Weil der Rückweg einigermaßen gemütlich vonstatten gehen soll (hier befällt mich immer die Gefahr, in einen Tunnelblick zu verfallen und nur noch die vielen zu fahrenden Kilometer leicht schaudernd im Fokus zu haben anstatt die aktuellen Dinge um mich herum …), steuere ich frühzeitig auf die Spanisch-Französische Grenze zu.

Nächste Station ist wieder eine Provinzhauptstadt: Huesca, die mit einer shoppingtauglichen Innenstadt (mir fehlen noch ein paar Mitbringsel - Shopping ist ja eigentlich nicht so meins …), einer Kathedrale und einem Kloster mit “Claustro” (Kreuzgang) aufwartet.

Hier sind die Sarkophage diverser aragonischer Herrscher zu sehen, wieder viele romanische Eindrücke und ich muss feststellen: wenn eine im Originaltempo spanisch (oder einen leichten Dialekt?) sprechende Reiseleiterin ihrer ebenfalls spanischsprachigen Gruppe einen Vortrag hält, dabei scherzt und Fragen beantwortet … verstehe ich nicht mehr wirklich viel … hier und da mal ein Bröckchen aber keine Zusammenhänge. Mein Hirn wird schlicht abgehängt und ich zweifele daran, dieses Niveau jemals zu erreichen.

