09 November 2008

Volpaia



Ein bisschen wie "nach Hause kommen" ist's beim zweiten Mal schon.





Ein bisschen was hat sich verändert, aber nicht viel. Ein bisschen anders zusammengesetzt ist die Gruppe. Aber nicht viel.









In den ersten Tagen Regen, Regen, Regen. Und zwar viel!






So viel, dass der Ofen Mühe hatte, die komplett durchgeweichten Klamotten der sieben durchgeweichten Wanderer wieder trocken zu bekommen.






Zum Glück auch viele Aus- und Sonnenblicke.






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Im Gänsemarsch die Berge rauf ...







toskanische Landschaften - fast ohne Ende ...






Genuss, Entspannung, Ruhe - auch mal alleine ...






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Eine andere Zeit, eine andere Welt? Oder einfach nur eine andere Kameraeinstellung? ;-)






Hach, was hamwer uns alle lieb ...





Aber das sieht doch schon wieder nach zuviel Wasser von oben aus - sieht nicht nur so aus, war auch so. Und der Ofen bekam neue Arbeit.





Fahr'n wir eben ein Stückchen. Dahin, wo's wärmer ist und früchtebehangene Palmen wachsen.






Und wo das Wasser nur von unten oder vorne kommt. Nennt sich dann "Meer" und darf auch gerne viel davon sein. Oder läuft's gar aus und über?






Ist sogar noch warm. Leider scheinen das auch die Feuerquallen zu mögen und mit denen möchte ich kein Bad im Meer teilen.




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Name mit Herzchen im Sand *dahinschmelz* - für alles gibt es ein "erstes Mal" im Leben.



Nee, was iss des alles romantüsch.






Apropos "Füße" - mit denen lässt sich auch gut ein bisschen rumspielen, rumfilmen und rumbeobachten.




... und beim Beobachten beobachten lassen ....



Wie für alles im Leben gilt auch hier irgendwann: Schluss mit lustig und Abmarsch kurz vor Sonnenuntergang.





Blick zurück - bis nächstes Jahr? Schaunmermal, dann sehn mer scho!





"Teller leer". Was macht mer da am besten?







Genau! Lächeln nämlich. Für's Abschiedfoto. Bissl Tradition darf schon sein, gell :o)


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20 Oktober 2008

in vino voluntas et varietas

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Bottwartal-Marathon am 19. Oktober 2008




Nach meinem Elsass-Marathon im Juni war ich zur Überzeugung gelangt, dass es sich bewährt hat, wenn Winzer einen Marathon ausrichten und meldete mich - folgerichtig und konsequent - zum Bottwartal-Marathon am 19.10.2008 an.

Wie ich vor Ort feststellen konnte, verbindet nicht nur der Wein die beiden Regionen Elsass und Bottwartal. Es gibt noch viele weitere Gemeinsamkeiten: den Storch als Wahrzeichen, allüberall Fachwerkbauten und auch die nichtflüssigen lokallukullischen Spezialitäten enthalten Überschneidungen (Spätzle, Zwiebelkuchen und Wurstspezialitäten z. B.). Vermutlich gibt es also geschichtliche Zusammenhänge und konkrete "Wanderbewegungen" von da nach hier oder umgekehrt.


Zeit für einen begleitenden Urlaub konnten wir diesmal nicht investieren und so beschränkten sich die Eindrücke von Ort und Umgebung auf einen kleinen Schlendergang in Kombination mit der Abholung der Marathon-Unterlagen.


Großbottwar ist auch - beim Namen ließe sich das Gegenteil vermuten - klein genug, um es in wenigen Schlenkern weitgehend komplett zu durchschlendern.


Ein schöner Marktplatz mit angrenzenden Gastronomiebetrieben - alles äußerst ordentlich, sauber und harmonisch.


