18 Januar 2007

Abschied. Der Alpinist

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Das wohl mit Schönste in Quax' Hundeleben waren unsere gemeinsamen Bergtouren. Wurde der Bergrucksack vorgeholt, die Wanderschuhe bereitgestellt, dann gab es für ihn kein Halten mehr. Er fing an zu "singen", aufgeregt fiepend durch die Wohnung zu tanzen, uns mit Bettelblicken und aufgeregten kleinen 'Liebesbissen' - vorzugsweise in die Handgelenke - zu traktieren und war nicht zu beruhigen, bis es endlich ins Auto ging, wo er oft ungeduldig wartend aus dem Fenster sah (während er sich, wenn lange Reisen anstanden, sofort auf den Boden legte und schlief). Wäre er unserer Sprache mächtig gewesen, hätte er sicher alle 5 Minuten gefragt: "Wann sind wir endlich in den Bergen?".

Besonder gern - vielleicht auch weil die Chefin sich dann immer so hübsch aufgeregt hat? - ging er extrem nahe an egal wie tiefe und steile Bergkanten heran und guckte weit nach vorne gelehnt drüber bzw. nach unten. Man konnte meinen, ein kleiner Lufthauch würde den Hund problemlos wegwehen.

"Zu steil" gab's gar nicht für Quax. Oft sagten andere Wanderer unterwegs: "Das ist aber keine Strecke für den Hund. Der verletzt sich doch die Pfoten an den scharfen Steinen."

Dabei war es oft Quax, der ungeduldig fragte: "Wo bleibst du? Mach doch mal schneller - das bisschen Stein und Höhe .... ist doch ein Klacks!" Wenn doch mal unpassierbare Leitern im Fels auftauchten oder sehr hohe glatte Steinflächen, dann wartete er geduldig darauf in gegenseitiger Menschen-Handreichung hochgehievt zu werden.

Schön auch, dass die Leute immer so leckere Sachen mitnehmen, wenns in die Berge geht. Die lassen sich dann hervorragend - und meist auch erfolgreich - erbetteln.

Außerdem kann der kluge und verfressene Hund auch noch ausnahmslos alle! als solche erkenntlichen Rastplätze auf Spuren von Brotzeitresten abschnüffeln und Krümel, Wurschtzipfel und was sich sonst noch finden mag, im Vorbeigehen aufsammeln und verputzen. Selbstverständlich steckte im eigenen Rudelrucksack auch jedesmal ein besonders gutes extra mitgenommenes Futterpaket mit diversen Sonderleckereien für die Hundebrotzeit(en).

Der Yeti oder 'lost in space'

Wasser! Wieder so ein tolles Element für den geübten Schwimmer, den kaum eine Strömung und erst recht keine Temperatur schrecken konnte.

Najagut, ab und zu schwächelt auch ein Alpinistenhund ein bisschen

Aber dann geht's auch immer gleich wieder weiter

Seiner hohen Dekowirkung war er sich immer bewußt und müßte auf unzähligen Fremdfotos irgendwelcher Touristen durch die Fotoalben oder -verzeichnisse der Welt geistern

Ganz ganz selten schummeln wir ein bisschen bei den Höhenmetern und geben dem Komfort den Vorzug - natürlich auch kein Problem für den weltgewandten Hund, so ein Lift.

Wer hier auf wen aufpassen muss, wurde nie so richtig geklärt

Aber zusammen meistern wir ...

... einen Gipfel ...

... nach dem anderen.

Ungezählte wurden es in den Jahren in Bayern und jede Tour hatte etwas 'besonderes' an sich.

Im November 2005 allerdings war die Tour auf den Rabenkopf - damals schon mit nur noch einem Auge, denn auch schwere Krankheiten, Unfälle und OPs hat Quax tapfer und mit nie nachlassender Lebensfreude meisterhaft überstanden - der letzte Berggipfel für Quax.
Kurz darauf hatte er einen kleinen Schlaganfall, wurde dadurch taub und deutlich schwächer. Doch auch hiervon erholte er sich so weit und so gut, dass er - nun stärker auf Gebärden und Handzeichen achtend und immer wieder Pfiffigkeit und gute Laune beweisend - wieder Spaß an kleineren Touren fand.


