Die Weinrebe, eine blaue Muskatellertraube, die in drei Längsranken von links nach rechts (vom Haus aus gesehen) unsere vier Meter breite Terrasse überrankt, ist inzwischen fast zwanzig Jahre alt. Seit bestimmt fünfzehn Jahren trägt sie Jahr für Jahr eine schier unfassbare Fruchtfülle.
Es gab Jahre, in denen die Ernte trotzdem niedriger ausfiel weil irgendwelche Insekten sie limitierten oder ein hoher Traubenanteil - ich nehme an aufgrund von Wassermangel zur entscheidenden Zeit - verhärteten und verschrumpelten statt zu reifen. Aber das kam selten vor.
In fast allen Jahren können wir nicht im entferntesten gegen den Obstsegen anessen. Kollegen werden bedacht und die Nachbarn gebeten, sich zu bedienen … aber fast alle von ihnen haben selber eine Weinrebe. Also bleibt nur die Verarbeitung. In unserem Fall zu einem Gelee, bei dem - der besseren Farbe und Würzigkeit wegen - der selber kaltgepresste Saft mit ca. 20% eines gekauften Direktsafts angereichert wird. Diesmal war es Saft der Aroniabeere, was ein sattes Dunkelrot und angenehme Würze ergibt.
Ich bringe es nie über‘s Herz, alles abzuernten denn beim Pflücken bzw. Abschneiden der Trauben 🍇 zeigt sich jeweils, dass diese eine Rebe eine unglaubliche Biodiversität beherbergt. Ein kleines Biotop für sich. Heute waren es drei verschiedene Schmetterlinsarten, einige Wanzen, Käfer, unterschiedliche Spinnen, winzige durchsichtige Häuserschnecken 🐌 , viele Bernsteinschaben, reichlich kleine und komplett friedliche Wespen 🐝 und immer wieder tief brummende riesige Hornissen. Ebenfalls ohne den Hauch irgendwelcher Aggressionen oder Angriffstendenzen. Asseln, Ameisen und einige winzigst-Käfer und winzigst-Spinnen ließen sich leider fotografisch nicht festhalten.
Wer davon aus Versehen per Schüssel ins Haus mittransportiert wurde, durfte sich so schnell wie mir möglich, wieder über seine Re-Auswilderung freuen. Hoffentlich habe ich alle befreit …
Nachdem heute dreimal je zwei Mengen Gelee gekocht wurde, hängt noch genug, um locker noch zwei Mengen zu produzieren. Weil aber ohnehin schon 26 Gläser zwischen sehr klein und ziemlich groß in den Vorratsschrank wandern, bleibt der Rest wohl für die Tierwelt hängen. Auch einige Vögel wissen die süßen Trauben - und / oder vermutlich auch die darin lebenden Krabbler - zu schätzen, naschen aber nur in unserer Abwesenheit davon.
Und obwohl ich gestehen muss, froh zu sein, keinen Riesengarten zu besitzen sondern nur den in „Handtuchgröße“ am Reihenhäuschen mit wenigen Obst- und KräuterErträgen, die für den Winter verarbeitet werden wollen, lassen sich warme sonnige Spätsommertage dort doch gut genießen und der Anblick eigenhändig geernteter und verarbeiteter Früchte erfreut das Herz.
Als wir am Freitag Abend schon müde nach einem langen Wandertag mit vielen Höhenmetern und zum größten Teil in strömendem Regen in den Betten unseres ZweiStockBettZimmers der Stripsenjochhütte lagen, drang von draußen rotes Leuchten vom Alpenglühen durch‘s Fenster. Bin ich nochmal aufgestanden und ein bisschen versöhnt gewesen mit dem ansonsten nicht wirklich perfekten Wandertag. Was aber angesichts der Wetteraussichten vorherzusehen und daher eingeplant war. Aber Theorie und Praxis …
Wie sagte am Folgetag der Hüttenwirt einer unterwegs zur Rast aufgesuchten Hütte: „Bei Sonne kann ja jeder “ …
Am Folgesamstag konnten also auch wir … nämlich bei Sonnenschein den zweiten Teil der schon lange vorgeplanten Tour im österreichischen Kaisergebirge in Angriff nehmen. Nach gemütlichem Frühstück in der Hütte starteten wir - erneut war der Himmel samt Bergen sonnenrot - zunächst ein Teilstück des Weges wieder ab- und später in neue Richtung aufsteigend zur Kaindlhütte.
Meine Füße, Beine samt dem Restkörper stellten klar: „So wirklich gewohnt sind wir das nicht mehr und finden diese Aktion schon auch arg anstrengend!“ …
Stimmt schon … aber wenn‘s doch so schön ist da oben und gerade in den Morgenstunden … so stellte ich für mich fest: ein bisschen was muss schon noch gehen auch mit Macken-Baustellen; ein paar Jahre lang hätt‘ ich schon noch gerne was davon … auch wenn‘s mal zwickt, zwackt und holprig läuft.
Früher als gedacht erreichten wir schon zur frühen Nachmittagszeit die Kaindlhütte, gönnten uns einen Kaiserschmarren, bezogen das gebuchte Zweibettzimmer, schlenderten noch etwas im schönen Tal unter dem Scheffauer umher, dehnten Waden, Hüften und alles, was meinte, gelegentlich Beschwerde einlegen zu müssen und genossen das überreichliche Abendessen. Ich las den größten Teil meines mitgenommenen Buches (den anderen Teil während der Zugfahrten - 1,5h braucht‘s von M nach Kufstein je Fahrt).
In der Nacht dann begann ein Teil von mir zu laufen, das ob der beiden Flügel höchstens hätte fliegen sollen: die Nase juckte, ich schniefte und nieste mich unaufhörlich durch die Restnacht und musste am Morgen zweifelsfrei feststellen: da hat sich ein Infekt eingeschlichen ins System. Unfassbar, wieviel Flüssigkeit die Nebenhöhlen zu produzieren imstande sind …
Vier bis fünf Wanderstunden zurück nach Kufstein zum Bahnhof lagen noch vor uns und wurden dadurch für mich trotz der am Sonntag deutlich weniger zu bewältigenden bergauf-Höhenmeter (bergab dafür umso reichlicher) äußerst anspruchsvoll. Einfach nur durchziehen, so lautete die Devise … es kamen noch einige kleine Schwierigkeiten - auch aufgrund eines verpeil-Abweichers vom Track-Weg. Aber auch viele schöne An- und Aussichten, die ich trotz weiter zunehmendem Krankheitsgefühl incl. häufigem Gefröstel durchaus auch genießen konnte. Gemsen sprangen am Wegesrand, weite Aussichten über‘s Inntal waren zu bewundern.
