Der erste Teil meines „andalusischen Jahres“ fand im Frühling mit dem Wohnmobil statt und führte mich - siehe Tagebuch - bewusst an den zentralen und bekannteren Städten Andalusiens nur vorbei.
Diesmal so (Anflug + Bus im Land):
Große Zentren mit Mobil zu erfahren ist kompliziert, zeitraubend und gerade in südlichen Ländern oft schon rein atmosphärisch staubig und unattraktiv. Ansehen wollte ich sie mir aber trotzdem und so buchte ich über einen Reiseveranstalter eine entsprechende Exkursion. Die in der Woche Ende Oktober/Anfang November während der bayerischen Herbstferien stattfand.
Trotz den Ferien geschuldeter langer Warteschlangen am Flughafen lief alles fluffig und störungsfrei ab, die 24 (bzw. incl. Reiseleitung 25) Personen zählende Gruppe traf am frühen Samstag Nachmittag komplett und wohlbehalten in Málaga ein. Wo ein gemieteter Bus uns einlud und zum ersten Übernachtungshotel in Granada brachte. Alle drei Hotels wiesen 4* auf, waren zwar sehr unterschiedlich in Ausrichtung, Aufmachung und Zielgruppe aber letztlich alle komfortabel und nix gab es zu meckern ;)
Wollte ich über jeden Besuch ausführlich oder auch nur oberflächlich aussagekräftig schreiben, müsste ich mindestens für jeden Tag einen eigenen Eintrag erstellen. Was ich nicht möchte und daher auch nicht tun werde.
Vorweg ein Fazit: es war lohnenswert und richtig, die berühmten andalusischen Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten nicht nur per Bildern im Internet oder auf Kunstdrucken anzusehen sondern livehaftig ihre Größe und Ausstrahlung, die reiche Geschichte und ihren Wechsel vor Ort zu erspüren. Bilder fangen es manchmal ahnungsweise ein, das Fühlen klappt aber nur vor Ort. Und nur dort finde ich auch die dazugehörigen Geschichten, Anekdoten etc. so interessant, dass ich ihnen begeistert zuhören kann. Ob davon was hängen bleibt … steht auf einem anderen Blatt ;)
Den ersten Abend in Granada (=Granatapfel) mit Übernachtung in der Innenstadt nutzte ich für einen schnellen Spaziergang zum Erhaschen erster Bilder und Eindrücke.
Am zweiten Tag waren die Sehenswürdigkeiten Granadas oder zumindest einige davon an der Reihe (bei jedem der besuchten Orte hatte ich jeweils das Gefühl, dieser alleine wäre mehrere Besuchstage wert um ihm auch nur annähernd gerecht zu werden). Allen voran selbstverständlich die nahezu unbeschreibliche „Alhambra“, wo der dortige andalusische Fremdenführer und Nachnamensvetter von mir eine absolut gelungene weil spannende, lehrreiche und facettenreich-humorvoll vorgetragene Führung bot.
Übrigens immer mit „Knopf im Ohr“ bei den Teilnehmenden und technisch gestützter Übertragung auf bestimmter Frequenz, was dort und anderswo Vorschrift ist und für ein lärmfreies Ambiente trotz relativ hoher Besucherzahlen garantiert. Und als Zuhörende_r kann mensch sich auch trotzdem frei von der Gruppe mal wegbewegen ohne etwas zu verpassen. Sehr angenehm!
Die Karten für die Alhambra und auch für viele andere der sehr stark besuchten Sehenswürdigkeiten müssen teilweise lange im Voraus fest gebucht werden. Sogar mit fest zugeteilten Zeitslots und in Bindung an den Ausweis, der auch überprüft wird (verhindert Schwarzhandel). Insofern ist der Besuch über einen Reiseveranstalter ein großes Plus in dieser Hinsicht, da es bei diesen vielen besuchten Orten extrem mühsam und vor allem zeitaufwändig in Vorbereitung und Reisedurchführung geworden wäre, es individuell zu gestalten.
Abends dann der Besuch einer Flamenco-Aufführung und in abendlichen Spaziergang eingebundene Besichtung der beleuchteten Alhambra bei Nacht im Mondenschein. Die Temperaturen auch nachts und in den Morgenstunden durchgehend sommerlich. Passend für kurze Ärmel und Sommerkleider.
Córdoba - auf der Durchreise
Nicht zu glauben eigentlich, wie viele Besichtigungen, Wissensbausteine und Geschichten sich in einen Kurzbesuch auf der Durchfahrt integrieren lassen. Córdoba war die Stadt, deren Geschichte im Grunde den Ausschlag bzw. Anstoß gab für mein „andalusisches Jahr“. Und zwei große Eis incl. heiterem Dialog plus Spaziergang konnte ich auch noch unterbringen neben den besuchten Sehenswürdigkeiten, denen voran mit vollem Recht die den Atem raubende Mezquita steht.
