07 Juni 2025

Wanderung im Altmühltal - Kinding - Kipfenberg

 

Größtenteils führte diese Wanderung durch den Wald bzw. durch auch unterschiedliche Wälder und ich fand das angenehm. Viel fotografiert habe ich nicht und erstelle diesen Beitrag in erster Linie, damit der Urlaub mit seinen alten Beiträgen aus dem Blickfokus gerät ;-)


Weil laut Wettervorhersage dieser Freitag vor Pfingsten der einzig regenfreie des langen Pfingstwochenendes bleiben sollte, nutzte ich spontan die sich bietende Mitfahrgelegenheit in Richtung Norden, um eine schon länger “auf Halde liegende” Wanderung im Altmühltal in Angriff zu nehmen. Rausgelassen nach einer Stunde Fahrt an der Ausfahrt Kinding (A9), startete ich den Track in Gegenrichtung durch Höhen und Wälder in Richtung Kipfenberg. Anfangs waren einige Höhenmeter zu erklimmen; anschließend führte der Weg über Höhen mit Aussicht, Wiesen und dann Wälder bequem nach Kipfenberg. Ein Teil des Weges folgte dem Altmühl-Panorama-Wanderweg.



Stellte fest, dass es auch an Deutschen Radfernwegen Fahrrad-Selbsthilfestationen gibt, fügte dem eigentlichen Track einen Zusatzschlenker durch Kurpark und kleinem Innenstädtchen des Marktes Kipfenberg zu, sparte mir allerdings den Weg zu in Privatbesitz befindlichen Burg über Kipfenberg, gönnte mir aber ein - sehr gutes - Eis.



Das Wetter hielt sich nicht komplett an seine Vorhersage, der Himmel verdusterte sich und es zogen Regenfelder durch. Eins davon so heftig, dass ich in einem - zum Glück nicht verschlossenen - Jägerhochsitz Schutz suchen und es dort aussitzen musste. Regenschutz hatte ich keinen eingesteckt.



Zweimal wird die Autobahn unter- bzw. überquert, zweimal auch die Altmühl. Es hätte Bademöglichkeit gegeben, ich hatte die Utensilien dafür dabei … aber keine Lust, wirklich einzutauchen. Beließ es bei mehrfachem Fuß- bzw. Beinbad in Schwarzach und Karstquelle, die - eiskalt noch - in Kinding unter einem Felsen entspringt. 

Eine Zecke - es bleibt hoffentlich die einzige und zumindest habe ich bisher beim Absuchen keine weitere gefunden - die auch diesmal meine Beine geentert hatte, konnte ich ausnahmsweise noch vor dem Festbeißen erwischen und entfernen.

Der Heimweg dauerte dann ab Bahnhof Kinding in mehr als großzügig geüberfülltem Regionalzug, in dem sogar die Stehplätze knapp wurden (wobei ich das Glück hatte, dass neben mir ein junger Mann mit Sitzplatz in Ingolstadt ausstieg, so dass ich diesen Platz bis München sitzend einnehmen konnte) mit ca. 2,5h deutlich länger als der Hinweg im Auto. Insofern freute ich mich, dass ich ein - wenn auch nicht wirklich als toll befundenes - Hörbuch einstecken hatte.


♨️




20 Mai 2025

Rückweg, Wellness, Urlaubsende und ein Resümee II

Im gleich betitelten Blogbeitrag von 2022 folgerte ich damals aus den vielen gefahrenen Kilometern für mich:  frühestens in Rentenzeiten - sollte bei mir dann noch das Bedürfnis danach vorhanden sein - werde ich derartige Strecken nochmal im Wohnmobil zurücklegen. Mit deutlich mehr Zeit. “.

Nun hatte ich mir diesmal - immer noch nicht im Rentenalter - mit vier Wochen (minus einen Tag) unterwegs eine Woche mehr gegönnt als vor drei Jahren und dabei mit gefahrenen knapp 4.500 Kilometern ca.  bis zu 1000km weniger zurückgelegt als 2022. War auch etwas entspannter bezüglich der Fahrerei aber immer noch finde ich es tendenziell zu viel.

Der Rückweg: aus den französischen Cevennen startete ich durch an den Genfer See, wo ich im französischen  Anthy-sur-Léman den identischen Platz wie auf dem Hinweg wählte. Die Idee, einen anderen Schweizer See als Zwischenstation anzusteuern, scheiterte einmal wieder an den Kritiken von dortigen Stellplatznutzern, es wäre ohne Datenzugriff übers Handy keine Stellplatzbuchung möglich, da nur via App vor Ort zahlbar aber weit und breit kein WLAN verfügbar. Die machen es einem nicht leicht, die Schweizer … 

Ein bekannter Platz hat auch - insbesondere nach einer dann achtstündigen und mühsamen Fahrt (der längste der Fahrtage überhaupt und irre anstrengend gewesen) - den Vorteil, sich nicht neu umsehen zu müssen sondern einfach bekannte Handlungen und Wege - incl. erfrischendem Morgenbad im See - nochmal ausführen zu können.

Am Samstag dann ein “Hüpfer” (mit offline geladenen Karten und ohne Internet - was funktioniert aber Tücken haben kann) längs durch die Schweiz nach Rottweil, der ältesten Stadt in Baden-Württemberg. Nettes Nest, fand ich - aber so richtig doll inspirierend auch wieder nicht.

Einige ganz nette Impressionen mitgenommen, Eis gegessen und zur Übernachtung weitergefahren zum nahe gelegenen Stellplatz.

Außerdem - für Catrina (s. Kommentar) nachgeliefert - doch etwas, das mich in Rottweil zumindest inspirierend erheitert hat (und mal abgesehen davon, dass ich spontan auch nach Jahrzehnten noch wusste, was dieser Palästinenser sagte … - es bleiben die ulkigsten Dinge aus Jahrzehnten der Kindheitsprägung hängen - … ), fand ich diese “Kirchenwerbungsidee” richtig witzig und habe laut lachen müssen: 


Von dort aus am Folgetag einen ca. 25 Kilometer langen “Wander-Spaziergang” selbst zusammenimprovisiert. Auch hier gab’s Wasser in Neckar und in einer Klamm (aber nicht viel, an einem Sonntag nicht einsam und mir insgesamt nicht klar/sauber genug, um Badelust zu  bekommen).


Insgesamt war es eine schöne Wanderung mit viel Natur, passendem Wetter und der Feststellung: heiles Schuhwerk wird überbewertet: 


Frau kann auch zwanzig Kilometer mit nicht mehr möglicher Bandführung weil Schlaufe abgerissen .. wandern, indem das Lederband einfach untergeklemmt wird. Ab und zu nachjustieren und schon klappt’s trotzdem.
 

Wieso eigentlich sammele ich bei Wanderungen in Deutschland fast jedesmal Zecken auf? Bei dieser war es ein halbes Dutzend, das ich wieder mal erst am Folgetag entdeckt und mit der Pinzette aus Kniekehlen und hinteren Oberschenkeln gepokelt habe. In Frankreich und Spanien war ich viel häufiger wandern aber nicht eine Zecke hat’s an meine Körperteile gelockt bzw. verschlagen.

Bei diesem Urlaub hatte ich weniger “berührende persönliche Begegnungen” als ich sie von manchen anderen - gerade den längeren - SoloTouren kannte. Ist eben jedesmal auch etwas anders. Klar gab es die eine oder andere mehr oder weniger kleine bis mittlere nebenbei-Unterhaltung. Mit Reisenden, Mitarbeitern vor Ort, flüchtig Begegnenden. Allerdings … am vorletzten Tag dort auf dem Stellplatz nahe Rottweil .. da kam es zum letztlich etwas intensiveren Austausch  mit zwei anderen Wohnmobilisten. Nicht extrem intensiv aber spontan herzlich, persönlich, erheiternd und ernsthaft gleichermaßen … so kam ich dort mehrere Stunden später als geplant los (was sich aber durchaus gelohnt hat) und später in Bad Wörishofen an. Wo ich am Folgetag die dortigen Thermenlandschaft besuchte. Hier und da finde ich gepflegte Traditionen prima und die, längere Touren mit einem Thermenbesuch zu beginnen und auch zu beenden, besonders entspannend und erhaltenswert.

