17 Juni 2017

Toll! Toller! Tollense! Seelauf in MVP


Statistik: 

Meine Zeit: 1:04:46 (entspricht 6:28 min/km)
AK W55: Platz 16 von 21 (Platz 1: Block, Beate (Jg.61) in 49:30)
Frauen gesamt: Platz 178 von 273 (Siegerin: Möck, Fanny (Jg. 88) in 41:45)

Gesamt-gesamt rauszukramen war mir zu mühsam - die pdf-Liste ist nach Brutto-Zeiten sortiert. 
Trotzdem der Sieger samt Zeit: Sönsker, Peer (Jg. 98) in 31:24

Der Lauf:

Beim Aufbruch zum Start plagten mich weder große Lauflust noch Laufunlust. Es plagte mich allerdings eine bleierne Müdigkeit, die mit Sicherheit keiner schlaflosen Nacht oder sonstigem Schlafmangel geschuldet war. Im Gegenteil schlafe ich hier im "Landhotel Broda" unfassbar gut und tief. 

Kenne das Phänomen aber von einigen früheren Läufen (nicht von allen): bleierne Müdigkeitsattacken im Vorfeld, Eindösen, Sekundenschlaf noch vor Ort, beim Transport zur Strecke, auf Treppen, angelehnt an Turnhallenwände oder Garderobenschränke ... selbst vor einigen Marathonläufen kam es vor, dass ich kaum die Füße hochheben konnte und über Kopfstein-Zuwege schlurfstolperte mit dem Gedanken: "Himmel, wie soll ich jetzt stundenlang laufen können, wenn ich im Gehen fast einschlafe und Kiefer-Gähnkrämpfe mit heftigem Müdigkeits-Tränenfluss nicht in den Griff bekomme? ..." Viele der darauf folgenden Läufe gehörten anschließend zu meinen besten oder liebsten.

Auch der heutige Tollenseseelauf wird ohne jeden Zeitrekordverdacht oder sonstigen Höhenflug dazugehören.  Denn es ist ein schöner Lauf! Gut organisiert, der Bustransport (auch im vollgestopften Bus lässt es sich gut einnicken - einen Sitzplatz durfte ich mir trotz Überfüllung besten Gewissens genehmigen, da eindeutig zu den ältesten Mitfahrern zählend ;) nach Klein Nemerow perfekt organisiert, das Wetter ideal, die Laufstrecke wunderbar: viel Waldweg-Anteil, kühlender Wind vom oft durch die Bäume sichtbaren See bei Temperaturen um 20ºC.

Vorgenommen hatte ich mir: NICHTS! Außer: die 10 Kilometer durchzulaufen für's kmspiel und dafür eine Medaille überreicht zu bekommen. Hätte auch in Kauf genommen, Letzte zu werden. Beim davor für mich letzten 10k-Wettkampf im Herbst 2016 in Bremen war ich mit heftigen Knieschmerzen nach 1:07 ins Ziel gehumpelt und hatte für den Rest des Jahres monatelang gar nicht mehr laufen können. Auch in diesem Jahr - das Knie gab wieder Ruhe aber diverse andere Baustellen reihten sich aneinander - nahm die Speckpolsterung schneller zu als meine Laufumfänge. Unter 15 Wochenkilometer im Durchschnitt, immer schneckenlangsam, nie mit gemessener Zeit, häufig mit Pausen dazwischen ... ich ging von einer noch wesentlich langsameren Zeit als in Bremen aus und hatte keinerlei Problem mit dieser Annahme.

Stellte mich ganz hinten bei den letzten auf, plauderte etwas mit den beiden Schlussläufern und trabte nach Startschuss gemütlich los. Schnell zeigte sich: so GANZ und gar hinten bin ich auch bei gemütlichstem Tempo falsch. Zu unrund, zu hakelig hier. Aber insgesamt schon okay, nur im Wellnesstempo durch die Botanik zu joggen. Schön hier! Bis Kilometer Eins blieb ich noch weitgehend hinten, dann zog ich - ohne Hast und Drang und nur wenn sich geeignete Stellen zeigten - an den hintersten LäuferInnen vorbei. Bis Kilometer Fünf etwa ausschließlich in einem (mir unbekannten, da ohne Uhr unterwegs) komplett anstrengungsfreien Wellnesstempo.

Hier irgendwo war es, als vor mir zwei mehr oder weniger junge Männer als Tempomacher zu nutzen begann. Sie liefen angenehm locker und gleichmäßig, unangestrengt und hatten so viele Tattoos auf Armen und Beinen, dass ich mich in eine Art meditative Betrachtung derselben versenkte. Die beiden Männer wiederum schienen sich in die Betrachtung der vor ihnen laufenden Frauenrückansichten zu versenken denn lange blieben sie hinter einer jungen Dame mit wippend-blondem Pferdeschwanz und bei aller sonstigen Schlankheit nur etwas ausladenderem und damit ebenfalls leicht hin und herschwingendem Hintern. 

