Als wir am Freitag Abend schon müde nach einem langen Wandertag mit vielen Höhenmetern und zum größten Teil in strömendem Regen in den Betten unseres ZweiStockBettZimmers der Stripsenjochhütte lagen, drang von draußen rotes Leuchten vom Alpenglühen durch‘s Fenster. Bin ich nochmal aufgestanden und ein bisschen versöhnt gewesen mit dem ansonsten nicht wirklich perfekten Wandertag. Was aber angesichts der Wetteraussichten vorherzusehen und daher eingeplant war. Aber Theorie und Praxis …
Wie sagte am Folgetag der Hüttenwirt einer unterwegs zur Rast aufgesuchten Hütte: „Bei Sonne kann ja jeder “ …
Stimmt schon … aber wenn‘s doch so schön ist da oben und gerade in den Morgenstunden … so stellte ich für mich fest: ein bisschen was muss schon noch gehen auch mit Macken-Baustellen; ein paar Jahre lang hätt‘ ich schon noch gerne was davon … auch wenn‘s mal zwickt, zwackt und holprig läuft.
Früher als gedacht erreichten wir schon zur frühen Nachmittagszeit die Kaindlhütte, gönnten uns einen Kaiserschmarren, bezogen das gebuchte Zweibettzimmer, schlenderten noch etwas im schönen Tal unter dem Scheffauer umher, dehnten Waden, Hüften und alles, was meinte, gelegentlich Beschwerde einlegen zu müssen und genossen das überreichliche Abendessen. Ich las den größten Teil meines mitgenommenen Buches (den anderen Teil während der Zugfahrten - 1,5h braucht‘s von M nach Kufstein je Fahrt).
In der Nacht dann begann ein Teil von mir zu laufen, das ob der beiden Flügel höchstens hätte fliegen sollen: die Nase juckte, ich schniefte und nieste mich unaufhörlich durch die Restnacht und musste am Morgen zweifelsfrei feststellen: da hat sich ein Infekt eingeschlichen ins System. Unfassbar, wieviel Flüssigkeit die Nebenhöhlen zu produzieren imstande sind …
Vier bis fünf Wanderstunden zurück nach Kufstein zum Bahnhof lagen noch vor uns und wurden dadurch für mich trotz der am Sonntag deutlich weniger zu bewältigenden bergauf-Höhenmeter (bergab dafür umso reichlicher) äußerst anspruchsvoll. Einfach nur durchziehen, so lautete die Devise … es kamen noch einige kleine Schwierigkeiten - auch aufgrund eines verpeil-Abweichers vom Track-Weg. Aber auch viele schöne An- und Aussichten, die ich trotz weiter zunehmendem Krankheitsgefühl incl. häufigem Gefröstel durchaus auch genießen konnte. Gemsen sprangen am Wegesrand, weite Aussichten über‘s Inntal waren zu bewundern.
Schon gegen 15:00 Uhr waren wir wieder zu Hause. Tee, Gemüse-Hühnerbrühe (als ob ich‘s geahnt hätte am Tag vorher gekocht und die halbe Menge im Kühlschrank für später geparkt), Zitrone, Ingwer, schon eine längere Ruheeinheit stehen neben bzw. liegen hinter mir und die Hoffnung: möge die Nacht das KrankheitsGespenst 👻 aus Nase 👃 und Kopf vertreiben …
🦶🏼 🦶🏼 ⛰️
8 Kommentare:
Was für eine Tour, Lizzy – das Kaisergebirge hat euch wirklich alles serviert: Regen, Sonne, Alpenglühen, Gemsen, Kaiserschmarren … und das Foto mit den Bergen im Sonnenrot ist fantastisch!!
Sehr schade, dass eure Tour euch einen Infekt geschenkt hat. Aber beeindruckend, wie ihr das trotz Müdigkeit und Schnupfen durchgezogen habt. Hoffentlich ist das Krankheitsgespenst inzwischen schon weitergezogen – mit Tee, Brühe und Ingwer bist du ja bestens gewappnet.
Liebe Grüsse aus dem sonnigen Zürich!
Berge sind immer irgendwie beeindruckend, obwohl es mich eher ans Meer zieht. Mag daran liegen, dass sie wohl ein Kindheitstrauma sind. Meine Eltern haben mich früher in den Urlauben nämlich ständig durch die Berge gezerrt. Seitdem fremdele ich ein wenig, wenn der Vorschlag kommt - ach lass uns doch mal in die Berge fahren. Ich wünsche dir jedenfalls gute Besserung, damit du zügig die nächste Bergetappe angehen kannst.
Liebe Lizzy,
oh weh, Regen, Schnupfen und meuternde Knochen - das waren aber harte Rahmenbedinungen für die Tour! Dennoch, die Bilder sind richtig toll und ich freue mich, dass dir die wunderschönen optischen Eindrücke zumindest ein wenig die Pein mildern konnten.