Hab’ ich wieder sowas wie ein Resümee?

  • Spanien finde ich für Wohnmobiltouren irgendwie doch zu weit und bei Bedürfnis nach Aufenthalten dort ist Fliegen angebrachter, schneller, bequemer, billiger …  - wie ich das in einigen Monaten sehe, dafür kann ich nicht garantieren …
  • Frankreich hatte dieses Mal die für mich schöneren Plätze mit den naturnäheren und doch auch … infrastrukturell mich ansprechenderen Umgebungen als Spanien. Kann natürlich einfach den zufälligen Auswahlen geschuldet gewesen sein aber so stellte ich in Frankreich z. B. fest, dass auch in abgelegenen Gegenden viele Informationen zu vielen auch durchaus interessanten Veranstatlungen - kulturellen, sportlichen, lehrreichen, unterhaltsamen  -  im Umfeld gut zu finden sind, prima kommuniziert und damit auch nicht-Einheimischen zugänglich gemacht werden. Während ich in Spanien doch oft recht vergeblich nach Ähnlichem Ausschau gehalten habe. 



  • In diesem Jahr habe ich die “Insekten-Diskrepanz” zwischen den Ländern nicht annähernd so deutlich wahrgenommen wie vor drei Jahren. Es waren noch etwas mehr in Spanien und Frankreich als in Deutschland (Zecken sind Spinnentiere und keine Insekten - bei denen verhält es sich offensichtlich umgekehrt ;) Möglicherweise liegt’s ja doch eher an der Temperatur und am Wetter. Es war in diesem Jahr in Spanien wesentlich kühler als im üblichen Durchschnitt und auch kühler als in Deutschland  - nachts herrschten außen durchgängig nur einstellige Temperaturen - und es hat auch viel mehr geregnet (die dortige Natur kann es nach mehreren viel zu trockenen Jahren mehr als gut gebrauchen). Auch um einiges mehr als z. B. in Deutschland. Die Bevölkerungsdichte ist um ein mehrfaches niedriger als in Deutschland. Da haben Insekten natürlich bessere Karten.
  • Wetter ist nicht alles und so lange ich nicht im Dauerregen oder Schlamm hocke, beeinflusst es mich nicht allzu stark; ich kann trotzdem genießen ohne vergleichen zu müssen.
  • Es war ein Urlaub, der auch stark “nach innen gerichtet” war und stimmungsmäßig sehr ausgeglichen. Bis auf wenige - meist den zu vielen Fahrkilometer geschuldeten - Stimmungstiefs ließen sich auch den etwas bekloppteren Ereignissen innerlich heitere bis alberne Seiten abgewinnen.
  • Es war bei mir schlicht keine Lauf- bzw. Jogginglust vorhanden. Es wäre möglich gewesen und ich hatte alle Klamotten dabei. Taugliche Wege, passendes Wetter … alles vorhanden. Aber auch die Gefühlslage: “Nö! Ist mir nicht nach. Spazieren, Wandern - auch mal zügig, bisschen radeln … alles JA. Aber kein Joggen. Passt einfach nicht.” Ich habe nur getan, was mein Bauchgefühl mir riet. Das Joggen also komplett sein lassen.
  • Tägliche Körperbewusstseinsübungen sind nützlich - sehr sogar.

Und wenn dann zu Hause so eine Begrüßung wartet, dann hat sich das Wegfahren alleine für’s Wiederkommen schon gelohnt 😁





🏠





15 Mai 2025

La Salendrinque in den Cevennen und ein Kefir auf Reisen.

Der Campingplatz in den französischen Cevennen  “La Salendrinque, den ich mir für den nächsten Halt ausgesucht habe, ist nur mühsam über lange Anfahrt über Landsträßchen, durch Städtchen und Dörfchen - in denen die Geschwindigkeit auf 30km/h für die ganze Durchfahrt gedrosselt wurde und Holperschwellen der heftigsten Art im Grunde Schrittgeschwindigkeit erzwingen, zu erreichen. Es zieht sich .. fünf Stunden Tagesfahrzeit sind für mich mühsam, anstrengend und auch im Prinzip mein Tagesmaximum. Doch es hat sich gelohnt!  

Da im Moment nur Gäste aus drei Mobilen (mich eingeschlossen), einem Zelt und zwei belegten Bungalows anwesend sind, habe ich freie Platzwahl und entscheide mich natürlich für einen Stellplatz am Fluß “La Salindrenque”. 


Erste Tat: Badeanzug anziehen und rein ins Wasser! (Bei den Fotos im Wasser muss ich mit dem Handy vorsichtig sein - es ist meist rutschiger, unebener Untergrund und ein abgesoffenes Handy wäre ziemlich blöd ;) Und *schwupp* - vergessen ist die Anstrengung der Fahrt! Weil ich nur für zwei Übernachtungen hier bleiben werde und mir die Sitzhaltung auf Stühlen und Sesseln ohnehin nicht bekommt, packe ich nur einen Hocker und den Doppeltritt aus. Letzterer zum ersten Mal dabei aber sicher nicht zum letzten. Ein Universalhilfsmittel für alles: sitzen, meditieren, als Tisch, Stuhl, Gymnastikübungsutensil, um an hohe Stellen des Mobils zu gelangen … unersetzlich fast.

Sessel - obwohl ein wirklich hochwertiger und bequemer und mit einem Griff aufgeklappt - und Tisch - ebenfalls einfach zu händeln und zu stecken - bleiben zusammengeklappt in ihren Hüllen im Mobil.

Überhaupt schleppe ich viel Zeugs  mit, das ich so gut wie nie oder gar nicht nutze. Auch und gerade bei den Klamotten. Locker 80% nutze ich nicht. Zwei lange Schlabberhosen im Wechsel und zwei kurze oberschenkellange. Zwei langärmlige und zwei kurzärmlige Shirts und je zwei Teile von Unterwäsche und Strümpfen. Sind Teile schmutzig oder müffeln, wird mit der Hand durchgewaschen. Wer will schon Berge mit Schmutzwäsche im Mobil rumliegen haben? Zumal es dann auch immer die Lieblingssachen sind, die ich wieder anziehen möchte weil praktisch und bequem.

Überhaupt bin ich - obwohl Mobil und Umfeld viele auch luxoriöse Varianten bieten würden - eher spartanisch unterwegs. Habe kein Bedürfnis nach Luxus, Ausgehen etc. Im Gegenteil wäre ich manchmal gerne noch naturorientierter unterwegs. Bin Städte schnell leid und war in all den vier Wochen nur einmal im Restaurant essen. Und das auch nur deshalb, weil ein Gewitter-Regenguss mich bei der Radtour am Mittag überraschte und es sich anbot, die Regenphase beim Mittagessen auszusitzen. War auch schön. Einmal habe ich mir ein frisches Thunfissteak gekauft und im Mobil mit Zwiebel, Paprika und Tomaten gebraten.

Mein Kaloriengrundbedarf ist nicht hoch. Die paar Wanderungen und kleinen Radtouren, Besichtigungen und Gymmnastikeinheiten schrauben ihn auch nicht wirklich in die Höhe. Es wäre mir lieb, die im letzten Jahr aufgepackten Kilos wieder loszuwerden … zähle aber nicht mit, beschränke mich auch nicht bewusst und lasse es auf mich zukommen. 

