War der Tag des verpassten Marathon denn SO schlimm? Aber ganz im Gegenteil :-) Wunderschön war die Bergtour zum "Kotzen".
Als ich mit der besten aller Freundinnen im Jahr 2007 eine Wanderung zum Schafreuter unternahm, sah ich auf einer Karte, den Gipfel "Kotzen" und sagte, dass man sich den ja eigentlich mal irgendwann angucken müsse. M konstatierte: "Für einen Blogtitel machst du wohl alles" ;o) und spätestens da war mir klar: ich will da rauf!
Jahre zogen ins Land, der Plan schlummerte vor sich hin - komplett vergessen wurde er nicht und nun endlich ausgegraben und in die Tat umgesetzt. Stellte sich das Anreiseproblem: die Bayrische Oberlandbahn wurde zwar nicht bestreikt, doch von Lenggries aus ist sind es noch ca. 20km bis zum Einstieg in die Tour. Der Bergsteigerbus, der im Sommer diese Strecke bedient, fuhr nur bis zum vergangenen Wochenende, Trampen würde funktionieren - aber weil der Einstieg in die Tour noch einige Kilometer vom Örtchen Fall am Sylvensteinspeicher entfernt ist, plante ich eine Kombitour aus Radeln, Zug, Wandern und Laufen.
Gut 20 Kilometer waren zu radeln bis zum Einstieg in die Tour und auch diese Kilometer schon mit optischen Leckerbissen versehen.
Auf dem Radweg nur wenige Mitradler. Umso voller mit Autos die Straßen. Ein unaufhörlicher Strom an Ausflüglern ergoss sich Richtung Berge. Kein Wunder! BilderbuchBergWetter!
Der sehr große Parkplatz bei Fall voller Autos, aus denen Wanderer stiegen oder von denen Räder abgeladen wurden. Ich stellte mich auf viel Wanderbetrieb ein und das Gegenteil von stiller Bergwelt.
Für die Wanderung hatte ich im Internet - aber nicht auf den bekannten größeren Portalen - zwei Beschreibungen gefunden, die zumindest im Anstieg identisch waren. Bei einer war ein Track downloadbar, was ich - incl. einiger Offlinekarten - tat. Einen Kartenausschnitt und die Wegbeschreibung druckte ich mir aus und steckte das Blatt in eine Bauchtasche. Der beste Einfall überhaupt,wie sich herausstellen sollte.
Auf keiner Karte im Ort und am Weg war von einer Tour zum Kotzen die Rede. Null! Kein bisschen. Die Beschreibungen hatten erwähnt, dass es eine wenig ausgeschilderte Tour ist, auf der die Wege oft schwer zu finden sind. Da nicht markiert und streckenweise nicht zu erkennen.
Genau so ist es: es gibt diesen Weg offiziell nicht! Im ersten Anlauf fuhr ich auf einem asphaltierten Forstweg am unscheinbaren Waldweg und Startpunkt vorbei. Irgendwann wurde ich stutzig, holte Beschreigung und Track hervor und stellte fest: zu weit. Ich hätte längst abbiegen müssen. Aber da war doch gar kein Weg *grübel* Also zurück und den Wegrand abgescannt. Tatsächlich: ein Waldweg genau da, wo der Track ihn verkündete.
Aber keinerlei Schild oder Wegweiser. Als ob es nur ein Forstweg ins Nichts wäre. Unten sah man immer wieder eine tiefe wilde Schlucht zwischen steilen Berghängen. Ohne Brücke ginge es da keinesfalls rüber. Aber auch eine Brücke war nirgendwo ausgeschildert oder zu erahnen.
Ich riskierte es und fuhr in den Weg. Etwas weiter - von der breiteren Forststraße oben, von der ich abgebogen war, nicht mehr zu sehen, waren zwei Fahrräder an einen Baum geschlossen. Also würde es hier doch irgendwo hingehen. Ich schloss mein Rad ebenfalls ab, zog mir meine Laufsachen an - Laufrucksack und Trailschuhe einweihen :), packte die übrigen Klamotten in die dort verbleibende Radtasche und machte mich auf den schon bald sehr schmal werdenden Weg.