Gassen und Winkel


Geschmückte und geputzte Haus- und Sträßchenanblicke mit Pflanzen, die die Weinanbau-Gegend nochmals betonen. Viele Süd- und wärmeliebende Pflanzen deuten auf mildes Ausnahmeklima hin. Und das Wetter verspricht noch Richtung Ende Oktober einen Wärme- aber auf jeden Fall Sonnenlauf für den folgenden Tag.

Vermutlich würde die Tatsache meiner Anmeldung noch aus einem Silvestermarathon einen Hitzelauf machen. Aber immer noch besser als Regen. Tatsächlich soll der im Bottwartal mein neunter Marathon werden - Halbmarathon zähle ich gar nicht mehr und noch weniger die "krummen" Läufe und Zehner ... alles in allem werde ich aber inzwischen an ca. 40 Laufveranstaltungen teilgenommen haben in den vergangenen gut 4 Jahren und noch NIE hat es bei einer davon während des Laufs geregnet. Höchstens mal ein bisschen Geniesel auf die letzten Meter und das selten genug.


Im Vorfeld hatte es bei der Zimmersuche so ausgesehen, als wäre ich deutlich zu spät dran mit den Buchungversuchen. Alles komplett belegt und es hagelte Absagen. Als ich mich schon fast damit arrangiert hatte, auch noch über 20 Kilometer entfernt unterzukommen, geschah der Glücksfall: beim Marathonstart nächstgelegenen und auch noch ganz vorzüglichen Hotel, dem Hotel-Bruker in Großbottwar - zu Fuß nur einige hundert Meter vom Start entfernt - hatte jemand abgesagt und sie stellten mir die Frage, ob ich noch an einem DZ interessiert wäre. War ich natürlich und so erhielten wir ein wirklich niedliches sechseckiges Zimmerchen im Türmchen des Hotels.

Dass der Hotelbetrieb nur ein Zweig des Familienunternehmens ist, hatte ich schon zu Hause gelesen. Hauptsächlich betreibt die Familie Bruker ein Weingut.


Die Weinlese war gerade in vollem Gange und ich fand heraus, dass dieses Weingut immer wieder hochdekorierte Weine produziert. Und auch noch Weine, die zu meinen Favoritenweinen zählen. Irgendwann sagte ich zu Volker: "Du weißt schon, was das heißt ...?!" Und er wußte: "Ist ja genug Platz im Kofferraum" ;-)

Das Restaurant des Hauses war an diesem Abend leider wegen einer geschlossenen Gesellschaft nicht zugänglich. Aber auch die später ausgesuchte Lokalität bot natürlich regionale Weine und ich konnte es mir - Marathon am Folgetag hin oder her - nicht verkneifen, ein Viertele zum Essen zu genießen. Schließlich würde es - im Gegensatz zum Elsass - unterwegs nix an alkoholischem geben ;-)


Im Hotel dann schonmal das Durchtesten der diversen Kleidungsoptionen. In der Nacht Frost, am Tag Sonne mit deutlich höheren Temperaturen ... die Auswahl war heikel und ich entschied mich für kurz-kurz mit wärmender Weste für den Rumpfbereich, was sich als perfekt erwies - das T-Shirt habe ich dann kurz nach Halbmarathondistanz ausgezogen und Volker übergeben.



Morgens am Start war es sehr kalt und der Startbereich - noch abgesperrt und leer - wirkte riesengroß. Inzwischen hatte ich erfahren, dass nur ca. 500 MarathonläuferInnen starten würden aber mehrere tausend Halbmarathonis. Die Startbereiche waren mit farbigen Luftballons markiert - als über 4:30h - Läuferin hatte ich eine entsprechend gelbe Startnummer mit dem M als Kennzeichen für "Marathon". Ich suchte später im Menschengewimmel nach weiteren gelben M's - fand nur extrem wenige und überhaupt nur eine Frau.