Es ist für mich bei dieser Tour schlicht der größere Genuss, mich selber in aller Ruhe meinen Selbstversorgergelüsten hinzugeben. Und wenn ich “in Ruhe” schreibe, dann meine ich das so: 



So fahre ich - wie auch schon bei meiner letzten Spanien-Mobiltour - wieder eine Portion meines kaukasischen Kefirs spazieren. Alle drei, vier Tage wird er gefüttert, so dass ich dann jeweils ca. 1/2l davon für die nächsten Tage verwenden kann. Es ist schlicht umständlich. Angewiesen darauf, die Behälter wieder zu reinigen in mehreren Schichten - zu Hause werden zwei Garnituren verwendet aber hier muss immer eine direkt wieder vor dem nächsten Ansatz gereinigt werden - ist es relativ aufwändig und .. ich liebe und genieße es! 

Zumal der Kefir das offensichtlich ebenfalls tut. Er ist so cremig und voller Kohlesäurebläschen wie nie zu Hause. In der Tat liebt Kefir es, sich unter Geschunkel zu entwickeln; das hatte ich schon früher gelesen: im Kaukasus werden Lederbehälter mit dem Getränk an die Sättel von Lasttieren (Esel, Pferde oder Trampeltiere) gebunden, damit es sich durch das Schaukeln gut entwickelt. Also wird mein Kefir zu Hause auch hier und da mal durchgeschüttelt per Hand. Kein Vergleich zum Dauergeschunkel, das auch die Mobilfahrt erzeugt. So cremig wird er zu Hause NIE! Und an der Milch kann’s nicht liegen - am Anfang hatte ich noch die von zu Hause mitgenommene verwendet.


Auch die übrige Verpflegung ist eher praktische als landestypische Sterneküche. Einiges - viel - habe ich dabei und bin entschlossen, die Sachen diesmal wirklich aufzubrauchen. Was gelingt - ich habe ziemlich wegreduziert. Ergänzt durch viel Gemüse und Obst, hier und da Brot, Käse, Milch, Joghurt. Und natürlich Marmelade! Ich habe so viele leckere BioMarmeladen (Erdbeer mit ganzen Früchten, Bitterorange …) entdeckt … und erst immer hinterher festgestellt, dass ich davon keine mehr werde besorgen können … 

Zum Frühstück wird entweder Baguette mit Käse bzw. Marmelade gegessen - immer auch Gemüse. An der Hälfte der Tage weiche ich über Nacht Haferflocken und mitgenommen Vollkornmehle (einfach alles, was zu Hause noch als Reste der selbstgemahlenen da war, in einem Pott gemixt damit es nicht so alt wird während ich weg bin) in roten DirektSäften ein (ebenfalls mitgenommen: Aroniabeere und Granatapfel). Zusammen dann am Morgen mit einem guten Schuss Kefir, etwas Kakao, Hagebuttenpulver, manchmal ein Löffelchen Marmelade und ein paar Nüssen ein absoluter Genuss ohne allzu viel Abwechslung, auf den ich mich zum Kaffee jeden Morgen neu freue. Mehr irgendwie als hätte ich Buffets in Hotels .. klingt komisch? Ist aber so …

Es darf auch mal ein WochenMarkt sein … aber ansonsten genieße ich den Einkauf in den großen Märkten und auch den aus Deutschland stammenden Discountern. Weil es immer neues auch hier zu entdecken gibt (ganz abgesehen davon, dass die kleineren Frucht- und Gemüsegschäfte in den Orten nicht annähernd so attraktive Frischware haben). Die Paprika und Tomaten (immer ein Muss!) sind fleischiger, saftiger, süßer, dünnhäutiger  und überhaupt geschmackiger als die in Deutschland, selbst wenn sie auf den ersten Blick ähnlich aussehen (vermutlich lassen diese Sorten sich nicht so weit transportieren ohne dabei zu verderben).

Bei LIDL habe ich zuckerfreie Kekse mit dunklen Kakaonibs entdeckt und erst festgestellt, wie total lecker die schmecken, als ich Spanien schon verlassen hatte ;-(  Sonst hätte ich davon mehr gekauft (oder gibt’s die bei uns auch und ich habe sie nur nie entdeckt? Man geht in bekannter Umgebung ja doch mit Tunnelblick durch die Regale ..). Salzreduzierte Cracker, 95%ige Schokolade … Wein lässt mich diesmal eher kalt. Trinke ich ja überhaupt fast nicht mehr. Die auf dem Hinweg in Frankreich gekaufte Weinflasche habe ich in mehreren Etappen genüsslich getrunken. Danach aber nie mehr Bedürfnis nach Mehr gehabt.

Soll mitteilen: ich genieße alles rund um mein Essen hier total! Und brauche dafür in keiner Weise Gourmettempel oder auch nur Imbisse. Bisschen mehr Eis hätte sein dürfen. In Gegenden ohne Touristen (aus dem Norden) gibt’s aber nahezu keine Eisdielen. Man kann dieselben verpackten Sorten wie in Deutschland kaufen (und das reizt mich nicht) und das war’s. Vermutlich gut für die Kalorienbilanz ;)

War dieser Sonderausflug in puncto Ernährung zu ausführlich? Für mein Gefühl nicht denn - trotz Einfachheit - ist der Genuss des Essens und Trinkens (hier gibt’s täglich eine Kanne Tee mit wechselnden Sorten und oft selbst gesammelten Kräutern - die auch beim Essen zugegeben werden - als Beigabe) ein wichtiger Urlaubsfaktor auch bei mir. Alleine und selbstbestimmt unterwegs nehme ich das Reinspüren in die kleinen Wünsche, Bedürfnisse und Genüsse sogar besonders gut wahr. Es kommen durchaus andere Körperantworten als in Gruppen oder Überflussumgebungen.

Zurück zum “aktiven Leben”: wollte ich heute eigentlich nicht viel machen sondern nur gymnastiken, paar Klamotten waschen, Kefir … s.o. … und höchstens ein kleines Ründchen spazieren. Das Ründchen wurde dann doch etwas länger und dauerte ca. fünf Stunden ;-) Und wieder einmal ein Loblied auf meine App “TopoMaps”, die mir die Möglichkeit bietet, Wege überhaupt zu sehen, zu finden, mich nicht zu verirren und nicht auf - die ohnehin selten bis fast nie vorhandenen - Wegweiser angewiesen zu sein.

Der Weg heute entpuppte sich als einer, der in Schönheit so manchen mit Schildern zugepflasterten Weg weit überbietet! 


Blüten- und Kräutermeere, Insekten, Wasser und vor allem: weitgehende Einsamkeit. Bisschen mulmig wird mir schon, wenn hinter nicht sonderlich vertrauenswürdigen Zäunen große Hunde bei meinem Anblick in Hysterie verfallen oder mir einer sogar auf dem Wanderweg weitab eines Hauses entgegenkommt. Diese Hündin allerdings sehr friedlich und - wie es schien - nach etwas suchend unterwegs .. sie wirkte nicht glücklich, hatte ein Gesäuge, das zeigte: sie hatte vor kurzem einen Wurf und Kleine gesäugt. Ob sie ihr weggenommen wurden? Einen fragenden Blick warf sie mir zu, dann lief sie wieder schnüffelnd und suchend alle Wege mehrmals ab. Rauf, runter, vor und wieder zurück … 

Dann - schon fast zurück am Campingplatz die “Eingebung”: “Da an diesem Weg müsste doch der Fluss verlaufen und sichtbar sein … mal um die Ecke in das Sträßchen reigehen … und ungelogen: den bisher tollsten Badespot überhaupt gefunden! 


Mit Stein- und Sand”strand” kombiniert am Rand und einer Felswand am anderen.


Mäandernder Flusslauf mit Schwellen, seitlichen Fall-Zuflüssen, unterschiedlichen Geschwindigkeiten


Einer sehr tiefen Gumpe - groß und tief genug, um gemütlich schwimmend darin Kreise zu ziehen (mich bei den wegstiebenden kleinen aber auch großen Fischen - Forellen? - entschuldigend. Ich störe ja auch nicht lange ;)


Schon dafür hat sich der Tag gelohnt! Unerwartet und unverhofft einer der besonders zauberhaften.