Schon gegen 15:00 Uhr waren wir wieder zu Hause. Tee, Gemüse-Hühnerbrühe (als ob ich‘s geahnt hätte am Tag vorher gekocht und die halbe Menge im Kühlschrank für später geparkt), Zitrone, Ingwer, schon eine längere Ruheeinheit stehen neben bzw. liegen hinter mir und die Hoffnung: möge die Nacht das KrankheitsGespenst 👻 aus Nase 👃 und Kopf vertreiben …
In nur ca. 1,5h ist man von uns zu Hause mit dem Wohnmobil in Murnau am Staffelsee bzw. beim laut Rezensionen vielversprechend klingenden Campingplatz Halbinsel Burg mit direktem Seezugang. Dort sind Anmeldungen nicht möglich und man wird aufgefordert, vormittags bis 11:00 Uhr anzukommen, will man einen der Plätze ergattern. Wir standen schon gegen 9:45 Uhr vor dem Eingang und dort in einer Schlange weiterer Wartenden Wohnmobilisten mit Hoffnung auf ein Stellplätzchen.
Der schwungvoll-engagierte Betreiber bestärkte alle Wartenden in dieser Hoffnung, rannte hin und her, kontaktierte die Abfahrenden auf dem Platz, verwies die Wartenden in ihre Schlange und “nur” ca. 1,5h später durften wir durchrollen und den eben verlassenen “Stellplatz” eines abfahrenden Vorgängers beziehen. Dieser Platz so winzig, dass jeder als Wohnmobilstellplatz firmierende Slot deutlich breiter und großzügiger ist als das, war hier unter dem Label “Campingplatz” - es existieren keinerlei Markierungen der Plätze, raufgeschaufelt wird, was geht - auf engstem Raum kreativ zusammengequetscht wird. Dafür - ohne Strom - 31 Euro für eine Nacht zu kassieren … sportlich … aber so ist das wohl mit Angebot und Nachfrage.
Unfassbar eng - in für Autos nicht erreichbare Lücken werden Radfahrer mit Zelten, ganze Gruppen mit Großzelten noch dazugequetscht … jeder Millimeter des Platzes scheint belegt. Eine Sardinenbüchse ist dagegen unglaublich komfortabel und auf Großparkplätzen ist mehr Raum zwischen den Fahrzeugen.. Der mitdenkende Gatte hat die Wartezeit genutzt, schonmal das Faltkanu aufzubauen und startklar zu machen.
Positiv betrachtet: existiert keinerlei Privatsphäre, ist jeder gezwungen, sich mit allen Nachbarn zu arrangieren. Man kommt in gleich mehrere Gespräche, tauscht Erfahrungen, Mückensprays und anderes aus, kommt sich nah. Achja … Mücken … davon gibt es überreichlich und sie lassen sich von Essig, Kerzen, langen dünnen Flatterhosen, dünnen T-Shirts oder biologischen Abwehrsprays in keiner Weise beeindrucken oder gar vom Stechen abhalten. Wieder mal was für die Biodiversität getan …
Ans “in See stechen” hindert uns auch nicht, dass inzwischen bei fast 30°C im Schatten heftigste Mittagshitze und stechender Sonnenschein herrscht. Es beginnt stimmungsvoll, der Staffelsee ist weiträumig genug, um den durchaus reichlichen SUP-lern, Ruderbooten, Kanus und sonstigen Wasserfahrzeugen incl. Schwimmern so ausweichen zu können, dass sich ein Kanu-romantisches Feeling einstellt.
Die Uferabschnitte an Seerand und den vielen Inseln und Inselchen, an denen kein Anland- und Betretungsverbot herrschte, waren gut be- aber nicht übervölkert. Oft aber laut und rummelig weil Kids ordentlich Gekreisch verbreiteten. Danach stand mir momentan eher weniger der Sinn. Wir fanden dann aber doch ein halberlaubtes Mini-Uferchen zum kurzen Verweilen, Baden im 26°C warmen See und für ein Päuschen. Der Part mit dem Kanu war den Trip wirklich wert. Wurde mal wieder Zeit dafür …
Später aber … mit müden Armen zurück beim Campingplatz … und im Nachhinein ärgert mich fast, keine Fotos davon angefertigt zu haben … hatte das “Vollgequetscht-Feeling” einen Höhepunkt erreicht. Kurze Flucht unsererseits zu einer fußläufig zu erreichenden Pizzeria … dann zurück zum Platz in der Hoffnung auf ein bisschen Entspannung. Schwierig, wenn Myriaden Mücken alle erreichbaren und sogar abgedeckte Körperteile mit Einstichen übersäen (ich hasse Autan und alles drunter zeigte null Wirkung), der Platz von größeren und kleineren Grüppchen und Gruppen feiernder Menschen überquillt, die Eingänge der Sanitäranlagen und Spülräume direkt gegenüber des eigenen Miniparkplatzes liegen und zudem am weniger als 1km Luftlinie entfernten Ufer ein Volksfest mit bayerischer Blasmusik aus instrumentenreicher Live-Kapelle alles zusätzlich mit heftig lautem Humpata bis gegen Mitternacht beschallt.
Schlafversuche bei extrem schwülheißer Luft (die Fenster des Mobils müssen offen bleiben, sonst droht Erstickungsgefahr) scheitertem lange an in ca. 1/2 Meter Entfernung Karten spielender Großfamilie, einem Einbruchs-Blindlarm trötenden VW-Reisebus auf anderer Seite, lärmenden Menschengruppen und eben dieser Volksbierfest-LiveBlasmusik-Beschallung.
Gefühlt kaum eingeschlafen .. weckte gegen halb vier einsetzender Sturm und aufziehendes Gewitter mit Blitz ⚡️ und Donner alle Schlafenden, die , auch wir, raussprintend alles ausgepackte im Eilverfahren in die Fahrzeuge verfrachteten, Markisen einfuhren, hofften, dass kein Blitz in die über uns stehenden Eichen einschlägt, um dann ca. 1,5h später bei abflauendem Gewitter und beruhigend auf’s Dach klopfenden Regentropfen doch nochmal für einige Stündchen einzuschlafen. Meine Stimmung - wie so oft bei akustischer Überreizung in Kombination mit Schlafmangel - in pechschwarze Sphären abgesunken.
