Zum ersten Mal war ich vor ca. 20 Jahren mit Quax auf dem Rabenkopf. Das genaue Datum finde ich nicht mehr heraus; aber den Bericht im Laufforum von damals und vom Törchen ins Paradies, den habe ich wiedergefunden. Es war eine Zufallstour, die mich bezauberte und so erfolgte einige Zeit später im Jahr 2005 die zweite Besteigung. Diesmal mit Mann und Hund (es war seine letzte Bergtour) von Jachenau aus durch die Rappinschlucht.
Beides sind tolle Touren, so dass damals die Idee entstand, irgendwann mit öffentlichen Verkehrsmitteln an- und abzureisen statt mit Auto und die Strecken zu einer Überquerung zu kombinieren.
Kaum sind fast 20 Jahre ins Land gegangen … schon wird die Idee in die Tat umgesetzt :-D
Um 8:00 Uhr von zu Hause Richtung S-Bahn gestartet, am Hauptbahnhof, wo schon vor neun Uhr am Morgen unglaubliche Mengen an Wiesengänger:innen-Gruppen (die Wies‘n öffnet um 10 Uhr) mit Bier- oder Schnapsflaschen in der Hand „vorglühen“ oder schon sicht- und hörbar reichlich alkoholisiert sind, dort am Hbf steige ich um in den Regionalzug nach Lenggries, wo wiederum der mit Wanderern reichlich gefüllte Bus in die Jachenau abfährt.
Viele der Wanderer steigen an diversen Haltestellen unterwegs aus und strömen in die überaus reizvolle Umgebung des Jachenau-Tales. Ich selber fahre - wie auch einige weitere MitBusInsass:innen - bis zur Endhaltestelle in Jachenau-Ort. Der dortige Wanderparkplatz ist auch noch so reichlich mit Autos besetzt, dass ich eine überfüllte Bergwelt befürchte.
Dem ist aber zum Glück überhaupt nicht so. Die Wanderer nehmen unterschiedliche Wege und diejenigen, die zunächst denselben Weg wie ich einschlagen, verteilen sich großzügig.
Ein sehr großer Teil des Hinweges (es gibt mehrere Varianten und ich wähle eine für mich neue) verläuft entlang diverser Bäche, die kleine oder größere Wasserfälle passieren und wunderbare Gumpen speisen.
Der größte Teil der auf meinem Weg befindlichen Wanderer wandert lediglich bis zum Glasbachwasserfall. Der liegt eigentlich nicht auf meinem Weg - ich nehme ihn aber als Hin-Rück-Pendelstrecke auf jeden Fall mit, da ich dort noch nicht war.
Danach wird es ruhig und einsam. Und die Gumpen werden einladender.
Weit und breit kein Mensch außer mir. Was anderes bleibt da zu tun als: Klamotten aus und rein ins Wasser! „Zapfig“ is schó! Was hell war an Haut wird bleich, die bräunlichen Flächen des Körpers nehmen Krebsröte an. Nach Selfie-Erledigung plantsche ich noch ein wenig durch die Gumpe, die sogar Schwimmen zulässt.
Eiskalt den eiskalten Fluten entstiegen, reißen - isch schwör‘! - für einen kurzen Moment die Wolken auf und eine fröhlich mir zulachende Sonne begleitet wärmend das gut gelaunte Wiederankleiden.
Im kleinen und nur spartanisch befüllten Rucksack befinden sich vorsichtshalber auch ein Paar Trekkingsandalen. Die ich nicht nutzte weil die Barfußschuhe von Freiluftkind die gesamte Tour zu einer leichtfüßig-lockeren Unternehmung machten.
Die Sonne ließ sich nur ab und zu kurz blicken.Worüber ich aber insgesamt nicht unfroh war. Gute Sicht bestand fast immer trotzdem und gerade in den Bergen wandert es sich durchaus leichter wenn die Sonne nicht allzu gnadenlos brennt.
