25 Februar 2008

viel Meer

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mit Tschibo-Ticket und Jugendherbergsausweis bewaffnet sollte es ein Frühlings-Freiheits-alleine-Kurzurlaub mit viel Meer, Kieler Halbmarathon und Oma-Hamburg-Besuch werden.

Wurde es auch. Und außerdem mit viel Sturm, Regen und zweimal durchweichter Kleidung. Gut, dass es in der Kieler Jugendherberge (hat mir gut gefallen übrigens) Einzelzimmer mit heißer Dusche und gut funktionierender Heizung gibt, auf der alles im Handumdrehen immer wieder trocknet.


Sehen wollte ich unbedingt: Muscheln. .... erledigt.


Ziemlich viele waren es sogar. An manchen Stränden auf dem 16 km langen Spaziergang von Kiel nach Laboe am Freitag - bei peitschendem Sturm und später leider auch peitschendem Regen *schnatter* - lagen die Schalen und zermahlener Kalk knöcheltief.

Möwen gibts ja auch in München - aber da haben sie keine Muscheln und ich glaube, dieses herrliche Schreien und Kreischen machen sie auch nur "zu Hause" am Meer und im Sturm. Ist mir in München jedenfalls noch nie aufgefallen. Fühlte sich schon verflixt "meerig" an, diese Stimmung: so fast gänzlich alleine am Strand. Nur ab und zu sah man von ihren Besitzern gezwungene Hunde sich lustlos und mit nasse-zersaustem Fell durch den Sturm quälen.

Kreischende Möwen im Sturm (was für ein Wunder, wie leichtfedrig die Möwen mit dieser Sturmgewalt spielen, gegen die ich mich kaum anzustemmen vermag), ein- und ausfahrende Schiffe, Blick auf den gegenüberliegenden Nord-Ostsee-Kanal, der Geruch nach Seetang, Salzgeschmack auf den Lippen, Muscheln .... nojo ... bisschen Romantik muss Frau sich schon vorgaukeln. Der Weg war schließlich weit genug ;-)


Und dann diese Steine! Ja, ich wußte ja doch gar nicht, dass Stein- und Eiszeiten auch am Meer stattgefunden haben ... jedenfalls nicht, dass es an der Ostsee sowas von wunderbar farbenprächtige Riesensteine gibt. Traurig war ich schon etwas, keinen davon mit in unseren Garten schleppen zu können :-(



Dünengras - bzw. Strandhafer oder Strandroggen?. Auch gesehen, geknippst und abgehakt. Schön.




Fischerboote, Hafen - Jo, gab's ebenfalls. Alles nur für mich? Brav :o)



Meer und Umgebung bieten auch bei miesem Wetter Motive genug.


Mit den Füßen über Sandstrand laufen hatte ich gewollt. Erledigt!


Und ein Leuchtturm gehört natürlich auch dazu - zu einem Urlaub am Meer. Da isser.

Tja - und nach diesem Spaziergang im immer strömenderen Regen war nicht nur ich komplett und windelweich durchnässt und halb erfroren. Auch meine Diggicam verweigerte in den Folgetagen weitere Fotos. Die Linse von innen nass angelaufen und scheinbar irgendein Krümel in die Verschluss-Technik geraten. Linse zwar wieder unbeschlagen - aber der Verschluss verschließt beim Ausschalten nur noch halb, so dass sie empfindliche Optik quasi ungeschützt bleibt *seufz*

Vom Lauf daher - und weil ich die Diggicam eh nicht mitnehmen konnte (Taschen können in Kiel nur in großer offener Halle ungeschützt rumstehen gelassen werden, Wertsachen müssen also mitgeschleppt werden beim Lauf bzw. gleich im Quartier gelassen), hier nur eine geraffte Version vom Rest:

Inzwischen wieder einigermaßen aufgewärmt abends Jan und Martin im "Colosseum" getroffen und beim Pizza futtern nett rumgeplaudert, am nächsten Tag nochmal die beiden + Anett getroffen, gelaufen, ziemlich eingebrochen und mit nicht sonderlich rühmlichen 2:10:57 gefinisht.