Morgen geht’s schon wieder weiter nach Norden … Drei Übernachtungen werden es wohl noch werden. Aber ohne Campingplatz, ohne WLAN und daher wohl auch ohne weiteren Blogbericht von unterwegs. Den gibt’s dann vermutlich - mit einer kleinen Nachbetrachtung - wieder von zu Hause.  Auf zu Hause freue ich mich auch schon - ohne Eiligkeitsdruck. Auf den besten Mann natürlich, die besten Miezen, den hoffentlich überlebt habenden Sauerteig - gut gefüttert im kühlsten Teil des Kühlschranks geparkt und noch nie so lange ohne Einsatz gewesen … Eigentlich auf alles und auch darauf, dann eine Weile vom hier Mitgenommenen hoffentlich zehren zu können.


🌸 🐠 🥛 🌊 🌺





14 Mai 2025

Huesca in der Vorpyrenäenebe, Ripoll und Olot in den Vorpyrenäen

Weil der Rückweg einigermaßen gemütlich vonstatten gehen soll (hier befällt mich immer die Gefahr, in einen Tunnelblick zu verfallen und nur noch die vielen zu fahrenden Kilometer leicht schaudernd im Fokus zu haben anstatt die aktuellen Dinge um mich herum …), steuere ich frühzeitig auf die Spanisch-Französische Grenze zu.


Nächste Station ist wieder eine Provinzhauptstadt: Huescadie mit einer shoppingtauglichen Innenstadt (mir fehlen noch ein paar Mitbringsel - Shopping ist ja eigentlich nicht so meins …), einer Kathedrale und einem Kloster mit “Claustro” (Kreuzgang) aufwartet.


Hier sind die Sarkophage diverser aragonischer Herrscher zu sehen, wieder viele romanische Eindrücke und ich muss feststellen: wenn eine im Originaltempo spanisch (oder einen leichten Dialekt?) sprechende Reiseleiterin ihrer ebenfalls spanischsprachigen Gruppe einen Vortrag hält, dabei scherzt und Fragen beantwortet  … verstehe ich nicht mehr wirklich viel … hier und da mal ein Bröckchen aber keine Zusammenhänge. Mein Hirn wird schlicht abgehängt und ich zweifele daran, dieses Niveau jemals zu erreichen.



Der Stellplatz in Huesca wieder nah am Fußballstadion (wäre ich Groundhopperin, hätte ich ordentlich sammeln können in diesen Wochen ;), es lässt sich ein netter Spaziergang zu einer Kapelle auf einer Anhöhe als Abendbeweg-Einheit absolvieren … aber insgesamt stelle ich immer wieder fest: diese  Stadtstellplätze - wenn auch kostenlos, praktisch und von den Städten sehr freundlich gedacht, gemeint und gemacht - ohne Möglichkeit, auch nur eine Yogamatte rauszulegen, ohne Gemütlichkeit und auch ohne sanitäre Einrichtungen … die sind nicht so meins. 

Während auf Campingplätzen meistens Wasser rauscht und Vöglein zwitschern .. knattern in Städten die Motoren, lärmen Menschen und Autos, ist die Umgebung staubig und für mein Empfinden ungemütlich. Ich schlafe dort deutlich schlechter, fühle mich unerholter und - besonders blöd - vernachlässige meine vorher intensiven Dehn-, Atem- und Sporteinheiten sträflich. Was meine Orthopädie in Kombination mit den recht hohen Fahrleistungen mit wieder zunehmender Steifigkeit und Morgenhumpelei abstraft. 

Es war bei mir schon immer so - ja, sogar schon in jungen Jahren - dass Trainings- und andere härtere Belastungen schnell zu Verkürzungen, notwendigen Ausgleichsübungen etc. führten. Ich bezeichne mich spätestens seit den intensiveren Laufjahren als eine Art Wollpullover, der schon bei lauwarmer Wäsche - in meinem Fall bei ein bisschen Muskelarbeit - zusammenschrumpft und bretthart wird. 

Das Alter macht’s nicht besser … reichten früher noch … sagen wir: drei halb- bis einstündige Dehneinheiten pro Woche, wurden die Baustellen immer reichlicher: Rücken sowieso mit den vielen Wirbelsäulenschäden, Füße auch seit Ewigkeiten, Waden, Hüfte, Schulter, diverse Fingerprobleme … bald reicht ein halber Tag nicht mehr aus, alles per Dehnen, Triggerpunktbehandlungen, Ausrollen …  auch nur annähernd geschmeidig und leistungsbereit zu halten *seufz* … womit ich sagen wollte: ein paar Tage nix getan und schon humpelt’s wieder ein bisschen und spannt hier und kneift dort auch ohne jegliche sportliche Belastung  … nützt ja  nix … immerhin noch keinen Krampf gehabt und die Ferse ist weiterhin brav und still. Um auch die positiven Dinge zu erwähnen ;)

Nach der Nacht in Huesca plante ich einen nächsten Halt im Vorpyrenäenstädtchen Ripoll mit - ja klar ;-) - romanischem Kloster und Kreuzgang. Und zwar den bedeutendsten solchen dieser Gegend. Kommt schon … einer geht noch:


Auch die Kathedrale samt Katakomben ist wirklich sehenswert 



Fast wäre mir all das entgangen … denn .. bevor ich mir diese Kulturstätten geben konnte, musste ich das Mobil parken, was auf dem in Ripoll vorhanden sein sollenden Wohnmobilstellplatz relativ am Anfang dieses engen, an Vorgebirgshängen zwischen Felsen und Fluss eingequetschten Städtchens geschehen sollte. GoogleMaps leitete mich auch brav zu diesem Platz, ich bog um die Ecke … und stand völlig ohne Vorwarnung einem Volksfest gegenüber, das auf eben jenem Platz stattfan, der auch noch zusätzlich den größten Parkplatz dieser viel zu engen Stadt darstellen würde … wenn … ja wenn nicht gerade zufällig Volksfest wäre. 

Vor, neben und plötzlich auch hinter mir an- und abfahrende Zugmaschinen, Zuckerwattewagen, Schaustellergefährte jedweder Art, die munter hin und herrangiert werden, da das Volksfest an diesem Abend starten soll. Ich fühle mich in alte Zeiten versetzt … aber das wäre ein anderes Thema … sehe zu, mit heilem Mobil wieder aus der Falle rauszumanövrieren (NEIN, ich gehöre NICHT mehr dazu ;-).

Es ist schlecht bestellt, um ausreichend Parkplatz in Ripoll und ich sehe den bedeutendsten der Claustros Romanicos schon dahinschwinden weil ich keine Haltemöglichkeit finde … da erspähen meine Augen doch noch einen relativ knappen Parkplatz .. ich traue mich, das Rücklicht bleibt heil und die nächste Kultureinheit ist die meinige …

Als ich aber zum Mobil zurückgehe, stelle ich fest: hier werde ich nicht übernachten können. Nicht nur, dass ich dort ziemlich unpassend stehe .. es strömen auch die Jugendlichen zum Volksfestplatz und von diesem dringt der typische Kirmeslärm laut plärrend durch die Straßen an den Felswänden. 

So fahre ich weiter. Bei einem heftigen Gewitterguss über abenteuerliche Serpentinenstraßen mit teilweise gigantischen Aussichten - Fotostop geht nirgends weil engst und ohne jede Haltebucht - ins ca. eine Fahrstunde entfernt gelegene Olot. Kultur ist hier für mich nicht geplant. Die Wandersfrau Christine Thürmer kam hier vor kurzer Zeit durch und hat die wichtigsten Dinge in ihrem Facebook-Account gepostet. Das soll mir für diesmal reichen 😜.

