20 Oktober 2015

Niedersachsen: zeitlos im Nieselregen

Zwei Länderpunkte hatte ich in einem Urlaub unterbringen bzw. einheimsen wollen: Niedersachsen und Bremen. Für Niedersachen war es - und konkret auch für Oldenburg - der zweite Anlauf. Im letzten Jahr dem Lokführerstreik zum Opfer gefallen, hatte mir ein Organisator des Laufes - "Danke" nochmal an Herrn Spekker :o) -  einen Trost-Freistart für den diesjährigen Halbmarathon spendiert und so blieb es bei Oldenburg als erste Wahl für den Länderpunkt Niedersachsen.  Bastelte mir einen nett zusammengestellten Lauf-Inselurlaub, buchte Hotels und kaufte Sparpreis-Fahrkarten für alle Etappen ... als mich eine Mail darüber informierte, der geplante Lauf in Bremerhaven sei verschoben worden und zwar auf einen Zeitpunkt deutlich ausserhalb meines fix und fest gezurrten Urlaubs. *püh*!. Der Ärger darüber dennoch nicht allzu gewaltig - die gebuchte Insel lockte  und der Halbmarathon in Oldenburg nicht minder.

Während einer wunderbaren Inselwoche auf Langeoog mit größtenteils Bilderbuch-Herbstwetter wechselte die Wettervoraussage für Oldenburg quasi täglich zwischen: "es bleibt vielleicht sogar trocken", "wird nur ein bisschen ekelhaft",  "schifft den ganzen Lauftag heftigst durch". Immerhin hat die Mitte das Rennen gemacht und nicht das Horrorszenario "Dauerregen".  Bei trübem Wetter mit gelegentlichem Nieselregen am Samstag angereist, zeigte sich Oldenburg am Lauftag weiterhin regnerisch und ziemlich trist-trüb-nass. Meistens fisselte und nieselte es, mal stärker, mal aussetzend. Ob die Sonne auch Oldenburg anleuchtet im Laufe des Erdengangs? ... kann ich nicht beurteilen :)

Kurz gesagt: eine golden strahlende Stadtsilhouette konnte ich lediglich auf der Medaille für den durchgelaufenen Halbmarathon bewundern. Und mit dazugehörigem "Länderpunkt Niedersachsen" sogar mit nach Hause nehmen :o)




Der Lauf:  Hightech-Ausrüstung für's Laufen mochte ich nie. Was mir reicht, ist eine einfache Sportuhr, die mir zeigt, wie spät es ist und die eine Stopuhr-Funktion besitzt. Nun hat meine solche schon vor längerem ihre Lebensgeister ausgehaucht und ich laufe gänzlich zeitfrei durchs Leben. Im Normalalltag kein Problem. Aber bei Wettläufen, insbesondere solchen der etwas längeren Sorte, möchte ich schon ein bisschen den Blick auf die Zeit behalten. Wollte mir eigentlich vor dem Oldenburg-Halbmarathon eine neue anschaffen, schaffte das aber nicht und trat nunmehr am vergangenen Sonntag komplett zeitfrei den Halbmarathon in Oldenburg an. Beim schon erwähnten Nieselregen aber halbwegs freundlichen ca. 10°C.

Viele Läufer der vielen Distanzen knubbelten sich farben- und stimmungsfroh das miese Wetter weitgehend missachtend in der auch bei Mistwetter noch sympathischen Oldenburger Innenstadt und in den dortigen Startbereichen. Die Stimmung um mich herum war gut, meine eigene ebenfalls einigermaßen. Ein Halber, ja was soll's, der geht doch immer.

Wieviele Minuten genau es dauerte, bis ich nach Startschuss die Zeitmatte überquerte? Ich Depp habe nicht darauf geachtet. Was sich später bitter rächen sollte. Zunächst schlängelten sich die Läufer unterhaltsam durchs Stadtzentrum, mein Entschluss, die Zeit zu ignorieren, hatte hier noch Bestand. Doch dann führte die nasse Strecke in Randgebiete, später auch durch Gewerbegebiete der etwas öderen Art, unter einer Eichenallee entlang, die bei Sonnenschein sicher ihren Reiz hat, bei Regenwetter aber nur noch mehr Wasser von den Blättern auf die Läufermenge entlädt. Mir wurde recht bald fad. Über weite Strecken fand ich es tierisch anstrengend und stinklangweilig zugleich.

