei Freystadt zu fotografieren. Es zog mich mit Macht in deren kühles Innere, wo ich mein Handy zum Aufladen in eine vorgefundene Steckdose einstöpselte und mich selber auf einer Kirchenbank auf untergelegte Matte und Rucksackkissen ausstreckte und dort ganz und gar meditativ eine liegende Stunde mit Blick in die Kirchenkuppel verbrachte.





Die Hitze des Tages, das Gewicht des Rucksack, die von zwei Wandertagen müden Knochen, das alles andere als frische Körpergefühl … der Tag wurde schwerer für mich als ich es gedacht bzw. erhofft hatte. Viele Kirchen und Kapellen am Wegesrand, auf Hügeln und an aussichtsreichen Stellen bieten nette Ansichten und Momente und es gab auch einen Teil des Weges, der als “Weg der Stille” mit Anregungen zu meditativen Übungen gestaltet war. 

Für mich stelle ich fest: mit Tourengepäck und Muskelkater meditiert und contempliert es sich zumindest an heißen Wandertagen nur mühsam bis gar nicht. Zumindest im vom Weggestalter vorgesehenen Sinne nicht. Die Einkehr findet bei mir eher so statt, dass ich es irgendwie doch schaffe, mich zum schlichten und eher denkfreien Weitergehen motivieren zu können. Hier und da dringen die Eindrücke von außen durch. Aber eher als Geräusche, Bildfetzen, Windhauchmomente … sowas.  Es ergibt sich aus dem Gehen und nicht aus dem Planerischen Gestalten.



Im Rucksack meiner Meinung nach nur wenige Dinge, die sich zur Not einsparen ließen. Auch wenn ich Regenschutz und langärmliges Fleeceshirt + langärmlige Jacke diesmal nicht benötigte: ohne solches loszuziehen hierzulande im September wäre wohl eher leichtsinnig. Da ich auch keine nennenswerte Verpflegung mitschleppte (neben einem Liter Wasser, das unterwegs nachgefüllt wurde ein paar Kekse, Miniriegel, Nüsse und etwas Schokolade), frage ich mich tatsächlich, wie es sich bewerkstelligen lässt, mit einem Gepäck unter 10kg auf längere Wandertour zu gehen (ich rechne die Verpflegung immer ins Gewicht rein weil ich die häufigen Angaben ohne dieses für irreführend halte. Meinem Rücken und den Schultern ist es egal, was sie niederdrückt und eine Angabe wie häufig gefunden: “soundsoviel Kilo Gepäck plus Verpflegung” halte ich für Augenwischerei … insbesondere, wenn dann noch mehrere Liter Wasser unter die “Verpflegung” fallen. Daher bei mir immer Gesamtgewicht als Angabe). 

Ohne Übernachtungsgepäck würde es lockerst funktionieren, unter den 10kg zu bleiben. Mit diesem Rucksack wäre ich jetzt auch für mehrere Wochen genauso ausgerüstet für die drei Tage, die ich gehe. Aber schon Zelt mit Unterlegmatte, Ankern etc., Isomatte, Schlafsack, Taschenlampe … das Übernachtungszubehör bringt alleine fast 5kg auf die Waage … und mehr könnte ich über längere Strecken wirklich nicht mitschleppen.



Der Weg als solcher ist harmonisch. Viel Strecke im Wald (zum Glück bei der Hitze!) aber auch Weite und Ausblicke. Nette Steinformationen, gelegentlich Teich oder alter Kanalzweig am Wegesrand, viele Greif-  und sonstige Vögelsichtungen und Begleittöne. Reiche Pflanzenwelt. 

Die zweite Nacht verbringe ich am Rande eines recht kleinen Mischwaldes in Sichtweite eines Dorfes und einer Siedlung. Bin aber gut genug getarnt, um für flüchtige Hinseher vermutlich unsichtbar zu bleiben.