Es wird schon Abend als ich ankomme. Der dortige Stellplatz wieder ohne jegliche Infrastruktur soll ganz am anderen Ende des Einkaufs- und Gewerbegebietes liegen, in dem ich an meinem letzten Tag in Spanien morgens noch tanken und einkaufen will. Dieselpreise von unter 1,30 Euro/Liter werde ich wohl danach lange nicht mehr zu sehen bekommen. Würde ich zum offiziellen Stellplatz fahren, müsste ich die Strecke am kommenden Morgen zweifach wiederholen. Das gedenke ich mir zu sparen und steuere die Discounter- und Gewerbegebietgegend an, wo es mich … ja, ich bin halt eine treue Seele … zum dortigen LIDL zieht (ALDI hät’s auch gegeben, aber der LILD-Parkplatz ist gegenüber eines Krankenhauses, eingezäunt und nicht direkt an der Straße. Verbotsschilder gibt’s keine … und so traue ich mich ..



Als ich abends in mein Alkoven-Hochbett klettere, stelle ich fest, dass mir der gelbe LILD-Mond in voller Pracht direkt durchs Fenster ins Bett scheint. Das muss dann auch nicht sein, ich schließe die zum Glück sehr lichtdichten Rollos und schlafe … na, zumindest halbwegs gut .. in dieser Nacht.

Morgens wird eingekauft, getankt und dann geht’s wieder über die Grenze nach Frankreich. Fünf Fahrstunden zu einem Campingplatz in den Cevennen. Standplatz direkt am Fluss und ein Bad darin durfte auch schon sein. Yogamatte, Bänder, Rollen etc. wieder ausgepackt.  Aber davon mehr im nächsten Blogbeitrag.


Hasta la próxima, mi querida España!


🇪🇸 





13 Mai 2025

Soria am Duero - eine kühle Schönheit fernab der üblichen Tourismusrouten

Der Übernachtungsstop in Soria (die Betonung liegt auf der ersten Silbe), Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Osten von Kastilien und Leon am Fluss Duero gelegen, entsprang mehr einem Zufall bzw. einer Kombination mehrerer Überlegungen wie: gewünschte Rückfahrtrichtung (nach der WetterApp rausgesucht - nicht, dass Wetter alles ist … aber irgendwann darf’s auch mal wieder sonniger werden), geplante Tageskilometer und danach stattfindender Suche nach möglichen Stellplätzen. Ich landete in Soria - über das ich erst bei der Suche erfuhr, dass es sich um die zweitkleinste spanische Provinzhauptstadt handelt. Auf einer Hochebene gelegen und im Winter empfindlich kalt.

Wie sich schnell herausstellte: nicht nur im Winter. Während der Fahrt sackten die Temperaturen in der Mittagszeit in den einstelligen Bereich, für die Nacht war dort ein Temperatursturz auf bis zu 3°C angekündigt. Immerhin PLUS 🤪

Der Stellplatz - der sich offiziell gar nicht so nennen darf weil er dann eine Abwasserentsorgung bieten müsste - in fußläufiger Stadtnähe direkt am Duero und damit am Rand eines wirklich kilometerlangen, herrlich ausgestatteten Erholungsstreifens mit ich glaube hunderten Tisch-Bank-Kombinationen auf Rasenflächen unter Bäumen. Skulpturwege, Naturwege, alle paar hundert Meter ein Trinkwasserspender und die Aussicht auf eine interessante Landschaft mit darin sichtbaren Baudenkmälern. 

Das Mobil abgestellt - einzige Deutsche unter dann später ca. einem Dutzend spanischen und einem portugiesischen Mobil (unter Spaniern gilt es als attraktives Urlaubsziel; im Ausland ist es nahezu unbekannt)  - kurz orientiert und über GoogleMaps festgestellt: hier wimmelt es nur so von romanischen Kirchen und Denkmälern … die aber alle in wenigen Stunden schließen. Schnell alles zusammengeschmissen, Klamotten gepackt und zu Fuß los zur Kirche, die als erste schließen würde.



Nur soviel: Kreuzgänge sind für mich eigentlich immer inspirierende Orte und hier fand ich schon gleich einen sehr schönen vor. 

Einzelheiten festzuhalten oder aufzuzählen erspare ich mir und den Bloglesern. Erstens habe ich auch dort eher einen oberflächlichen Schnelldurchlauf hingelegt - zwar hier und da die angebrachten Erklärungen (immer und überall ausschließlich auf Spanisch) durchgelesen (mehr so als Sprachtraining und weniger weil ich mir einbildete, mir irgendwas davon auch merken zu können ;). Zweitens würde es zäh und Liebhaber der Romanik … können einfach selber googlen - oder gleich hinfahren 🤗

Deshalb erlaube ich mir auch, in der zusammegestellten Bildcollage die Schnippsel aller besuchten dortigen Städten zusammenzuwerfen und nichts davon zu benennen oder zu entwirren.



Den schönsten bzw. historisch bedeutendsten Kreuzgang - er ist inzwischen Teil eines Museums und gehört zu keinem noch aktiven Kloster oder Kirchenkomplex - aber doch nochmal gesondert gezeigt:


Soria gilt auch als “Stadt der Dichter und Denker”. Mehrere von Bedeutung haben dort gelebt und gewirkt. Man kommt auch nicht an ihnen vorbei: Skulturen, Inschriften, Wegmarken … überall Sprüche und Gedichte .. ein gutes Training ;-)




Weil aber zu viel der Kultur bei mir recht schnell zu Ermüdungserscheinungen führt und das Bedürfnis nach ausgleichender Bewegung weckt, machte ich mich auf zu einer kleinen knapp neun Kilometer langen  Wanderung (mit knapp 300 Höhenmetern) auf die St. Ana Höhe, vorbei auch an der herrlich gelegenen Eremitage San Saturio und Ausblick weit über die karge aber faszinierende Sierra St. Ana.



Der Wanderweg - für Spanien geradezu wundersam - sogar ausgeschildert und markiert ;-) Außer zwei Mountainbikern begegnet mir an diesem Nachmittag allerdings niemand auf dem Wanderweg voller Blüten, Sträucher und Kräuter. Außerdem flitzen überall Eidechsen - auch große grüne mit Glitzer. Aber die sind schlicht zu schnell für mein Foto oder ich zu laut durch die Gegend stapfend. 


Am Folgetag - geweckt von den zwitschernden Vogelstimmen am Fluss - wandere ich ca. 15 Fußminuten ins Stadtzentrum, sehe auch hier noch einige romanische Schlaglichter, lerne ein bisschen was über die Legenden der Stadt - wie so oft ist auch eine recht seltsame Liebesgeschichte mit jungem Mädchen und von nicht allzu langer Dauer weil tödlich endend - darunter. Wie in so ziemlich jeder etwas größeren spanischen Stadt gibt’s auch hier eine Stierkampfarena.




Bisschen shoppen noch, kleines Ruhepäuschen im Mobil und dann geht’s auch schon wieder weiter zur nächsten Station. Bzw. bin ich da schon längst angekommen und hinke mit dem Tagebuch etwas hinterher … Richtung Norden und damit langsam Richtung Heimat wieder .. aber ein paar Tage bleiben noch für die zu fahrenden … knapp 1.500 Kilometer.


🏛️






11 Mai 2025

Symphoniekonzert und Oboe als Lockmittel nach Valladolid

Ramón Ortega Quero, ein spanischer Oboist und vielfacher Preisträger war es, der mich dazu brachte, meine seit Monaten grob vorgeplante Reiseroute durch Spanien komplett über den Haufen zu werfen.

Zufällig bekam ich vor meiner Abreise mit, dass er am 4. Mai im Münchner Prinzregententheater auftreten würde. Und ich dachte: “Mist! Da bin ich ja in Spanien. Sonst wäre ich hingegangen!”

Denn: ich - weitgehende Musikbanausin aber auf einige Instrumente körperlich reagierend - hatte ihn schon vor Jahren in München spielen hören und dabei festgestellt, dass seine Art, die Oboe zu spielen, für mich ein körperlich fühlbares “frohes Hüpfen” im Bauch auslöst. Wie ein inneres Lachen. Total tolles Gefühl. Und das funktioniert nur bei Live-Konzerten;  nicht aus der Musikkonserve. Oboe und Fagott höre ich überhaupt recht gerne aber nicht jeder Spieler löst bei mir diese positiven Körpergefühle aus. Dazu muss jemand besonders spielen.

