Am Freitag den 13. Mai kam ich kurz vor Mitternacht wieder in München an. Nach drei Wochen unterwegs. Exakt notiert habe ich mir die gefahrenen Kilometer nicht. Aber es waren irgendwas um die fünftausend, vermutlich ein paar mehr davon, die die Räder in dieser Zeit gerollt sind. Die letzten 2.200 Kilometer mit Dauerwarnmeldung des Motors: bei jedem Start ein Piepen mit der mehrfachen Aufforderung, den Motor kontrollieren zu lassen. Dauerhaft leuchtende Motorkontrollleuchte. So richtig entspannend ist das nicht. Nach Recherche entschloss ich mich aber, die Kontrolle auf die Zeit in Deutschland zu verschieben (steht noch aus).
Die längsten Fahrtage gingen mit acht Stunden auf der Straße durch. Inclusive tanken. Pausen habe ich dabei sehr selten und wenn, dann extrem kurze gemacht. Wollte ich an einem konkreten Ziel ankommen, habe ich auch meist komplett durchgezogen. Nach solchen Tagen blieb für nicht viel mehr Zeit als zum Platz beziehen, bisschen auspacken, essen, vielleicht ein kleiner Spaziergang und einige Sachen besorgen.
Häufiger waren die Distanzen und damit auch die Fahrtzeiten kürzer. Vier oder sechs Stunden pro Ortswechsel. Einige Male auch nur drei Stunden. Summa summarum müsste ich aber deutlich mehr als 60 Stunden rein fahrend verbracht haben. Im Mobil ist das für mich noch erträglich. Als nicht allzu begeisterte Autofahrerin - besser gesagt: ungern lange Stillsitzerin - finde ich das im Nachhinein betrachtet viel zuviel.
Kleines Resümee zum guten Schluss
In den drei Urlaubswochen habe ich viel gesehen, erlebt und auch einiges daraus mitgenommen. Bin aber vor allem viel gefahren. Zuviel! für meinen Geschmack und meine Neigungen. Von den exorbitanten Diesel- und Mautkosten mal ganz abgesehen. Alleine davon hätte ich anderswo einen Luxusurlaub verbringen können. Daher wird eine solche Tour in diesem Format vermutlich nicht mehr wiederholt sondern anders angegangen.
So, dass weniger Tage im Auto und auf Strecken verbracht wird. So, dass mehr "Ankommen" und "Dort sein" stattfinden kann.
Heißt konkret: frühestens in Rentenzeiten - sollte bei mir dann noch das Bedürfnis danach vorhanden sein - werde ich derartige Strecken nochmal im Wohnmobil zurücklegen. Mit deutlich mehr Zeit.
Die jetzt noch üblichen max. drei zusammenhängenden Urlaubswochen auf kürzere Ziele verlegen oder eben mit anderen Transportmitteln als Auto oder Wohnmobil planen.
Also ab jetzt: Schwarzwald, Harz, Bayerischer Wald und Böhmerwald, Pfalz, Kärnten, Tirol und andere Gegenden Österreichs .. und es gibt ja noch die Schweiz, viele Ziele in Italien ... auch mit weniger Kilometern lassen sich tolle Gegenden finden. Bei drei Wochen Zeit würde ich den Fahrradius keinesfalls mehr höher setzen als 1.000 Kilometer (eine Woche: max. 500 Kilometer, zwei Wochen max. 800 Kilometer ... so irgendwie ...). Immer mit der Tendenz: drunter bleiben.
Klar: alle genannten Ziele sind weniger "wild" als die viel weniger übervölkerten Länder des Südens, sind enger, sind oft wegen hoher Nachfragen vorzubuchen oder - außerhalb der diversen Ferienzeiten - kalt, nass und nur mit Glück "wohmobilkuschelig" für eine wie mich, die Wärme, Freiheit, Natur aber auch und insbesondere viel Licht schon im Frühling oder wieder im Herbst liebt. Aber die Infrastruktur in vielen Dingen ist komfortabler. Wie sagt der Volksmund so treffend: "Du kannst nicht alles haben." Oder um es mit Kurt Tucholsky auszudrücken ( aus "Das Ideal"):
"Ja, das möchste!