Wir hatten nur eine Übernachtung geplant. Auch morgens lauerten Mückenschwärme auf jeden, der sich traute, die Füße ins Außen zu setzen. Sogar im Toiletten.-Sanitärbereich wurden Attacken geflogen.
Gegen 10:00 Uhr rollten wir vom Platz. Mit dem Plan, auf dem Heimweg einen von mir ausgeguckten Bio-Hofladen mit laut Internetseite Samstags Öffnungszeit bis 12:00 Uhr aufzusuchen.
Wäre es wirklich zuviel verlangt, im Internet auf der Hofladen-Startseite einen Hinweis auf den Sommer-Betriebsurlaub anzubringen? So schwer kann das doch kaum sein … der Hinweis jedenfalls fand sich dann nach dem entsprechenden Umwegs-Schlenker lediglich an der Tür des geschlossenen Aussiedlerhof-Ladens.
Immerhin gab es eine “Frischmilch-Tankstelle”, an der ich dank mitgebrachter Flasche einen Liter tanken konnte. Am Automat zog ich noch ein Päckchen Bio-Eier und ein Pfund Kartoffeln. Immerhin.
Zu Hause dann: Haustürschlüssel weg! AHHHHH … wohin auch immer … es gibt eine NotfallLösung, so dass wir reinkamen ins zu Hause - in dem uns der infernalische Verwesungsgestank einer wohl schon vor einigen Tagen in einer Tasche im Hausflur gestorbenen Maus - eine geflohene Katzenbeute - empfing. Mehrere vor der Haustür surrende Aasfliegen nutzten die Gelegenheit, mit uns ins Haus zu stürmen.
Inzwischen sind tote Maus samt Tasche und Gestank entsorgt, das Mobil ist ausgeräumt, Wäsche gewaschen, die Miezen begrüßt, gefüttert und zufrieden. Wir ebenfalls. Die Hoffnung auf ein Wiederfinden des Schlüssels 🔑 ist noch nicht gänzlich begraben.
Was haben wir aus dem Ein-Übernachtungsausflug an den Staffelsee gelernt?
Zu Hause ist auch ganz schön! (Sofern keine Mäuseleichen vor sich hin verwesen und stinken)
Darauf ein Gläschen guten 🍷
Urlaubs-Hotspots an Bayerischen Seen zur Ferienzeit sind eher … voll, voller, überfülltest
ein Unbill kommt selten allein
Kanufahren macht sogar dann noch Spaß und entspannt, wenn’s rundum stressig scheint
In diesem Sinne: bis zur nächsten Tour!
🛶
Nachtrag mit thematisch fragwürdigem Zusammenhang (insbesondere zum Kommentar ;-)
Weil: in nur ca. 1 Kilometer Entfernung von zu Hause findet sich eine Bachidylle mit herrlich frischem Wasser. Der Bach verläuft - streckenweise unterirdisch und daher kälter als die Isar z. B. - im Münchner Nordosten. Gelegentlich gesellen sich badewillige Hunde dazu und die Forellen im Bach stieben genervt von den seltenen Badegästen davon. Da braucht’s dann aber wieder kein Mobil, um hinzukommen, das geht zu Fuß oder mit dem Rad und dort wird von mir - und wenn zu Besuch auch den Enkeln - regelmäßig gebadet. Tiefste Stelle knapp ein Meter und wenn ich dort gegen die ziemlich flotte Strömung anzuschwimmen versuche, artet es regelrecht in anstrengenden Sport aus ;-)
Es ist ein reichlich gewagtes Unternehmen, am ersten Bayern-Sommerferien-Freitag zu dritt zu einer doch recht langen Fahrt zu einer Familienfeier incl. nur zwei Übernachtungen im Mobil aufzubrechen, um schon am Sonntag wieder denselben langen Weg in selbigem zurückzurollen. Doch das Unternehmen gelang zur Zufriedenheit aller Beteiligten.
Zwischenstation Pfälzerwald mit Spaziergang zur Burg Trifels.
Schon hier zeigte sich ein Wettergott gnädig. Obwohl es fast den ganzen Weg über regnete, z. T. mit sintflutartigen Wolkenbrüchen und einer zur Wasserstraße mutierenden Autobahn, gebot der besagte Herrscher über das Wetter den Fluten immer just dann Einhalt und ließ Sonnenstrahlen durchblitzen, wenn für uns Pausen, Feiereinheiten, längere Wege oder Essensgelüste im Freien anstanden.
Flammkuchen essen, Burgbesichtigung und Spaziergang. Dann kann’s weitergehen.
Zu einem - ich habe mir Fotos gespart - reichlich suboptimalen, lauten, hässlichen Stellplatz im Städtchen Mettlach an der Saar (wo wir es tatsächlich nicht geschafft haben, einen Besuch des Aussichtspunkts auf die Saarschleife unterzubringen 🤨).
Von dort geht’s am Folgetag auf’s Geburtstagsfeier-Ausflugsschiff, das die recht große Gesellschaft mit Verköstigung ins wie man sagt “schönste Städtchen des Saarlands” schippert: nach Saarburg (irgendwie fehlte mir hier gerade an den sehenswertesten Stellen die Fotolust - aber es ist wirklich nett anzusehen). Auch dort wieder: Spaziergang, Besichtigung, Eis essen, gesellige Runden bis zur Rückfahrt mit Kaffee-Kuchen-Bewirtung. Schöne Idee, einen siebzigsten Geburtstag zu begehen. Und auch hier: trotz gelegentlicher Regengüsse zeigte sich die Sonne immer genau dann, wenn sie gewünscht wurde.