Der Weg wurde schmaler und bald zum steinig-wurzeligen Singletrail, führte durch Kiefernwälder und Berggrashänge, matschige Passagen, ein kleiner Wasserfall tauchte auf, streckenweise gluckerte und gluckste es, dann wieder war es sonnig und trocken.
Das Wetter hielt, was der Bericht versprochen hatte.
Ich joggte langsam und gemütlich die lauschigen Wege entlang und genoss trotz *Ächz* und *Keuch* jede Sekunde. Gewann schnell an Höhe.
Ein Weilchen lang war ich schon unterwegs, da tauchte es tatsächlich auf: das Schild "Kotzen". Halleluja!
Zwar war ich inzwischen sehr zuversichtlich, auf dem richtigen Weg zu sein: die - allerdings recht kurze - Beschreibung aus dem Portal passte zu allem. Trotzdem ist es ein seltsames Gefühl, in einer Gegend, in der jede Tour völlig idiotensicher ausgeschildert und markiert erscheint, einen Weg zu latschen, für den es NullkommaNull Hinweischilder gegeben hatte.
Tatsächlich blieb dieses Schild das einzige überhaupt. Auf der gesamten Strecke gibt es keine Markierungen - nicht an Steinen, Bäumen oder sonstwie. Der Weg existiert größtenteils nur weil er nun eben gelegentlich gegangen wird. Und über viele Teilstrecken ist gar kein Weg sichtbar.
Auch das hatte in der Beschreibung gestanden incl. extrem guter Hinweise, mit deren Hilfe es mir gelang, mit nur kurzen Irr-Abschweifungen zielsicher den Gipfel zu finden. Ohne Track und Text hätte ich garantiert aufgegeben bzw. wäre falsch durch Wälder oder Felsen geirrt.
Es ist keine allzu schwere Tour. Aber auch keine für absolute Anfänger. Streckenweise wird es steil und rutschig, die Pfade eng bzw. nicht vorhanden.
Kleine Mini-kniffelige Momente gibt es auch. Aber insgesamt harmlos. Und vor allem: AUSNAHMESCHÖN!
Hier gilt es - zum Foto stehe ich mittig - den ziemlich steilen weglosen Grashang hochkraxeln und nicht in die falsche Richtung abzudriften. Ohne Beschreibung wäre an dieser Stelle nicht ersichtlich, wo es langgehen könnte oder müsste. Ein "Hoch" auf den Beschreiber, der sich vermutlich irgendwann selber irrend im Try and Error- Modus durch die Bergwelt gehangelt hat (oder jemanden dabei hatte, der sich auskennt ;)
Oder sich durch die Latschenkiefern quetschen - dabei immer wieder etwas neu orientieren. Nur ein einziges Mal bin ich in einer Sackgasse gelandet und musste zurück.
Wie viele Touren bin ich schon gegangen, die mit Schildern und Markierungen zugepflastert waren - aber nicht annähernd so eine gigantische Aussicht boten!?
Um nicht zu sagen: "Voll krass, die Tour!" "Total der Geheimtipp" ... wobei die Weglosigkeit natürlich mit sich bringt, dass Hänge und Wegansätze einem Massenansturm im derzeitigen Zustand nicht gewachsen wären. Insofern kein Wunder, dass es diesen Weg offiziell nicht oder kaum gibt und er von allen Wander- und Hinweisschildern schlicht ignoriert wird.
Bis hierher war mir in den zwei Stunden, die ich gebraucht hatte (eine Pause und viele Fotostops incl. - ausschließlich wandernd würde man länger brauchen. Ich habe die Teile, die sich laufen ließen, zwar langsam - aber gejoggt) niemand begegnet.