Nach 26 Tageskilometern, incl. einer sehr netten, persönlichen, informativen, unterhaltsamen Pausenstunde mit einem 93jährigen Altbauern aus Rohr - eine Begegnung wie sie in der Tat nur stattfinden kann, wenn mensch alleine unterwegs ist - fiel mir das Einschlafen etwas schwer. Beine und Rücken schmerzten sehr, die Sonne hatte den Kopf etwas drückend werden lassen … alles sehnte sich nach Gemütlichkeit und Komfort. Aber einmal eingeschlafen, fühlte sich das Aufwachen nach dann doch fast acht durchschlafenen Stunden halbwegs erholt an. Wobei … das Rauskrabbeln aus dem Zelt und erste Aufrichten … das ist an jedem Morgen eine zunehmend größere Herausforderung. Einige Dehn- und Streckübungen später wächst jedoch die Zuversicht, auch am kommenden Tag ein Stückchen weit weiterzukommen.

Zelt abbauen, alles wieder einsortieren und  alle Unterbeutel verstauen … puh … die Neigung zum Chaoshaushalt hat mich inzwischen meinen Wander-Trekking-Teleskopstock gekostet. Irgendwo bei einer Pause blieb er liegen und mag noch dort liegen … oder auch nicht .. ich wusste nicht mehr genau, wo denn überhaupt und das Risiko, ihn nicht wiederzufinden machte mir den Versuch, mindestens 6 oder gar 8 Kilometer zusätzlich und auch die Hälfte rückwärts zu wandern, nicht wert und ich ließ ihn los. Den Einzeltrekkingstock (ich wandere am liebsten ohne, deshalb habe ich ihn auch nicht sofort vermisst aber an Anstiegen nutze ich gerne einen Einzelstock. Mit zwei Stöcken wandere ich absolut nicht gerne, habe also nur einen im Gepäck. Und jetzt gar keinen mehr) entstammt einem vor ca. 20 Jahren mir geschenkten Paar, an dem ich eigentlich hänge … aber Loslassen zu können gehört zur Contemplation vermutlich dazu …

Frühstück an diesem Tag nach nur zwei Wanderkilometern in Möning und schon neigt sich das ursprüngliche Kernstück des Contemplatio-Weges seinem Ende zu. Die letzte Tagesetappe von 20 Kilometern bis Neumarkt steht für diesen Tag an. Sie erweist sich als wesentlich anstrengender als ich vermutet hatte. Die Hitze schlägt erneut zu, die vorgeschädigten Glieder mögen nicht mehr. Alles schmerzt und irgendwann wird nach jedem gegangenen Kilometer eine Verschnaufpause notwendig. Auch der Kreislauf schwächelt massiv. Befürchtungen beschleichen mich, so kurz vor Etappenende aussteigen zu müssen. Irgendwie schaffe ich es bis Neumarkt. Sehe die dortige Wallfahrtskirche auf einem prägnanten Hügel mit ordentlichem Aufstieg. Es herrscht Mittagshitze, der Weg hat schattenlose Anteile und mir ist klar: da komme ich mit dem Rucksack heute nicht mehr hoch. Umgehe also den Hügel mit Kirche und steuere direkt das Kloster St. Josef an, in dessen Gästehaus ich für die Folgenacht ein Zimmer gebucht habe. Checke ein, beziehe das Einzelzimmer, verteile darin einen halben Wald mit aus dem Gepäck fallendem Moos, Blättern, Nadeln, Ästchen … und lasse mich - trotz Hitze nun frierend - ungewaschen auf’s Bett fallen und schlafe für zwei Stunden tief und fest.



Die Dusche danach erfrischt wieder soweit, dass ich gepäcklos und erleichtert den hinter dem Kloster beginnenden Kreuzwegsweg zur Wallfahrtskirche Mariahilf hinaufgehe.



Hier kann ich auch endlich wirklich genießen, mich für eine Stunde versenken und “ankommen”


Als ich die Kirche wieder verlasse, versinkt mit spektakulären Farben hinter Neumarkt die Abendsonne. 