So konnte ich mich schon frühzeitig darauf einstellen, heute womöglich wirklich mal letzte zu werden aber zumindest ganz ganz hinten zu landen. Die eindeutig bevorzugte Distanz war der Halbmarathon. Ich hatte mich trotzdem dazu entschlossen, mit Diggicam zu laufen und Fotos zu machen. Die Strecke ist zwar nicht bergig, aber doch sehr hügelig, Gewicht und Training lassen eher keine Bestzeit vermuten und so die totale Lauflust - ich gebe es zu - vermisste ich sogar noch am Start vor Ort.

Die Blöcke wurden versetzt gestartet und jeder mit einem derartig erschütternden Kanonenböller, dass er mich beim ersten und unerwarteten Schlag fast von den Füßen riss. Druck auf den Ohren, Vibrieren im Bauch, entsetzte Schreckensblicke rundum ... bei den folgenden Donnerkrachern hielten die noch Verbliebenen sich allesamt ängstlich die Ohren zu und ich konstatierte zu einer Mitläuferin: "Das ist der Herztest und Ersatz für ärztliche Bescheinigungen. Wer den Startschuss überlebt, überlebt auch den Rest."


Auf der ersten Hälfte war die Strecke aufgrund der vielen Halbmarathonis recht bevölkert.

Gelaufen wurde hauptsächlich auf Radwegen - die Strecke ist durchgehend aspahltiert und fast immer leicht buckelig aber nie so steil, dass es für mich nötig gewesen wäre zu gehen.


Im Grunde sehr angenehm und auch die Herbstlandschaft entlang der Weinberge mit kleinen Burgen, Weingütern und Gehöften, durch Dörfer mit Türmchen und lieblichem Fachwerk bot hübsche Kontraste und gefiel mir sehr.


In den vielen Ortschaften war publikumsmäßig die Hölle los und ich gestehe, dass ich mir manchmal weniger Lärm gewünscht hätte. Auf den Fotos kann man es nicht wirklich erahnen, was für einen unglaublichen Krach die mitunter über lange Strecken Spalier stehenden Anwohner verbreitet haben: Riesenratschen, Trillerpfeifen und Getrommel auf alte Blechwannen - sowas würde ich verbieten.

Fotos existieren davon schon deshalb nicht, weil ich als relativ geräuschempfindliches Wesen an diesen Passagen schnellstmöglich vorbeigezogen bin. Bespannte Trommeln, ein virtuoser Schlagzeuger und Musikgruppen, die "richtige" Musik machen - das finde ich okay und manchmal sogar schön. Aber diese schrillen, ohrenschmerzenden Folterinstrumente, mit denen die Läufer mancherorts regelrecht aggressiv angetrieben wurden ... die waren mir schon recht lästig. Mir ist auch nicht klar, ob ich da wirklich so einen Ausnahmegeschmack habe und ob die anderen Läufer das wirklich richtig mögen ... ?


Bei der Halbmarathon-Marke, wieder im Start und Zielbereich an Ausgangsposition (die Strecke bildet zwei Schleifen. Erste Hälfte nach Norden, zweite Schleife nach Passage des Start- und Zielbereichs für die "ganzen Marathonis" nach Süden) war es psychisch mehr als nur ein bisschen schwierig, nicht in den jubelumtosten Zielkanal für die Halbmarathonis einzubiegen. Sondern sich einsam und unbeachtet - weit und breit kein Mensch mehr zu sehen - auf die volle Distanz zu begeben. Hart war das. Wirklich hart. Zumal mein Gefühl signalisierte: "Eigentlich könnt' ich jetzt auch aufhören. Wär' genug für heute!"

Die Hälfte passierte ich mit 2:16 h, wusste aber schon hier, dass ich das bisherige Tempo - obwohl es sich eigentlich ganz gemütlich und locker angefühlt hatte - nicht mehr lange würde halten können. Denn es machten sich zwei "Meckerstellen" bemerkbar. Beim Bergablaufen zwickte der hintere Oberschenkelmuskel bzw. ein dortiger Nerv? von der rechten Arschbacke abwärts gelegentlich so massiv, dass ich diese abschüssigen Passagen nicht auslaufen, sondern extra vorsichtig angehen musste. Und auch der rechte Fuß reichte alle paar Kilometer immer für eine Weile Beschwerde ein in Form eines Ziehens am Innenspann und Einschlafgefühls in den Außenzehen.




