05 März 2022

Weg ist das Ziel! Pilgerausflug am Wegesrand

 

Die Via Nova verfolgt  eine etwas unübliche aber wie ich finde durchaus anregende Idee des Pilgerns:

"Der Europäische Pilgerweg ist so konzipiert, dass er kein direktes Ziel hat, d.h. es können auch nur Teilstücke des Weges beschritten werden. Es geht um das Gehen oder das Tun an sich und des Entwickelns in geistiger und spiritueller Hinsicht, des Sich-selbst-finden und dabei die Verantwortung des Menschseins zu erkennen. "

Gesucht habe ich den Weg nicht sondern ihn rein zufällig am Wegesrand gefunden. Oder um es mit dem von mir stets verehrten Herrn Goethe auszudrücken: "Ich ging im Walde so für mich hin und nichts zu suchen, das war mein Sinn."

Es war auch nur ein wirklich sehr kleines Teilstück des neuen Pilgerweges, das ich an diesem Tag entlangging. Maximal ein Kilometer. Nach einem Mehr an Verantwortung des Menschseins ist mir im Moment ohnehin nicht.

Vorher bereits ge- und besucht hatte ich für diesen Freitag im März in der  kleinen niederbayerischen Ortschaft Metten (Nähe Deggendorf) die dortige beeindruckende  Benediktinerabtei .



Schon die barocke Kirche macht Eindruck. 


Doch die eigentliche Sehenswürdigkeit ist die dortige Bibliothek und diese nur im Rahmen einer Führung zugänglich.  Die an diesem Tag zwar nicht in den Zeitplan passte. Doch schon die Fotos dieses Juwels lassen den Mund staunend offen stehen, so dass ich einen weiteren Besuch samt Bibliotheksführung dort plane. Optimalerweise kombiniert  mit einem Konzertbesuch und einer kleinen Wanderung.



Apropos "kleine Wanderung". Hört  sich leicht an. In der Praxis  erwies sich der Versuch als tückenreich. Nur wenige Rundwege und Anlaufziele ließen sich finden. Die Wegweiser derselben nur Zahlen ... doch selbst diese fast überall entfernt, abgebrochen, vernichtet. Hier scheinen fleißige Fremdenvergrauler jeden Versuch, auch Ortsunkundigen die Gegend zugänglich zu machen, tatkräftig zu sabotieren. 




So stolperte ich grob  per GPS die  Richtung suchend  aber nichtsdestotrotz wohlgemut durch Wälder und Fluren, bekam Rehe  und diverse Vögel zu Gesicht, morastige Feuchtgebiete, felsige Passagen und fand allen Widrigkeiten zum Trotz zwar  frierend  aber wohlbehalten nach Egg, wo ich das beeindruckende Schloß  Egg geschlossen vorfand.



Eine wirklich kaum wahrnehmbare und niedrige Absperrung am Grundstückseingangs-Torbogen in Form einer dicken roten Kordel übersah und überstieg ich *ups* aus Versehen und fand mich in einem riesigen leeren "Privatareal" mit großzügigen Außenanlgen, Burgmauern und -gräben, Treppen und mittelalterlichem Flair wieder.



Es war kalt. Der Tag, der in seiner ersten Hälfte schon einen Enkelinnen-Vorspann hatte, wurde mir lang. So wollte ich nun auf möglichst schnellem Weg nach Deggendorf. Was konkret bedeutete, unter ständiger Gefahr für Leib und Leben gut sechs Kilometer an einer stark befahrenen und ausschließlich auf motorisierte Nutzung ausgelegten Straße das Leben auf's Spiel zu setzen. Es gibt weder Radweg noch Seitenstreifen, auf dem es sich auch nur halbwegs komfortabel und vor Rasereien geschützt gehen lässt.

Eine etwas längere Wegstrecke hätte ich in Kauf genommen. Aber es fand sich schlicht keine taugliche solche. Auch das Nachfragen bei Menschen im Ort brachte kein anderes Ergebnis. Niemand hier scheint Fußgänger und Radfahrer als einzuplanende Verkehrsteilnehmer auf dem Schirm  zu haben. 