Auch danach nochmal gesellige Teilrunde in Merzigs Brauhaus, wohin auch wir mit dem Mobil zum Stellplatz an der Badelandschaft “Das Bad” umgezogen waren. Auch diese Nacht für mich unruhig und mit wenig Schlaf. Leider blieb am heutigen Folgesonntag nicht genug Zeit für einen Besuch der Vital- oder gar Saunenlandschaft. So eine Fahrt zu dritt über knappe drei Tage mit 1000 Fahrkilometern und Mobil-Orga … das ist nochmal eine leicht anstrengendere Nummer als alleine durch die Botanik zu gondeln. Aber alles geht eben nie …. oder werde ich etwa alt …? 👵🏻 🤔
Nein, wir sind den Harzer Hexenstieg nicht zu zweit auf Besen entlang geflogen sondern haben die fast hundert Kilometer in fünf Tagen auf Schusters Rappen erwandert.
Aus unterschiedlichen Richtungen mit Auto (meine Freundin bzw Mitwandererin) und Zug (ich) angereist, trafen wir uns am Mittwoch den 16. Juli in Osterode im Harz, von wo aus wir am Folgetag zur fünftägigen, vom Reiseveranstalter mit Hotels und Gepäcktransport wunderbar organisierten Wanderung nach Thale aufbrachen.
Während es am Mittwoch noch wie aus Kübeln schüttete und die drei von uns verwendeten Wetter-Apps ähnliches Wetter für die Folgewoche prophezeiten (ich war mir nicht sicher, ob ich das besser oder schlechter fand als die noch eine Woche vorher angekündigte durchgehende Extremhitze), blieb es bei zwei Stunden moderat-leichtem Regen am ersten und ca. einer Stunde erträglichem Leichtregen am letzten Wandertag.
Ansonsten hatten wir - und dieser Faktor ist im Urlaub und speziell beim Wandern schließlich kein kleiner - nahezu perfektes Wanderwetter mit Temperaturen zwischen 20°C - 25°C. Sonne-Wolken-Wechsel-Himmel und dass es zuweilen drückend und schwül wurde, ist im Hochsommer vermutlich unter “denkbar kleinster Wetterbelästigung” zu verbuchen.
Die vom Borkenkäfer zu Baumskeletten kahl gefressenen Fichtenreste mit neu wachsender Vegetation - viel Rot, viel Blumen, viele Him-, Heidel- und sonstige -beeren an den Füßen bestimmten in den ersten Tagen die Wandereindrücke.
Auch der am ersten Abend nach 14 Wanderkilometern vororganisierte Shuttle klappte nach wie vereinbart vorherigem Anruf im etwas abseits des Weges gelegenen Quartier minutengenau. Alle sechs Quartiere waren genau wie das Essen jeweils wunderbar. Frühstück und Lunchpaket sind im Preis enthalten, das Abendessen läuft extra und gelegentlich hat man diverse Restaurants zur Auswahl.
An Tag zwei führten uns 17 Wanderkilometer über Hochebenen mit viel aus Hochmooren abgeleiteten Wasserkanälen wieder durch die nach SciFi anmutenden Baumgerippelandschaften mit Holzstammmikado. Rotes Wasser, rote Erde - die Eisenerzvorkommen der Gegend bestimmen die Farben.
Der dritte und mit gut 26 Kilometern längste, schattenloseste, drückendste und anstrengendste Tag führte uns über den legendären Brocken
Große Wegeanteile dieses Abschnitts muteten wie Waldautobahnen an, die - auch dem guten Wetter am angebrochenen FerienWochenende geschuldet - von Wanderern und motorisierten wie unmotorisierten Rad-Brocken-Pilgern geradezu überflutet wurden. Die weitaus meisten Strecken und auch die an diesem Tag zeigten sich aber menschenarm. Seltene Begegnungen, nur gelegentliche weitere Wanderer. Kaum Zivilisationsberührung. Auch fast keine Einkehrgelegenheiten unterwegs. Bis auf einige Kilometer rund um den “Brocken” herrscht naturidyllische Einsamkeit.
An diesem Abend brannten meine Füße mit ihren Problemfersen und krummen Zehen schon ordentlich. Gut, dass ich - ein “Hoch” auf den Gepäcktransport - mehrere Schuh-Optionen jeweils zur Auswahl hatte und zwischen Trekkingsandalen und geschlossenen Schuhen mehrfach wechseln konnte.
Wandertag vier war nochmals fast genauso lang. Wieder wurde - wegen eines kurzfristigen Quartierwechsels - geshuttelt. Langsam wechselte die Landschaft von Hochebenen mit Borkenkäfer-Überresten zu felsigen Waldlandschaften.
Weiterhin mit vielen Aussichtspunkten
Am letzten Tag auf dem Hexenstieg wurde uns mit einer canyonartigen Schlucht an der Bode die “dramatischste” Landschaft geboten. So eine Art furioses Finale zum Abschied.
In der letzten Wanderstunde endete die Wanderung, wie sie begonnen hatte: mit Regen.
Schon gegen Mittag in Thale, dem Endpunkt des Hexenstiegs, angekommen, schlossen wir noch einen Besuch des dortigen “DDR-Museum” an.
Für mich - die zu DDR-Zeiten nahezu jährlich dort bzw. in Thüringen (genauer: Eichsfeld) einen längeren Verwandtschaftsbesuch (beide Elternteile stammten aus Thüringen) verbracht hatte und viele Produkte von dort auch in im heimischen West-zu-Hause besaß, die Uniformen, Besuchsvorschriften, Möbel, das Outfit, ja sogar der Geruch … vieles kam vertraut vor und weckte längst verschollen geglaubte Erinnerungen in Kopf und Gefühl. .
Unser letztes Übernachtungsquartier befand sich in Quedlingburg - auf meinen besonderen Wunsch hin. Auch Thale wäre möglich gewesen. Doch dieses UNESCO-Weltkulturerbe-Städtchen stand schon lange auf meiner Besichtigungs-Wunschliste.
Es hat sich gelohnt. Tolles Ambiente! Der spätnachmittägliche Bummel mit reichhaltigem Gaststättenbesuch war unglaublich stimmungsreich.
Nach einem ausgiebigen Frühstück endete am darauf folgenden DienstagMorgen der gemeinsame Urlaubspart. Meine Wanderbegleiterin wurde vom Veranstalter wie verabredet zurück nach Osterode zu ihrem Auto geshuttelt, während ich mit dem Zug den Weg ab Quedlinburg zunächst nach Halle an der Saale nahm, wo ich wegen einiger eingeplanter Aufenthaltsstunden diese wunderschöne Stadt auch noch besichtigen konnte.
