20 Juni 2013

der Watzblödmann - ein Annäherungsversuch




Schon lange laufe ich ihm nach, dem Watzmann. Während er mir die kalte Schulter zeigt und alle Versuche, ihm näher zu kommen, ungerührt abwimmelt. Beim Versuch vor fast zwei Jahren, ihn mit aller Gewalt zwingen zu wollen, hüllte er sein königlich-blasiertes Haupt tagelang in Schnee- und Regenwolken und ließ  mich selber am benachbarten Hundstod den Hauch des eigenen Todes spüren. Er will mich nicht. Zu alt, nicht standesgemäß ... wer weiß das schon ...

Sollte ich aufgeben? Ich doch nicht! Halte aber erstmal vorsichtig Abstand und nähere mich heute nur aus der Ferne ein bisschen. Umschleiche ihn, knippse ihn - der heute so klar und strahlend im Sonnenschein thront und vom Sockel da oben hohnlacht auf diese alte Trulla, die ihm doch so gerne mal aufs Dach steigen würde.



Steht da schon seit mehreren Ewigkeiten versteinert rum mit seiner Familie. Ob seiner Hartherzigkeit schon vor langer langer Zeit zum Dasein als Steinhaufen verdammt. Verdientermaßen, der blöde Sack! Hat Frau und sieben Kinder - was willste eigentlich mit so einem? Tja ... sag' sowas mal 'ner Frau, die sich Einen innen Kopp gesetzt hat ... Schön isser halt, der Bursche. Kalt, unnahbar, gefährlich ... aber aufreizend und schön!


Zeige ich ihm eben einfach mal meine Rückfront, tue desinteressiert und wende mich dem kühlen Nass zu



Eiskaltes, klares  Bergwasser - heute voller Kraft und Tempo und für mich immer wieder visonär


auf's Boot geschwungen, die Fjorde des Königssees ausgiebig bewundert


Kalenderfoto versucht


 und außerdem kann frau sich auch an die ganz reale Männerwelt halten, die sich heute sogar ungewöhnlich locker auch mal partiell naggisch und barfuß macht. Aber die hab' ich ja fast jeden Tag, das ist nochmal ganz was anderes ..
 

Kleine und größere Spazier- und Wandereinheiten. Dazu eine strahlende Kalenderbildansicht 


nach der anderen  und spätestens danach ist Zeit für ein Päuschen


und die Rückfahrt.

01 Juni 2013

Meteorolügenlauf um den Walchensee


Wie ich heute - allerdings erst gegen Ende der Umrundung - sehen konnte, steht jetzt auch am Walchensee eine der in den bayerischen Alpen wie Pilze aus dem Boden sprießenden Wetterstationen.


Dieses Wissen schon gestern und ich hätte der Vorhersage zweifellos erst recht vertraut. Einer Wettervorhersage, die extreme Unwetter, Stürme, Eiseskälte und Dauerregen orakelte.  Auch ohne Wissen um wissenschaftlich exakte Datenerhebung direkt vor Ort vertraute ich den Fachleuten und überlegte mehrfach, die seit Wochen für diesen Tag angepeilte Walchenseeumrundung sausen zu lassen.

Als bekennende Schönwetterläuferin besitze ich weder regengeeignete Laufklamotten noch mentale Unwetterhärte. Aber: Heute! Oder dieses Jahr vielleicht wieder gar nicht mehr den Walchensee laufend umrunden. Nur heute habe ich ausnahmsweise ein Auto zur freien Verfügung und den Walchensee mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, erfordert mehr Geduld als ich sie besitze. Umständlich wegen Klamottentransport und -ablage ist es auch. Zweimal habe ich es getan - jetzt setze ich diesbezüglich doch lieber wieder auf ein Auto. Besitze aber seit fünf Jahren kein eigenes mehr, vermisse es selten - in solchen Momenten der Berg- und Walchenseelust aber doch ab und zu.

Also Unwetterlauf  oder gar kein Walchensee ...  schwierig ... beides Mist!

 

Andererseits: ich kenne den Walchensee im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter.  Bei Schönwetter aber noch nicht in Regen, Sturm und Unwetter. Außerdem sollen die schlimmsten Unwetter in den Morgenstunden ein bisschen pausieren - bis Mittag ist nur leichter Regen angesagt. Also los!

Wecker auf 4:30 Uhr gestellt, Klamotten gepackt und Abfahrt bei gerade aufgehender Sonne.Viele Läufer zahlen einen Haufen Startgelder um bei viel mieserem Wetter so richtig schwere Touren zu laufen. Und ich krieg' den Kleinkram (wer braucht schon für 26 Kilometerchen regentaugliche Klamotten?) hier völlig umsonst - wird schon keine Schlammlawine runterkommen und mich verschütten unter Geröllmassen (vorsichtshalber bei dem Gedanken doch mal das Handy eingepackt und angeschaltet für die Suchtrupps zur Ortung. Ich möchte denen ja nicht unnötig lange Umstände machen wenn meine Reste irgendwo ausgebuddelt werden müssen)

Wo sonst schon Gebirge in der Ferne lockt, sehe ich heute nur Wolkensuppe.



Hinter den in Wolken verborgenen Bergwänden oberhalb des Walchenseekraftwerkes liegt der See. Wie es von unten scheint: in dicken Wolken- und Nebelschwaden versteckt.


Ein Stück schon von Kochel die Serpentinen herauf, erstreckt sich unter mir der Kochelsee in Klarheit und regenfrei. Oder doch unten bleiben und hier laufen? Ginge ja auch ... eine rein rhetorische Überlegung ;)  So nah am Walchensee und nicht hinfahren? Geht gar nicht!


einige Kilometer noch geht's in herrlichstem Serpentinengeschlängel aufwärts.



dann öffnet sich nach Überquerung des Kessel(*Gedenksekündchen einleg* ;)bergpasses klar und nebelfrei der erste Blick auf den Walchensee. Und wie sich die Sicht öffnet, öffnet sich auch - frei und leicht und ohne mein Zutun passiert es einfach jedesmal dort - mein Herzchen *schnief* immer wieder ...

