16 August 2025

Staffelsee mit .. nicht nur … Kanuromantik

In nur ca. 1,5h ist man von uns zu Hause mit dem Wohnmobil in Murnau am Staffelsee bzw. beim laut Rezensionen vielversprechend klingenden Campingplatz Halbinsel Burg mit direktem Seezugang. Dort sind Anmeldungen nicht möglich und man wird aufgefordert, vormittags bis 11:00 Uhr anzukommen, will man einen der Plätze ergattern. Wir standen schon gegen 9:45 Uhr vor dem Eingang und dort in einer Schlange weiterer Wartenden Wohnmobilisten mit Hoffnung auf ein Stellplätzchen.

Der schwungvoll-engagierte Betreiber bestärkte alle Wartenden in dieser Hoffnung, rannte hin und her, kontaktierte die Abfahrenden auf dem Platz, verwies die Wartenden in ihre Schlange und “nur” ca. 1,5h später durften wir durchrollen und den eben verlassenen “Stellplatz” eines abfahrenden Vorgängers beziehen. Dieser Platz so winzig, dass jeder als Wohnmobilstellplatz firmierende Slot deutlich breiter und großzügiger ist als das, war hier unter dem Label “Campingplatz” - es existieren keinerlei Markierungen der Plätze, raufgeschaufelt wird, was geht - auf engstem Raum kreativ zusammengequetscht wird. Dafür - ohne Strom - 31 Euro für eine Nacht zu kassieren … sportlich … aber so ist das wohl mit Angebot und Nachfrage.

Unfassbar eng - in  für Autos nicht erreichbare Lücken werden Radfahrer mit Zelten, ganze Gruppen mit Großzelten noch dazugequetscht … jeder Millimeter des Platzes scheint belegt. Eine Sardinenbüchse ist dagegen unglaublich komfortabel und auf Großparkplätzen ist mehr Raum zwischen den Fahrzeugen.. Der mitdenkende Gatte hat die Wartezeit genutzt, schonmal das Faltkanu aufzubauen und startklar zu machen.

Positiv betrachtet:  existiert keinerlei Privatsphäre,  ist jeder gezwungen, sich mit allen Nachbarn zu arrangieren. Man kommt in gleich mehrere Gespräche, tauscht Erfahrungen, Mückensprays und anderes aus, kommt sich nah.  Achja … Mücken … davon gibt es überreichlich und sie lassen sich von Essig, Kerzen, langen dünnen Flatterhosen, dünnen T-Shirts  oder biologischen Abwehrsprays in keiner Weise beeindrucken oder gar vom Stechen abhalten. Wieder mal was für die Biodiversität getan …


Ans  “in See stechen” hindert uns auch nicht, dass inzwischen bei fast 30°C im Schatten heftigste Mittagshitze und stechender Sonnenschein herrscht. Es beginnt stimmungsvoll, der Staffelsee ist weiträumig genug, um den durchaus reichlichen SUP-lern, Ruderbooten, Kanus und sonstigen Wasserfahrzeugen incl. Schwimmern so ausweichen zu können, dass sich ein Kanu-romantisches Feeling einstellt. 


Die Uferabschnitte  an Seerand und den vielen Inseln und Inselchen, an denen kein Anland- und  Betretungsverbot herrschte, waren gut be- aber  nicht übervölkert. Oft aber laut und rummelig weil Kids ordentlich Gekreisch verbreiteten. Danach stand mir momentan eher weniger der Sinn. Wir fanden dann aber doch ein halberlaubtes Mini-Uferchen zum kurzen Verweilen, Baden im 26°C warmen See und für ein Päuschen.  Der Part mit dem Kanu war den Trip wirklich wert. Wurde mal wieder Zeit dafür …

Später aber … mit müden Armen zurück beim Campingplatz … und im Nachhinein ärgert mich fast, keine Fotos davon angefertigt zu haben … hatte das “Vollgequetscht-Feeling” einen Höhepunkt erreicht. Kurze Flucht unsererseits zu einer fußläufig zu erreichenden Pizzeria … dann zurück zum Platz in der Hoffnung auf ein bisschen Entspannung. Schwierig, wenn Myriaden Mücken alle erreichbaren und sogar abgedeckte Körperteile mit Einstichen übersäen (ich hasse Autan und alles drunter zeigte null Wirkung), der Platz von größeren und kleineren Grüppchen und Gruppen feiernder Menschen überquillt, die Eingänge der Sanitäranlagen und Spülräume  direkt gegenüber des eigenen Miniparkplatzes liegen und zudem am weniger als 1km Luftlinie entfernten Ufer ein Volksfest mit bayerischer Blasmusik aus instrumentenreicher Live-Kapelle alles zusätzlich mit heftig lautem Humpata bis gegen Mitternacht beschallt. 

