28 Juli 2012

Manderl und Weiberl. Oder: soooo romantüsch


Nach so viel Sonnenaufgang, Mondanbeterei und Sternenglitzer muss es irgendwann weitergehen.


zunächst nochmal deutlich höher, ein langer Weg durch Hochebenen mit wieder friedhofsartig aufgetürmten Steinbautenmassen, vielen Seen, Schneefeldern. Bei strahlendem Wetter das total losgelöste Hochgebirgsfeeling. Es ist nicht jedermanns Sache: das karge und damit auch irgendwie lebensfeindliche Hochgebirge. Wir lieben es! Und wo Gehvarianten auftauchen, die alternativ in grünere, mildere, sanftere Gefilde führen würden, entscheiden wir uns einmütig immer für die hochgebirgigere Variante. Können uns jeweils kaum trennen. Gefühle von Losgelöstheit, Erhabensein, Freiheit ...



Oder doch noch'n bisschen was an Romantik?  Oder auch ein bisschen mehr?! ;-)

An einer exponierten Stelle am tiefblauen und kristallklaren Hochgebirgssee, mit Ausblick über die Weiten der cottischen Alpen, bauen wir: ich ein Steinweiberl (links im Bild), Volker - viel akribischer und detailgetreuer natürlich ;) sein Manderl.




Kleines Steinherzerl noch dazu ....



 ... so dürfen die beiden in Vertretung für ihre Erbauer Weite und Ausblick noch genießen wenn diese längst wieder abgestiegen sind ...


und endlich auch wieder - zumindest für ein Weilchen - barfuß unterwegs




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Etappe: Refugio Alpetto - Refugio Bagnour  am 9. Juli 2012

Wanderzeit: 8:45 - 15:15 Uhr - Steinmanderl gebaut (ca. 1 Stunde Pause), eigentlich leicht. Im Abstieg heiß und drückend - dadurch dann doch etwas anstrengend gegen Ende.
Höhenmeter:   610 ↑    860 ↓
Distanz: ca. 11 km
Begegnungen:   unterwegs: mehrere Kleingruppen, Einzelwanderer und Paare. Ca. 2 Begegnungen stündlich. Im Refugio außer uns noch eine 4erGruppe Franzosen.
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6 Kommentare:

Trudy hat gesagt…

Zwei Tage Entschädigung für den missglückten Start! Wie schön, davon kann man zehren. Superbilder!
Ein Genuss.
LG, Trudy

lizzy hat gesagt…

Danke Trudy. Die Bilder dieses Tages gehören auch nach wie vor zu meinen Lieblingen. Und es war auch ein besonderer Tag. Für den "missglückten Start" entschädigt gefühlt haben wir uns zu dem Zeitpunkt aber schon lange. Alle Zweifel, ob der Urlaub(?) wirklich eine so gute Idee gewesen ist, waren ab Tag 4 oder allerspätestens ab Tag 5 verflogen.
Ich glaube, bei einer Weitwanderung muss man auch erstmal reinkommen. Unabhängig von dem, was uns die ersten Tage auch an Pech gebracht haben: dieses Gefühl von: *einfach gehen und nicht mehr hinterfragen*, dieser Flow ... bis der sich einstellt, das dauert ein bisschen. Im Grunde irgendwo ab Halbzeit hatten wir das Gefühl, jetzt fit zu sein, alles im Griff zu haben (auch diese täglichen Handgriffe des Waschens, Zusammenpackens etc.) und aus einer Selbstverständlichkeit heraus die nächste Etappe anzugehen.
Deshalb gilt auch (für ein mögliches nächstes Mal): auf keinen Fall unter 10 Wandertage! Eher drüber.

Babs hat gesagt…

Ist lustig: Als das erste Bild aufging, dachte ich noch so "Ob das so schön ist, immer nur Stein und Geröll?" Aber dann ist es ja gut, wenn ihr beide es genauso schön fandet!

LG,
Babs

lizzy hat gesagt…

Babs, als ich 17 war, bin ich mal mit einer Wandergruppe (kirchlich natürlich, is klar, oder? ;o) in Norwegen wandern gewesen. Erst ein paar Tage an Fjorden, dann ein paar Tage in der Bergwelt mit Gletschern und spektakulären Ansichten und dann ... dann waren noch 4 oder 5 Wandertage in der Hardangervidda (größte Hochebene Europas) angesagt. Wir haben in Zelten geschlafen.

Als ich zuerst diese Ödnis sah nach all den überladen reichen Orten vorher, da sackte mir das Herz in die Hose: nur Stein und Wasser. Kein Baum, kein Strauch .. ich dachte, ich krieg' Depressionen.

Als wir Tage später wieder rauskamen aus der Hardangervidda, da wäre ich am liebsten umgekehrt und dageblieben, so toll fand ich dieses Gefühl.

Später in der Sinaiwüste, letztes Jahr in der Mojave ... ich stelle immer wieder fest: vielleicht nicht für immer und ewig. Aber gerade nach starken Reizen ist ein Aufenthalt - und zwar ein eher längerer - in karger, gleichförmiger Umgebung: Ruhe, Ereignislosigkeit und dabei Gehen, Gehen, Gehen ... so ziemlich die tollste Erholung, die ich mir vorstellen kann.

Trudy hat gesagt…

Ich bin ja gespannt, wie dein Befinden wird, wenn du wieder daheim bist.
Jedenfalls ich war unter Anderem mal eine Woche auf Skitour im Hochgebirge und es war einfach ALLES absolut passend.
Auf der Heimfahrt habe ich fast den ganzen Weg geheult weil ich dachte, DIES sei jetzt der Höhepunkt in meinem Leben gewesen, es sei nicht mehr zu toppen. Eine ganze Weile lang tat ich mich sehr schwer mit dem Lärm und dem Gestank der Zivilisation.
Grüessli Trudy

lizzy hat gesagt…

Mit Lärm(und davon hab' ich sowohl in München ansich als auch im Mehrpersonenbüro mit Telefonen und x Geräten reichlich) und Gestank (insbesondere von Parfüms, Duftstoffen etc.) tue ich mich ja immer etwas schwer. Und habe die weitgehende Abwesenheit davon genossen. Hab' mich trotzdem auch auf und über zu Hause gefreut ... ach, ich denke, ich könnte in meinem letzten Beitrag gut auch auf das Thema mal eingehen. Danke für die Anregung, Trudy :o)