Eine lebendige, bunte, vielsprachige und wie mir schien “junge” Stadt, aus der so viele bekannte Persönlichkeiten stammen. Die gut drei Stunden, die mir für die Besichtigung blieben, kamen mir fast zu wenig vor. Aber genug, um mich mit Kaffee aus einer kleinen Rösterei, einigen Mitbringseln aus einem Schokoladen-Fabrikverkauf mit Produkten von dort sowie weiteren Mitbringseln einzudecken und ein auf der persönlichen Eis-Lecker-Skala sehr weit oben rangierendes Eis aus kleiner Manufaktur zu essen.
Es war eine dichte, erlebnisreiche, einerseits entspannende, andererseits aber auch anstrengende Woche.
Meine Ferse mit wieder größer gewordener Haglundschwellung meckert und wünscht eindeutig, in den Folgetagen gehätschelt und befriedet zu werden. Was mir hoffentlich gelingen möge 🙏 Denn es soll die letzte (Weit)Wanderung nicht gewesen sein, so hoffe ich! Doch jetzt steht erstmal wieder Broterwerb an … und Erholung … vom anstrengenden Urlaub 😄
Größtenteils führte diese Wanderung durch den Wald bzw. durch auch unterschiedliche Wälder und ich fand das angenehm. Viel fotografiert habe ich nicht und erstelle diesen Beitrag in erster Linie, damit der Urlaub mit seinen alten Beiträgen aus dem Blickfokus gerät ;-)
Weil laut Wettervorhersage dieser Freitag vor Pfingsten der einzig regenfreie des langen Pfingstwochenendes bleiben sollte, nutzte ich spontan die sich bietende Mitfahrgelegenheit in Richtung Norden, um eine schon länger “auf Halde liegende” Wanderung im Altmühltal in Angriff zu nehmen. Rausgelassen nach einer Stunde Fahrt an der Ausfahrt Kinding (A9), startete ich den Track in Gegenrichtung durch Höhen und Wälder in Richtung Kipfenberg. Anfangs waren einige Höhenmeter zu erklimmen; anschließend führte der Weg über Höhen mit Aussicht, Wiesen und dann Wälder bequem nach Kipfenberg. Ein Teil des Weges folgte dem Altmühl-Panorama-Wanderweg.
Stellte fest, dass es auch an Deutschen Radfernwegen Fahrrad-Selbsthilfestationen gibt, fügte dem eigentlichen Track einen Zusatzschlenker durch Kurpark und kleinem Innenstädtchen des Marktes Kipfenberg zu, sparte mir allerdings den Weg zu in Privatbesitz befindlichen Burg über Kipfenberg, gönnte mir aber ein - sehr gutes - Eis.
Das Wetter hielt sich nicht komplett an seine Vorhersage, der Himmel verdusterte sich und es zogen Regenfelder durch. Eins davon so heftig, dass ich in einem - zum Glück nicht verschlossenen - Jägerhochsitz Schutz suchen und es dort aussitzen musste. Regenschutz hatte ich keinen eingesteckt.
Zweimal wird die Autobahn unter- bzw. überquert, zweimal auch die Altmühl. Es hätte Bademöglichkeit gegeben, ich hatte die Utensilien dafür dabei … aber keine Lust, wirklich einzutauchen. Beließ es bei mehrfachem Fuß- bzw. Beinbad in Schwarzach und Karstquelle, die - eiskalt noch - in Kinding unter einem Felsen entspringt.
Eine Zecke - es bleibt hoffentlich die einzige und zumindest habe ich bisher beim Absuchen keine weitere gefunden - die auch diesmal meine Beine geentert hatte, konnte ich ausnahmsweise noch vor dem Festbeißen erwischen und entfernen.
Der Heimweg dauerte dann ab Bahnhof Kinding in mehr als großzügig geüberfülltem Regionalzug, in dem sogar die Stehplätze knapp wurden (wobei ich das Glück hatte, dass neben mir ein junger Mann mit Sitzplatz in Ingolstadt ausstieg, so dass ich diesen Platz bis München sitzend einnehmen konnte) mit ca. 2,5h deutlich länger als der Hinweg im Auto. Insofern freute ich mich, dass ich ein - wenn auch nicht wirklich als toll befundenes - Hörbuch einstecken hatte.
Im gleich betitelten Blogbeitrag von 2022 folgerte ich damals aus den vielen gefahrenen Kilometern für mich: “ frühestens in Rentenzeiten - sollte bei mir dann noch das Bedürfnis danach vorhanden sein - werde ich derartige Strecken nochmal im Wohnmobil zurücklegen. Mit deutlich mehr Zeit. “.
Nun hatte ich mir diesmal - immer noch nicht im Rentenalter - mit vier Wochen (minus einen Tag) unterwegs eine Woche mehr gegönnt als vor drei Jahren und dabei mit gefahrenen knapp 4.500 Kilometern ca. bis zu 1000km weniger zurückgelegt als 2022. War auch etwas entspannter bezüglich der Fahrerei aber immer noch finde ich es tendenziell zu viel.
Der Rückweg: aus den französischen Cevennen startete ich durch an den Genfer See, wo ich im französischen Anthy-sur-Léman den identischen Platz wie auf dem Hinweg wählte. Die Idee, einen anderen Schweizer See als Zwischenstation anzusteuern, scheiterte einmal wieder an den Kritiken von dortigen Stellplatznutzern, es wäre ohne Datenzugriff übers Handy keine Stellplatzbuchung möglich, da nur via App vor Ort zahlbar aber weit und breit kein WLAN verfügbar. Die machen es einem nicht leicht, die Schweizer …
Ein bekannter Platz hat auch - insbesondere nach einer dann achtstündigen und mühsamen Fahrt (der längste der Fahrtage überhaupt und irre anstrengend gewesen) - den Vorteil, sich nicht neu umsehen zu müssen sondern einfach bekannte Handlungen und Wege - incl. erfrischendem Morgenbad im See - nochmal ausführen zu können.
Am Samstag dann ein “Hüpfer” (mit offline geladenen Karten und ohne Internet - was funktioniert aber Tücken haben kann) längs durch die Schweiz nach Rottweil, der ältesten Stadt in Baden-Württemberg. Nettes Nest, fand ich - aber so richtig doll inspirierend auch wieder nicht.
Einige ganz nette Impressionen mitgenommen, Eis gegessen und zur Übernachtung weitergefahren zum nahe gelegenen Stellplatz.