Sevilla - Hauptstadt Andalusiens
Sevilla ist: lebendig, modern, traditonell, groß, heiß, bunt, voller Kunstgeschichte, Sehenswürdigkeiten und Geschichte(n). Parks, Blüten, Weite und Raum. Ein großer Fluss, der Guadalquivir (schon in Córdoba aber vor allem als junger Fluss schon im Frühling gesehen und genossen). Sehens- und erlebenswert!
Das schreibt eine, die mit Großstädten nicht viel am Hut hat. Die Geschenkartikelläden, Geschäfte, Menschen, Bars etc. eher mühsam findet in der Regel. Hier fand ich es stimmungsvoll. Klasse.
Auch viel Frömmigkeit zeigt sich dort. Marienverehrung im Alltag gelebt und untergebracht auch bei vielen jungen Menschen. Ungewöhnliche Eindrücke.
Wenn ich meine Fotos so betrachte, scheinen sie den Eindruck zu erwecken, dort sei alles eher grau und steinlastig. Tatsächlich ist Andalusien ein „heißes Pflaster“. Im Sommer sind Temperaturen bis 50 Grad im Schatten keine Seltenheit. Minustemperaturen kennen nur die Gebirgslagen. Es fliegen Papageien, wachsen Palmen und natürlich gibt es viele trockene Ansichten. Aber durchaus auch viele Blüten, Farben und Buntheit. Meterhohe blühende Oleander säumen kilometerweit die Autobahnen, vielfarbige Bougainvillea umranken Häuser, Paläste und Zäune … es blüht allerorten. Und in allen Städten stehen unfassbare Mengen an dicht mit Früchten behangenen Zitrusbäumen. Größtenteils aber die bitteren Pomeranzen. Auf dem folgenden Bild nur eine kleine Auswahl:
In Sevilla blieben wir vier Nächte und unternahmen von dort mehrere Busausflüge in die Umgebung.
Ausgrabungsstätte Itálica: Trümmer gucken ;)
Cádiz
Ronda
Eine Stadt in spektakulärer Lage. Um das entsprechende spektakuläre Schlucht-Foto hinzubekommen, musste ich Stierkampfarena und Reisegruppe flott hinter mir lassen und mich sputen, um zur Ansicht zu gelangen und auch noch einen Spaziergang in Traumlandschaft mitnehmen zu können.
Die Weiterfahrt führte durch die Eindruck hinterlassende Sierra de las nieves nach Torremolinos, wo sich das Hotel für die letzte Übernachtung vor dem Rückflug ab Málaga befand. Vor dem Rückflug allerdings noch ein Ausflug ins nahe gelegene
Picasso-Museum … ist natürlich Pflicht. Und toll!
Als aber die Gruppe vor die Kathedrale geführt und für deren Besichtigung 1,5h gewährt wird, überfällt mich jäh eine Art kathedraler Overload. Ich mache auf dem Absatz kehrt, suche auf Google-Maps den nächstgelegenen LIDL-Discounter … oute mich hiermit zum guten Schluss also noch als Vollproll ;-p .. entscheide: „schaffbar!“ und eile los ins etwas schmucklosere Wohnviertel nebenan. Von wo ich mit einer bewusst gewollten Ausbeute (ich war ja im Frühling schon bei hiesigen Discountern und hatte auf der inneren Agenda tollen Käse, einen bestimmten Wein, hochwertiges Olivenöl und qualitativ hochwertige Schokolade mit 95% Kakaoanteil … wollte ich unbedingt mitbringen, was im begrenzten Rahmen der fliegbaren Kapazitäten lag, wenn es denn ginge. Und nun ging‘s. Öl und Wein wanderten in den nun absolut prall gefüllten Koffer. Käse und Süßkram ins Handgepäck.
Am Sicherheitscheck des Flughafens bescheinigte die kontrollierende Dame, die mich samt Käse-Schokotasche zielsicher aus der Schlange pflückte, akribisch Käse für Käse in die Hand nahm und vor Restpublikum untersuchte, letztlich einen guten Käsegeschmack. Na also :o)
Gruppenreisen dieser Art haben ganz bestimmt ihr Gutes und ihre Berechtigung. Ich habe vermutlich ein Vielfaches mehr gesehen und gelernt als ich in derselben Zeit im Alleingang hätte sehen und lernen können. Viele nette „Kleinigkeiten“ und „Nebengeschichten“, wie ich sie mir ja ohnehin besser merken kann als Jahreszahlen und historisch bedeutsame Namen, Kunstwerke und ähnliches. Und ganz bestimmt ist jede Gruppe bei jeder Reise anders in Grundstimmung und Zusammensetzung.