Gerade am Vortag hatte ich irgendwo aufgeschnappt, dass derart leicht voluminösere Frauenhintern momentan wieder modern sind und den klapprig-knackigen Pos den Rang ablaufen. Dachte mir: gut, dass ich an dieser Art Wettbewerb der Körperlichkeiten nie sonderlich teilgenommen habe und nun aus Alters- und Beziehungsgründen komplett aus dem Rennen bin! Denn: egal, wie fett ich ansonsten werde: mein Hintern folgt dem aktuellen Schönheitsideal der zunehmenden Breite eher nicht. 

Die beiden kriegsbemalten Männer vor mir wurden dann doch irgendwann schneller, überholten die auf diverse Art wippende Vorläuferin und ich musste mich entscheiden, wen ich als Tempomacher bevorzuge bzw. ob ich selber auch ein bisschen an Tempo zulegen oder doch nur weiter im Wellnesstempo am See entlangjoggen möchte. Entschied mich für ein bisschen mehr Tempo, blieb hinter den Tattoos, ließ mich von ihnen an reichlich anderen LäuferInnen und Grüppchen vorbeiziehen.

Irgendwo zwischen Kilometer Sieben und Acht meldete sich - kurz nur und ohne Schmerz oder größere Problemlastikeit - mit einem winzigen Ziepen mein Knie zu Worte. Ich interpretierte das leise Räuspern von unten links als: "Obacht, meine Liebe! Gerade ist alles wieder heil und läuft. Wäre schon blöd, das für einen Lauf auf's Spiel zu setzen, bei dem wir nun wirklich keine Blumentöpfe gewinnen werden." Gab ihm Recht, dem Knie und ließ die beiden Jungs, die nun noch deutlich an Tempo zulegten, dahinziehen. 

Den allerletzten Kilometer im Seepark auf's Ziel zu, den lief ich aber doch wieder etwas flotter. Insgesamt aber kein einziges Mal während der 10 Kilometer auch nur ansatzweise in Luftnot kommend. Beine mit Füßen, Muskeln, Sehnen und was noch so alles dazugehört: problemfrei und fit. Auch jetzt, im Nachhinein. Damit ist Mecklenburg-Vorpommern auf eine wirklich angenehme Art und Weise abgehakt im Spiel: "Lauf die Länder". Außerdem - und das ist gleich nochmal viel geiler :o) - das grandiose Gefühl: "Das wird doch nochmal ein bisschen was mit mir und der Lauferei! Die Gräten sind wieder bereit."

Wie gut, dass ich noch zwei Urlaubstage am See habe, ein - wenn auch leicht Oma-haftes - Leihrad und auch das Wetter ist wieder wesentlich freundlicher als es das noch gestern Abend zum Fotozeitpunkt war.














9 Kommentare:

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
wow! Gratuliere!!
Deine Lauf(kollegen)beobachtungen sprechen für einen wunderbar entspannten Zustand und schön tätowierte Männer zu verfolgen macht doch (fast) immer Spass! ;)
Super, dass du den Länderpunkt so entspannt einheimsen konntest. Und die Wetterstimmug auf deinem Bild ist ja ein Hammer! Dramatik pur!! :D

lizzy hat gesagt…

Doris, Liebe!

Danke Dir :). Die Wetterstimmung auf dem Bild resultiert auch ein bisschen aus einem Filter, den das iPhone im Angebot hat und den ich mal einfach so "drübergelegt" habe. Gewöhnlich stehe ich nicht so sehr auf "Bildbearbeitung" und habe auch kein zusätzliches Werkzeug dafür. Aber in dem FAll fand ich das Foto nicht stimmig weil zu ... harmonisch und undramatisch. Es hatte an dem Tag immer mal gewittert und dunkle Wolken wechselten sich mit Schwefelhimmel ab. Der Filter ist näher an der Wirklichkeit als es das Originalfoto war - die Wahrheit lag aber irgendwo dazwischen ... ;)

Der Lauf allerdings, der war tatsächlich so entspannt, wie ich es im Bericht schildere. Auch jetzt, nach noch ein bisschen Rad-Rumgegurke (ca. 2 Stunden kreuz und quer durch Außenbezirke und Parks etc.), fühlen sich die Beine absolut frisch an. Was morgen zur geplanten Seeumrundung per Rad hoffentlich anhält.