Wo sonst in Ferienzeiten und an Sommerwochenenden Menschen- und Automassen die wenigen Parkplätze in den zwei Ortschaften am See umkämpfen, herrscht heute und um diese Uhrzeit noch Morgenstille und freie Parkplatzwahl. Ich wähle einen in Urfeld und begebe mich gegen den Uhrzeigersinn auf den 26 Kilometer langen Rundweg in Richtung Walchensee-Ort.


 Die Straße  ist an vielen Stellen noch überflutet von den Wassergüssen der vergangenen Tage. Gut, dass die Temperaturen relativ niedrig sind und oben noch Schnee liegt und sogar neu fällt. Dieser - zeitgleich abschmelzend - würde vermutlich ein saftiges Hochwasser verursachen.



Der letzte Besuch hier mehr als ein Jahr her - der letzte Rundlauf sogar mehrere Jahre. Inzwischen schreckt mich der Blick über den See - bei dem man wegen seiner "Nasen", Ausbuchtungen und teils verschlungenen Wegeführung nie alles auf einmal sehen und überblicken kann - nicht mehr so sehr wie am Anfang. Er scheint endlos, riesig, unumrundbar ... aber ich weiß ja, dass dieser Eindruck täuscht und man sich im Gegenteil fast immer spätestens nach 2/3 der Strecke wünscht, sie würde noch länger dauern.



Abwechslungsreiche Strecken und Sichten unterwegs.




 Kein Surfer, keine Taucher, keine Spaziergänger. Niemand begegnet mir in den ersten Stunden.


 Und immer weiter öffnen sich Herz und Blick. Die Beine sind auch noch nicht müde.



Ein paar Angler in Ruderbooten sind auf dem See unterwegs. Ich vermute: rein zu Dekorationszwecken und fürs Foto.



Es bleibt nicht nur gegen alle Voraussagen komplett und durhgängig trocken. Ungefähr auf Hälfte der Tour - ich fasse es kaum - lugt die Sonne hinter den aufreißenden Wolken hervor und scheint während der folgenden Stunden - mal kurz, mal länger - immer wieder mit Junisonnenstärke auf mich und den See.
Das ist ansich ja ganz prima. Vertrauend auf angekündigte Kälte und Regen habe ich mir aber den Luxus gegönnt, für die 26km auf eine mitgeschleppte Wasserflasche zu verzichten. Fotoapparat und Handy sollten als Ballast reichen.



 Nun wird's aber warm und ich - meines Zeichens ausgesprochene Vieltrinkerin - werde durstig.
Zum Glück hat das Wasser im Walchensee Trinkwasserqualität und von Wänden und Felsen rauscht allerorten das Regen- und Tauwasser kühl und klar und so trinke ich an mehreren Stellen mehrere Mund voll davon und vertrage es wie immer gut.


Mehr als die Hälfte der Strecke ist geschafft. Viele Fotostops lassen alles noch viel kurzweiliger erscheinen.


als meine eigentliche "Lieblingsstrecke"  beginnt und mir den Gefallen tut, doch wenigstens ein bisschen was an Matsch und Wasser für die Füße zu liefern.



Der Herzogenstand in Wolken - auf seinem Gipfel frischer Schnee.


Sachenbach mit dem "Seppenbauernhof"




und dann gegen Urfeld hin die Wettermessstation, bei deren Anblick ich mir ein erheitertes leicht höhnisch angehauchtes Gelächter nicht verkneifen kann. Die Meteorologie ... eine in meinen Augen recht fragwürdige "Wissen"schaft ;-)



Die Blümelein habe ich heute eher weniger auf dem Schirm und der noch recht "frisch" aussehende Bergrutsch gegenüber zeigt mir, dass Szenarien von Schlammlawinen und Gesteinsabbrüchen hier nicht ganz und gar abwegig sind. Direkt unter diesem Erdrutsch verläuft die Straße von Urfeld nach Walchensee.



Wie es die Tradition erfordert: zum Abschluss ein Panoramablick in Karwendel und Wetterstein.

Bis zum nächsten Lauf. Vielleicht bei Regen? Aber muss gar nicht zwingend sein. Mein Dasein als Schönwetterläuferin befriedigt mich durchaus. Was fehlt denn außerdem noch?

Idee: ein Nachtrundlauf bei Vollmond. Das isses  -  das will ich! Der Oktobervollmond böte sich an. Wenn jemand mitmachen will - optimalerweise jemand mit Auto ;) aber manchmal hab' ich ja auch eins zur Verfügung -  dann melde er/sie sich bei mir. Zusatzidee: man könnte eine "Walchenseeumrundungsmedaille" anfertigen (lassen) und verleihen. Kreative Gestaltungsideen? Her damit!


Nachtrag: inzwischen scheint es nicht nur hier in München sondern auch am Walchensee vorhersagegemäß wieder zu schiffen wie aus Unwetterkübeln. Möglicherweise hatte der Walchenseewettergott lediglich mit mir schlecht ausgerüsteter Walchenseefanrundläuferin ein Einsehen und ließ die Meteorologie (mir zur Gegenliebe?) ein paar Stunden lang zur Meteorolügie mutieren. Man kanns ja nicht allen gleichzeitig Recht machen und kann es vielleicht sein, dass auch der Walchenseewettergott mich mag?! Dank'schön jedenfalls an dieser Stelle dafür!