Dann begucken wir uns die Berge eben von unten. So wellnessmäßig mit den Pfoten im Bergsee und kleinen Spaziergängen - also max. 2-3 Stündchen ;-) - in der Ebene.
Hauptsache, es wurde NIE der Bergrucksack gepackt und Quax nicht mitgenommen. Tatsächlich haben wir das nie über's Herz gebracht und deshalb im letzten Jahr auf Bergtouren komplett verzichtet. Ob sie ohne unseren Alpinquax jemals wieder so viel Spaß machen werden? Vorstellen kann ich mir das noch nicht.

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Nachtrag: jetzt ist Quax schon über eine Woche tot. Noch nie in meinem Leben habe ich um ein verlorenes Wesen so stark getrauert. Und trauere immer noch. Habe 'Vermiss-Flashs', sehe ihn für Sekundenbruchteile irgendwo sitzen oder habe ganz plötzlich wieder die Bilder seines Sterbens vor mir. Nicht als Gedanke, den ich denke, sondern als Bild, das mein Hirn überfällt und ausfüllt und mit allen Empfindungen und Begleitumständen wieder 'da ist'. Es ware ein so unfriedliches und grausames Ende, wie es gar nicht zu seinem extrem sanften Leben passt. Ein Leben, in dem er es nie gelernt hat, selber die Zähne zu fletschen. Deshalb spare ich die Einzelheiten darüber hier aus.

Aber es wird besser. Der 'Blog-Abschied' hilft mir selber, etwas Abstand herzustellen und aktiv mit der Traurigkeit umzugehen.
Ein bisschen 'wieder traurig' macht mich die Tatsache, dass ich beginne, die von mir geposteten Fotos (und die unzähligen anderen, die wir von Quax besitzen) anzusehen, wie sie vermutlich ein Außenstehender ansehen wird: Statisch. Ohne das Wissen um Gestik, Mimik, Besonderheiten und Charakter. Diese Bestandteile muss ich - wenn ich sie sehen möchte - wieder bewußt dazudenken und heraufbeschwören. So verschwindet er immer und immer ein bisschen mehr. Aber das ist wohl auch richtig und gut so, damit es weitergehen kann mit denen, die noch leben.



Das war's für hier. Quax: du warst ein guter Hund!

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17 Januar 2007

Abschied. Unterwegs

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Auto fahren? Super! Wohin soll's denn diesmal gehen?

Am liebsten wäre mir natürlich irgendwas mit Natur, Seen, nicht allzuviel Hitze und mein Rudel immer dabei. So gefällt mir Urlaub!

Und wenn dann noch die Mahlzeiten passen: also am liebsten rund um die Uhr was leckeres zu futtern bereitsteht, dann sind mir auch Übernachtungen im Zelt recht. Oder auch mal in freier Natur. Hauptsache, ich kann mich an meine Menschen ankuscheln.

Oder ab und zu in irgendwas leckerem wälzen, wie damals in Südfrankreich.
Urlaube oder Ausflüge in die Stadt mag ich nicht so gerne. Übernachtungen in Hotels auch nicht weil ich da nie mit ins Bett darf. Aber ich arrangiere mich mit allem gerne und reise souverän überallhin mit. Solange ich noch jung, fit und unternehmungslustig bin, bin ich ein Reisender aus Leidenschaft.

Wobei mir die freie Natur - optimalerweise nicht so heiß oder sogar richtig schön kalt - immer noch am liebsten ist.

Es gibt kaum Hindernisse, die ich nicht meistere und wenn's mal nötig wird, setze ich meine großen treuen schwarzen Kuller-Hundeaugen ein und *schwupps* ist ein Mensch zur Stelle und hilft. Klappt immer!

Nur ganz ganz selten gilt für mich: "Kalt wie eine Hundeschnauze" ;-)

Glaubst du doch, oder?

Es muss nicht immer das Mittelmeer sein. Die Ostsee im Winter tut's auch.

Am allerallerallerliebsten allerdings sind mir aber die Ausflüge in die Berge. Dazu gibt's dann später eine eigene Fortsetzung.

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15 Januar 2007

Abschied. Kinder- und Jugendjahre

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Im Sommer 1994 trug es sich zu, dass ich spontan aber rettungslos mein Herz verlor. An einen kleinen Hundewelpen mit kratzigem Fell, durch das die Flöhe turnten. Sechs Wochen alt und damit viel zu jung, verfloht, verwurmt und schon damals Magen-Darm-empfindlich war er, als die überforderten Besitzer des ungeplanten Wurfes ihn und seine Geschwister ins Tierheim bringen wollten. Alle drei Kleinen fanden ohne den Umweg über das Tierheim ein neues zu Hause und Quax zog bei uns ein.