Um nachzusehen, wann er denn vielleicht wieder in meiner Nähe spielen würde, suchte ich die Homepage auf und erstarrte: gleich zwei Konzerte in Spanien während meines dortigen Aufenthalts. In Valladolid also. Ich gleich mal nachgeguckt, wo das überhaupt liegt (Geographiebanausin ja auch noch ;)

Obwohl ich so ziemlich ganz Spanien mit für mich interessanten Dötzel-Markierungen unterschiedlichster Rubriken übersät habe … fand sich um die Bezirkshauptstadt Valladolid herum weit und breit mindestens 200km im Umkreis nichts. In der ganzen weiten Umgebung hatte absolut nichts jemals mein Interesse geweckt und sofort war mir klar: da muss und will ich hin! Völlig weg von der ursprünglichen Routenidee. Scheißegal - sollen andere planen; ich bin da jetzt mal spontan! 

Eine Nacht drüber geschlafen hab’ ich dann doch noch. Aber am nächsten Tag gleich mal eine der Restkarten ergattert (In München geht’s preislich bei ca. 60 Euro los, im Centro Cultural Miguel Delibes in Valladolid kosteten die teuersten Plätze - ich habe einen davon ergattern können - gerade mal 30,- Euro) 

Beide Konzerte waren dann auch ausverkauft. Mit stehenden Ovationen  für den Oboisten, der dann auch noch ein Solo als Zugabe gab nach seinem Teil. Und trotzdem muss ich sagen:  noch mehr als der Teil mit und für Oboe riss mich dann unerwarteterweise  der zweite Teil des Konzerts mit. Und auch dafür gab’s für’s Sinfonieorchester von Kastilien und Leon unter der Leitung des unglaublich charismatischen Direktors Pierre Bleuse Ovationen vom Publikum. Mehr als verdiente! Beeindruckend war’s, mitreißend war’s! (und daher erwähne ich auch nur ganz am Rande, das ich - als auch geruchsempfindlicher Nasenmensch - das Pech hatte, neben einer Parfümwolke der für mich nasenfolterndsten Art zum Sitzen kam, die auch die Augen noch am nächsten Tag gerötet sein ließen und vor mir der größte, breiteste, raumfüllendste Koloss von einem Mann im Stuhl saß, wie es vermutlich keinen zweiten im ganzen Saal gab … ein bisschen geschmälert hat es die Freude am Genuss. Aber beides nur ein bisschen…).

Um das Blogtagebuch bzgl. der besuchten Stationen ohne Lücke zu lassen, ein kleiner Rückgriff noch: die Nacht und zwei halbe Tage  vor dem Konzert hatte ich im ca. 100 Kilometer von Valladolid entfernten  Aranda de Duero verbracht; eine Station auf dem Weg, von der ich mir erhoffte, eine ruhigere Nacht als im großstädtischen Valladolid zu verbringen. 


Nutzte die Zeit für eine Stadtbesichtigung, einen Spaziergang am Fluss Duero und - weil mein seit fast einem halben Jahr frisörloses Haar inzwischen doch arg verwildert aussaah - machte am Donnerstag einen Friseurtermin für Freitag Mittag aus (vorher gab’s keinen mehr), so dass ich nicht nur im kleinen Schwarzen (das - oh Schreck - seit letztem Jahr irgendwie enger geworden ist und ganz schön spannt…) sondern auch frisch frisiert am selbigen Abend im Konzertsaal erscheinen konnte.

Natürlich habe ich mir am Folgetag - dem Samstag - auch die Stadt Valladolid angesehen. Beide Nächte im Wohnmobil aber nicht auf dem innerstädtischen und in den Bewertungen durchgängig als sehr laut beschriebenen, Wohnmobilstellplatz verbracht, sondern etwas außerhalb auf den großzügigen Parkplatzflächen zwischen Konzertgelände, dem Fußballstadion von Real Valladolid und sehr weitläufigen und schönen Parks. Nirgendwo gab es dazu Verbotsschilder und obwohl ich in beiden Nächten doch ziemlich alleine auf weiter Parkplatzflur stand, war es ruhig und friedlich dort.

Irgendwann muss ich doch auch zum Erzählen über Valladolid selber kommen … vielleicht drücke ich mich ein bisschen … hatte mir mehr erwartet. Recht große Stadt, Unistadt, bekannt für Sprachschulen, Verwaltung, Ausbildung …. viele kulturelle Angebote, ein Fluss - der Rio Pisuerga -  mit Stadtstrand dran … ich freute mich darauf. Aber es lag nicht nur am kühl-regnerischen Wetter des Samstags (überhaupt ist es in Spanien dieses Jahr wesentlich regnerischer als z. B. in Deutschland. Und auch kälter) sondern an vielen anderen Eindrücken auch. Alle Kirchen z. B. waren abgeschlossen, das Buddhistische Zentrum auch. Viel Verkehr, viele Hochhäuser … Um’s kurz zu machen: es war vielleicht nicht mein Tag. Aber es hat mich echt nicht gerissen dort.



Aber nun: auch ein Urlaub besteht nicht durchgängig nur aus Highlights.  Zumal mir dort eine Idee - ich halte sie für gut - kam, die zu verwirklichen ich mir fest vorgenommen und auch schon ein bisschen angedacht habe: es wird irgendwann (ob noch in diesem Jahr, im nächsten oder noch viel später, das ist noch offen) eine von mir selbstorganisierte “Kultur-Städte-Rundreise” in mehrere kulturell interessante Städte Spaniens geben. In welche genau und zu welchen Veranstaltungen … das werde ich ausarbeiten. 

So ein bisschen ähnlich wie meine Teilnahme an der von “Reisen und Bildung” (superklasse!) 2022 organisierten Andalusien-Rundreise. Aber eben “selbstgebastelt” und mit anderen Schwerpunkten: z. B. Stadtbesichtigungsteilname, mindestens ein Konzert und/oder Theaterbesuch pro Stadt, eine Ausstellung o.ä., Festival … was sich bietet. Nicht im Wohnmobil (irgendwie finde ich Mobilurlaube nicht sonderlich stadt- und kulturgeeignet) sondern die Anreise per Flugzeug.

Dadurch, dass ich es für mich selber mache, kann ich ausserhalb der Ferienzeiten planen, kann günstige Flüge rauspicken (ggf. Hin- und Rückflug von und zu anderen Städten)  und mich vor Ort mit den ALSA-Bussen oder dem gut ausgebauten Schnellzugnetz AVE fortbewegen. Beides günstig und zuverlässig.
Pro Stadt zwei bis drei Übernachtungen .. .so die Vorstellung. Eine mögliche Route wäre z. B.  Barcelona - Zaragoza - Madrid - Valencia. Es gibt noch viele andere mögliche schöne und spannende RundRouten. Sei es im Baskenland, in Galicien oder … ach … das folgt später. Jetzt geht’s erstmal hier weiter. 

Ich bin schon weitergezogen und dabei fast zufällig auf eine unerwartete Perle gestoßen; auf die Provinzhauptstadt Soria. Aber dazu in einem späteren Blogbeitrag mehr.


🪈 🎭 🎼









07 Mai 2025

Halbzeit mit Natur, spirituellen und mitleidenden Anteilen plus kleinere Pannen

Dass es bei einem vierwöchigen nur grob vorgeplanten Urlaub durchgängig immer nur heiter Friede, Freude, Pfannekuchen gibt, hatte ich nicht erwartet. Haken, Ösen und kleinere Pannen werden eingeplant und daher konnte mich das angedetschte aber funktionierende und provisorisch klebbare Rücklicht nur kurzfristig aus der Ruhe bringen. Umgeplant hatte ich ohnehin schon einmal und es war zu meinem Besten.