Schlafversuche bei extrem schwülheißer Luft (die Fenster des Mobils müssen offen bleiben, sonst droht Erstickungsgefahr) scheitertem lange an in ca. 1/2 Meter Entfernung Karten spielender Großfamilie, einem Einbruchs-Blindlarm trötenden VW-Reisebus auf anderer Seite, lärmenden Menschengruppen und eben dieser  Volksbierfest-LiveBlasmusik-Beschallung.

Gefühlt kaum eingeschlafen .. weckte gegen halb vier einsetzender Sturm und aufziehendes Gewitter mit Blitz ⚡️ und Donner alle Schlafenden, die , auch wir, raussprintend alles ausgepackte im Eilverfahren in die Fahrzeuge verfrachteten, Markisen einfuhren, hofften, dass kein Blitz in die über uns stehenden Eichen einschlägt, um dann ca. 1,5h später bei abflauendem Gewitter und beruhigend auf’s Dach klopfenden Regentropfen doch nochmal für einige Stündchen einzuschlafen. Meine Stimmung - wie so oft bei akustischer Überreizung in Kombination mit Schlafmangel - in pechschwarze Sphären abgesunken.

Wir hatten nur eine Übernachtung geplant. Auch morgens lauerten Mückenschwärme auf jeden, der sich traute, die Füße ins Außen zu setzen. Sogar im Toiletten.-Sanitärbereich wurden Attacken geflogen.

Gegen 10:00 Uhr rollten wir vom Platz. Mit dem Plan, auf dem Heimweg einen von mir ausgeguckten Bio-Hofladen mit laut Internetseite Samstags Öffnungszeit bis 12:00 Uhr aufzusuchen. 

Wäre es wirklich zuviel verlangt, im Internet auf der Hofladen-Startseite einen Hinweis auf den Sommer-Betriebsurlaub anzubringen? So schwer kann das doch kaum sein … der Hinweis jedenfalls fand sich dann nach dem entsprechenden Umwegs-Schlenker lediglich an der Tür des geschlossenen Aussiedlerhof-Ladens.

Immerhin gab es eine “Frischmilch-Tankstelle”, an der ich dank mitgebrachter Flasche einen Liter tanken konnte. Am Automat zog ich noch ein Päckchen Bio-Eier und ein Pfund Kartoffeln. Immerhin.

Zu Hause dann: Haustürschlüssel weg! AHHHHH … wohin auch immer … es gibt eine NotfallLösung, so dass wir reinkamen ins zu Hause - in dem uns der infernalische Verwesungsgestank einer wohl schon vor einigen Tagen in einer Tasche im Hausflur gestorbenen Maus - eine geflohene Katzenbeute - empfing. Mehrere vor der Haustür surrende Aasfliegen nutzten die Gelegenheit, mit uns ins Haus zu stürmen.

Inzwischen sind tote Maus samt Tasche und Gestank entsorgt, das Mobil ist ausgeräumt, Wäsche gewaschen, die Miezen begrüßt, gefüttert und zufrieden. Wir ebenfalls. Die Hoffnung auf ein Wiederfinden des Schlüssels 🔑 ist noch nicht gänzlich begraben.

Was haben wir aus dem Ein-Übernachtungsausflug an den Staffelsee gelernt?
  • Zu Hause ist auch ganz schön! (Sofern keine Mäuseleichen vor sich hin verwesen und stinken)
  • Darauf ein Gläschen guten 🍷
  • Urlaubs-Hotspots an Bayerischen Seen zur Ferienzeit sind eher … voll, voller, überfülltest
  • ein Unbill  kommt selten allein
  • Kanufahren macht sogar dann noch Spaß und entspannt, wenn’s rundum stressig scheint
In diesem Sinne: bis zur nächsten Tour!

🛶


Nachtrag mit thematisch fragwürdigem Zusammenhang (insbesondere zum Kommentar ;-) 

Weil: in nur ca. 1 Kilometer Entfernung von zu Hause findet sich eine Bachidylle mit herrlich frischem Wasser. Der Bach verläuft - streckenweise unterirdisch und daher kälter als die Isar z. B. - im Münchner Nordosten. Gelegentlich gesellen sich badewillige Hunde dazu und die Forellen im Bach stieben genervt von den seltenen Badegästen davon. Da braucht’s dann aber wieder kein Mobil, um hinzukommen, das geht zu Fuß oder mit dem Rad und dort wird von mir - und wenn zu Besuch auch den Enkeln - regelmäßig gebadet. Tiefste Stelle knapp ein Meter und wenn ich dort gegen die ziemlich flotte Strömung anzuschwimmen versuche, artet es regelrecht in anstrengenden Sport aus ;-)