Es war noch vor Diggicam-Zeitalter und ich fotografierte damals nur selten, deshalb entstanden die ersten Fotos von ihm, als er schon einige Wochen zu uns gehörte und sich einen seiner lebenslangen Lieblingsplätze ausgesucht hatte: am liebsten auf meinen Füßen - waren diese nicht greifbar oder hielten nicht still genug, dann taten es zur Not auch meine Schuhe. Ab jetzt hatte ich einen Schatten.

Nach und nach - und natürlich unglaublich schnell ;-) eroberte sich unser 'kleiner Storch' mit den scheinbar viel zu langen Beinen, sämtliche Plätze der Wohnung: Sessel, Sofa, Betten und in erster Linie natürlich die Herzen der Bewohner.

Das Körbchen, ein Geschenk eines Nachbarn, dessen Hund vor kurzem gestorben war, blieb immer Rückzugsort bei dem Wunsch nach Stille und Ungestörtheit und ich achtete streng darauf, dass alle dies respektierten. So wurde das Körbchen zwar selten genutzt. Aber wenn, dann war das die deutliche Botschaft: "Ich möchte nicht gestört werden und brauche eine kleine Auszeit von euch Menschen."

Das Lieblingsspielzeug der Kindertage: eine vom Nachbarsmädel extra für ihn genähte Riesenmaus, die er leider irgendwann anzuknabbern begann, so dass sich das Innenleben in Form von Schaumstoffflocken in der ganzen Wohnung verteilte, bis es irgendwann hieß: "Aus die Maus!"

Spielgefährten hatte er gerade in seinen ersten Jahren zuhauf. Menschen und Tiere. Ganz oben auf der Freundschaftsliste rangierte eine zeitlang Nicki, ein völlig unerzogener, etwas verwahrloster Zirkus-Begleithund ohne echte Betreuung und Besitzer. Ein Streuner, Wilderer und "Giftzahn". Eigentlich weitgehend 'Rüden-unverträglich', liebte er Quax vom ersten Moment an sehr. Und mich mit den immer großzügig dimensionierten Portionen an Streicheleinheiten und Futter nicht minder ;-) Es kostete mich mehr als nur ein bisschen Überwindung, ihn nicht zu adoptieren.

Auch Quax hatte einige 'Gastauftritte' im Zirkus und es kostete höchstens zwei, drei oder für schwierigere Übungen auch mal ein paar mehr Leckerchen, bis das nächste Kunststück saß. Er war ein gelehriger, verfressener, applaussüchtiger und manches Mal auch aufmüpfiger kleiner Künstler.

Zwischen diesen beiden 'Kindern des Hauses' bestand besonders in den ersten Jahren eine Mischung aus Geschwisterverschwörung und Konkurrenz um 'Mamas Liebe und Aufmerksamkeit'

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01 Januar 2007

knallbunter Jahreswechsel

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Auf's näxte - 2007 - Packmas!


unsere nächtliche Hunderunde führte uns heute (bzw. zunächst noch gestern) - etwas später als üblich (was'n komischer Zufall, oder? ;-) - zum Restbahndamm ohne Gleise ganz in der Nähe. Von hier hat man immerhin eine etwas erhöhte Aussicht auf bzw. über München-Ost und einige umliegende Randgemeinden.

Wir waren nicht die einzigen dort und so wurde der Bahndamm zur Raketenabschussbasis. Cape Canaveral in München-Ost.

Einfachkamera, kein Stativ, kaum Empfindlichkeitsvariationsmöglichkeiten - ich hätte nicht gedacht, dass auch nur ein einziges brauchbares Foto zustande kommen würde.

Aber gerade einige der verwackelten Exemplare haben durchaus einen eigenen Charme.

Tentakeln, die mir und allen Bloglesern nur das Beste von 2007 einfangen und festhalten mögen ;o)


bunte Fantasie-Formationen aller Couleur



Schillerlöckchen am Nachthimmel durch viel zu lange Belichtungszeiten



Würmchen oder Mückenschwärme (was bei der herrschenden Außentemperatur von
+4,4°C nicht ganz ausgeschlossen wäre)

Aha - das sind die Übeltäter, die hier überall diesen grauseligen Gestank verbreiten. "Pfui Deibel" sagt da der nasenempfindliche Hund (der u. a. dank seiner weitgehenden Taubheit den Lärm äußerst gelassen hinnahm - allerdings auch schon als Junghund durch Geräuschfestigkeit bis hin zur Zirkuskapellentauglichkeit auffiel)

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