So wirklich richtig "rund" lief es also trotz moderater und moderater werdendem Tempo nicht. Die Strecke war ca. 10 Kilometer einsam und verlassen, nur selten traf ich Mit.Marathonis. Mit einem davon plauderte ich ein längeres Weilchen lang. In den Ortschaften harrte das Publikum wirklich tapfer und unbeirrt jedem Läufer aus und feuerte an. Es gab offizielle "Ansage- und Begrüßungsstellen, wo ein Moderator über Lautsprecher jeden namentlich und mit Herkunft ankündigte. Bei mir allerdings hatte sich ein Fehler beim "Verein" eingeschlichen und ich wurde immer angekündigt als "für das Bottwartal-Kellereiteam laufend", mehrmals mit dem erstaunten Zusatz: "Wie kommt jemand aus München zum Bottwartal-Kellereiteam?". Einmal hab' ich geantwortet: "Durch einen Fehler in der blöden Liste - München stimmt, der Rest ist vermutlich ein Zeilen-Verrutscher". Aber immer kannste das auch nicht machen: Anhalten und Erläuterungen der ausführlicheren Art abgeben ... und so arrangierte ich mich mit meiner angeblichen Kellerei-Zugehörigkeit, die übrigens auch in der Urkunde auftaucht ...



Wie geschrieben: es wurde einsam auf der Strecke und die Streckenposten fieberten vermutlich gelangweilt dem Ende der Veranstaltung entgegen. Ich übrigens auch. Kilometer 30 passierte ich nach 3:20 h und dann wurde es so richtig zäh. Immer mal wieder denke ich mir: "Ob ich es jemals erleben werde, auch die letzten 10 Kilometer eines Marathons so relativ 'locker' weiter durchhalten zu können wie die ersten 30? Werde ich es irgendwann dahin bringen, dass meine Form für gleichmäßige 42 reicht?"

Gestern jedenfalls hat's wieder nicht gereicht. Zwar bin ich komplett alles gelaufen. Aber ab ca. Kilometer 32 in absolutem Schnarchsacktempo. Richtig schweres Leiden war nicht dabei, nie ein Zweifel, wohlbehalten und unter 5 Stunden im Ziel anzukommen. Aber weiter schneller laufen, das ging irgendwie überhaupt nicht. Fotos vom Zieleinlauf gibt's (noch) nicht, denn Volkers Bilder sind noch nicht runtergeladen von der Kamera. Meine Nettozeit lautete jedenfalls 4:53:50 h und ist unter den genannten Bedingungen recht zufriedenstellend. Wobei ich es doch nochmal erleben möchte, beide Hälften zumindest in ähnlichem Tempo laufen zu können.

Später - irgendwo bei Kilometer 35? tauchten plötzlich massenhaft Walker auf. Einige vor mir, andere hinter mir, ich wurde überholt und überholte ... ja, wo kamen die jetzt her und wieso sind die so unterschiedlich schnell? Ich erfuhr, dass sie unterschiedliche Distanzen walkten und weil sie mit mir gleichzeitig im Ziel ankamen, wäre ich von der Marathon-Medaillen verteilenden Frau fast übersehen worden. Es brachte den ruhigen "Flow", der sich irgendwann eingestellt hatte, wieder gewaltig durcheinander, dass da so unterschiedliche Geschwindigkeiten und Stöcke etc. auf der Strecke auftauchten. Nicht behindernd. Aber für meinen Geschmack oder bei meine Stimmung des Tages war dieses Hin- und Her mühsam und verwirrend. Die erste Hälfte unterwegs mit Halbmarathonis aus dem eher hinteren Feld. Dadurch auch viele Geher und Fehleinschätzer überholend, überholt werdend von Zielsprintern ... dann über 10 Kilometer einsames Nichts und plötzlich wieder klackernde Walkerscharen um mich herum. Ja, als'n bisschen störend habe ich das empfunden und dachte ketzerisch: "Wochentags alleine um den Walchensee zu laufen, ist eindeutig harmonischer."