Zwei Ehepaare mussten aufgrund positiver Corona-Befunde vorzeitig abbrechen (vermutlich im Flugzeug eingefangen, die Infektion. Denn auf dem Rückflug war die Besetzung des eher kleinen Flugzeugs weitgehend identisch wie auf dem Hinflug und nicht wenige der Mitreisenden husteten nun heftigst. In Spanien gibt es keine Test- und Quarantänevorschriften mehr, so dass es nicht gegen Regeln verstößt, wenn Infizierte mitfliegen).
Bei dieser Reise war ich altersmäßig am unteren Rand; durfte mich also regelrecht jung fühlen ;) und erstaunt feststellen, wie fit manche bis MitteAchtzigerInnen noch sind an Kopf und Körper. Dieser Umstand stört(e) mich nicht. Die insgesamt aber weitgehend distanzierte „Siez-Haltung“ traf nicht wirklich mein Lebensgefühl.
Was ich genossen habe, war das „umsorgt werden“: sowohl im Hotel als auch bei den Führungen. Die Infos, die ich mir nicht mühsam erlesen musste, die Pläne, Buchungen und natürlich die Versorgung mit immer tollem Essen und Getränken. Das nicht denken und nicht kümmern müssen.
Worüber ich aber ebenfalls froh war: dass ich ein Einzelzimmer hatte und immer wieder auch Gelegenheiten, mich zurückzuziehen und von der Gruppe stundenweise abzusetzen. Um mein Bedürfnis nach mehr Ruhe, Landschaft, Bewegung außerhalb von historischen Gemäuern und marmorgepflasterten Innenstädten zu befriedigen. Um auch mal durch Wohnrandgebiete und Parks zu streunen. Hier und da - viel zu selten - spanische Sprache anzuwenden und egal wie winzige menschliche Begegnungen mit Zufalls-über-den-Weg-laufern zu erleben, was in geschlossener Gruppe schlicht nicht möglich ist. Schon wenn man zu zweit reist, reduzieren sich solche Episoden drastisch. Nach denen mir aber der Sinn steht und die ich unterwegs jeweils besonders genieße.
Heißt: jedes Ding hat seine Zeit. Meine persönliche Zeit wird aber bei kommenden Urlauben erstmal wieder im personell kleineren Rahmen - bis hin zu sicher auch mal wieder ganz alleine ;) verplant werden.
9 Kommentare:
Salü liebe Lizzi
Dein Reisebericht wie immer toll geschrieben und informativ. Die klitzekleinen Bildchen hingegen..........schade.
Sehr mutig von dir, dich einer Reisegruppe anzuschliessen. Bin überrascht über deine positive Erfahrung, da kann ich wohl mein Vorurteil abbauen :-)
Vielen Dank fürs zeigen und
herzliche Grüsse
Trudy
Guten Morgen liebe Trudy :)
Stimmt - die Bilder sind winzig. Natürlich auch je nachdem, worauf man sie anschaut. Am Handy sieht man quasi nix. Aber: ich habe gefühlt 127.896 Fotos geschossen und würde am liebsten ALLE hier einstellen! Es ist eine Wucht, was dort zu sehen ist. Nur: auf Handyfotos wird man NIE auch nur annähernd vermitteln können, warum das so toll ist, fürchte ich. Wer es ahnen möchte, sollte hochauflösende Fotos in Großformat anschauen .. ich kann das mit meinen Mitteln eh nicht liefern und habe mich daher für Schlaglicht-Collagen im Postkartenformat entschieden.
Was die „positiven Erfahrungen“ angeht … sagen wir so: ich habe mich darauf beschränkt, die positiven Aspekte aufzuschreiben. Es hätte schon auch die anderen gegeben aber ich wollte den Fokus zumindest nicht auf die Haken und Ösen richten (im Erzählmodus liegt dieser Fokus oft anders und ich bevorzuge die menschlich eher … problematischeren … Anekdötchen ;) Hier will ich nichts schlecht schreiben, was zumindest vom Veranstalter super organisiert und abgewickelt wurde.
Letztlich ist es eine Typ- und Erwartungsfrage. Und natürlich gibt es Gründe, aus denen ich mich wieder aus diesem Genre zurückzuziehen gedenke ;)
Nachtrag: deine schlechten Erfahrungen, Trudy, die würden mich interessieren. Bezogen die sich auf den Veranstalter, die Reise(n) als solche, die Menschen, die mitfuhren? Fachliche Probleme, Abwicklung, Psychogefüge? Wo steckten die Haken?