Dabei ist die Strecke flach, asphaltiert und trotz weitgehender Langweiligkeit und nicht-Abgesperrtheit vom Rest der Menschheit (Radfahrer, Spaziergänger, "wilde" Jogger, unangeleinte Hunde, Kinder auf Dreirädern etc. kreuzen bzw. teilen mit den Läufern den Weg an der Förde) sicher bestzeitentauglich. Aber schlaffe Beine, häufige Wettkämpferei bei sonst nie stattfindender Geschwindigkeit plus (sicher der gravierendste Punkt) ein immer noch über 29 liegender BMI verhindern bei mir höheres Tempo. Macht aber auch irgendwie nix. Hab' zwar wieder Spaß an den Versuchen - nicht-Gelingen trübt meine Laune aber erstaunlicherweise nichtmal um winzigste Schattierungen. Nojo - ist ja eigentlich auch besser so.

Hier mal noch für die Statistik:

Zeit: 2:10:57

Platz gesamt gesamt: 531 von 607

Platz Frauen gesamt: 89 von 126

Platz W45: 18 von 25

Hinterher taten mir ein bisschen die Schienenbeine weh - ohoh ... wo man doch gerade so viel häßliches über diesen ShinSplintKram liest und ich das eigentlich nur aus Läuferinnen-Anfangszeiten kannte. Also mal ein bisschen vorsichtig bleiben und nix mehr mit Rekordversuchen wagen.

Am nächsten Tag in Hamburg einen sogar für Spaziergänge langsamen kleinen Besuchs-Schlender-Spaziergang mit viel Geschnack und Pausen und auch einer Gesellschafts-Zigarette mitgeraucht um die Alster. Woraufhin die vorher noch schweren Beine meinten: "Hey Frau, du bist ja doch eine gute Beinhalterin und weißt, was wir mögen. Danke dafür! Jetzt machen wir uns zum Dank auch wieder gänzlich locker und stellen das Zwicken am Schienenbein ein." Haben sie auch gemacht. Ab und zu auf die Körperteile hören und lieb zu ihnen sein bringt erfreuliche Ergebnisse.

Tscho - undnu binnich wieder im Süden. Wo es warm ist und sonnig. Offen gesagt: viel Meer ist auch mal ganz nett. Aber auf Dauer ginge mir das Übermaß an Wasser da oben vermutlich irgendwann auf den Keks. Ist schon gut so verteilt mit dem Wohnen im Süden und gelegentlichen Stippvisiten im Norden .




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10 Februar 2008

24 kleine süße Berliner an der Isar

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Diese 24 schnuckelig süßen Miniberliner waren eigentlich als unterwegs-Proviant gedacht. Man hört und liest doch immer wieder soviel vom "Hungerast", in den der Langstreckenradler ganz besonders unerwartet und hinterhältig reinfahren kann. Wenn er nicht mit genug Brennstoff vorsorgt. Z. B. in Form von tiefgekühlten Mini-Berlinern, die hoffentlich schnell genug auftauen würden um dem zu erwartenden Hunger-Malheur zu entgehen. Oder besser: zu entfahren.


Natürlich hatten wir auch noch für jeden eine belegte Semmel, eine Mini-Schokoladentafel, Soja-Vanille-Drinks und Fruchtsaft dabei als wir uns heute früh oder sagen wir: relativ früh um kurz vor 10:00 Uhr bei immer noch herrschenden Minusgraden auf den Weg nach Wolfratshausen begaben.

Ein neues Fahrrad habe ich noch immer nicht und auch kein GPS-Gerät. So muss der alte zusammengebastelte "Dragon" wieder herhalten für den Test: "Wann fängt es beim Radfahren an, wehzutun?" oder "Kann ich auch weiter als 50 Kilometer am Stück radfahren?" 50 km war nämlich bisher so ca. die weiteste von mir auf dem Rad zurückgelegte Tagesdistanz. Was natürlich auch bedeutet: ich bin noch nie an irgendwelche körperlichen Grenzen herangeradelt. Beim Laufen kenne ich die - per Rad noch nicht und bevor ich 500 km in mehreren Tagesetappen in Angriff nehme, sollte ich zumindest angetestet haben, was per Rad für mich realistisch ist.