Außerdem - für Catrina (s. Kommentar) nachgeliefert - doch etwas, das mich in Rottweil zumindest inspirierend erheitert hat (und mal abgesehen davon, dass ich spontan auch nach Jahrzehnten noch wusste, was dieser Palästinenser sagte … - es bleiben die ulkigsten Dinge aus Jahrzehnten der Kindheitsprägung hängen - … ), fand ich diese “Kirchenwerbungsidee” richtig witzig und habe laut lachen müssen:
Von dort aus am Folgetag einen ca. 25 Kilometer langen “Wander-Spaziergang” selbst zusammenimprovisiert. Auch hier gab’s Wasser in Neckar und in einer Klamm (aber nicht viel, an einem Sonntag nicht einsam und mir insgesamt nicht klar/sauber genug, um Badelust zu bekommen).
Insgesamt war es eine schöne Wanderung mit viel Natur, passendem Wetter und der Feststellung: heiles Schuhwerk wird überbewertet:
Frau kann auch zwanzig Kilometer mit nicht mehr möglicher Bandführung weil Schlaufe abgerissen .. wandern, indem das Lederband einfach untergeklemmt wird. Ab und zu nachjustieren und schon klappt’s trotzdem.
Wieso eigentlich sammele ich bei Wanderungen in Deutschland fast jedesmal Zecken auf? Bei dieser war es ein halbes Dutzend, das ich wieder mal erst am Folgetag entdeckt und mit der Pinzette aus Kniekehlen und hinteren Oberschenkeln gepokelt habe. In Frankreich und Spanien war ich viel häufiger wandern aber nicht eine Zecke hat’s an meine Körperteile gelockt bzw. verschlagen.
Bei diesem Urlaub hatte ich weniger “berührende persönliche Begegnungen” als ich sie von manchen anderen - gerade den längeren - SoloTouren kannte. Ist eben jedesmal auch etwas anders. Klar gab es die eine oder andere mehr oder weniger kleine bis mittlere nebenbei-Unterhaltung. Mit Reisenden, Mitarbeitern vor Ort, flüchtig Begegnenden. Allerdings … am vorletzten Tag dort auf dem Stellplatz nahe Rottweil .. da kam es zum letztlich etwas intensiveren Austausch mit zwei anderen Wohnmobilisten. Nicht extrem intensiv aber spontan herzlich, persönlich, erheiternd und ernsthaft gleichermaßen … so kam ich dort mehrere Stunden später als geplant los (was sich aber durchaus gelohnt hat) und später in Bad Wörishofen an. Wo ich am Folgetag die dortigen Thermenlandschaft besuchte. Hier und da finde ich gepflegte Traditionen prima und die, längere Touren mit einem Thermenbesuch zu beginnen und auch zu beenden, besonders entspannend und erhaltenswert.
Hab’ ich wieder sowas wie ein Resümee?
Spanien finde ich für Wohnmobiltouren irgendwie doch zu weit und bei Bedürfnis nach Aufenthalten dort ist Fliegen angebrachter, schneller, bequemer, billiger … - wie ich das in einigen Monaten sehe, dafür kann ich nicht garantieren …
Frankreich hatte dieses Mal die für mich schöneren Plätze mit den naturnäheren und doch auch … infrastrukturell mich ansprechenderen Umgebungen als Spanien. Kann natürlich einfach den zufälligen Auswahlen geschuldet gewesen sein aber so stellte ich in Frankreich z. B. fest, dass auch in abgelegenen Gegenden viele Informationen zu vielen auch durchaus interessanten Veranstatlungen - kulturellen, sportlichen, lehrreichen, unterhaltsamen - im Umfeld gut zu finden sind, prima kommuniziert und damit auch nicht-Einheimischen zugänglich gemacht werden. Während ich in Spanien doch oft recht vergeblich nach Ähnlichem Ausschau gehalten habe.
In diesem Jahr habe ich die “Insekten-Diskrepanz” zwischen den Ländern nicht annähernd so deutlich wahrgenommen wie vor drei Jahren. Es waren noch etwas mehr in Spanien und Frankreich als in Deutschland (Zecken sind Spinnentiere und keine Insekten - bei denen verhält es sich offensichtlich umgekehrt ;) Möglicherweise liegt’s ja doch eher an der Temperatur und am Wetter. Es war in diesem Jahr in Spanien wesentlich kühler als im üblichen Durchschnitt und auch kühler als in Deutschland - nachts herrschten außen durchgängig nur einstellige Temperaturen - und es hat auch viel mehr geregnet (die dortige Natur kann es nach mehreren viel zu trockenen Jahren mehr als gut gebrauchen). Auch um einiges mehr als z. B. in Deutschland. Die Bevölkerungsdichte ist um ein mehrfaches niedriger als in Deutschland. Da haben Insekten natürlich bessere Karten.
Wetter ist nicht alles und so lange ich nicht im Dauerregen oder Schlamm hocke, beeinflusst es mich nicht allzu stark; ich kann trotzdem genießen ohne vergleichen zu müssen.
Es war ein Urlaub, der auch stark “nach innen gerichtet” war und stimmungsmäßig sehr ausgeglichen. Bis auf wenige - meist den zu vielen Fahrkilometer geschuldeten - Stimmungstiefs ließen sich auch den etwas bekloppteren Ereignissen innerlich heitere bis alberne Seiten abgewinnen.
Es war bei mir schlicht keine Lauf- bzw. Jogginglust vorhanden. Es wäre möglich gewesen und ich hatte alle Klamotten dabei. Taugliche Wege, passendes Wetter … alles vorhanden. Aber auch die Gefühlslage: “Nö! Ist mir nicht nach. Spazieren, Wandern - auch mal zügig, bisschen radeln … alles JA. Aber kein Joggen. Passt einfach nicht.” Ich habe nur getan, was mein Bauchgefühl mir riet. Das Joggen also komplett sein lassen.
Tägliche Körperbewusstseinsübungen sind nützlich - sehr sogar.