Der Campingplatz “La Fresneda” nahe dem gleichnamigen Örtchen wird betrieben von Niederländern, die sich hier niedergelassen haben. Die 24 wunderbar idyllisch aber doch etwas eng im Rangierbereich in einen Hang gebauten Parzellen fast alle eine Wucht und durchgängig komplett ausgebucht (wobei ich denjenigen ohne Weit-Ausblick und fast ohne Sonne abbekam. Es ist teilweise kühl bis nachts sogar kalt).

Fast ausschließlich Holländer, Deutsche, ein britisches Paar und eins aus Belgien habe ich gesehen. Also wieder nix mit Spanisch sprechen hier … Aber toll ist es schon. Liebevoll gestaltet in vielen Kleinigkeiten, penibel sauber bei natürlich-ländlichem Charme. Chemieadditive in den Toiletten verboten, Mülltrennung, Haustiere sind ebenfalls verboten und  Lärm in jeder Form auch. Strenge Regeln … und dadurch herrscht unglaubliche Stille auf dem Platz. Fast nur Rentnerpaare und - wie bereits erwähnt - keine Spanier, keine Franzosen … fast nur Rentner aus Deutschland und den Niederlanden. Soweit das. Wobei … so gut ich das mit dem “bio” und den Ruheregeln anfangs fand .. in der Stimmung macht’s das auch ein bisschen komisch irgendwie … hat eben alles sein Plus und Minus …

Am ersten Tag war mir nach einer Wanderrunde. Die vielen interessanten Plätze der Gegend samt Wegebeschreibung für Wanderer, Rad- und Autofahrer wie auch viele andere nützliche Informationen bekommt jeder Gast dieses Campingplatzes liebevoll in einer Mappe zusammengestellt für die Dauer des Aufenthalts überreicht. Sehr praktisch und nützlich.

Diese Gegend hatte ich auch deshalb ausgewählt, weil ich von den reichlich vorhandenen Badespots im Naturschutzgebiet gelesen und Bilder davon gesehen hatte. Davon wollte ich einige aufsuchen. Zuerst also zu “El Salt”, einem Wasserfall mit Bademöglichkeit. Jedenfalls, wenn Wasser fällt. Denn laut Beschreibungen kann es in wasserarmen Jahren vorkommen, dass er austrocknet.


Zum Glück für alle Parteien ist dieses Jahr in Spanien alles andere als regenarm und es ist für die Jahreszeit auch noch recht kühl.  Bei der Wanderung zum wirklich spektakulär schönen Naturschauspiel würde niemand vermuten, dass sich selbiges hier einfach so plötzlich wie aus dem Nichts auftut.




Er ist nicht unbekannt und wohl auch recht häufig angsteuertes Ziel, das über einen geschotterten Weg sogar per Auto erreichbar ist. Ich hatte das unglaubliche Glück, fast eine komplette Stunde alleine dort zubringen zu können. Als ich kam, verließen gerade zwei Mountainbiker den Ort, als ich ging, kam ein Auto.


Frau darf auch mal Glück haben … So konnte ich ungestört ein ausgiebiges Bad nehmen (die Steine rutschig und das iPhone daher nur SEHR vorsichtig für ein “am Rand Foto” mit auch mir drauf mit zum geschätzt 14°C angenehm kühl-warmen Wasser genommen. 

Nachgetragen weil anfangs total vergessen: während meines einsamen Bades kamen zunächst zwei, dann immer mehr Geier angeflogen und schließlich kreiste eine ganze Gruppe über mir .. hätte mir das zu denken geben sollen?



Aus der 15 Kilometer langen Wandertour über hügelige Schotterwege samt Bad machte ich eine komplette Tagesunternehmung. Kräuter und Blumen mit der App “Flora inkognita”  bestimmend - viele kannte ich, manche kamen mir bekannt vor, wieder andere sahen für mich unbekannt aus - ließ ich mir endlos Zeit für alles. Ein Vorteil des alleine Reisens. Frau kann jeder Momentlaune nachgehen, soviel sie mag, ohne sich irgendwie rechtfertigen oder erklären zu müssen. Natürlich werde ich mir die Pflanzen nicht merken können (diejenigen - Salbei, Rosmarin, Thymian und Borretsch - die in mein Abendessen bzw. in den Abendtee gewandert sind, kannte ich eh schon) aber es war irgendwie hübsch, die Namen zu lesen und die Verbreitungsgebiete zu erfahren. Dabei kamen dann solche Bilder heraus:


Besonders an den Trockenmauern und steinigen Wegrändern blüht es üppig



Am Folgetag spaziere ich ins gut 4 Kilometer entfernte an einem Hügel gelegenen La Fresneda, in dem und um das herum sich viele sehr inspirierende Wanderwege, Ruinen und ganz eindeutige “spirituelle Kraftorte” finden.


Auf die Uhr habe ich nicht geschaut - aber über eine Stunde hat sie auf jeden Fall gedauert, die Gehmeditation zum Zentrum von “El spiral”. Ein magischer Ort nahe eines schönen Städtchens.



Winzig. Aber trotzdem gibt es einige kleine Geschäfte. Die, als ich ankomme, bald schon zur langen Mittagspause schließen wollen. Schnell gehe ich noch in zwei davon hinein und in beiden entwickelt sich wie so oft eine Plauderei. Endlich wieder auf Spanisch. Beginnend mit ganz typischen Touristinnenfragen nach demjenigen Olivenöl aus hiesiger Produktion und welcher des Honigs aus der Gegend stammt … entwickelt es sich - spätestens, wenn ich nach einem Begriff auf Spanisch suchen muss und das muss ich nahezu immer irgendwann - hin zu der Frage, wo ich herkomme und dem Kompliment, dass ich wirklich gut Spanisch spreche. Zumindest, wenn es sich bei den Gegenübern um Frauen handelt. Männer lassen sich nicht ganz so locker in Plaudereien verwickeln, würde ich nach einigen diesbezüglichen Erfahrungen behaupten. Aber wer - der ohnehin sparsam mit Sprache ist und welcher Mann wäre das gegenüber ollen Weibern nicht - möchte auch noch von  nicht-Muttersprachlerinnen zugetextet werden …?

Aber die meisten Frauen sind an sonst eher ruhigen Orten dankbar für ein Schwätzchen. Meistens packe ich aus meinem “Best-of-Redewendungen-Fundus” einige für den Anfang aus, daraus entwickelt sich oft eine neue Richtung zu diesen und jenen Alltagsthemen. So auch in La Fresneda, wo ich meinen Fundus um eine Wendung erweitern und gleich zweifach seitdem anwenden konnte. Immer erfolgreich ;-)

Irgendwann an dem Punkt des Kompliments zu meiner Sprache, meiner Erläuterung, wann ich angefangen und in welcher Form ich gelernt habe, kam eine Kollegin aus dem Hinterzimmer dazu. Hatte wohl mitgehört und warf ein, dass es in Spanien schwer ist, andere Sprachen zu lernen und dort in Schulen nur geschrieben und gelesen aber nie gesprochen wird. So dass die Kinder es nicht richtig lernen.

Daraus entwickelte sich eine Plauderei über das Problem der Praxis überhaupt und ich stoppte mitten im Sprechen … um - mit einem möglichst verschwörerisch-heiteren Grinsen - aus dem Nichts zu gestehen (auf Spanisch natürlich): “Um die Wahrheit zu sagen …” (Pause) .. “brauche ich weder Olivenöl noch Honig.” Gucke in verdutzte Gesichter (habe ja beides gerade gekauft) … und fahre fort: “Ich bin nur hier, weil es in kleinen Geschäften am besten ist, seine Sprache zu trainieren und ein bisschen zu üben. Und die Familie zu Hause freut sich über die mitgebrachten Geschenke” 😁 Ein Lachen als Antwort ist garantiert. Win-Win für alle. Und ab in den “Best-of-Icebreaker”-Sätzefundus.

Zwei “Badespots” sollten es noch werden - diese Gegend wimmelt nur so von ihnen. In diesem Fall ein weiterer Wasserfall und ein See im Rahmen einer Rundfahrt nach Beceite.