Elke hat gesagt…

Hallo Lizzy,
gratuliere zu einem richtig relaxten zufriedenen Lauf mit errungenem Länderpunkt! Ha, war sicher ein lustiger Anblick, die Jünglinge hinter dem schwingenden Heckteil und hinter ihnen die Lizzy im Schlepptau!
Wobei - ich staune ja, dass Du im Vor-Start-Getümmel noch so extrem entspannen kannst!Aber wenn sich dann jeweils ein genossener Lauf anschließt, kanns ja öfter sein!
Lese ich zwischen den Zeilen neue Ambitionen heraus...?
Liebe Grüße
Elke

lizzy hat gesagt…

Hej Elke :)

das bin nicht ich, die da relaxt - das widerfährt mir aus unerklärlichen Gründen manchmal und ist nicht immer schön. Denn nicht überall gibt es geeignete Plätze und Möglichkeiten, sich auch zusammensacken zu lassen und ohne die ist es eine Qual. Eine Qual auch, wenn die Augen sich wie mit Bleideckeln versehen schließen möchten .... Mir ist nicht klar, was es ist, das mir sämtliche Körperfunktionen fast komplett runterfahren möchte. Das ist mir schon vor Blutdrucksenkerzeiten passiert (denn im Grunde bin ich ja leider ziemlich massive Hochdrucklerin und nehme seit etwa zweieinhalb Jahren Pillen und jede Überprüfung sagt: "weiternehmen" - die Werte sind sogar mit ihnen noch zu hoch). Weil ich beim Lauf in Saarbrücken Anfang 2016 den Verdacht hatte, die Pillen sind bei Läufen kontraproduktiv, lasse ich sie an Tagen mit viel Bewegung bzw. gerade vor Wettkämpfen ohnehin schon weg und reduziere auch am Vortag eigenmächtig. Das ist es also auch nicht. Aber egal eigentlich - solange die Funktionen pünktlich zum Startschuss wieder anspringen, ist alles gut ;-)

Ambitionen? Ja, eindeutig! Ambitionen, wieder laufen zu können! Ambitionen, mich wider fit zu fühlen und nicht alt, anfällig und krank. Die habe ich. Wie weit die Einschränkungen gingen, das habe ich gar nicht komplett in die Öffentlichkeit gebracht aber es war schon frustrierend. Ein Beispiel von vielen: an meinem rechten Knie - nicht am lange schmerzenden und entzündeten linken sondern am immer schmerzfreien rechten - hatte ich mehr als ein Jahr lang eine Schwellung / Wassereinlagerung / Ödem ? Was weiß ich, was das war. Wie gesagt: keine Schmerzen, sah aber blöd aus und wenn ich mich hinknieen wollte, dann fühlte es sich an, als hätte ich einen weichen, matschigen Schwamm vorgebunden. Ich habe das Ding ignoriert und gehofft, es wäre dazu gut, vor irgendwas zu schützen und würde dann ganz alleine wieder verschwinden. Mein Gefühl / die Erfahrung / Berichte anderer sagte(n) mir: ein Arzt würde auch nur rumrätseln, womöglich irgendwas rein- oder raustun wollen und am Knie rumpokeln ... kam gar nicht in Frage. Wie gesagt: es tat ja nicht weh. Und höre (bzw. lies) und staune: ES IST WEG! Verschwunden. Vor ca. 6 bis 8 Wochen wurde es plötzlich kleiner und verschwand dann. Einfach so! In eben dieser Zeit zogen sich auch meine Gelenkbeschwerden zurück und verschwanden schließlich. Was immer es war oder noch ist: möge es in der Versenkung ruhen!

Solltest du nach Zeitambitionen bei Wettkämpfen gefragt haben: davon habe ich momentan NullKommaNull und kann mir im Moment nicht vorstellen, die jemals wieder zu haben. Aber letztlich weiß mensch ja nie so genau ;)

Elke hat gesagt…

Hallo Lizzy,
nein, ich meinte Ambitionen, einfach wieder mehr zu laufen.
Ja, es ist echt ein Kreuz mit der Gesundheit. Ich hege einen Verdacht: Das mit dem Alter ist ein großer Beschiss! Früher dachte ich immer, ok, Falten und graue Haare, aber ansonsten kann man doch das Leben genießen. Aber in Wahrheit wird man von solchem Murks heimgesucht, bei dem man nicht so recht weiterkommt. Und ist der eine Murks erledigt, kommt der nächste. Aber schön, wenn bei Dir eine doofe Baustelle von selber zurückging! Und möge der Rest ihm folgen!
Liebe Grüße
Elke

Anonym hat gesagt…

Das die Hintern der holden Weiblichkeit vielfach etwas dicker werden, ist mir auch schon aufgefallen, dass dies allerdings einem neuen Schönheitsideal entspricht ist mir aber neu. Zumal es bei den meisten nicht beim der Fülle des Allerwertesten bleibt, was aber auch nicht nur auf die Damenwelt zutrifft ;-)))

Wenn Du mal einen tättowierten Zugläufer brauchst, kannst Du Dich auch gerne mal an mich wenden. Aber Oldenburg hast Du ja leider schon abgeharkt :-(

Freut mich sehr, dass Du so einen guten Lauf hinlegen konntest und dem Laufen generell doch noch weiter treu bleiben kannst!