Und wenn dann zu Hause so eine Begrüßung wartet, dann hat sich das Wegfahren alleine für’s Wiederkommen schon gelohnt 😁
Der Campingplatz in den französischen Cevennen “La Salendrinque”, den ich mir für den nächsten Halt ausgesucht habe, ist nur mühsam über lange Anfahrt über Landsträßchen, durch Städtchen und Dörfchen - in denen die Geschwindigkeit auf 30km/h für die ganze Durchfahrt gedrosselt wurde und Holperschwellen der heftigsten Art im Grunde Schrittgeschwindigkeit erzwingen, zu erreichen. Es zieht sich .. fünf Stunden Tagesfahrzeit sind für mich mühsam, anstrengend und auch im Prinzip mein Tagesmaximum. Doch es hat sich gelohnt!
Da im Moment nur Gäste aus drei Mobilen (mich eingeschlossen), einem Zelt und zwei belegten Bungalows anwesend sind, habe ich freie Platzwahl und entscheide mich natürlich für einen Stellplatz am Fluß “La Salindrenque”.
Erste Tat: Badeanzug anziehen und rein ins Wasser! (Bei den Fotos im Wasser muss ich mit dem Handy vorsichtig sein - es ist meist rutschiger, unebener Untergrund und ein abgesoffenes Handy wäre ziemlich blöd ;) Und *schwupp* - vergessen ist die Anstrengung der Fahrt! Weil ich nur für zwei Übernachtungen hier bleiben werde und mir die Sitzhaltung auf Stühlen und Sesseln ohnehin nicht bekommt, packe ich nur einen Hocker und den Doppeltritt aus. Letzterer zum ersten Mal dabei aber sicher nicht zum letzten. Ein Universalhilfsmittel für alles: sitzen, meditieren, als Tisch, Stuhl, Gymnastikübungsutensil, um an hohe Stellen des Mobils zu gelangen … unersetzlich fast.
Sessel - obwohl ein wirklich hochwertiger und bequemer und mit einem Griff aufgeklappt - und Tisch - ebenfalls einfach zu händeln und zu stecken - bleiben zusammengeklappt in ihren Hüllen im Mobil.
Überhaupt schleppe ich viel Zeugs mit, das ich so gut wie nie oder gar nicht nutze. Auch und gerade bei den Klamotten. Locker 80% nutze ich nicht. Zwei lange Schlabberhosen im Wechsel und zwei kurze oberschenkellange. Zwei langärmlige und zwei kurzärmlige Shirts und je zwei Teile von Unterwäsche und Strümpfen. Sind Teile schmutzig oder müffeln, wird mit der Hand durchgewaschen. Wer will schon Berge mit Schmutzwäsche im Mobil rumliegen haben? Zumal es dann auch immer die Lieblingssachen sind, die ich wieder anziehen möchte weil praktisch und bequem.
Überhaupt bin ich - obwohl Mobil und Umfeld viele auch luxoriöse Varianten bieten würden - eher spartanisch unterwegs. Habe kein Bedürfnis nach Luxus, Ausgehen etc. Im Gegenteil wäre ich manchmal gerne noch naturorientierter unterwegs. Bin Städte schnell leid und war in all den vier Wochen nur einmal im Restaurant essen. Und das auch nur deshalb, weil ein Gewitter-Regenguss mich bei der Radtour am Mittag überraschte und es sich anbot, die Regenphase beim Mittagessen auszusitzen. War auch schön. Einmal habe ich mir ein frisches Thunfissteak gekauft und im Mobil mit Zwiebel, Paprika und Tomaten gebraten.
Mein Kaloriengrundbedarf ist nicht hoch. Die paar Wanderungen und kleinen Radtouren, Besichtigungen und Gymmnastikeinheiten schrauben ihn auch nicht wirklich in die Höhe. Es wäre mir lieb, die im letzten Jahr aufgepackten Kilos wieder loszuwerden … zähle aber nicht mit, beschränke mich auch nicht bewusst und lasse es auf mich zukommen.
Es ist für mich bei dieser Tour schlicht der größere Genuss, mich selber in aller Ruhe meinen Selbstversorgergelüsten hinzugeben. Und wenn ich “in Ruhe” schreibe, dann meine ich das so:
So fahre ich - wie auch schon bei meiner letzten Spanien-Mobiltour - wieder eine Portion meines kaukasischen Kefirs spazieren. Alle drei, vier Tage wird er gefüttert, so dass ich dann jeweils ca. 1/2l davon für die nächsten Tage verwenden kann. Es ist schlicht umständlich. Angewiesen darauf, die Behälter wieder zu reinigen in mehreren Schichten - zu Hause werden zwei Garnituren verwendet aber hier muss immer eine direkt wieder vor dem nächsten Ansatz gereinigt werden - ist es relativ aufwändig und .. ich liebe und genieße es!
Zumal der Kefir das offensichtlich ebenfalls tut. Er ist so cremig und voller Kohlesäurebläschen wie nie zu Hause. In der Tat liebt Kefir es, sich unter Geschunkel zu entwickeln; das hatte ich schon früher gelesen: im Kaukasus werden Lederbehälter mit dem Getränk an die Sättel von Lasttieren (Esel, Pferde oder Trampeltiere) gebunden, damit es sich durch das Schaukeln gut entwickelt. Also wird mein Kefir zu Hause auch hier und da mal durchgeschüttelt per Hand. Kein Vergleich zum Dauergeschunkel, das auch die Mobilfahrt erzeugt. So cremig wird er zu Hause NIE! Und an der Milch kann’s nicht liegen - am Anfang hatte ich noch die von zu Hause mitgenommene verwendet.