Was nicht Oldenburgs Schuld ist! Der Laufkurs flach und laufzeitfreundlich, die Strecke insgesamt sicher nett anzusehen und abwechslungsreich. Die Kombination aus persönlichem Mangeltraining und Fisselregen erwies sich für mich als mega-suboptimal und ich begann schon bald, nach der Zeit zu schielen oder anders ausgedrückt, korrekter: ich hätte gerne damit begonnen, nach der Zeit zu schielen. "Wann sind wir endlich daaahaa?" -  Leider war niemand um mich, dem ich das in Endlosschleife hätte vorquengeln können.

Die ersten Kilometerschilder übersehen, erwischte ich irgendwann doch dasjenige für Kilomter Vier und hoffte auf eine öffentliche Uhr zur zumindest groben Selbsteinschätzung. Weit und breit war keine zu sehen. So hatte ich immer noch nicht den Hauch einer Ahnung, in welchem Tempo ich eigentlich unterwegs war. Es fühlte sich für mich ziemlich schwer an - aber was genau sollte mir das sagen? Irgendwann sagte mir ein Mitläufer auf Anfrage die Uhrzeit. Dummerweise war in dem Moment kein Kilometerschild in der Nähe und es fehlte auch noch das Wissen um meine genaue Startzeit. Grob über den Daumen zeigte es mir, dass ich "irgendwo um die 2-Stunden-Marke" unterwegs bin. Hatte mir keinerlei Zielzeit vorgenommen, könnte jetzt also mal gemütlicher werden eigentlich.

Andererseits: eine Zeit sub 2 wäre schon auch schön. Warum "schön"? Keine Ahnung eigentlich. Eben schön irgendwie. Zumal das Regenwetter keine Lust auf Sightseeing machte. So versuchte ich, das Tempo zu halten und schaffte es zwei weitere Male, einen Blick auf eine grobe Uhrzeit zu erhaschen. Und wieder keine Uhr weit und breit. Ich begann mich zu ärgern. Wollte - zefix! - jetzt die korrekte Zeit, meine Laufzeit, Durchschnittszeit. ZEIT, ZEIT, ZEIT ...es wurde zur Obsession: das Ausspähen nach Turmuhren (es gibt reichlich Werbung für diverse Glaubensgemeinschaften in Oldenburg - Kirchturmuhren sind jedoch absolute Mangelware!), Apotheken-Uhranzeigen oder ähnlichem. Ein weiteres Mal wollte ich einen Mitläufer fragen, doch dieser nahm mich durch zugestöpselte Ohren absolut nicht wahr. Ich gab es auf und bin um eine Erkenntnis reicher: manchmal kann frau es auch untertreiben, das mit Uhren am Arm und statt Zwanghaftigkeit zu vermeiden dadurch stracks ins Gegenteil donnern.




Spätestens um Kilometer Zehn tat so ziemlich alles weh, was gerne bei mir meutert: Popöchen, hintere Oberschenkel, Fuß. Körper und Geist gaben sich vereint alle Mühe diesem irgendwo in einem gut geschützten, uneinsehbaren Winkel meines Wesens immer gerne alle Vernunft und Einheit sabotierenden Renitenzdingen Paroli zu bieten und sein nimmermüdes "Schneller", "Los", "nicht so so laaahaaammm"-Gekreische zu überstimmen.

Seit HM-Bestzeit vor 1,5 Jahren locker wieder 6kg schwerer geworden, damals voll im "Profi"-Training, jetzt nach längerer Durststrecke erst wieder  gelegentliche Stress-Mini-Hoppelläufchen, die kaum die Bezeichnung "Training" verdienten. Viele auch offenkundig schnelle Frauen vor mir im Rennen und somit bar jeder Chance eines AK-Platzes sprach alles dafür, den Körper zu (ver)schonen. Aber dieses Renitenz-Monsterchen - weder Körper noch Geist sondern vermutlich Alien  - hohnlachte, trieb an, peitschte ein: "hopp, hopp, hopp"!