Hühnerbrühe, Ingwer und Ruhe sind ja so etwas wie der Goldstatus zur Erkälungsbekämpfung. Ich hoffe es geht schon wieder besser und wünsche restlose Genesung!
Liebe Grüße, Elke
Hey Catrina - der Infekt ist zwar lästig … wie Infekte eben so sind .. aber kein Drama. Ich gebe mir mit Ruhe und gesundem Zeugs heute Mühe, dass es beim Schnupfen bleibt und nix abrutscht in tiefere Körperlagen.
Das mit dem „trotzdem Durchziehen“ war zwar nicht die einzige Option denn die Kaindlhütte ist per Auto und also auch per Taxi erreichbar zur Not. Andererseits … dann könnte man ja auch gleich wegen eines Schnupfens die Bergrettung alarmieren 🙀
Seltsamerweise (? Oder ist das sogar relativ „normal“) haben wir beiden gerade in kritischen Tourenmomenten die beklopptesten und auch witzigsten Dialoge unterwegs. Wenn‘s anfängt, wehzutun - ob physisch oder psychisch - verfallen wir ohne Absprache in eine Art Galgenhumor (und klären auch z. B. wichtige Fragen wie. In diesem Fall habe ich klargestellt und mir wiederholen lassen - wie die meisten Männer hört auch der meine nicht wirklich zu wenn ich etwas „einfach so sage“ ;) - dass ich, sollte ich in den Bergen tot umkippen, ein Gedenkmarterl haben möchte. Was dann in Folge mehrere Dialoge dazu nach sich zog. Es wurde fast reizvoll dadurch, irgendwann … *hihi* 🤭)
Mit Kindheitstraumata ist nicht zu spaßen, Martin. Obwohl … vielleicht ja doch manchmal ein bisschen ..? 😜
Für mich hat sich rausgestellt, dass Selbstdefinitionen à la: „ich bin mehr so und so und der und die Type für dieses oder jenes und das und das ganz und gar nicht …“ hauptsächlich Schranken und Grenzen sind, die ohne Not selber aufgebaut und dann nicht mehr oder nur mit Mühe und Vorurteilen überschritten werden. Versuche ich zu vermeiden. Also prinzipiell keine Prinzipien! Das gibt mehr Raum und Freiheit.
Irgendwie kann mensch sich das doch überall nett machen: Berge, Meer, Seen, Kanäle, Wüste, Steppe und vor allem: Wald und Wiesen haben total was … Nicht mal Großstädte und gelegentliche Menschengetümmel schließe ich generell aus … obwohl … vielleicht doch ein bisschen … jedenfalls fast …
Würde ich persönlich das anders halten mit den Vorlieben, Ausschließungen etc. dann gälte fast immer kurz drauf das nette Adenauer-Zitat mit dem Geschwätz von gestern ;)
Danke für die Genesungswünsche. Wird schon oder auch: muss ja 😆
Liebe Elke,
zum Glück war das Übel nur der Rahmen rund um ein ansonsten wunderschönes Wochenende-Gemälde. Im Moment und wenn ich nix weiter tue als rumzuliegen, Tee zu trinken, die tränenden, brennenden Augen zu schonen und ein bisschen zu schneuzen, zu seufzen und trotzdem gelegentlich hier reinzulinsen … geht‘s ganz gut und mit nur wenig Selbstmitleid 🤧
Auch dir lieben Dank für die guten Wünsche!
Liebe Lizzy,
war es vielleicht sogar schon die aufziehende Erkältung, die "deine Füße, Beine samt dem Restkörper" so fühlen ließen? Oft merkt man ja erst im Nachhinein, dass sich da ein Infekt angebahnt hat.
Aber trotz Wetterwidrigkeiten - ihr seid da eindeutig härter im Nehmen, als ich! - sind die Eindrücke, die du uns hier zeigst, wieder sehr beeindruckend. Und die Strecke, die ihr zurückgelegt habt genau so!
Erhol dich gut und verwöhne deinen Körper! :D
Liebe Doris,
es war, wie ich befürchte, schlicht Selbstüberforderung … Nach Rückkehr lag ich einen Tag mit z. T. merkwürdigen Symptomen flach aber am darauffolgenden Tag war dann alles wie weggeblasen.
Der Regen ansich war ja eingeplant weil vorhergesagt. Nicht eingeplant war, dass trotz Regenschutz des Rucksacks durch die Dauerfluten auch innen einiges nass geworden ist und ich streckenweise auch feuchte Klamotten tragen musste. Die „Härte im Nehmen“ war ein bisschen alternativlos als wir einmal unterwegs waren. Zum Glück fühlt sich inzwischen alles gut erholt an und es zeigen sich keine „Langfristschäden“
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