08 April 2024

Lahnwanderweg von Diez bis Lahnstein

Viele Möglichkeiten gibt‘s Anfang April noch nicht für  eine knappe zur Verfügung stehende Woche, in der zwei Frauen mit Gepäcktransport und vorgebuchten Hotels etwas komfortabler wandern aber nicht langwierig irgendwo im Ausland anfliegen möchten. Diverse Anbieter solcher Arrangements schickten Absagen für die geplante und in dieser Kombination einzig machbaren Nachosterwoche. Berggegenden mit noch Schnee fielen auch aus und wegen der für beide besser passenden gegenläufigen Anfahrt fokussierte sich die Suche nach einem passenden Ziel auf die mittleren Gegenden Deutschlands.

Beim Tourismusverband Bad-Ems Nassau wurden wir schließlich fündig und buchten ein Pauschalangebot mit fünf Übernachtungen.  Vier Etappen (+) des  bezaubernden Lahnwanderwegs  (Rheinland-Pfälzischer Abschnitt)



Die erste und letzte der Übernachtungen nach - was mich betrifft - reibungs- und verspätungsfrei verlaufener gut sechsstündiger Bahnanfahrt im Hotel Lahnromantik im hessischen Nassau (und nicht in Nassau auf den Bahamas, wie ich angesichts der dortigen Wetterprognose zunächst hoffnungsvoll aber irrtümlichh annahm ;-)

Vor der Übernachtung noch eine mehrstündige Wanderung zum Warmwerden in der Umgebung und anschließendes Abendessen im Örtchen Nassau, wo wir auf eine recht eingeschränkte Angebotsvielfalt an Verköstigungsmöglichkeiten trafen. Eklatante Personalengpässe bei Dienstleistern und Betreibern von Restaurants, Geschäften, Imbissen, Eisdielen … etc.. und die noch nicht angebrochene Urlaubssaison in dieser Gegend ließen an allen Zielorten auf viele verwaiste, nur an wenigen Tagen der Woche geöffnete oder gleich endgültig geschlossene Läden jeglicher Art treffen. Das vorgebuchte Arrangement enthielt nur das Frühstück und dennoch wurden wir an jedem der Tage in den Zielorten auch abends satt.



Wanderwillige mit besonderen Wünschen und Ansprüchen (ich schreib‘ nur „Latte Macchiato“ ;) sollten selbige aber besser im Vorfeld ein wenig zurückschrauben um vor Enttäuschungen gefeit zu sein.



Auf unseren vier gewanderten  Etappen von Diez bis Lahnstein durften wir abwechslungsreiche Wege durch Wälder, Wiesen und am allermeisten über Höhen mit viel Aussicht genießen. Dass dabei auch reichlich Höhenmeter unter die Sohlen genommen werden, versteht sich von selbst.




Schiefer(felsen) - und daher viele „.. ley“s und „…lei“s (von Wolfsley bis Liebeslei)  - Schieferwege und -brüche prägen Wege, Gebäude und Ansichten.



Die Wettervorhersage hatte im Vorfeld mehrere Tage voller Regenwahrscheinlichkeit verkündet. 

Aber merke: eine Wahrscheinlichkeit mit Seiten voller dicker Wolken und Regentropfen im Internet heißt für die Realität mitnichten automatisch, dass es am Stück oder auch nur sonderlich viel regnet auf der Wanderung unterwegs. Dicke und vorwiegend dunkle Wolken begleiteten uns zwar einige Tage lang. Wirklich geregnet hat es aber nur sehr wenig. An den ersten zwei Tagen jeweils über ca. eine Wanderstunde moderat, gut erträglich, wenig störend  ein bisschen und an Tag zwei konnten wir eine regenreiche Sturmböe geschützt bei einer Pause auf einem Hochsitz gelassen vorüberziehen lassen.

Im Gepäck vorhanden waren - wir konnten aufgrund des Gepäcktransports in die Vollen gehen - Regenponcho, Regenjacke, Mützen, Kappen, Schals und Handschuhe … benötigt habe ich lediglich einen kleinen Schirm (Billig-Knirps aus dem Drogeriemarkt). Alles andere an profiverdächtiger Wetterausrüstung wurde ungenutzt wieder nach Hause befördert.