Doch DA! auf dem Plateau: zwei Gestalten! Beim Näherkommen entpuppen sie sich als zwei etwas freakige junge Männer in Radklamotten. Die Besitzer der beiden anderen auf dem Weg angeschlossenen Räder vor der Brücke. Sie gehen die Tour in entgegengesetzter Richtung und bleiben die einzige Begegnung auf der - für mich - gut dreistündigen "reinen" Kotzentour (an Anfang und Ende - nochmal ca. 1,5 Stunden dazu - wo sich mein Weg mit anderen Touren überschneidet, begegnen mir umso mehr Wanderer und Biker).
Der Rückweg glänzt vielerorts wieder durch Unsichtbarkeit (nicht immer - teilweise ist der Verlauf gut zu erkennen) und die Hinterlassenschaften - Fladen und Matschmassen - der inzwischen schon abgetriebenen Kühe, die den Sommer auf diesem Abschnitt geweidet haben.
Die Mizuno Evo Ferus haben ihren ersten Traileinsatz wunderbar gemeistert. Der Grip an der Sohle lässt etwas zu wünschen übrig, viel kniffeliger sollten Strecken für sie nicht sein. Dafür sind sie biegsam, leicht und lassen den Füßen viel Freiheit. Genau richtig für mich.
Irgendwo zwischen dieser "Steinwüstenpassage" und der Alm (s. u.) habe ich den eigentlich geplanten Weg aus der Beschreibung, wieder mit dem Zusatz "Weg schwer zu finden" - verpasst.
Als Track hatte ich ihn nicht, der gemeinte Wanderweg ist zwar hauchdünn eingezeichnet, real war da nicht der Hauch von abzweigendem Weg. Zurück? Ochnö - müsste ich wieder bergauf und - schade zwar um die "wildromantische Klamm", die dort versprochen wird - die Aussicht auf menschenleere Einsamkeit bei nicht sichtbaren Wegen und rutschignassen Steinen zwischen hohen Felswänden ohne GPS-Empfang (er setzt gelegentlich aus bzw. zeigt starke Abweichungen an Stellen, wo viel Fels und gleichzeitig Wald ist) .. nee, so richtig war mir danach jetzt nicht mehr.
War ja auch genug an gigantischer Schönheit eigentlich - mehr kann ein Mensch vielleicht an einem Tag gar nicht verarbeiten?!
Der Rückweg zwar wesentlich komfortabler als eine nasse Klamm - aber auch wesentlich weiter weil noch um eine Berggruppe herum in weitem Bogen und endlose Serpentinen, die sich ziehen und ziehen .. Wieder jogge ich. Mit inzwischen sehr schweren Beinen und schmerzenden Oberschenkeln. Die Luft ist raus.
Fahrrad abgeholt - alles noch da, die beiden anderen schon weg - und wieder nach Lenggries geradelt. Zum Glück fast nur bergab.
Kleine Pause noch an der in Nachmittagssonne leuchtenden Isar mit ihrem glasklaren Wasser. Das immer rattenkalt ist und hier noch in den Bergen erst recht.
Füße ins Wasser? Will ich das wirklich? Hmmm ... nö, eigentlich nicht wirklich. Aber nützt ja nix: Tradition ist Tradition!
Lange dauert's, bis ich zu Hause ankomme, stockdunkel ist's, meine Adduktoren krampfen zum ersten Mal schon im Zug - vom Ostbahnhof nochmal radeln bis nach Hause ...
Das waren dann für heute:
war toll - aber reicht!
Als ich mit der besten aller Freundinnen im Jahr 2007 eine Wanderung zum Schafreuter unternahm, sah ich auf einer Karte, den Gipfel "Kotzen" und sagte, dass man sich den ja eigentlich mal irgendwann angucken müsse. M konstatierte: "Für einen Blogtitel machst du wohl alles" ;o) und spätestens da war mir klar: ich will da rauf!
