08 Oktober 2023

über 4 Gipfel von Lenggries nach Bad Wiessee

Wieder lockte eine Gebirgsquerung. Diesmal von Lenggries nach Bad Wiessee. Mehrere mögliche Varianten existieren dafür - ich hab‘ mir mal für den Anfang die schwierigste ausgesucht  ;)

Der Einstieg milde und mit nur leichtem Schwierigkeitsgrad führt vom Bahnhof in  Lenggries (679m ü.NN - Anfahrt mit dem Zug) über die Lenggrieser Hütte (1338m üNN)  auf‘s Seekarkreuz (1601mü.NN). 


Es geht sonnig und locker los



Auf dem schattigen Weg über waldige Pfade immer wieder schöne Ausblicke


Zwei Stunden später Frühstücksrast für den bis dahin noch leeren Magen


Weiter über den sonnigen und viel Aussicht gewährenden Gipfel


Am Grat entlang zum nächsten Gipfel, dem Spitzkamp (ohne Foto)


Als das DAV-Warnschild auftaucht und kurz darauf Eisen im Fels und eine sehr prägnante Holzleiter … habe ich ein kleines Dejavú .. hier war ich doch schon einmal …  das kommt mir doch sehr bekannt vor …


In der Tat habe ich an dieser Stelle bereits 2018 Angstschweiß vergossen. Nur kam ich damals von der anderen Seite den Weg entlang und ging auch nicht über die - wirklich anspruchsvolle und zu Recht als „schwarze Tour“ eingestufte Gipfelgratwanderung weiter sondern den Fahrweg zurück.

An der Holzleiter kommt mir von oben ein Allein-Wanderer entgegen, der mich - sehe ich etwa etwas verkniffen aus an den ausgesetzten Stellen? - aufmuntern will mit der Aussage: „Ist nicht mehr weit zum Gipfel und das hier ist die schlimmste Stelle. Gleich geschafft!“

Weil ich die geplante Gipfelgratüberquerung nicht kenne, frage ich ihn: „Aber nach dem Gipfel kann man schon auch oben weitergehen und muss nicht zurück, oder?“ Antwort: „Ja, schon. Aber da kommen schon auch noch zwei, drei kniffelige Stellen.“ Ich: „Schwieriger als hier?“ Antwort: „Naja, vergleichbar würde ich sagen.“ Puh … so wirklich beruhigt bin ich nicht. Es hat schon Anteile, an denen es schmal, abschüssig, schwindelerregend ist und wo man weiß: abrutschen oder stolpern sollte hier grad mal kein bisschen stattfinden … Und auch die anderen nicht lebensgefährlichen Stellen der Gratwanderung sind teilweise kniffelig, bedürfen der Dauerkonzentration und ermüden unglaublich.

Man verzeihe mir, dass ich beim Passieren der angstbesetzten Stellen auf Fotos verzichtet habe ;)


Wirklich sehr froh bin ich, als ich nach Überquerung des Auerkamp den Ochskamp erreiche, wo ich mir eine etwas längere Gipfelrast gönne.



Herrliche Ausblicke die ganze Gratwanderung über


Der Tegernsee noch weit entfernt - doch da geht‘s hin


Die Wege auch hier - wenn auch nicht gefährlich - steil und teilweise rutschig.


Aber vor allem: lang und noch weit.

Ab Hirschtalsattel geht‘s durch den Stinkergraben


Die geschundenen und trotz Schuhwechsel (Barfuß-Outdoorschuhe + Trekkingsandalen waren im Einsatz) schmerzhaften Füße bekommen an der schwefelhaltigsten Quellenstelle (deutlich zu erriechen ;) eine kleine Kureinheit per Kaltwasser-Schwefelbad.



Die Strecke entlang des Söllbachs verfalle ich ins Joggen. Zeit für Gumpengenuss oder weitere Pausen blieb nicht. Denn eigentlich wäre ich gerne nach max. 12h wieder um 19:00 Uhr zu Hause gewesen .. wurde nix draus … aber das war meiner Paddeligkeit (falsche Bushaltestelle und Bus verpasst in Bad Wiessee) und den Münchner chaotischen Verkehrsbetrieben geschuldet, die mich mehrere Stunden durch die verkehrschaotische Stadt von S- zu U-Bahn und alles mit Pannen … irren ließen. Meine persönlichen Tageskilometer (geschätzt ca. 30) sind insgesamt deutlich höher als der Track es für die Wanderstrecke sagt (22.4km), der - im Bild nicht mehr sichtbar - um 17:19 Uhr gestoppt und erstellt wurde.





Die von mir mit roten Markierungen versehenen Streckenteile sind ungefähr diejenigen, auf denen es etwas kniffeliger zuging. Hier gäbe es eine deutlich komfortablere und schnellere Variante unten den Fahrweg entlang. Der natürlich einen Pferdefuß hat: er verläuft im Wald und ohne Aussicht.


Offen gesagt bzw. geschrieben: die gemessenen Anstiegs-Höhenmeter erscheinen mir schon arg übertrieben und höchstens dann realitätsnah, wenn die es minus der genannten 467m angenommen wird. Dann könnte es hinkommen, so gefühlt … Wieso eine derartig große Abweichung überhaupt stattfinden kann … keine Ahnung! Denn auch diesmal wurden die Punkte der Maximal- und Minimalhöhe völlig korrekt erfasst und gemessen. Und auch die Entfernung passt.



Auch diesmal habe ich keine der Foto-, Ess- und Ausruhpausen rausgestoppt sondern den Track kontinuierlich auch bei Pausen weiterlaufen lassen. Wie eine Maximalgeschwindigkeit von >16km/h zustande kommen konnte, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Einmal ist mir das Handy aus der Hand gefallen und ein weiteres Mal bin ich von einem Felsen auf den Weg gesprungen. 