Wer hätte gedacht, dass es an der Lahn Weinberge gibt? Und unvorsichtig-leichtsinnig liegenbleibende Schlingnattern ohne ausgeprägten Fluchtinstinkt (im letzten Moment sah ich sie und sie entkam meinem schon über ihr schwebenden Schuh nur knapp). Die Zecken allerdings waren aktiver und gaben sich ebenfalls keine Mühe, mir auszuweichen. Im Gegenteil! Wieder einmal musste ich feststellen: immerhin die Zecken lieben mich ;)



Hier und da war es aufgrund starken Windbruchs und umgestürzter Bäume nötig, Warnschilder zu ignorieren und ein bisschen auf Klettertour zu gehen (eine weiträumige Ausweichroute hätte es allerdings schon auch gegeben … aber so ein bisschen Eigenentscheidung maßten wir uns an).


Auch mit Abschnitten schuhverschmutzender Wegpassagen muss Anfang April noch gerechnet werden. Solcherart Tücken waren aber wirklich sehr selten und dünn gesät.


Es überwogen weite Ausblicke über Lahn und bewaldete Hügel.


Bänke, Schutzhütten und Unterstände bieten eine gute Infrastruktur


An den Abschnitten, an denen auch mal Stahlhalteseile, schmale Grate und Leitern auftauchten, war im Vorfeld jeweils eine leichtere Variante durch das Lahntal ausgewiesen. 


Wir selbstverständlich immer oben lang … ;-)


Keinen weiten Blick wollten wir auslassen


Und erst Recht keine schwindelerregende Leiter :o)


Jeden Tag wurde es wärmer und immer häufiger lugte die Sonne durch die Wolken …


..so dass wir am dritten Wandertag im Kurörtchen Bad Ems die schon an die Luft verfrachteten Topfpalmen bei Sonnenschein genießen durften. Die dortige Spielbank ließen wir aus, das Beatles-Museum gönnten wir uns und abends ein ganz hervorragendes Essen im Restaurant unserer Unterkunft, dem „Hotel-Restaurant Adria“.



Schöne Wege - ich wiederhole mich da gerne - sind es auf den letzten Etappen des Lahnwanderwegs in Richtung Lahnmündung bei Lahnstein.



Ein besonderes Highlight getreu dem Motto „das Beste kommt zum Schluss“ bietet dabei die Rupertsklamm bei Lahnstein, die zu durchkraxeln ein einziges Vergnügen ist (auch sie ließe sich zahm umwandern). Einen winzigen Dämpfer erhielt meine Freude durch einen unglücklichen Sprung vom Felsen, der mich die letzten Kilometer mit stechendem Schmerz im Fuß durch Lahnstein humpeln ließ (am Folgetag war nach ein paar Dehnübungen und Massageeinheiten alles schon wieder gut).

 
Ziel erreicht: der Rhein bei Lahnstein.


Direkt neben Diez,  dem Ort, an dem unsere Etappen gestartet waren, liegt das Städtchen Limburg, dessen Schönheit auch ein Volkslied gewidmet ist und das ich - obwohl unweit im Kreis Marburg geboren und aufgewachsen - bisher nicht kannte. Von dort startete meine ICE-Rückreise (auch diese ohne jegliche Verspätung oder Reservierungspanne) nach München (die Anreise war von anderer Seite über Koblenz erfolgt). Hier blieben mir einige Stunden für Besichtigung und Eisgenuss im Sonnenschein bevor es zurück nach Hause ging.

Schön war‘s!