Die dickeren Wolken zogen eher entfernt an der österreichischen Grenze entlang
Der Herbst färbt nach und nach die Bäume bunter
Gipfelrast mit Weitblick auf Kochelsee und Umland
Auf dem Rückweg wechseln bequeme Wegteile …
… mit auch etwas unkomfortableren.
Im spartanisch befüllten Rucksack befand sich eine Powerbank, so dass ich die Tour tracken konnte ohne Energieknappheit des Akkus fürchten zu müssen.
Wer den Weg strack und konsequent ohne Abweichungen geht, legt vermutlich einige Kilometer weniger zurück. Das maximalgezoomte Teilstückchen mit dem spaghettiartigen Streckenverlauf zeigt mein Rumgekraxel an der Schwimmgumpe und solche bzw. ähnlich wirre Rumirr-Knödel gibt‘s mehrere.
Ich habe den Track über die gesamte Zeit laufen lassen und keine der Pausen (Wasserfall, Schwimmen in Gumpe, Gipfelrast oder Fotostops) gestoppt. Weil ich eine Einschätzung darüber bekommen wollte, wie ich Zeit, Strecke, Steigung … in der Gesamtheit einschätzen muss für künftige Alleingang-Tourenplanungen.
Die (vielen) Höhenmeter haben mich dann doch überrascht. Da aber die prägnanten Punkte alle korrekt erfasst wurden, gehe ich von relativer Korrektheit aus. Es gab oft Abweichungen, der Zusatzschlenker mit Steigung zum Wasserfall, Böschungsklettereien zum Wasser runter und wieder hoch … das läppert sich.
Insgesamt war ich an dem Tag ziemlich genau 12 Stunden unterwegs, brauchte also für An- und Rückreise (zurück mit Bus von Pessenbach nach Bad Tölz, Regionalbahn bis München, dann S-Bahn und ein Kilometer noch zu Fuß) genauso lange wie für die Wanderstrecke.
Wie gesagt: ich habe nichts rausgestoppt, so dass in der Durchschnittsgeschwindigkeit von 2.9 km/h alle Pausen und Stopps enthalten sind. Die Maximalgeschwindigkeit lässt völlig zu Recht mehr als nur erahnen: ab und zu und wenn die Strecke sich dafür anbot, bin ich ins Joggen verfallen und fühlte mich dabei grandios! Vielleicht wird das ja doch nochmal was mit der Fitness!
So fit und bewegungslocker wie im Moment habe ich mich tatsächlich schon sehr lange nicht mehr gefühlt. Okay … an den sehr starken Steigungen musste ich schleichen und schnaufen, mehrfach Stehpausen einlegen und einige junge Leute locker fluffig und in mehrfachem Tempo an mir vorbeiziehen lassen. Neidlos der Jugend selbige gönnend und meine Bejahrtheit akzeptierend.
Hauptsache, es gehen überhaupt noch die schönen Dinge mit Bewegung, Natur und durchaus auch vergossenem Schweiß. Die kommenden Tage wird ein Muskelkater ordentlich schnurren; ich spüre ihn jetzt schon. Aber so isses nunmal: von nix kommt ja auch nix ;-)
6 Kommentare:
Liebe Lizzy,
eine schöne Tour! Ich bewundere dein Organisationstalent und Durchhaltevermögen in der Umsetzung. Ich wäre bequemlichkeitshalber wohl doch Auto gefahren. Aber irgendwie gehört zu einer zünftigen Tour eigentlich ja doch doch Anreise per Bahn dazu. (Wenn die dann auch fährt...)
Und dann springst du auch noch vor Freude ins Wasser und joggst vor lauter Energie oben herum. So muss das sein!
Sollen doch die Jungen flotter oder schnaufärmer sein, wenn di in unser Alter kommen, sieht das bei denen auch anders aus!