Jahre zogen ins Land, der Plan schlummerte vor sich hin - komplett vergessen wurde er nicht und nun endlich ausgegraben und in die Tat umgesetzt. Stellte sich das Anreiseproblem: die Bayrische Oberlandbahn wurde zwar nicht bestreikt, doch von Lenggries aus ist sind es noch ca. 20km bis zum Einstieg in die Tour. Der Bergsteigerbus, der im Sommer diese Strecke bedient, fuhr nur bis zum vergangenen Wochenende, Trampen würde funktionieren - aber weil der Einstieg in die Tour noch einige Kilometer vom Örtchen Fall am Sylvensteinspeicher entfernt ist, plante ich eine Kombitour aus Radeln, Zug, Wandern und Laufen.
Schon die morgendliche Radfahrt durch den Englischen Garten: berückend!
Einige Verzögerungen durch Streikauswirkungen beeinträchtigen auch die BOB, verspätet erreichte ich samt Fahrrad in von Menschen (unglaublich viele sehr junge Leute mit Wanderausrüstung - Wandern scheint aboslut "hip" zu sein) und Fahrrädern überfüllter Bahn gegen 10:30 Uhr Lenggries, von wo aus ein größtenteils komfortabler Radweg zum Sylvensteinspeicher führt.
Gut 20 Kilometer waren zu radeln bis zum Einstieg in die Tour und auch diese Kilometer schon mit optischen Leckerbissen versehen.
Auf dem Radweg nur wenige Mitradler. Umso voller mit Autos die Straßen. Ein unaufhörlicher Strom an Ausflüglern ergoss sich Richtung Berge. Kein Wunder! BilderbuchBergWetter!
Der sehr große Parkplatz bei Fall voller Autos, aus denen Wanderer stiegen oder von denen Räder abgeladen wurden. Ich stellte mich auf viel Wanderbetrieb ein und das Gegenteil von stiller Bergwelt.
Für die Wanderung hatte ich im Internet - aber nicht auf den bekannten größeren Portalen - zwei Beschreibungen gefunden, die zumindest im Anstieg identisch waren. Bei einer war ein Track downloadbar, was ich - incl. einiger Offlinekarten - tat. Einen Kartenausschnitt und die Wegbeschreibung druckte ich mir aus und steckte das Blatt in eine Bauchtasche. Der beste Einfall überhaupt,wie sich herausstellen sollte.
Auf keiner Karte im Ort und am Weg war von einer Tour zum Kotzen die Rede. Null! Kein bisschen. Die Beschreibungen hatten erwähnt, dass es eine wenig ausgeschilderte Tour ist, auf der die Wege oft schwer zu finden sind. Da nicht markiert und streckenweise nicht zu erkennen.
Genau so ist es: es gibt diesen Weg offiziell nicht! Im ersten Anlauf fuhr ich auf einem asphaltierten Forstweg am unscheinbaren Waldweg und Startpunkt vorbei. Irgendwann wurde ich stutzig, holte Beschreigung und Track hervor und stellte fest: zu weit. Ich hätte längst abbiegen müssen. Aber da war doch gar kein Weg *grübel* Also zurück und den Wegrand abgescannt. Tatsächlich: ein Waldweg genau da, wo der Track ihn verkündete.
Aber keinerlei Schild oder Wegweiser. Als ob es nur ein Forstweg ins Nichts wäre. Unten sah man immer wieder eine tiefe wilde Schlucht zwischen steilen Berghängen. Ohne Brücke ginge es da keinesfalls rüber. Aber auch eine Brücke war nirgendwo ausgeschildert oder zu erahnen.
Ich riskierte es und fuhr in den Weg. Etwas weiter - von der breiteren Forststraße oben, von der ich abgebogen war, nicht mehr zu sehen, waren zwei Fahrräder an einen Baum geschlossen. Also würde es hier doch irgendwo hingehen. Ich schloss mein Rad ebenfalls ab, zog mir meine Laufsachen an - Laufrucksack und Trailschuhe einweihen :), packte die übrigen Klamotten in die dort verbleibende Radtasche und machte mich auf den schon bald sehr schmal werdenden Weg.
Und tatsächlich: eine Brücke!
Selfie muss schon sein ;)
Der Weg wurde schmaler und bald zum steinig-wurzeligen Singletrail, führte durch Kiefernwälder und Berggrashänge, matschige Passagen, ein kleiner Wasserfall tauchte auf, streckenweise gluckerte und gluckste es, dann wieder war es sonnig und trocken.