Resümee:

  • Sollte ich jemals wieder Gepäcktransport in Anspruch nehmen, werde ich trotzdem deutlich weniger mitschleppen. Die 2/3 völlig ungenutzt im Koffer herumtransportierten Klamotten verwirren mein Chaoshirn beim Rumwühlen und Überlegen nur unnötig und die Wahrscheinlichkeit steigt, Ladegeräte in Steckdosen stecken und Ohrringe irgendwo auf Ablagen liegen zu lassen (*narg*)
  • Praktisch bei der Geschichte ist aber zweifellos die Gelegenheit, mehrere Schuhe austesten zu können, bei denen frau sich nicht sicher war, ob sie für mehrere Tage am Stück wandertauglich sind. So konnte ich an fünf Tagen drei verschiedene Schuhpaare einsetzen und besser kennenlernen. Mein ProblemHallux mag es mir irgendwann danken.
  • angesichts der deutlichen Erwärmung vergeben sich m. E. viele Anbieter solcher Wanderarrangements Möglichkeiten auf Kundschaft, wenn sie die Saison erst frühestens im Mai beginnen lassen (was bei den meisten der Fall ist). Gewandert werden kann mit Genuss in Mittelgebirgen inszwischen deutlich früher.
  • So schön es war … ich freu‘ mich auch auf ein bisschen mehr „Wildnis“ bei künftigen Touren ;)


7 Kommentare:

Jörg hat gesagt…

Du machst ja schöne Sachen. Irgendwann vor einem viertel Jahrhundert bin ich die Jahn mal abgepaddlt. Auch da war die Gastronmie schon recht nostalgisch.

Viele Grüße
Jörg

lizzy hat gesagt…

„Nostalgisch“ ist schön ausgedrückt, Jörg ;) und ich behaupte, dass sich seit diesem Vierteljahrhundert an den meisten kleineren Orten nur wenig geändert hat … außer, dass viel geschlossen wurde. Man fühlt sich zuweilen etwas aus der Zeit gefallen.

Elke hat gesagt…

Liebe Lizzy,
gute Entscheidung, prima Tour mit vielen Ein- und Ausblicken! Ein Beatles-Museum in Bad Ems? Wie kommt denn das?
Wenn man komfortabel sein Gepäck transportiert bekommt, welch ein Luxus. Auch wenn ich schonmal 3 Wochen mit dem Rucksack über die Alpen gewandert bin, diese Transport-Variante wäre mein Ding.
Deine Wanderung zeigt, es gibt so viel schönes, das man auch daheim (oder fast) machen kann.
Hattet ihr vom Veranstalter auch Naviunterlagen/Karten o.ä. erhalten?
Liebe Grüße
Elke

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
ein Beatles Museum in Bad Ems? Wer hätte das vermutet!
Die noch schwache Infrastruktur allerdings zu Zeiten außerhalb der Saison kenne ich leider von einigen meiner Frühlings- bzw. Herbsturlaube zur Genüge.
Das gepäckbefreite Weitwandern hat seine Reize, ich glaube, damit könnte ich mich auch anfreunden. :)

lizzy hat gesagt…

Liebe Elke, liebe Doris,

zunächst zur Frage nach dem Beatles-Museum in Bad Ems:
http://beatles-museum-bad-ems.de/
das in der Tat ein wenig erstaunlich daherkommt, waren die Beatles doch niemals in Bad Ems und der Betreiber des Museums (an der Bad Emser - Haupt-Kurpromenade weithin sichtbar und prägnant gelegen) hat die Beatles niemals live gesehen (weil ein Konzert, für das er Karten hatte, dann doch abgesagt wurde … anno Tubak ..). Aber er nennt sich den „größten Beatles-Fan aller Zeiten“, steht vor Ort im kostenlosen! Museum samt Café-Bar jedem Gesprächswilligen Rede und Antwort. Innen finden sich über mehrere Räume verteilt eine Unzahl an Gegenständen, Fotos, Geschichten … von, über und rund um die Beatles aus allen Zeiten bis in die Moderne. Da steckt eindeutig das Herzblut eines ganzen Lebens drin. In der Bar vorne laufen wandfüllende Videoinstallationen - als wir dort waren, gerade eine Gala von vor nicht allzu lange, die Billy Joel und Paul Mc Cartney geleitet haben bzw. so sie aufgetreten sind und gesungen haben … Das Ding ist echt einen Schnupperbesuch wert. Es zeigt Einblick in die lebenslange fokussierte Leidenschaftsfähigkeit mancher Menschen ;)