Und im Ziel taten mir dann doch die Beine verflixt weh. Wie gut, dass ich es zum ersten Mal erlebt habe, dass just bei meinem Erscheinen vor dem Massagezelt eine Massageliege frei wurde. Und auch noch diejenige, an der zwei ausgesprochen wohlgeratene junge (knackige ;) Masseure arbeiteten. Das hatte ich noch nie: Massage nach dem Marathon. Und dann auch noch von Profis. Das Therapie & Reha-Zentrum Bottwartal stellte gegen eine freiwillige Spende für die Mukoviszedose-Hilfe Massagen in einem Massagezelt mit Top-Leuten zur Verfügung.


Und weil die beiden jungen Männer wie gesagt nicht nur - finde ich - ziemlich ansehnlich und sympathisch sondern auch mit Wunder-Massagehändchen gesegnet waren, bekommen sie hier gleich zwei Bildchen gewidmet ;o)


Die offizielle "Ausbeute" des Tages: T-Shirt, kleine Flasche Riesling und Medaille, im Kofferraum noch zwei Kisten guten Weins, begaben wir uns dann umgehend wieder auf die ca. 250 km lange Heimfahrt.

Die Beine sind heute müde und schwer aber nicht schmerzhaft. Vermutlich ist morgen schon das Schlimmste überstanden. Und auch hinterer Oberschenkel und Fuß geben sich friedlich und stille.

Fazit: der Bottwartal-Marathon ansich ist ganz sicher ein empfehlenswerter Lauf. Vermutlich aber interessanter für Halbmarathonis. Diese Distanz ist die meist gewählte und meist beachtete von Orga und Publikum. Die Landschaft ist schön, vor Ort ziemlich viel Trubel und Geknubbel aber dabei alles gut durchgeplant und es fluppt.

Die Streckenversorgung fand ich ein bisschen trostlos: zu Essen ausschließlich Bananen. Nix als Bananen. Kein anderes Obst, keine Kekse, kein gar nix. Außer: Bananen. Naja ... steh' ich nicht so drauf - aber ein Drama ist auch das nicht. Zu trinken erst nur Wasser, dann später auch Iso-Plörre. Als es beim HM immer noch nur Wasser und Isogetränk gab, wurde ich unruhig. Ausschließlich Bananen, Wasser und Isoplörre über den ganzen Marathon ... das wäre für eine Gourmet-Läuferin wie mich ;-) doch ein bisschen vernichtend. Aber immerhin kamen ab Kilometer 25 drei Versorgungsstellen, die außerdem noch Cola im Angebot hatten. Für mich echte Lichtblicke in der Versorgungs-Eintönigkeit.

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Statistik:

meine Zeit: 4:53:50 h

Platz gesamt: 487 von 511

Platz Frauen: 53 von 59

W45: Platz 5 von 5


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09 Oktober 2008

Indian Summer am Walchensee

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Wen darf ich mitnehmen zu einem ganz besonderen "Arbeitstag"? Dann los ... und heute werde ich ausnahmsweise chronologisch berichten und auch fotografisch dokumentieren.
Heute war Betriebsausflug. Die Firma, für dich ich arbeite, bietet jedes Jahr an zwei Terminen die Möglichkeit, mit einigen der ca. 1000 Kollegen betriebsauszufliegen. Wobei jeder nur einen der Termine auf Arbeitszeit nutzen kann. Die Fahrtkosten (diesmal 10 €) werden von jedem selber bezahlt, Busse bestellt der Personalrat, der auch die sonstige Organisation leitet. Wer vor Ort was mit wem oder wo unternimmt, bleibt jedem selber überlassen.
Das diesjährige Herbstziel war: Kochel am Kochelsee. Und natürlich meldete ich mich sofort an! Wie viele andere auch - die heutige Tour brachte es auf eine Rekordbeteiligung von über 400 MitarbeiterInnen. Natürlich dachte und sagte ich auch sofort: "Kochelsee, Franz-Marc-Museum, Erlebnisbad .... is ja schön und gut ... aber natürlich will ich weiter zum Walchensee!" Der liegt in Luftlinie fast neben dem Kochelsee - aber die lange, felsige und steile Serpentinenstraße ist 7 km lang, denn sie überwindet mehrere hundert Höhenmeter.
Nicht nur ich empfand den Walchensee als weitaus reizvolleres Ziel. Da dort auch die wesentlich interessanteren Wander- und Bergtouren starten, wurde umdisponiert und auf vielfachen Wunsch fuhren ca. 1/3 der Teilnehmer weiter zum Walchensee (wobei wir für die Rückfahrt nach Kochel öffentliche Busse nutzen mussten - abgeholt wurde dort nicht mehr. Was auch organisatorisch kaum möglich war, da sich die Menge schnell in alle Richtungen verstreute.)

Diesmal fuhren auch direkte und engere Kollegen mit und ich hätte mich diversen Bergtouren anschließen können. Jochberg hatte ich aber erst vor ein paar Wochen. Herzogenstand-Heimgarten wäre extrem reizvoll bei diesem Traumwetter ... aber den Ausschlag gab der Marathon, für den ein fast langer Lauf um den Walchensee 10 Tage vorher doch geradezu perfekt wäre ;o) Außerdem bin ich dieses Jahr noch nicht drumrumgelaufen ... und überhaupt ... ich wollte - langsam, beschaulich und fotografierend - endlich endlich wieder meine allerallerliebste Laufstrecke bewältigen. Zum fünften Mal insgesamt, zum dritten Mal alleine.

Gegen 10:00 Uhr stieg ich beim Parkplatz der Herzogenstand-Bergbahn aus dem Bus, schulterte meinen Rucksack und schlenderte locker, die noch herrschende Morgenstimmung über dem See mit ersten Fotos einfangend in Richtung Walchensee Ort.


Dort steuerte ich das erste geöffnete Hotel-Restaurant an, das mir in den Weg kam und bat eine freundliche Mitarbeiterin, meinen Rucksack für ein paar Stündchen deponieren zu dürfen. Sie wies mich in ein gerade geräumtes aber noch nicht frisch bezogenes Hotelzimmer, in dem ich mich gemütlich umziehen durfte und ich zog mit Getränkeflasche, Handy und Diggicam bewaffnet los.


Sobald die Sonne kräftiger schien, wurden die ohnehin schon leuchtenden Herbstfarben geradezu atemberaubend. Überall Gold, Gelb und unglaublich viele Rottöne.


Manch einer mag sich sagen: "Ja, wird die denn den Walchensee NIE leid?"

NEIN! NIE!

Im Gegenteil. Mit jedem Besuch dort - ob zum Laufen, wandern oder einfach nur Besucher ein bisschen rundschleppen - wird er mir lieber und vertrauter. Am liebsten würde ich dort leben.

Diesmal bin ich im Uhrzeigersinn gelaufen. Meist laufe ich ihm entgegen. Aber beim Start in Walchensee ist es schon deshalb sinnvoll, weil ich die Strecke entlang der Autostraße von Urfeld bis Walchensee zuerst hinter mich bringen konnte. An Wochenenden - insbesondere in den Ferien - ist sie verstopft von einer nicht enden wollenden Blechlawine. Heute war sie angenehm ruhig und leer.