Wir fuhren auf der innenstädtischen Isarseite stadtauswärts. Über Pullach, mit Blick auf Grünwald - immer ziemlich weit oberhalb der Isar entlang. An einem so sonnigen Sonnen-Sonntag merkt man erst, wie dauerbevölkert alles ist und auch die Vorortbereiche wurden nie menschenleer: Radler, Hunde-Gassigänger, Spaziergänger und vor allem: Läufer, Läufer, Läufer. Dazu anfangs reichlich Ampeln, so dass wir froh waren, später wenigstens einige Teilstrecken etwas flotter und ungebremster zurücklegen zu können.

Auf dieser Isarseite führt der ausgewiesene Radweg nach Wolfratshausen auch einige Kilometer lang über Autostrecke, die allerdings nicht sehr stark befahren war und dadurch weniger gefährlich als gefürchtet. Aber meist ist es wirklich idyllisch und erstaunlich flott sahen wir von erhöhtem Standpunkt aus auf das Ziel Wolfratshausen herab (s. Foto oben - leider war es dunstig und trotz scheinbar klarer Sonne konnte man die Berge nur hinter einem Dunstschleier erahnen. Evtl. großklicken, dann erscheint eine Ahnung von Bergsilouette. Die Berge standen auch im Gegenlicht - das mag meine Kamera auch nicht ... egal. Da waren Berge und . )


Die Hälfte der geplanten Strecke geschafft. Aber wo blieb der Hungerast? Obwohl nichts davon in Sicht war, futterten wir doch mal jeder eine belegte Semmel und tranken etwas Saft. Sicher ist sicher ... die Berliner durften weiterleben und auf schlechtere Zeiten - für uns und in Folge dessen auch für sie - warten.


Ich schlug vor, dem ausgewiesenen Weg nach Bad Tölz auch noch zu folgen und damit auf ca. 150 Tageskilometer kommen zu können. Volker fand das weniger prickelnd und meinte, wenn ich mich wirklich richtig quälen wolle, dann solle ich das vorher sagen und lieber alleine losfahren. Er bräuchte heute nicht mehr als 100 km. Pffff ... und sowas von einem Mann - das muss ich an dieser Stelle mal ganz unverbindlich und zwanglos einflechten - der in jüngeren Jahren ganz Kanada durchquerte. Auf dem Fahrrad - über 9500 Kilometer ... Aber gut, wir werden alle nicht jünger ... ;o) und so querten wir heute bei Puppling im wunderschönen Natur- und Vogelschutzgebiet Puplinger Au die Isar - vorbei an einer recht ungewöhnlichen Maria-mit-Kind-Statue - um auf der anderen Seite zurück gen München zu radeln.




Hier werden im Sommer die Flöße zu Wasser gelassen, auf denen dann feiernde und natürlich trinkende Touristengruppen bis nach München geschippert werden.




Hier außerorts und nah den Bergen herrschten trotz Strahlesonne ziemlich frostige Temperaturen. Und dennoch waren Hölle und Menschen unterwegs. Im Sommer sollte man diesen Isarradweg zumindest an Gutwetter-Sonntagen wohl eher meiden.




Aber heute war es noch erträglich. Schöne Aus- und Weitsichten ergaben sich zuweilen, nur selten hielten wir für Fotostops an und noch immer lag keinerlei Hungerast auf der Lauer.



Einige schattige Wegpassagen waren mit harschigem Schnee und Eis überdeckt und ziemlich rutschig.


Aber es überwog Sonne und Weitblick - wie hier bei der Grünwalder Burg.

Wir radelten noch eine Weile auf dem Isarradweg dahin, der aber - je näher München und die touristisch stark frequentierten Stadtzonen rückten - zunehmend bevölkerter und damit unkomfortabel zu befahren war. Denn auch Kinderwagenschieber, Walker, Läufer, Skater und viele mehr nutzten die asphaltierten Fahrradstreckenabschnitte und nicht den meist nebenan verlaufenden Naturweg. Die letzten Kilometer radelten wir karten- und GPS-los quer durch die Stadt und hofften auf ausreichend Intuition und Wiedererkennungspunkte. Quer durch Giesing, Ramersdorf, Berg-am-Laim kamen wir wieder in bekannte und heimatliche Gefilde.