Die Wanderstrecken sind die reinsten schotterig-rutschigen Geröllpisten, also wählte ich für die geplanten 40-50 Tageskilometer mit dem Birdy die Straße. Zum Glück relativ wenig befahren und mit einem Standstreifen, auf dem ich mich einigermaßen sicher fühlte. Auf ca. halber Hinstrecke überholte mich einer der hier häufig anzutreffenden Tiertransporter. Diese Gegend ist eines der größten Schweinefleisch produzierenden  Gebiete Europas und schon beim vorherigen Urlaub fielen sie mir auf: die vielen Schlachthof-Transporter. Offen, ungekühlt, die Tiere qualvoll eng gedrängt. 

Als einer davon mich überholte, in dem vorher nicht zu hörende Schweine transportiert wurden, wich ich schon vorher weiter auf dem Seitenstreifen aus und blieb an der Steigung stehen. Der Laster fuhr langsam. Ein Schweineaugenpaar schaute mich direkt frontal durch die Gitterstäbe an und das Tier schrie mir im Moment des Blickkontakts umgehend laut, flehend und klagend sein Leid zu. Es schrie so laut und … nichtmal panisch … sondern voller Verzweiflung, Anklage .. ich habe jedes seiner Worte verstanden: 

“DU - schau’ doch her! Was hier passiert! Was sie mit uns machen! Sie werden uns alle töten! Kannst DU etwas tun? Hilf’ uns doch!” … Jedes Wort, jeder Schrei ganz klar. Im Weiterfahren stimmten einige der anderen Tieren in das Schreien ein und so entfernte sich der Quallaster mit einem vielstimmigen Chor jetzt doch panischer angstvoll bald Sterbender, die wissen, was mit ihnen geschieht. 

Ich konnte nicht weiterfahren weil ich weinend am Straßenrand stand und mir die Tränen in Strömen die Augen vernebelten. Nein - ich würde nicht helfen können. Und vielleicht würde ich sogar diese Tiere ein bisschen mit-aufessen irgendwann. Obwohl ich nur noch sehr selten Fleisch esse und im überwiegenden Fall darauf achte, dass die Haltung der Tiere, die ich kaufe, zumindest halbwegs verantwortbar (denke ich zumindst …?) war, gibt es doch immer wieder kleine Ausnahmen: hier ein bisschen von der leckeren Salami auf dem Markt, dort doch mal ein halbes Hähnchen vom Grillwagen …

Dass Tiere von Menschen - genauso wie auch von anderen Tieren - zum Essen getötet werden … ist ein Konzept, bei dem ich mich schon häufiger gefragt habe, warum Lebendes von Lebendigem lebt und dabei gleichzeitig ein mitfühlendes Wesen haben kann. Das ist doch Sadismus … das kann nicht geplant sein. Dem Löwen macht es vermutlich auch nicht wirklich Spaß, dass er das Zebra töten muss. Ich werde und will mich aus diesem Konzept auch nicht rauszunehmen versuchen; ist gar nicht meine Absicht. Halte mich für ein Tier und Allesfresser unter anderen. Aber dieses sadistische Quälen im Vorfeld … das geht mir ans Gemüt. Sehr sogar. Und die Sache mit der Milch und den Milchprodukten - auf die zu verzichten für mich ziemlich undenkbar ist - ist ja gleich nochmal ‘ne Nummer härter bei der Produktion. Schwieriges Thema … und vielleicht hier nicht der richtige Ort. Doch der Tag brachte es mit sich …

Kaum hatte ich mich soweit gefasst, dass ich - wenn auch mit gedämpfter Stimmung - hätte weiterfahren können, klingelte mein Handy. Spanische Nummer aus dieser Region .. hmm … der Campingplatz etwa und irgendwas stimmt mit dem Mobil nicht? Tatsächlich! Nur, dass dem Mobil nix fehlte soweit. Aber die Campingplatzbetreiberin mir mitteilte, dass meine Buchung doch nur bis heute (Mittwoch) geht und ich spätestens um 12:00 Uhr hätte abfahren müssen. Der Platz würde um 15:00 Uhr neu belegt werden.

Panik! Ich war immer von “bis Donnerstag gebucht” ausgegangen. Es hatte einen Schriftwechsel gegeben mit von beiden Seiten eingestreuten Unklarheiten - die Betreiber nannten ein falsches Datum zum Wochentag bei der Buchung. Ich schrieb in der Mail von “vier Übernachtungen”, kontrollierte aber dann meine Buchungsbestätigung nicht, wo es nur drei waren. Begleitet von der Bestätigung meiner Wünsche. Was sich dummerweise widersprach und keiner hat’s gemerkt … Die Mail sagt so, die Buchung das andere. Natürlich gilt erstens die Buchungsbestätigung und zweitens muss der neue Platzbeleger ja seinen solchen vorfinden. 

Nützt nix: keine Badespots sondern die schon geradelten ca. 12 Kilometer über hügelige Kurvenstrecke zurück zum Campingplatz. Wo beide Seiten die Verwirrung bedauern, mir angeboten wird, auf einem Parkplatz zu stehen ohne Strom, ich mich aber - Badespots sind eh keine mehr drin - entscheide, dann auch gleich nach dem Zusammenpacken, einer Dusche und etwas Abwasch, Wasser nachfüllen … weiterzufahren. 

Wollte eigentlich am Folgetag einen größeren Sprung fahren, um dann am Freitag vormittags direkt mein nächstes festes Ziel ansteuern zu können. Kurze Überlegung und Kartenstudium brachte mich dazu, nur ein halbes Fahrstündchen entfernt einen Campingplatz an einem See - bzw. “La Estanca” (was eigentlich in der Übersetzung Teich heißt … dachte ich zumindest … aber das Ding ist größer als mancher kleine See um München …) anzusteuern.

Preislich deutlich günstiger als die vorherigen mit den vielen Deutschen und Holländern. Die Internetseite nur auf Spanisch, wundert es wenig, dass hier auch fast nur Spanier stehen, die Frauen gerne bereit zu kleinen Plaudereien und freiwillig-kostenlosen Unterrichststunden. Die  direkte Nachbarin eine britische Lehrerin, die seit zehn Jahren in Spanien lebt und unterrichtet. Besser geht ja für mich kaum 😅 

Der Rezeptionist keine andere Sprache als Spanisch spricht … ja, SO wollte ich das doch eigentlich sowieso haben … Gibt auch nix zu meckern hier. Die Sanitäranlagen vielleicht nicht so “schnieke” aber sauber und geräumig ebenfalls. Hunde und Katzen rennen rum, viele Plätze sind noch frei. Der See direkt am Platz sauber. Einige Schwimmer, Kajakfahrer darin. Einige Läufer und Spaziergänger. Total sauberes Wasser. Deutlich mehr Vögel zu sehen und zu hören als im Vogelschutzgebiet. Schwärme von kleinen Fischen direkt am Ufer … 


In ca. 5 Kilometer Entfernung hätte ich - mit dem Rad wäre perfekt gewesen - das Städtchen Alcañiz besuchen, besichtigen und vielleicht dies und das kaufen können. Aber ich brauche eigentlich nix und habe keine Lust auf Zivilisation. Straßen, Burg, Kirche, Geschäfte … wäre sicher nett gewesen … aber ich belasse es bei Landschaft. Und dem Füttern der hiesigen sehr dankbaren zwar nicht heruntergekommenen aber doch eher dürren Platzkatzen (endlich werde ich eine von den Katzenfutterdosen los, die ich dabei habe 😁)


Wenn ich nicht weiter müsste, weil ich am Freitag mehrere hundert Kilometer entfernt einen Termin habe, würde ich glatt ein bisschen bleiben. Aber so habe ich gar nix erst ausgepackt. Es gibt Tische und Bänke, die ich zum sitzen, daran essen, lesen und schreiben nutzen kann. Morgen geht’s früh weiter. Zum nächsten größeren Rutsch.

🐈‍⬛