Auch die übrige Verpflegung ist eher praktische als landestypische Sterneküche. Einiges - viel - habe ich dabei und bin entschlossen, die Sachen diesmal wirklich aufzubrauchen. Was gelingt - ich habe ziemlich wegreduziert. Ergänzt durch viel Gemüse und Obst, hier und da Brot, Käse, Milch, Joghurt. Und natürlich Marmelade! Ich habe so viele leckere BioMarmeladen (Erdbeer mit ganzen Früchten, Bitterorange …) entdeckt … und erst immer hinterher festgestellt, dass ich davon keine mehr werde besorgen können …
Zum Frühstück wird entweder Baguette mit Käse bzw. Marmelade gegessen - immer auch Gemüse. An der Hälfte der Tage weiche ich über Nacht Haferflocken und mitgenommen Vollkornmehle (einfach alles, was zu Hause noch als Reste der selbstgemahlenen da war, in einem Pott gemixt damit es nicht so alt wird während ich weg bin) in roten DirektSäften ein (ebenfalls mitgenommen: Aroniabeere und Granatapfel). Zusammen dann am Morgen mit einem guten Schuss Kefir, etwas Kakao, Hagebuttenpulver, manchmal ein Löffelchen Marmelade und ein paar Nüssen ein absoluter Genuss ohne allzu viel Abwechslung, auf den ich mich zum Kaffee jeden Morgen neu freue. Mehr irgendwie als hätte ich Buffets in Hotels .. klingt komisch? Ist aber so …
Es darf auch mal ein WochenMarkt sein … aber ansonsten genieße ich den Einkauf in den großen Märkten und auch den aus Deutschland stammenden Discountern. Weil es immer neues auch hier zu entdecken gibt (ganz abgesehen davon, dass die kleineren Frucht- und Gemüsegschäfte in den Orten nicht annähernd so attraktive Frischware haben). Die Paprika und Tomaten (immer ein Muss!) sind fleischiger, saftiger, süßer, dünnhäutiger und überhaupt geschmackiger als die in Deutschland, selbst wenn sie auf den ersten Blick ähnlich aussehen (vermutlich lassen diese Sorten sich nicht so weit transportieren ohne dabei zu verderben).
Bei LIDL habe ich zuckerfreie Kekse mit dunklen Kakaonibs entdeckt und erst festgestellt, wie total lecker die schmecken, als ich Spanien schon verlassen hatte ;-( Sonst hätte ich davon mehr gekauft (oder gibt’s die bei uns auch und ich habe sie nur nie entdeckt? Man geht in bekannter Umgebung ja doch mit Tunnelblick durch die Regale ..). Salzreduzierte Cracker, 95%ige Schokolade … Wein lässt mich diesmal eher kalt. Trinke ich ja überhaupt fast nicht mehr. Die auf dem Hinweg in Frankreich gekaufte Weinflasche habe ich in mehreren Etappen genüsslich getrunken. Danach aber nie mehr Bedürfnis nach Mehr gehabt.
Soll mitteilen: ich genieße alles rund um mein Essen hier total! Und brauche dafür in keiner Weise Gourmettempel oder auch nur Imbisse. Bisschen mehr Eis hätte sein dürfen. In Gegenden ohne Touristen (aus dem Norden) gibt’s aber nahezu keine Eisdielen. Man kann dieselben verpackten Sorten wie in Deutschland kaufen (und das reizt mich nicht) und das war’s. Vermutlich gut für die Kalorienbilanz ;)
War dieser Sonderausflug in puncto Ernährung zu ausführlich? Für mein Gefühl nicht denn - trotz Einfachheit - ist der Genuss des Essens und Trinkens (hier gibt’s täglich eine Kanne Tee mit wechselnden Sorten und oft selbst gesammelten Kräutern - die auch beim Essen zugegeben werden - als Beigabe) ein wichtiger Urlaubsfaktor auch bei mir. Alleine und selbstbestimmt unterwegs nehme ich das Reinspüren in die kleinen Wünsche, Bedürfnisse und Genüsse sogar besonders gut wahr. Es kommen durchaus andere Körperantworten als in Gruppen oder Überflussumgebungen.
Zurück zum “aktiven Leben”: wollte ich heute eigentlich nicht viel machen sondern nur gymnastiken, paar Klamotten waschen, Kefir … s.o. … und höchstens ein kleines Ründchen spazieren. Das Ründchen wurde dann doch etwas länger und dauerte ca. fünf Stunden ;-) Und wieder einmal ein Loblied auf meine App “TopoMaps”, die mir die Möglichkeit bietet, Wege überhaupt zu sehen, zu finden, mich nicht zu verirren und nicht auf - die ohnehin selten bis fast nie vorhandenen - Wegweiser angewiesen zu sein.
Der Weg heute entpuppte sich als einer, der in Schönheit so manchen mit Schildern zugepflasterten Weg weit überbietet!
Blüten- und Kräutermeere, Insekten, Wasser und vor allem: weitgehende Einsamkeit. Bisschen mulmig wird mir schon, wenn hinter nicht sonderlich vertrauenswürdigen Zäunen große Hunde bei meinem Anblick in Hysterie verfallen oder mir einer sogar auf dem Wanderweg weitab eines Hauses entgegenkommt. Diese Hündin allerdings sehr friedlich und - wie es schien - nach etwas suchend unterwegs .. sie wirkte nicht glücklich, hatte ein Gesäuge, das zeigte: sie hatte vor kurzem einen Wurf und Kleine gesäugt. Ob sie ihr weggenommen wurden? Einen fragenden Blick warf sie mir zu, dann lief sie wieder schnüffelnd und suchend alle Wege mehrmals ab. Rauf, runter, vor und wieder zurück …
Dann - schon fast zurück am Campingplatz die “Eingebung”: “Da an diesem Weg müsste doch der Fluss verlaufen und sichtbar sein … mal um die Ecke in das Sträßchen reigehen … und ungelogen: den bisher tollsten Badespot überhaupt gefunden!
Mit Stein- und Sand”strand” kombiniert am Rand und einer Felswand am anderen.
Mäandernder Flusslauf mit Schwellen, seitlichen Fall-Zuflüssen, unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Einer sehr tiefen Gumpe - groß und tief genug, um gemütlich schwimmend darin Kreise zu ziehen (mich bei den wegstiebenden kleinen aber auch großen Fischen - Forellen? - entschuldigend. Ich störe ja auch nicht lange ;)
Schon dafür hat sich der Tag gelohnt! Unerwartet und unverhofft einer der besonders zauberhaften.
Morgen geht’s schon wieder weiter nach Norden … Drei Übernachtungen werden es wohl noch werden. Aber ohne Campingplatz, ohne WLAN und daher wohl auch ohne weiteren Blogbericht von unterwegs. Den gibt’s dann vermutlich - mit einer kleinen Nachbetrachtung - wieder von zu Hause. Auf zu Hause freue ich mich auch schon - ohne Eiligkeitsdruck. Auf den besten Mann natürlich, die besten Miezen, den hoffentlich überlebt habenden Sauerteig - gut gefüttert im kühlsten Teil des Kühlschranks geparkt und noch nie so lange ohne Einsatz gewesen … Eigentlich auf alles und auch darauf, dann eine Weile vom hier Mitgenommenen hoffentlich zehren zu können.