Denn: es hängt bestimmt auch davon ab, welchen Veranstalter man wählt. Ich bin da lange drumherumgeschlichen denn so ganz billig war der Spaß ja nicht. Aber wenn man berechnet, dass es eine sehr, sehr gründliche und akribische Vorbereitung mit einer wirklich ausführlichen Kommunikation geben muss. Durchgedachte Abwicklung bis hin zu vorher festgelegten Bus-Sitzplätzen, die per Plan kommuniziert worden waren, so dass es nie irgendwelche Verzögerungen durch Platzsuche oder möglicher Diskussionen bei selbiger geben konnte (nur ein Einzelpunkt, den ich bewundernd zur Kenntnis genommen habe - dort wurden jedwede Art von Erfahrung vorheriger Reisen in konkrete Handlungen und Orgapunkte umgesetzt).
Es war eine Reiseleiterin mit akademischer Ausbildung in relevanten Bereichen dabei, die mehrere Jahre auch in Spanien studiert hatte und die Sprachen also beide perfekt beherrschte. Alle Eintritte vorgebucht, die technische Ausstattung für die Führungen vorgebucht, vorbereitet, flott ausgeteilt und funktionstüchtig. Das lief in puncto Veranstaltung wirklich alles tiptop, professionell und durchdacht.
Klar gab es auch mal kleine Abweichungen. Eine Buspanne z. B. liess uns am Transfer- und Ronda-Tag zwei Stunden auf den Bus warten, so dass die Zeit ein bisschen knapper wurde. Die Reiseveranstalter in München haben darauf sofort reagiert, indem sie dafür gesorgt haben, dass wir als kleine Wiedergutmachung abends im Hotel auch den Wein frei zum Abendessen bekamen (der sonst meist nicht im HP-Preis enthalten war). Die sind schon gut drauf bei diesem Reiseveranstalter und somit gibt‘s das auch nicht zum Discounterpreis ;-)
Liebe Lizzy,
was für eine interessante Idee, den Urlaub so in zwei Teilen zu verbringen.
Ich bin ja selbst auch keine Freundin von Rudelreisen habe aber auch selbst schon festgestellt, dass es oft sehr lohnend sein kann, an einer Führung teilzunehmen. Nicht nur ist es einfacher, als sich selbst um Karten Eintritte usw. zu kümmern man erfährt auch sehr viel mehr, als wenn man sich nur durch die Gegend treiben lässt.
Nach deinem positiven Fazit würde mich nun aber noch der Reiseveranstalter interessieren!
Guten Morgen Doris,
ein bisschen versteckt - zugegeben - gab es oben im Text schon den Link zu den Veranstalterinnen. Sie haben es verdient, nochmal explizit verlinkt zu werden:
https://www.reisen-und-bildung.de/team-reisen-und-bildung-gmbh-muenchen-studienreisen-tagesexkursionen-vortraege-kultur-geschichte.html?nid=3
In der Tat habe ich sehr! viel mehr an Inhalten und Hintergrundinformationen zu den besuchten Orten mitgenommen als es mir alleine jemals möglich gewesen wäre. Das hat schon auch was für sich; eindeutig.
Man darf nur eben nicht bei einem (viel günstigeren natürlich;) Kaffeefahrt-Veranstalter buchen und von diesem entweder zu Teppichverkäufern geschleppt oder haltlos in der Botanik stehengelassen zu werden. Soll es häufig geben, wie mir erzählt wurde.
Liebe Lizzy
Missverständlnis! Ich war noch nie mit einem Reiseveranstalter unterwegs.
Habe es 2x mit Wandergruppen probiert, das zweite Mal bin ich als ich die vielen Wanderer am Treffpunkt sah direkt wieder heim gefahren. Das ist nichts für mich. Alleine sieht und hört man VIEL mehr.
LACH..jetzt ist der Kommentar ohne meinen Befehl abgerauscht.
Also, öfter war ich mit Bergsteigergruppen und Führer unterwegs. Das sind immer nur kleine Gruppen, das war tiptop weil ich sowas alleine nicht getraut hätte.
ciao ciao
Andalusien ist immer eine Reise wert;)
Schöne Reise
Danke für die Mitnahme auf die Reise - lange ist es her, dass ich dort war. Mit Gruppenreisen geht es mir ähnlich wie dir. Wir haben wohl noch nicht das richtige Alter es als Standard zu nutzen.
Liebe Grüße
Jörg
Kommentar veröffentlichen