Auch rund um den See ging es beschaulich zu. Immer mal wieder Taucher, Surfer, Walker, Hundespaziergänger oder Radfahrer - aber in Grenzen und nie in einer Menge, dass es unangenehm geworden wäre. Das Gefühl von Weite, Naturfülle und Frieden blieb fast immer erhalten.

Die Taucher sagten mir, der See hätte momentan eine Temperatur zwischen 4°C unten bis zu ca. 10°C an den wärmsten Stellen oben. Ein bisschen hoffte ich - möglichst an einer der "wärmsten" Stellen nachher auch noch ein kleines Bad nehmen zu können. Leider blieb es dann doch bei ein bisschen Wassertreten bis zu den Oberschenkeln - natürlich lief ich kurz-kurz, was sich bei immer weiter ansteigenden Temperaturen und strahlendem Sonnenschein als goldrichtig erwies.



Es war gar nicht so einfach, auch mal einige Passagen wirklich durchzulaufen ....






... denn überall boten sich Fotomotive über Fotomotive ....




Nein, es sind längst nicht alle Fotos hier im Blog zu sehen, die ich geknippst habe - ich habe noch viel mehr. Aber es war wirklich schwer, sich zu entscheiden und am liebsten hätte ich wirklich alle reingestellt.



Vorbei an Urfeld beginnt die zunächst immer noch geteerte aber - was motorisierte Fahrzeuge angeht, Anliegern vorbehaltene - kleine lauschige Straße nach Sachenbach.


Hier irgendwo war es, wo mich ein Windsurfer auf dem Weg zum Wasser ansprach und die bei jedem! Rundlauf mir mindestens einmal (diesmal kam sie zweimal) gestellte Frage stellte. Mit einem nach oben drehenden Zeigefinger untermalt fragte er: "Einmal ganz rundrum?". Und auf mein mit strahlendem Nicken stolz erwidertes: "Ja - mhmh" das ebenfalls übliche: "Da haben Se sich ja was vorgenommen. Alle Achtung." Meine Antwort (schon etwas rückwärts): "Bei der Wasserkälte windsurfen zu gehen finde ich viel mutiger ;o)"



Aber tatsächlich denke ich bei jedem Lauf um den See immer wieder: "Verflucht, ist das weit!" Und jedes Mal wird mir beim Anblick dieser schier endlosen Weite über die diversen Seeteile und Ausbuchtungen von neuem mulmig.





Auch heute, beim fünften Lauf, nützt es nur wenig, dass ich genau weiß: Die Strecke ist ziemlich genau 26 Kilometer lang. Das ist an einem so herrlichen Tag auf einer so herrlichen Strecken und insbeondere im Marathontraining nicht viel.



Ich habe ja auch massenhaft Zeit und kann pausieren und knippsen und Füße baden soviel es mir beliebt. Fühle mich überhaupt und grad gar nicht bemüßigt, das mit der Lauferei so bierernst zu nehmen. Ein "harter Langer" 10 Tage vorher wäre ohnehin etwas riskant bei meinem Leistungslevel.


Trotzdem, trotzdem, trotzdem .... auch heute wirkt die nie ganz zu überschauende Strecke, die Entfernungen, die winzigen, kaum auszumachenden Häuser auf der anderen Seeseite erstmal beängstigend. Das Gefühl kehrt sich allerdings um, sobald die Hälfte geschafft ist. Denn nach 13 Kilometern bin ich in der Regel noch nicht geschafft und denke dann: "Das war ja leicht - und jetzt nur noch mal genausoviel ..."


Meine allerliebste Wegpassage ist die Strecke ab Sachenbach, wenn die Straße erst zum Waldweg und dann zum schmalen Trail wird. Wo Felsen in unterschiedlichsten Formationen - mal weich und geschwungen, dann wieder bizarr und schroff - in den See ragen.




Und diese Herbstfarben! So sehe ich meinen Walchensee heute zum ersten Mal.