Alles tat weh, keine Ahnung, wie schnell oder langsam unterwegs ... aber ich kämpfte wie eine olle Hyäne. Nicht locker lassen, nicht abreißen lassen von dem Menschenknubbel, in dem so ziemlich jeder, je näher das Ziel rückte, desto zwanghafter, immer wieder auf eine mir verborgen bleibende Zeit am Arm schielte. Was die Vermutung nährte: es handelt sich umd einen "sub-2-Wunschzeit-Knubbel", an den angehängt ich gute Chancen haben würde, selber ebenfalls diese Zeitmarke zu unterbieten. "Warum"? "Wozu"? Dass mir hier keiner mit blöden Fragen um die Ecke biegt!  :-|


Vier Füße oder ein paar Siebenmeilenstiefel hätte ich mir gewünscht.  Real blieb nur ein elefantös schweres Leiden.



Keine Hilfsmittel weit und breit und doch hielt ich das Tempo bzw. den Anschluss ans Läufergeknubbel vor mir.


Im Ziel immer noch keine Ahnung, ob es geklappt haben mag, begab ich mich - obwohl gefühlt bis auf den letzten Tropfen ausgequetscht, zermatscht und durch die Mangel gedreht, nass geschwitzt und nass geregnet, leicht humpelnd, frierend - direkt zum Infostand um zu erfragen, wo ich nun bitteschön schnellstmöglich meine Zielzeit erfahren könne. Man verwies mich an die "Soforturkunde", ich reihte mich ein in die Schlange der Wartenden ohne langes Zögern, Klamotten abholen, Frieren und Kälte einstellen etc. ein und wusste kurz darauf endlich:

meine gelaufene Zeit:  1:58:35   ≘  5:37 min / km, VDOT 37

Statistik:   Frauen: Platz 131 von 332  (Siegerin: Vennemann, Anja, W30, in 01:25:43)
                               W50: Platz 17 von 46   (Erste: Beckmann, Hildegard in 01:38:03)


Und jetzt? Muskelkater! Tierisch. Schon jahrelang nicht mehr in der Intensität erlebt. Macht ja nix, ist schließlich - wie alles andere auch - vergänglich ;)







05 Oktober 2015

Berge mit Bike (ohne Mountain-)


Noch ein schöner Herbsttag soll das werden und wir haben frei. Was tun? Berge natürlich!


 Wandern? wär' 'ne Idee - aber warum nicht mal was anderes! Schöne Mountainbiketour hab' ich da gefunden. Dumm nur, dass wir keine Mountainbikes besitzen. Sag' ich leichtsinnigerweise:
"Was Mountainbikes können, können unsere Räder auch!" Auf's Auto gepackt und ab nach Fall am Sylvensteinspeicher.


Dann geht's erstmal knackig bergauf. Teilweise schiebt das Rad, wer's liebt. 


Wir lieben vor allem die Ansichten


Bäume voll behangen mit Zapfen


und Bäume, farbenfroh wie der bunteste Herbst


wieder runter auf anderer Bergseite: die Jachenau, mein Lieblingstal im Bayernland


hier gibt's neben viel Platz auch viel Idylle


schon 8 Kilometer geschafft - war bisher noch ziemlich easy


Zeit für ein Sonnenfußbad ist immer

die Forstwege breit und komfortabel - auch der (ungeliebte) Schotter ist meistens eher harmlos

Moorwiesen mit Bächen (incl. Fischlein) und kleinen Seelein


Kuhweiden


die Luitpolder Alm im Sonnenschein


perfekt für Rast, Brotzeit und Ruhepäuschen 

Walchensee, Herzogenstand und Jochberg aus völlig neuer Perspektive


Perspektiven und Aussichten auch immer wieder auf gegenüber liegender Seite zum Karwendel hin


Pfade, tote Bäume und immer wieder ein Auf und meist viel zu steiles Ab


Endlich taucht die Isar neben der Straße auf


mäandernd im Kiesbett, grün und klar: Sehnsuchtsort!



Gut 45 Kilometer, etwas über 1.100 Höhenmeter und ca. 6 Stunden  später zurück beim Auto schmerzt so allerhand. Aber schön war's schon. Und es hat sich gezeigt: unsere Tourenrädchen haben's drauf. Mit Mountainbikes wär's aber wohl noch ein bisschen optimaler gewesen. 


04 Oktober 2015

vom Stubenpass auf die Hochalm




relativ leicht zu gehen aber keinesfalls lasch


Rundumsicht auf Täler, See und natürlich Berge bis hin zu Schneegipfeln der Hohen Tauern
(letztere per Foto aber nicht erfolgreich festgehalten - zu milchig die Sicht dorthin)