Resümé:

  • die Idee, einen immer wieder erweiterten Pilgerweg ohne konkretes Ziel entlang diverser spiritueller Orte zu gestalten und dabei auf vorhandene Wegestruktur aufzusetzen, halte ich für wirklich klasse!
  • die Wege sind einigermaßen leicht zu gehen und verlaufen trotz nicht wenig Besiedlung der Landschaft weitgehend naturnah
  • die Besiedlung und Verkehrsinfrastruktur rundherum hat allerdings zur Folge, dass sowohl Auto- als auch Flugzeuggeräusche bei genauem Hinhören nahezu durchgängig vorhanden sind
  • die Dörfer am Wegesrand bieten außer einer jeweiligen Bäckerei keine Einkaufsinfrastruktur. Was reicht … aber würde mensch mehr wollen, müsste der Weg mit größeren Abstechern verlassen und diese typischen Einkaufszeilen, die es nahe der größeren Orte gibt, aufgesucht werden. Selber habe ich es nicht benötigt
  • Wer nicht wild campen und im Freien übernachten will, könnte Schwierigkeiten bekommen, passende Quartiere zu finden (ganz abgesehen davon, dass es angesichts der doch exorbitant angestiegenen Hotelpreise - auch der Nähe zur Messestadt Nürnberg geschuldet - ein teures Wandervergnügen würde). Das Hotel in Freystadt hatte geschlossen und so fand sich direkt am Weg liegend keinerlei Hotel oder Pension. Auch dabei müsste man die Etappen verlassen und - wenn ich nicht irgendwelche Quartiere übersehen habe - sich in der Etappeneinteilung danach richten. Es gibt auf dieser Wegstrecke auch keine Camping- oder offiziellen Zeltplätze
  • Plätze, ein kleines Zelt schonend und unauffällig aufzubauen, sind reichlich vorhanden. Würde man fragen, dürfte man sicher auch auf Wiesen von Höfen oder Streuobstflächen von Liegenschaften campieren. Zumindest als alleinwandernde grauhaarige ältere Pilgerin sind die Ansprachen durch Menschen relativ häufig und durchgehend wohlwollend und anerkennend. So bekam ich völlig ungefragt und ohne das Übernachtungsthema von meiner Seite jemals aufzubringen, das Angebot, in der Scheune eines Bauernhofs zu übernachten. 
  • Ob ich die Verlängerung des Weges bis Parsberg wie angedacht irgendwann weitergehen werde, weiß ich noch nicht. Manches spricht dafür, anderes eher dagegen. Ich lasse es offen.
  • Der Abschlusstag mit Freundin in Nürnberg tat den geschundenen Gliedern wohl. Komplett beschwerdefrei sind sie aber auch drei Tage danach noch nicht. Muskelkater in den Beinen vergeht, Bänder an Hüfte, Knie und Füßen erholen sich … wollen aber gestretcht und gehätschelt, gedehnt und wieder gängig gemacht werden. Am kritischsten beurteilt meine von Arthrose gebeutelte Wirbelsäule das Unterfangen. Ob hierfür Training helfen kann?
  • Sportliche Betätigung insgesamt und überhaupt … würde mal wieder nicht schaden … *räusper* 
  • 63 Kilometer an drei Tagen (zwei halbe und ein kompletter) mit 12kg Tourengepäck bei Hitze war zuviel für meinen derzeitigen (un)Fitnessgrad aber irgendwie habe ich immer diesen Trieb, „Strecke zu machen“ (vielleicht daran mal arbeiten?)
  • WANDERN  IST TOLL!




05 September 2023

Wildnisidylle - Teil IV

 


Wenn‘s Wetter passt, lassen sich tolle Landschaften toll genießen


und toll ist‘s im Südschwarzwald allemal. 

Unterrichtsinhalte wie z. B. das Bestimmen von Himmelsrichtungen durch Sonnen- und Sternenbeobachtung bei Tag und bei Nacht in der Praxis und werden zur reinen Freude.
Deutlich einprägsamer als in geschlossenen Schulräumen.



Auch die wildnispädagogischen Einheiten des Erzählens von Geschichten am Lagerfeuer, diverse Wahrnehmungs-, Gruppen- und Meditationsübungen profitieren von gutem Wetter, tollem Lagerplatz und super Stimmung der Teilnehmer:innen.


Und weil ich auch noch ausrüstungstechnisch aufgerüstet und mir ein Leichtbauzelt angeschafft habe; außerdem in diesem Ausbildungsblock von mir ein wirklich kuscheliger neuer Schlafsack eingeweiht wurde, schlief ich in den Nächten mummelig, vor Nässe und Krabbeltieren deutlich besser geschützt als im Tarp, jeweils tief, fest und lange.