Das eindeutige Fazit hast du im letzten Absatz formuliert, da darf das Katerlein doch gern ein wenig hervorkommen. ;-)
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
abgesehen davon, dass ich kein Auto greifbar gehabt hätte, ist diese Tour (und um die speziell ging es mir) ja mit Auto zumindest als Tagestour und ohne ein Taxi zu bemühen, schlicht kaum machbar … bzw. … doch .. du hast mich jetzt tatsächlich dazu animiert nachzusehen, ob man von Pessenbach auch wieder regulär nach Jachenau (Ort) käme, wo ja dann das Auto stünde. Geht tatsächlich. Dauert 1,5h zusätzlich (weil ja der Bergzug umfahren werden müsste - drüber weg geht keine Straße ;) und macht es damit auch nicht schneller als direkt öffentlich zu fahren - ob es das wert wäre?
Der Kater ist tatsächlich weitgehend zahm geblieben. Hätte ich anders erwartet. Umso besser - hab‘ auch so Katzentiere genug ;)
Danke dir für‘s Reinschauen und auch von mir liebe Grüße
Lizzy
Liebe Lizzy,
hihi - dieses rasante Umsetzen von Plänen könnte auch von mir stammen! :D
Wieder eine wunderschöne Wanderung, mich begeistern die Gumpen und dein Bad darin (das musste sein, ist doch klar!) am meisten.
Wie schön, dass sich die Massen so verteilen, verschwinden, auflösen, dass du einen (fast) ungestörten Tag genießen konntest.
Und die jungen Wilden. Ach lass sie doch rennen, die werden auch noch ruhiger! ;)
Liebe Doris,
auf der Gumpenstrecke war ich sogar komplett alleine. Manchmal lohnt es sich, nicht die am häufigsten beschriebene Strecke zu gehen; die Varianten sind u. U. genauso reizvoll und dann auch noch menschenfrei (bis dann auf einen selber ;) Der Tag war also nicht nur fast sondern komplett „ungestört“. Denn dort, wo Menschen waren, haben sie mich nicht gestört. Im Bus hatte ich sogar eine nette Unterhaltung, die - als die Gruppe am Wasserfall angekommen war und ich wieder aufbrechen wollte - nochmal kurz aufgenommen wurde und mir neues Wissen über das Vereinsleben in München einbrachte. So ab und zu docke ich gerne mal ans Sozial- und Menschengemeinwesen an. Muss nur nicht durchgängig sein weil sich dann das Dauergequassel (auch meins) schwer abstellen lässt.
Liebe Lizzy,
ja, ist auch für mich beeindruckend, wie du das machst mit Planung und Durchführung. Manchmal habe ich Ideen im Kopf, die dann doch etwas länger auf die Umsetzung warten müssen.
Schöne Tour, mit schönen Abschnitten des Alleinseins. Gerade wenn man in solch herrlicher Natur unterwegs ist, kann man doch ganz anders genießen, bzw. ganz individuelle Eindrücke sammeln. (Ich hatte das sogar bei meinen Gebirgsläufen genossen, da man 'oben' doch oft (fast) ganz alleine ist, da sich das Teilnehmerfeld auseinanderzieht!)
... wenn deine Touren nur nicht so weit weg wären, für uns Hessen! :lol:
Bleib dran, du scheinst auf einem sehr guten Weg zu sein, immer fitter zu werden, so als Triathletin: wandern, schwimmen und joggen!!!
Liebe Grüße Manfred
Tja lieber Manfred,
was die Sache mit den Triathlons angeht … lasse ich es bei den beiden Jedermann(oder frau)-Versuchen bewenden, die vor Jahren mal stattfanden. Zumindest bzgl. der Teilnahme an Veranstaltungen, bei denen noch andere rumschwimmen, laufen und radeln … so ganz privat werde ich hoffentlich alle drei Disziplinen im eigenen Stil, Tempo und mit eigenen Distanzen (20m Gumpenschwimmen z. B.) noch lange weiterbetreiben können ;)
Kommentar veröffentlichen