Was die digitale Ausstattung durch den Betreiber der Touren angeht, ist selbige aktuell in Arbeit, wie ich auf Nachfrage erfuhr. Wir erhielten noch papierne Faltkarten in sehr hoch auflösendem Maßstab, die wir allerdings nicht ein einziges Mal genutzt haben sondern die digitale Rüstung eben in Eigenleistung betrieben. Ich nutze die App TopoGPS und lade mir dort in die Offline-Karten des jeweiligen Gebiets gpx-Tracks rein (die findet man leicht an verschiedenen Stellen, z. B. bei Outdooractive etc). Gleichzeitig hatte ich die dortigen Abschnitte über Google Maps offline und darin alle anzusteuernden Punkte und Unterkünfte schon fertig markiert. Meine mitwandernde Freundin nutzt komoot und war dort vergleichbar vorgegangen.
Hier und da hatten wir tatsächlich - es gibt ja gelegentlich Varianten - kleine Abweichungen bei der Route. Aber vernachlässigbar. Es ist auch alles ziemlich bis extrem gut markiert. Weil auch andere Wege dort ausgewiesen sind und oft aber nicht immer identisch verlaufen, ist es uns lediglich zweimal über einige hundert Meter passiert, dass wir wegen nachlässiger Markierungsverfolgung eine geringfügig abweichende Strecke gegangen sind. Wirklich in die Irre zu gehen schaffen dort nichtmal solche Orientierungsnieten (bzw. Aufmerksamkeitsabweichlerinnen) wie ich ;-)

Kein riesiges Tourengepäck mitschleppen zu müssen, dass einen die Schultern schmerzen lässt und oft ja auch den Nacken in Mitleidenschaft zieht etc., das ist schon echter Luxus und bietet große Vorteile beim Genießen. Viel mehr Leichtigkeit, eindeutig!

Manfred hat gesagt…

Liebe Lizzy,

auch mir gefällt eure mehrtägige Tour, sowie deine kurzweilige Beschreibung mit den vielen Fotos! :-) Einige Passagen scheinen sehr reizvolle 'Anlaufpunkte' zu enthalten!

Die Variante gepäckfrei zu wandern haben wir noch nicht ausprobiert, hört sich aber reizvoll an. - Meine Erfahrungen diesbezüglich stammen vom Transalpin Run 2014. Über die Alpen rennen in 8 Tagen wäre mit Gepäck auch schlecht gegangen! - LOL

Die Lahn kenne ich auch nur vom Paddeln, allerdings in einem sehr flachen Abschnitt, was für einige Teilnehmer der damaligen Tour auch eher als langweilig empfunden wurde. Da wir zeltende, kanuwandernde Selbstverpfleger waren, können wir bei Hotels, Pensionen und Restaurants nicht mitreden. Deine Infos nehme ich aber dankend an, falls es uns mal in diese Gegend verschlägt!

Toll gemacht ... und vielen Dank auch für das Resümee!

Liebe Grüße Manfred

lizzy hat gesagt…

Halllo lieber Manfred,

In der Tat stelle ich mir einen Transalpinrun mit Tourenrucksack extrem herausfordernd vor ;-) Vielleicht waren diese Laufveranstaltungen sogar Vorreiter der Wanderungen mit Gepäcktransport? Ist bei Wanderungen sogar unkomplizierter weil die Leute deutlich langsamer unterwegs sind.

Dass die Lahn als „das“ Kanuflüsschen gilt, hat mich unterwegs auch gewundert. Aber vielleicht sind andere Abschnitte gemeint. Ich fand sie als Landschaftshingucker reizvoll aber zumindest während unserer Wanderwoche hätte mich eine Kanutour darauf weniger gereizt. Sie floss schmal, ziemlich schnell und ziemlich braun (wirklich Hochwasser hätte man dazu aber nicht sagen können) dahin und wir haben auch keine Kanus auf dem Wasser gesehen wenn wir man direkt und mit guter Sicht dort gingen. Bei Verleihern und an Stegen aber schon. Ist vermutlich noch nicht die passende Zeit dafür.