6 Kommentare:

regenfrau hat gesagt…

Huch, wo ist er hin?
Ich habe am Tablet manchmal Probleme, weil es so langsam reagiert und wenn ich dann 5x auf Enter drücke und mit dem Cursor etwas verrutscht bin, passiert sowas ...
Egal - was wollte ich schreiben?
Du hast ja die komprimierteste Form der Herausforderungen gewählt, die ich mir vorstellen kann! Zuhülf - ich weiß nicht, ob ich auf diesem Campingplatz geblieben wäre oder mich überhaupt dem vielleicht/vielleicht-auch-nicht Auswahlverfahren der Stellplätze gestellt hätte.
Aber vielen Dank für deinen Bericht, steht doch der Staffelsee bei mir schon länger auf meiner Want-to-camp-Liste, weil ich eine ehemalige Schulkollegin in Murnau habe, die ich mal besuchen möchte. Ich denke mal, ein Tagesausflug tut es auch! :D

lizzy hat gesagt…

Das, liebe Doris, kenne ich nur zu gut: seltsames Verhalten der Browser bei Kommentierversuchen, die mal da sind und - genau wie die dazugehörigen Kommentierversuche - mal weg … bei mir dachte ich immer, es hat mit diesem seltsam-widersprüchlichen Google-Profil mit auch zwei unterschiedlichen Icons von mir zu tun. Bin aber nicht motiviert genug, mich hinter einen Lösungsversuch zu klemmen …

Inhaltlich: der Campingplatz liegt an einer wirklich aussergewöhnlich schönen landschaftlichen Position. Der Betreiber (mit durchaus positiver Ausstrahlung) nutzt das schlicht im Moment dazu aus, das Maximum rauszuholen. Laut immer wieder dort hinfahrenden Nachbarn gibt es ruhigere Phasen und dieses Wochenende war eins der extremsten. Halte ich für möglich … Volksfest, Ferienknubbel, zusätzlicher Feiertag am Freitag .. alles Maximierfaktoren .. Trotzdem würde ich dir beim Freundinnenbesuch in der Tat entweder die Eintägigkeit oder schlicht einen anderen Stellplatz empfehlen. Murnau als Ort ist ausnahmeschön; es war nicht mein erster Besuch dort und wird eher nicht der letzte bleiben. Auch der Staffelsee und diese zu recht künstler-inspirierende Landschaft … alles herrlich. Auch wenn das Wasser für meinen Geschmack aktuell etwas zu warm ist ;-)

Martin hat gesagt…

Siehste und deshalb fahr ich zu sowas auch nicht hin, wenn ich damit rechnen muss, dass da irgendwie alle hin wollen. Ich glaub, ich hätte da wieder kehrt gemacht. Ich muss aber auch zugeben, dass ich nicht wirklich kompatibel mit vielen Menschen auf einem Haufen bin. Deshalb fahre ich am liebsten so mitten ins Nix. Obwohl ich Wasser in jeder Form absolut liebe. Du erkennst das Problem 🫣.

Elke hat gesagt…

Oh weh Lizzy, da wurde eure Geduld aber arg überstrapaziert! Immerhin konntet ihr eine schöne Kanufahrt genießen, aber der Rest...?! :-( Ich habe versucht, mir dieses "Ambiente" vorzustellen und schon dabei spürte ich Abscheu. Mich wundern nur due guten Bewertungen dieses Platzes...
Da waren der verlorene Schlüssel und das Mäuschen eigentlich doch noch das Negativ-Sahnehäubchen... ;-) Ein Glück, dass ihr eine Alternativlösung vorgesehen hattet, für diesen Fall!
Tja, ich denke, die Luft nach oben ist für den nächsten Ausflug mit Camper reichlich gegeben.
Liebe Grüße
Elke

lizzy hat gesagt…

Martin, angeregt von deinen “Fahrten mitten ins Nix” plus “Wasser in jeder Form” habe ich eine aktuelle Minicollage meines hausnahen “Wasser im Nix” an den Beitrag nach-angefügt. Manchmal liegt das Gute echt total nah …

lizzy hat gesagt…

Siehste, liebe Elke - schon dafür ist so eine Erfahrung gut - man schafft, wie du richtig anmerkst - wieder viel Luftraum nach oben. Dafür muss man eben auch mal tiefer tauchen *s*
Die guten Bewertungen haben mich in der Tat auch gewundert und man könnte annehmen, dass da auch manipuliert wurde. Muss aber gar nicht sein! Zwei unserer direkten Anrainer (etwa gleichaltrig bis etwas älter) auf dem Platz waren z. B. Mehrfach- bzw. Stammgäste, die es dort lieben. Warum auch immer … naja … Gesprächskontakte hat man jedenfalls reichlich. Vielleicht toppt das ja … Die meisten waren allerdings eher jünger meiner Wahrnehmung nach. SUP’ler, Feiervolk und Mädelscliquen … da könnten die Maßstäbe variieren …