Liebe Grüße
Volker

lizzy hat gesagt…

Guten Morgen Elke und Volker :)

Elke, erstaunlicherweise(?) kann ich das Leben auch mit den (vergleichsweise ja doch harmlosen und erträglichen) Zipperlein sehr genießen (Falten und graue Haare tun ja eh nicht weh und stören bei nix). Maule und nörgele zwar manchmal auch etwas rum aber insgesamt weiß ich ja, WIE gut ich es im Leben getroffen habe und wie unglaublich viele Menschen nicht den Hauch all dieser Vorzüge und Privilegien genießen können, die ich schon in vollen Zügen genossen habe und die mir keiner mehr nehmen kann. Die meisten, die nie auch nur in die Nähe dessen kommen, tun das aus oft puren zufälligen Umständen heraus. Weil sie anderswo auf der Welt das Licht selbiger erblickt haben, weil sie schon jung mit Krankheiten, Un- und Ausfällen umgehen mussten, weil weil weil ... Ich meine: wer als auch lebensbestimmend empfundene Probleme solche rund um sportliches Laufen hat ... der hat ja eigentlich keine, meinst du nicht auch? ;o)

Volker, dir danke ich für das Angebot und möchte jetzt nicht in Fettnäpfchen treten, wenn ich kritisch anmerke, dass du - bevor jemand sich in deine Tattoos vetiefen kann für längere Strecken - schon noch ein bisschen nachlegen müsstest. Diese Männer vor mir waren eine Art "Lese- und Bilderbuch", die gaben richtig was her. Du würdest eher für eine sehr abgespeckte sehr stille Meditation taugen mit deinen Flügelchen an den Beinen - du Götterbote, du ;o)

Der wippende weibliche Hintern war übrigens keiner, den man direkt mit "dick" oder noch groberen Adektiven belegen würde. Insofern gehörte er auch zu einer ansonsten drahtig-sportlichen jungen Frau. Es gibt nur eben tatsächlich solche, bei denen genau diese Stelle - egal wie schlank und trainiert sie sind - den hormonellen Ansagen, genau HIER Reserven für Notzeiten einzulagern, besonders gut folgt. Ich wusste bis vor kurzem auch nichts von dieser Mode (sofern das überhaupt stimmt - ich habe es wie gesagt in einem Gespräch zwischen jungen und etwas älteren Leuten im Zug aufgeschnappt), dass diese weicheren Formen jetzt angesagter sind, sehe aber auch, dass es optische Vorzüge hat, sofern es nicht in ausufernde sonstige Maße übergeht. Alles hat eben Vor- und Nachteile (wird immer so bleiben, nehme ich an ;) Beim Laufen bzw. in puncto Lauftempo zumindest scheinen mir die von Natur aus knochigen bzw. festen und fettfreien Schmalärsche vorne zu liegen (meine Beobachtung). Liegt vielleicht am passenderen Schwerpunkt? Oder an den dann oft verstärkt auch männlichen Hormonen? Die Antwort darauf überlasse ich der Forschung ;o)

Jörg hat gesagt…

Immer wieder schön von deinen Läufen zu lesen. Tollensesee steht irgendwann auch noch auf meinem Programm. Neubrandenburg ist aber selbst von mir aus weit weg.

Grüße

Jörg

lizzy hat gesagt…


"Weit" ist zwar relativ für jemanden, der doch auch schon in Kalifornien z. B. gelaufen ist ;) aber stimmt schon! Viereinhalb Stunden hat's von Neubrandenburg aus fast gebraucht, bis der Zug eben in Jena hielt. Für mich - momentan an der Saale entlangfahrend - ist das ca. der halbe Heimweg. Bis ich richtig zu Hause ankomme, wird's wohl sogar fast 20 Uhr sein. 10 Stunden Weg sofern alle Verkehrsmittel pünktlich sind. Aber seit es kostenloses und funktionierendes WLAN im ICE gibt, finde ich das noch viel weniger schlimm als früher :o)