(1927)
Einige Stichpunkte und Randgedanken auch noch - einfach mal so zusammenhanglos in den Raum geschrieben:
- Autofahren: die Tempolimits in F und E (130 km/h auf Autobahnen und 90 km/h auf Landstraßen, weitgehend 30km/h innerorts) empfinde ich als extrem entspannend und den Verkehrsfluss beruhigend und entstressend. Ist in D wirklich lange überfällig! (by the way: obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe, alle Regeln einzuhalten, ist mir wohl ein Tempolimit-Schild durchgeflutscht. Gestern kam die schriftliche Forderung aus Spanien, 50 Euro zu überweisen, weil ich mit 105km/h geblitzt wurde, wo 90km/h erlaubt waren).
- Die Spanier habe ich so als Rundumeindruck (mir ist bewusst, dass es alle Sorten an Menschen überall gibt aber es gibt nun auch oft gegendtypische Gesamteindrücke) als extrem entspannte, freundliche, gelassene und auch als Autofahrer sehr rücksichtsvolle Zeitgenossen erlebt (die Franzosen auf der Durchreise nicht ganz so ...). Gefördert wird dies beim Autofahren wohl auch durch eine Infrastruktur, die Rücksicht vielerorts erzwingt. So sind die Zebrastreifen fast überall nicht nur aufgemalt sondern auf erhöhte Fahrbahnschwellen verlegt, die ein Abbremsen davor schlicht erzwingen. Überhaupt finden sich in Ortschaften viele dieser den Verkehrsfluss verlangsamenden Schwellen, Rüttelstreifen etc. Find' ich gut. Will ich hier auch haben!
- es gibt auf den innerländischen Autobahnen dort deutlich mehr "Grün- und Wildbrücken" als in Deutschland. Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck. In Frankreich waren auf der letzten Autobahn genau von diesen sehr viele aktuell im Bau. Es ist mir schon 2019 in Kroatien aufgefallen, dass dort mehr davon als hier vorhanden sind. Dabei ist Deutschland doch viel "vom Verkehr zerfressener". Wieso hat ein derartig wohlhabendes Land so wenig für seine Wildtiere übrig? Oder was sehe bzw. interpretiere ich falsch?
- Betrifft: die noch viel kleineren Wildtiere: in Spanien hatte ich - trotz Monokulturwüsten und vieler sehr trockener, pflanzenarmer Landstriche - permanent von toten Insekten zugekleisterte Windschutzscheiben, Scheinwerfer, Kennzeichen ... ich musste so oft es ging putzen und schrubben (gar nicht so einfach bei einem so hohen Mobil), der gelegentliche Regen kam gelegen für bessere Durchsicht. Alles an der Mobil-Vorderfront war schwarz, braun, gelb, orange und rot zugebatzt von Insektenmatsch und Insektenblut. Abgesehen davon, dass mir auch der Tod dieser kleinen Viecher ans Gewissen ging ... immerhin zeigt das: es gibt davon ziemlich viele.
Auch viel viel mehr Vögel, Reptilien etc. hört bzw. sieht man unterwegs auch dort, wo keine Naturparks sind. Auch dort, wo es eher industriell, verkehrslastig, monokulturig zugeht. Wie kann das sein? Es wird sich oft darüber beschwert, dass in diesen Ländern Vögel zum Essen gefangen werden. Ja klar - mag unschön sein. Aber immerhin gibt es da welche. In Deutschland scheinen sie großflächig gleich vergiftet zu werden.
Denn: es ist auffällig - nach Verlassen des Loire-Gebiets schon in Frankreich auf Deutschland zu zeigte sich kaum noch neuer Insektenbatz auf dem Fenster. Stetig abnehmend. Und kaum in Deutschland angekommen: VORBEI! Alle paar Stunden mal eine Mücke, ein Falter oder irgendwas. Aber weit weg von den Dauereinschlägen vorher. Sehr auffällig. Daher die Frage: was wird in Deutschland anders gemacht, dass die alle tot sind? Dass es kaum noch Kleinleben in der Luft gibt? Hier ist es viel grüner, scheint optisch viel lebendiger, was Pflanzen und Bewuchs angeht. Aber: kaum Insekten, kaum Vögel. Finde ich bedenklich.