Der Stellplatz in Huesca wieder nah am Fußballstadion (wäre ich
Groundhopperin, hätte ich ordentlich sammeln können in diesen Wochen ;), es lässt sich ein netter Spaziergang zu einer Kapelle auf einer Anhöhe als Abendbeweg-Einheit absolvieren … aber insgesamt stelle ich immer wieder fest: diese Stadtstellplätze - wenn auch kostenlos, praktisch und von den Städten sehr freundlich gedacht, gemeint und gemacht - ohne Möglichkeit, auch nur eine Yogamatte rauszulegen, ohne Gemütlichkeit und auch ohne sanitäre Einrichtungen … die sind nicht so meins.
Während auf Campingplätzen meistens Wasser rauscht und Vöglein zwitschern .. knattern in Städten die Motoren, lärmen Menschen und Autos, ist die Umgebung staubig und für mein Empfinden ungemütlich. Ich schlafe dort deutlich schlechter, fühle mich unerholter und - besonders blöd - vernachlässige meine vorher intensiven Dehn-, Atem- und Sporteinheiten sträflich. Was meine Orthopädie in Kombination mit den recht hohen Fahrleistungen mit wieder zunehmender Steifigkeit und Morgenhumpelei abstraft.
Es war bei mir schon immer so - ja, sogar schon in jungen Jahren - dass Trainings- und andere härtere Belastungen schnell zu Verkürzungen, notwendigen Ausgleichsübungen etc. führten. Ich bezeichne mich spätestens seit den intensiveren Laufjahren als eine Art Wollpullover, der schon bei lauwarmer Wäsche - in meinem Fall bei ein bisschen Muskelarbeit - zusammenschrumpft und bretthart wird.
Das Alter macht’s nicht besser … reichten früher noch … sagen wir: drei halb- bis einstündige Dehneinheiten pro Woche, wurden die Baustellen immer reichlicher: Rücken sowieso mit den vielen Wirbelsäulenschäden, Füße auch seit Ewigkeiten, Waden, Hüfte, Schulter, diverse Fingerprobleme … bald reicht ein halber Tag nicht mehr aus, alles per Dehnen, Triggerpunktbehandlungen, Ausrollen … auch nur annähernd geschmeidig und leistungsbereit zu halten *seufz* … womit ich sagen wollte: ein paar Tage nix getan und schon humpelt’s wieder ein bisschen und spannt hier und kneift dort auch ohne jegliche sportliche Belastung … nützt ja nix … immerhin noch keinen Krampf gehabt und die Ferse ist weiterhin brav und still. Um auch die positiven Dinge zu erwähnen ;)
Nach der Nacht in Huesca plante ich einen nächsten Halt im Vorpyrenäenstädtchen
Ripoll mit - ja klar ;-) - romanischem Kloster und Kreuzgang. Und zwar den bedeutendsten solchen dieser Gegend. Kommt schon … einer geht noch:
Fast wäre mir all das entgangen … denn .. bevor ich mir diese Kulturstätten geben konnte, musste ich das Mobil parken, was auf dem in Ripoll vorhanden sein sollenden Wohnmobilstellplatz relativ am Anfang dieses engen, an Vorgebirgshängen zwischen Felsen und Fluss eingequetschten Städtchens geschehen sollte. GoogleMaps leitete mich auch brav zu diesem Platz, ich bog um die Ecke … und stand völlig ohne Vorwarnung einem Volksfest gegenüber, das auf eben jenem Platz stattfan, der auch noch zusätzlich den größten Parkplatz dieser viel zu engen Stadt darstellen würde … wenn … ja wenn nicht gerade zufällig Volksfest wäre.
Vor, neben und plötzlich auch hinter mir an- und abfahrende Zugmaschinen, Zuckerwattewagen, Schaustellergefährte jedweder Art, die munter hin und herrangiert werden, da das Volksfest an diesem Abend starten soll. Ich fühle mich in alte Zeiten versetzt … aber das wäre ein anderes Thema … sehe zu, mit heilem Mobil wieder aus der Falle rauszumanövrieren (NEIN, ich gehöre NICHT mehr dazu ;-).
Es ist schlecht bestellt, um ausreichend Parkplatz in Ripoll und ich sehe den bedeutendsten der Claustros Romanicos schon dahinschwinden weil ich keine Haltemöglichkeit finde … da erspähen meine Augen doch noch einen relativ knappen Parkplatz .. ich traue mich, das Rücklicht bleibt heil und die nächste Kultureinheit ist die meinige …
Als ich aber zum Mobil zurückgehe, stelle ich fest: hier werde ich nicht übernachten können. Nicht nur, dass ich dort ziemlich unpassend stehe .. es strömen auch die Jugendlichen zum Volksfestplatz und von diesem dringt der typische Kirmeslärm laut plärrend durch die Straßen an den Felswänden.
So fahre ich weiter. Bei einem heftigen Gewitterguss über abenteuerliche Serpentinenstraßen mit teilweise gigantischen Aussichten - Fotostop geht nirgends weil engst und ohne jede Haltebucht - ins ca. eine Fahrstunde entfernt gelegene
Olot. Kultur ist hier für mich nicht geplant. Die Wandersfrau Christine Thürmer kam hier vor kurzer Zeit durch und hat die wichtigsten Dinge in ihrem Facebook-Account gepostet. Das soll mir für diesmal reichen 😜.
Es wird schon Abend als ich ankomme. Der dortige Stellplatz wieder ohne jegliche Infrastruktur soll ganz am anderen Ende des Einkaufs- und Gewerbegebietes liegen, in dem ich an meinem letzten Tag in Spanien morgens noch tanken und einkaufen will. Dieselpreise von unter 1,30 Euro/Liter werde ich wohl danach lange nicht mehr zu sehen bekommen. Würde ich zum offiziellen Stellplatz fahren, müsste ich die Strecke am kommenden Morgen zweifach wiederholen. Das gedenke ich mir zu sparen und steuere die Discounter- und Gewerbegebietgegend an, wo es mich … ja, ich bin halt eine treue Seele … zum dortigen LIDL zieht (ALDI hät’s auch gegeben, aber der LILD-Parkplatz ist gegenüber eines Krankenhauses, eingezäunt und nicht direkt an der Straße. Verbotsschilder gibt’s keine … und so traue ich mich ..

Als ich abends in mein Alkoven-Hochbett klettere, stelle ich fest, dass mir der gelbe LILD-Mond in voller Pracht direkt durchs Fenster ins Bett scheint. Das muss dann auch nicht sein, ich schließe die zum Glück sehr lichtdichten Rollos und schlafe … na, zumindest halbwegs gut .. in dieser Nacht.
Morgens wird eingekauft, getankt und dann geht’s wieder über die Grenze nach Frankreich. Fünf Fahrstunden zu einem Campingplatz in den Cevennen. Standplatz direkt am Fluss und ein Bad darin durfte auch schon sein. Yogamatte, Bänder, Rollen etc. wieder ausgepackt. Aber davon mehr im nächsten Blogbeitrag.
Hasta la próxima, mi querida España!
🇪🇸