Auch mein Bayernticket  half  nicht weiter, da die Strecke nur in Schulzeiten und auch dann eher selten auf dem Busplan steht. Die Schulen in Bayern sind aber in der Faschingswoche wegen Faschingsferien geschlossen. Es ist - wie auch diesem Blogeintrag  zu entnehmen ist - gut gegangen. Schlecht gefahren sind anschließend die Züge nach München. Stop and Go wegen technischer Streckenprobleme.  Bestimmt eine vom Universum bewusst  mir zugeteilte Prüfung der spirituellen Selbstfindung, wie die Idee der Via Nova  sie  verfolgt. Hey! Du Weg du! Weg da! Ich hab' dich doch gar nicht gesucht :-|


*





5 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Liebe Lizzy,

Bayern: Barock, bergig, waldig. Da kommt der aufgeräumte Norden nicht mit ;-) Immer wieder schön zu sehen, auf was für Touren Du Dich machst. So gelingt aber wenigstens Abwechselung von dem Ungemach unserer Zeit.

Den automobilen Verkehr erlebte ich gestern einen Kilometer langauf dem Radweg einer vielbefahrenen Straße. Trotz des Radweges und der nur erlaubten 50 km/h ging mir das Gebrause und Gesause ziemlich auf die Nerven, zum Glück blieb mir die Gefahr dabei erspart. Unsere Zivilistion hat so ihre Schattenseiten :-(

Schön, dass Du unbeschadet davongekommen bist und ich mich auf weitere Ausflüge von Dir freuen kann.

Liebe Grüße
Volker

lizzy hat gesagt…

Entschuldige, lieber Volker, dass ich deinen Kommentar erst jetzt - mit einigen Tagen Verspätung - bemerke.

Du meinst also, der Norden wäre aufgeräumter als der Süden? Unter diesem Gesichtspunkt habe ich die Unterschiede noch nie betrachtet. Interessanter Gedankengang ;) Dazu werde ich mal bis zum nächsten Eintrag hin und wieder etwas meditieren ...

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
der/die (?) Via Nova ist auch bei uns immer wieder mal zu finden. Schon des öfteren habe ich mir Gedanken gemacht, wohin er eigentlich führen soll, da die Schilder an den unterschiedlichsten Orten zu finden sind. ;)
Wie schön, einfach nur so ziellos dahinzuwandern. Oder soll ich sagen, wie schön wäre es, wenn es denn Wanderwege gäbe, die eine von den dahinbrausenden Autos bewahrt? Ja die Erkenntnis, dass es (immer mehr) Menschen gibt, die sich ohne Blechummantelung fortbewegen wollen und dazu auch gelegentlich auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen wollen, sickert nur sehr langsam in das Bewußtsein mancher Entscheidungsträger...

Jörg hat gesagt…

Ich bin inzwischen auf Komoot gekommen und lasse mich in unbekannten Gefielden davon leiten. Klappt ziemlich gut außer wenn man durch das Unterholz muss - dass ist aber selten.

Viele Grüße
Jörg

lizzy hat gesagt…

Liebe Doris,

La via? ;) der/die/das ziellose Weg. Eigentlich schade, dass mensch sowas sprachlich gendern muss. Eine dahingehend neutrale Sprache wäre gerade für solche Fälle wirklich schön und wünschenwert.

Es gibt ein Zitat von Henry Ford (der Autobauer): „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde“

Das wird gerne dafür hergenommen, nicht bei jedem Ding die gemeine Masse mitreden zu lassen. Ich sagte schon damals und heute noch viel überzeugter: hätte er die Leute mal gefragt und auch auf sie gehört. Bzw. könnte er in einem Punkt NICHT auf sie gehört haben: wozu eigentlich „schnellere Pferde“? Die sind doch schnell genug!



Was Komoot angeht, Jörg, kenne ich das. Habe aber keine Lust auf ein Abo. Hatte mal eine kostenpflichtige Version von Outdooractive aber seit es überall dieses Abo-Modell gibt, bin ich raus. Das lohnt für mich im Moment nicht.
Aber vor allem: dort hinter Deggendorf ging es nur durchs Unterholz - zumindest abseits der Autorasestraßen. Der Track meiner beim Wanderatlas gefundenen Tour war auch größtenteils quer Wald. Die wanderfreundlichere Gegend des Bayerischen Waldes fängt erst ein Stückchen weiter östlich an.



Gruß
Lizzy