16 Juli 2023

nach Norden zum Wasser hin …

 … so war der Urlaubsplan. Zu zweit. Mehrere Stationen. Bisschen vorgeplant, bisschen Spielraum noch offen für Spontaneität. Also mal ganz so unterwegs, wie das zu Mobilkaufzeiten im Großen und Ganzen angedacht war und dann doch eher selten stattfindet. Irgendwie sind sechs Wochen Jahresurlaub zu wenig für alle Ideen und Stränge des Lebens, die zwei Menschen neben dem Berufsleben auch noch verfolgen wollen, sollen oder sogar müssen. Umso schöner, wenn‘s dann mal klappt und das noch dazu ohne jede Hetze.

Am  Anfang eine sehr unterhaltsame thüringische Zwischenstation mit Verköstigung. Das Mobil steht lauschig zwischen Kirche („DAS soll eine Kirche sein?“ und „Meine Güte, wer baut denn HIER eine Kirche hin!?“) und Winzigfriedhof.



Weiter geht‘s am nächsten Tag zum Norden hin. Zum Wasser.



Der Campingplatz am Plauer See eine wunderbare Wahl,  drei Tage mit zwei langen Kanutouren, viel Wasser in diversen Seen, Schwimmen, Besuch eines Bärenparks und allabendlichen Bilderbuchsonnenuntergängen.




Die Vogelwelt beeindruckend! Aber schwer zu knippsen. Mehrere Adler - einer davon max. 100m vor uns im See Beute aus dem Wasser holend - diverse andere Greife wie Rohrweihen, Milane, Bussarde und Habichte (nicht immer kann ich ganz sicher jeden bestimmen)  Kraniche, Störche, Reiher, Schwäne, Enten, viele viele Schwalben sind zu sehen und zu hören. Aber schwer bis unmöglich, sie für‘s in der Bauchtasche steckende Handy auf Fotos zu erwischen weil zu schnell weg und wenn doch mal im Bild, macht ein schwarzer Punkt am Himmel nicht viel her ;)




Die brütenden Schwalben auf dem Aussichtsturm „Moorochse“ lassen sich von Besuchern nicht stören.




Nächste Station ist wieder ein „privater Stellplatz“. Grillen und unterhalten mit Menschen und Pferden, Wein trinken … Urlaub eben. Das familieneigene Privattaxi bringt uns samt Kanu am Folgetag zum Einsetzpunkt auf die Warnow bei Eickhof.

Der erste Paddeltag endet nach ca. 18 Kilometern (das Tracken lief irgendwie schief …), einem unter einer Brücke ausgesessenen Gewitterguss, vielen Mückenangriffen und noch mehr Naturidylle in Bützow am Wanderrastplatz für Zeltcamper


Über die Temse verlassen wir am Folgemorgen nach einer Nacht im Zelt den Bützower See um zum zweiten Flusswandertag aufzubrechen. Die Warnow wird viel breiter, kaum noch Mücken und Bremsen, die nerven. Wir paddeln durch Schilf, Wiesen und Wälder. Fast alleine und nur im Bereich um die wenigen Orte herum gelegentlich ein:e Kajakfahrer:in oder SUP-Sportler. Die Warnow hat kaum Strömung und lässt sich in beide Richtungen befahren. Was aber auch bedeutet: anstrengend! Zwischenpausen mildern die Verspannungen in Armen, Nacken und Schultern ab.


In Papendorf beenden wir - für diesmal! - unsere Flusswanderung. Als ich den Track stoppe und abgespeichert habe, ärgere ich mich gewaltig, nicht genauer hingesehen und noch eine Extrarunde gedreht zu haben. Denn: es fehlen nur genau 200m an den 30 Tageskilometern. Tz …. wie ärgerlich ;)




Am späten Nachmittag werden wir samt gepacktem Kanu wieder vom Familienshuttle abgeholt, verbringen noch einen sehr geselligen Abend bei Pizza und Wein und ziehen am Folgetag  nach dem gemeinsamen Frühstück weiter. 