Sicherlich kommt das rasante Tempo aus diesen Momentmessungen  ;-) 





7 Kommentare:

Elke hat gesagt…

.... jetzt klettert sie auch noch!
Himmel, Lizzy, du kannst einem Angst machen. Ok, Aussicht statt Wald, da bin ich dabei. Aber bitte schön vorsichtig dabei bleiben!
Ansonsten lassen die Bilder erahnen, dass es wieder eine tolle Tour gewesen sein muss, trotz Münchner Verkehrsbetriebe usw.
Liebe Grüße
Elke

Manfred hat gesagt…

Liebe Lizzy,

fleißig, fleißig ... und toll durchgehalten, auch wenn dir an ein paar Stellen nicht so ganz wohl war!

Schöne Touren machst du und das immer in sooo schöner Gegend. Beneidenswert!!! - Ich hätte auch die Streckenvariante mit der Aussicht gewählt. Waldwanderungen ohne freien Blick kann man auch an anderer Stelle haben! - Danke für Bilder und Filmchen!

Vom Felsen auf den Weg gesprungen. Das war bestimmt nicht so hoch, sonst wäre doch die 'Fallgeschwindigkeit' gleich nochmal höher gewesen! ;-)

Bleib dran und fit und
liebe Grüße Manfred

lizzy hat gesagt…

Liebe Elke,

das war mehr ein streckenweises Entlanghangeln als ein wirklichrs Klettern. Letzters habe ich vor Jahren mal ansatzweise versucht und nicht für wirklich meins befunden. Obwohl es schon auch Spaß gemacht hat damals: https://powerlizzy.blogspot.com/2007/05/la-montanara-oh.html
Die Vorsicht schreibt schon das Hirn vor und die leider nicht vollumfänglich vorhandene Schwindelfreiheit.
In der Tat war die Tour toll und noch was zum Zehren … andererseits auch mit Ganzkörpermuskelkater jetzt schon den zweiten Tag *ächzende Grüße*
Lizzy



Lieber Manfred,

So richtig was anderes als durchzuhalten bleibt einem ja auch nicht übrig, wenn man einmal auf der Strecke ist ;-) Bergrettung rufen wegen Müdigkeit … soll es geben, hielte ich aber erstens für übertrieben und zweitens würde es teuer. Ich bin momentan nichtmal mehr Mitglied im Alpenverein und somit für derartige Fälle nicht versichtert … wo ich das hier schreibe … darum sollte ich mich wirklich kümmern und mir wieder eine passende Sektion suchen. Der Wechselwille wurde vor Jahren von Corona unterbrochen und alles geriet in Vergessenheit. Oder irgend eine andere Form von Versicherung, die das abdecken würde im Falle des Falles suchen … na, schaun‘mermal …

In der Tat sind die Alpen wunderschön … aber schon auch überlaufen. Die Züge sogar während der Woche (ich war am Donnerstag schonmal etwas kürzer unterwegs gewesen)rappelvoll; am Wochenende überfüllt - die Rückfahrt musste ich auf dem Boden im Gang sitzend verbringen … Autos stehen im Dauerstau bei gutem Wetter. Sonntags geht fast gar nix mehr. Früher war ich viel häufiger in den Alpen wandern aber irgendwann ging mir das lange und mühsame Hin und Hergefahre zumindest für Tagestouren auf den Keks und auf manch einfachem Gipfel geht‘s dann zu wie auf dem Oktoberfest.

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
oh wow! Du lotest deine Grenzen wirklich aus. Ich selbst bin auch nicht 100%ig trittsicher und fühle mich auf ausgesetzten Gratwanderungen einfach nicht wohl. Solange es Seilsicherungen gibt, ok, aber ich glaube, mein innerer Hasenfuß hätte mich wohl die weniger aussichtsreiche Strecke wählen lassen!
Diese fragwürdigen Höchstgeschwindigkeiten kenne ich von meinen Aufzeichnungen auch. Ich glaube, das sind verlorene GPS Signale, die dann später die zurückgelegte Wegstrecke so "rasant" aufzeichnen lassen, wenn wieder Kontakt zustandekommt.
Jedenfalls ein sehr bemerkenswerter Ausflug! War der noch Teil deiner Ausbildung oder just for fun?

lizzy hat gesagt…

Hey liebe Doris,
es war einfach nur ein recht spontaner Privatausflug, zu dem die Idee am Donnerstag zuvor beim Betriebsausflug entstanden war, der wesentlich zahmer an Schliersee und Spitzingsee geführt hatte und auch ein paar Wanderstunden beinhaltete.
Das Wetter, das Wissen: dieses Jahr rennt dem Ende entgegen. .. ich wollte einfach sehen, was wieder geht. Am Dienstags-Feiertag zuvor hatte ich mit dem Gatten eine kleine fünf-Seen-Radtour von ca. 50 Kilometer mit Schwimmeinheit im Pilsensee absolviert und insgesamt das Gefühl bekommen: „es geht wieder was! guck‘ doch mal, ob auch noch was mehr …“

Danke für die Aufklärungsidee mit dem verlorenen GPS-Signal. Das könnte in der Tat des Rätsels Lösung sein.

Balla Doc hat gesagt…

Hm.

Ömpf.

Hieß der Graben *vor* Deinem Fußbad auch schon Stinkergraben?

Balla Doc

lizzy hat gesagt…

Vorher hat‘s dort auch schon gestunken, Alex. Aber ich war da ja auch schon mehrmals unterwegs :-p