Nagut - 80 Kilometer hatte ich als Tagesminimum ausgegeben. 6 Stunden später und der Tacho zeigt 86 km. Von "an die Grenze geradelt" kann noch keine Rede sein. Bei komfortabler Strecke, gutem Wetter und ohne Gegenwind sollten auch 100 Tageskilometer noch im eher gemütlichen Rahmen liegen. Sogar mit meinem Discounter-Dragon.

Alles ist wunderbar und als ich lapidar sagte: "och, so langsam merke ich auch, dass ich Hunger bekomme ..." bekam ich ein energisches: "ICH merke das nicht so langsam - ich HABE schon lange Hunger!" zur Antwort. Tja - als Sparflammen-Verbraucherin mit reichlich Reserven auf den Rippen ist für mich die Hungerast-Gefahr vermutlich zu vernachlässigen.

Nundenn - so hatten die kleinen süßen Berliner eben eine nette Radtour durch bayerische Gefilde. Falls sie gehofft hatten, das Abenteuer zu überleben: Fehlanzeige! Wir haben sie zu Hause mit wärmenden Heißgetränken vergesellschaftet und - Hungerast hin oder her - allesamt schnöde und genüßlich vernascht. *Schleck*!

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# Nachtrag von ein paar Stunden später #

Das "alles ist wunderbar"-Geschwätz von oben muss ich z. T. widerrufen. Und damit wieder einmal feststellen was ich im Grunde sowieso und schon immer wußte: dass ich den besten, klügsten, vorausschauendsten und umsichtigsten Mann der Welt habe.

Wären wir noch nach Bad Tölz gefahren ... weitere 60 km also auf dem Tacho ... ich glaube, es wäre nicht gut ausgegangen. Denn: schon als ich mich vom Schreiben dieses Blogbeitrags vom Stuhl erhoben habe, fiel mir das ein wenig schwer. Inzwischen sind Treppengänge oder Versuche, mich in die Hocke zu begeben, von Ächz- und Stöhnlauten begleitet.

Rund um die Knie scheint es Muskeln zu geben, die man beim Laufen überhaupt nicht braucht. Und die auch bei täglich durchschnittlichen ca. 10 - 20 Alltags-Radelkilometern nicht entsprechend geschult und gekräftigt werden um eine deutlich längere Tour ohne Murren und Knurren mitzumachen. Zum Glück merke ich ganz deutlich, dass es sich um Muskelschmerzen handelt. Da diese aber allesamt ums Knie rum platziert werden, hätte eine weitere Anstrengung u. U. sogar über das vernünftige Maß hinaus, auch auf das zu schützende Gelenk gehen können.

In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Zähigkeit stündlich verdoppelt, rechne ich mit ordentlichem Muskelkater beim morgigen aus-dem-Bett-Gekrabbel.

Und noch eine Antwort für Trudy: meinem Hintern geht es nach wie vor prima. Mag sein, dass es auch an der erstmals getragenen Radelhose mit eingebautem Arschpolster liegt. Oder aber an meinem ergonomisch radelfreundlich geformten Hinterteil (denn ich hatte noch nie einen wundgefahrenen Hintern vom Radeln). Am Sattel jedenfalls liegt es eher nicht - der ist Discounterware und auch die Vorgänger waren das jeweils. Worauf ich allerdings Wert lege: Sattelhöhe, Neigungswinkel des Sattels sowie des Lenkers müssen immer penibel so gut wie möglich angepasst sein. Manchmal schrauben Volker oder ich fünfmal und öfter wieder dran rum bis es sich wirklich gut anfühlt. Ich freue mich jedenfalls schon auf mein bald zu kaufendes neues Fahrrad, das mal wirklich ein bisschen Qualität aufweisen wird - hoffentlich ...




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