Stralsund und Greifswald - beide einen Besuch absolut wert! 





In Stralsund sollten Besucher mit ausreichender Fitness auf jeden Fall die Mühe nicht scheuen, die 90 Meter hohe Aussichtsplattform durch den Kirch- und (sehr sehenswert schon deshalb!) hölzernen Glockenturmaufstieg auf der Marienkirche zu erklimmen. 

Anstrengend - aber es lohnt sich!


Herzschwache und schreckhaftere Personen sollten sich in acht nehmen, ob nicht womöglich die Uhr gerade eine Viertel-, halbe oder gar volle Stunde anzeigt. In diesem Moment direkt neben der schlagenden Glocke zu stehen … autsch! In Greifswald auf dem Turm des St. Nikolai-Doms ist uns das passiert ;)




Wobei ich persönlich Stralsund stimmungsvoller fand. Was aber möglicherweise auch daran lag, dass an diesem Tag dort durchgängig dieser angenehm warme aber nicht zu heiße leichte Wind wehte, wie es ihn nur am Meer manchmal gibt. Ein milder, wie ein leichtes Tuch locker einhüllender Hauch. 



Als bekennende Wasserliebhaberin verabschiede ich den Norden mit einem „es war sicher nicht der letzte Besuch hier!“

Daher auch noch eine Übernachtungs-Zwischenstation am dafür eher zufällig-wahllos aber durchaus gut ausgesuchten Teupitzer See in Brandenburg.



Mit einer Runde Urlaubsabschiedsschwimmen bei Sonnenuntergang :o)





 




03 Juli 2023

Wildnis III

 Nah bei Tübingen finden sich diverse großzügige outdoor-Zeltlagerplätze mit offenen Feuerstellen.



Auf einem dieser Plätze baute ich für drei Nächte mein Tarp auf. Schlief aber lediglich zwei der Nächte auch darin. Eine davon regnerisch.


Hier wurde eine riesige Plane über Feuer- und Theorie-Lernplatz gespannt, unter der es sich als Gruppe gut aushalten, lernen, kochen, essen und schwatzen ließ.

Die dritte der Nächte verbrachte ich mitnichten im ca. zwei Kilometer entfernt geparkten Mobil. 



Der kürzeste Schlafplatz ganz rechts außen im Bild war mir - der kürzesten Person der Baugruppe - als Schlafplatz für die dritte verregnete Nacht zugeteilt. Und blieb trocken. Bequem? Naja … ;)



2,5h hat‘s gebraucht, zu sechst Material zu sammeln und daraus dieses Shelter zu zaubern. 

5 Minuten, es im Anschluss der Veranstaltung wieder dem Waldboden (fast) gleichzumachen.




Viel gelernt über Tourenplanung (incl. dazugehörige Kennziffern), besondere Gefahren incl. Vorbeugung und Vermeidung, Wetter (weiterführend), Geodäsie, Navigation mit Kompass und GPS-Equipment etc. Viele praktische Kenntnisse erlangt und gleich erprobt.

Und das gute Dutzend Zecken, das der Gatte und ich mir zu Hause aus den Körperteilen ziehen mussten samt zahlenmäßig ähnlicher Menge an Mückenstichen, die jucken wie Hölle? 

Schwamm (mit Aloe-Vera-Gel ;) drüber … irgendwas ist ja immer ;)






24 Juni 2023

Lebensquell, Quellwasser, Wassererleben

Wasser in klaren Bergflüssen, kalten Seen, rauschenden Wasserfällen mit schäumender Gischt.  Sicht bis auf den steinigen Grund stiller Gumpen, grün-blau-türkis glitzernde Einladung. Und zur Not - aber wirklich nur behelfsweise und wenn die Psyche extrem nach Wasser bettelt, tut’s auch mal ein Schwimmbad; jedenfalls wenn ruhig und leer ;-)  

Aber Wasser möglichst hautnah ist mir Medizin. Wasserfälle haben eine eigene „Dötzel-Rubrik“ auf GoogleMaps.


Solche Wasser locken mich schon seit ich sie kenne (14 war ich und begleitete meine Mutter auf eine Busreise nach Südtirol, Meran und an den Gardasee, lernte Wasserfälle, Bergklammen und Seen kennen. War von Anfang an fasziniert von allem). 