Als ich von gegenüber sehe, wie sich eine dicke Wolken-Nebelwand über den Kesselbergpass schiebt (hier rangezoomt), da ahne ich, dass die in Kochel verbliebenen Kollegen am Kochelsee unter Dunst verbringen müssen und auf jeden Fall nicht diese traumhafte Herbstsonne genießen dürfen wie die Walchensee-Ausflieger. Die Ärmsten! Sie tun mir ein bisschen leid. Denn hinter dem Kessel, in dem der Walchensee liegt, befindet sich nur einen Luftlinien-Katzensprung entfernt mehrere 100 Meter tiefer Kochel und Kochelsee.



Eben durch diese "eingekesselte" Lage auf ca. 800 m Höhe hat der Walchensee sehr oft Ausnahmewetter. Mehrfach schon tobten in den umliegenden Bergen sichtbar Gewitter oder es regnete, dichte Wolken hingen über den Bergen ... aber der See war wie freigebrannt. Wenn dann aber die Wetterwand manchmal ruck-zuck näherzieht, dann heißt es, sich sputen. Dann kann's da oben verdammt ungemütlich werden. Aber das Problem bestand heute wahrhaftig nicht.



Trotz Windstille platschten die Wellen laut und rauschend ans Ufer. Sowas lauschiges ... ich muss wohl nicht erwähnen, dass der iPod erst später im Bus in die Ohren gestöpselt wurde. Unterwegs wäre er so gar nicht in Frage gekommen bei diesem Lauf.



Auch wenn die Lüftelmalereien nicht wirklich meinen Geschmack treffen ... insgesamt war es verdammt richtig, damals nach Bayern zu ziehen.

Und sollte jetzt irgendwer der Meinung sein, diese ganzen Fotos seien ja total kitschig, überladen, schnulzig .... dann hat er vermutlich sogar völlig Recht. Aber es steht nicht in meiner Macht, etwas daran zu ändern. So isses da eben. Am Walchensee.


Kurz vor Ort Walchensee noch einen fast letzten Blick vom fast menschenleeren Uferweg aus. Außerdem Schuhe und Strümpfe ausgezogen und die - erstaunlich fitten - Beine im klaren Wasser rumstapfen lassen. Handtuch und Wechselsachen habe ich im Rucksack und den nicht hier, sonst wäre ich gerne auch mal ganz reingegangen. Später dann ist es zu spät weil der Bus kommt und nicht allzu oft Busse auf der Strecke fahren. Schade. Hätte mir gefallen. Nächstes Mal wieder ;o)



Und einen Blick noch auf die Wander-Übersichtskarte.

Für die 26 km war ich sage und schreibe 4 Stunden unterwegs *s* Wobei ich mir alles als gelaufen eintragen darf und werde. Wobei eigentlich dabeistehen müsste: 26 km in ca. 15 Trainingseinheiten ;o) Aber ich nehm' das mal als ein Ganzes - es fühlte sich so stimmig an. Und als ich rundrum war, nichts auch nur im entferntesten zickte oder schmerzte oder sonstirgendwie Beschwerden machte, da kam mir der verwegene Gedanke: "Wenn jetzt die Zeit reichen würde und ich nicht schneller werden müsste, dann könnt' ich glatt nochmal drumrumlaufen." Naja ... fühlte sich im Überschwang so an ... aber dann wär's bestimmt nicht mehr lustig gewesen ...

Im Restaurant, in dem ich meinen Rucksack deponiert hatte, zog ich mich anschließend um, gönnte mir eine Renke mit Kartoffeln und Salat, ein dunkles Weizenbier, traf an der Bushaltestelle auf mehrere Kollegen, die von diversen Bergwanderungen erzählten. Na also - doch noch ein bisschen die Sozialkontakte aufpoliert, wer sagt's denn .... ;o), in Kochel noch ein gemischtes Eis verputzt, dazu einen Latte Macchiato getrunken und ich stelle für mich fest:

Das war einer der Tage, für die alleine sich schon ein ganzes Leben lohnen würde!





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