Eis muss nicht drauf  aber kalt dürfen sie sein. Als besonders lindernd für Psyche und Wirbelsäulenarthrose hat sich der Wechsel von heiß und kalt erwiesen, so dass ich mich zu den begeisterten Sauna- und ThermengängerInnen zähle. 

Umso schöner, wenn sich beim Joggingründchen vor geplantem Thermebesuch in eigentlich ziemlich bekannter Gegend gleich mehrere Wasserfälle in steiler Klamm quasi aus einem Versteck und guter Tarnung heraus und eher zufällig von mir finden lassen. Eine Stunde Zugabeschmankerl der Sonderklasse.



Mit Tageskarte die Therme später ausgiebig genießend krönte für mich der Kochelsee als kaltes Megatauchbecken  die teilweise sehr stimmungsvollen Saunagänge. Der letzte bei zartem Abendrot.

Und weil‘s so schön war … gleich am Folgetag, dem Samstag nochmal viel mehr Wasser ab und um Eschenlohe. Zunächst entlang der Asamklamm zum „Juchzer“.  Wie gut der Ortsname passt! Hier, etwas abseits und vom Weg nicht einsehbar am Ende des fast ausgetrockneten oder eingesickerten Flussbetts  entrang sich mir ein innerer Megajuchzer!

Denn: weil ich die Nacht im Mobil auf einem Wanderparkplatz verbracht hatte, konnte ich früh starten und noch waren kaum Menschen (größtenteils Mountainbiker) unterwegs. Die Stelle mit den Gumpen vom Weg nicht direkt einsehbar .. ich witterte meine Chance, einen lang gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen: einmal nicht nur mit den Beinen im kalten Gumpenwasser etwas rumzuplantschen, sondern komplett darin einzutauchen.



Kaum gedacht, flogen alle Klamotten neben mir auf den Kies und ich lag splitterfasernackert an der dort tiefsten Stelle im kalten Bergwasser. Und gleich noch ein zweites und ein drittes Mal. Herrlich!

Gerade als ich wieder vollständig bekleidet und sehr erfrischt Strümpfe und Schuhe anzog, hörte ich Stimmen vom Weg her. Zwei Wanderer bogen auf‘s Kiesbett in die Schlucht ein um sich ebenfalls die Gumpen anzuschauen.  Da haben die beiden Jungs aber nochmal ordentlich Glück gehabt ;-D

Für den Weg zurück wählte ich unausgeschilderte Wege durch‘s bergige Waldgelände. Und auch hier wieder ein „Hoch“ auf die topographischen Karten, die diese Art es freien Bewegens gut absichern und trotzdem gelegentliche gut in der Landschaft versteckte Überraschungen bereithalten.




Ein ganz besonderes Kleinod der Natur findet sich auf dem Weg von Eschenlohe in Richtung Ohlstatt: die Sieben Quellen mit dem sie umgebenden Moor- und Schilfgürtel.



An sieben Stellen tritt extrem klares Wasser aus dem Boden aus und blubbert unaufhörlich um die in den Quellen angesiedelten Pflanzen herum.


Es bilden sich im die Loisach umgebenden Gelände Teiche, Bäche, Seen, ein Fluss. An einigen Stellen riecht es nach Schwefel.


Frauhohe Farnwälder, Schilf, durch das Wasservögel gleiten, Bäume im klaren Wasser.



Es fühlt sich ein bisschen nach Mangrovensümpfen an.




Auf die „richtigen Berge“  um Garmisch lassen sich immerhin ein paar Blicke erhaschen




Aber nicht erst dieses Wochenende stand im Zeichen des Wassers.



An mehreren der vorhergehenden Wochenenden schon genossen mit mir auch Gatte und Enkelkinder fischend, schwimmend, planschend, selbstgebaute Boote fahren lassend oder aber mit Kanu und Ruderboot  den Idarbach im Hunsrück, Hüllgraben in München,  Feringasee in Unterföhring, Weßlinger See im Fünfseenland und  den Donaustrand bei Deggendorf.





Möge das klare und kalte Wasser nie zur Neige gehen!