Das Wetter hielt, was der Bericht versprochen hatte.
Ich joggte langsam und gemütlich die lauschigen Wege entlang und genoss trotz *Ächz* und *Keuch* jede Sekunde. Gewann schnell an Höhe.
Ein Weilchen lang war ich schon unterwegs, da tauchte es tatsächlich auf: das Schild "Kotzen". Halleluja!
Zwar war ich inzwischen sehr zuversichtlich, auf dem richtigen Weg zu sein: die - allerdings recht kurze - Beschreibung aus dem Portal passte zu allem. Trotzdem ist es ein seltsames Gefühl, in einer Gegend, in der jede Tour völlig idiotensicher ausgeschildert und markiert erscheint, einen Weg zu latschen, für den es NullkommaNull Hinweischilder gegeben hatte.
Tatsächlich blieb dieses Schild das einzige überhaupt. Auf der gesamten Strecke gibt es keine Markierungen - nicht an Steinen, Bäumen oder sonstwie. Der Weg existiert größtenteils nur weil er nun eben gelegentlich gegangen wird. Und über viele Teilstrecken ist gar kein Weg sichtbar.
Auch das hatte in der Beschreibung gestanden incl. extrem guter Hinweise, mit deren Hilfe es mir gelang, mit nur kurzen Irr-Abschweifungen zielsicher den Gipfel zu finden. Ohne Track und Text hätte ich garantiert aufgegeben bzw. wäre falsch durch Wälder oder Felsen geirrt.
Es ist keine allzu schwere Tour. Aber auch keine für absolute Anfänger. Streckenweise wird es steil und rutschig, die Pfade eng bzw. nicht vorhanden.
Kleine Mini-kniffelige Momente gibt es auch. Aber insgesamt harmlos. Und vor allem: AUSNAHMESCHÖN!
Hier gilt es - zum Foto stehe ich mittig - den ziemlich steilen weglosen Grashang hochkraxeln und nicht in die falsche Richtung abzudriften. Ohne Beschreibung wäre an dieser Stelle nicht ersichtlich, wo es langgehen könnte oder müsste. Ein "Hoch" auf den Beschreiber, der sich vermutlich irgendwann selber irrend im Try and Error- Modus durch die Bergwelt gehangelt hat (oder jemanden dabei hatte, der sich auskennt ;)
Oder sich durch die Latschenkiefern quetschen - dabei immer wieder etwas neu orientieren. Nur ein einziges Mal bin ich in einer Sackgasse gelandet und musste zurück.
Wie viele Touren bin ich schon gegangen, die mit Schildern und Markierungen zugepflastert waren - aber nicht annähernd so eine gigantische Aussicht boten!?
Um nicht zu sagen: "Voll krass, die Tour!" "Total der Geheimtipp" ... wobei die Weglosigkeit natürlich mit sich bringt, dass Hänge und Wegansätze einem Massenansturm im derzeitigen Zustand nicht gewachsen wären. Insofern kein Wunder, dass es diesen Weg offiziell nicht oder kaum gibt und er von allen Wander- und Hinweisschildern schlicht ignoriert wird.
Absout der Gipfel. Als ich oben ankomme, ist es 14:00 Uhr - genau die Zeit, die ich mir als Marathonzielzeit im Optimalfall vorgenommen hatte. Ein würdiger Ersatz :o)
Bis hierher war mir in den zwei Stunden, die ich gebraucht hatte (eine Pause und viele Fotostops incl. - ausschließlich wandernd würde man länger brauchen. Ich habe die Teile, die sich laufen ließen, zwar langsam - aber gejoggt) niemand begegnet.
Doch DA! auf dem Plateau: zwei Gestalten! Beim Näherkommen entpuppen sie sich als zwei etwas freakige junge Männer in Radklamotten. Die Besitzer der beiden anderen auf dem Weg angeschlossenen Räder vor der Brücke. Sie gehen die Tour in entgegengesetzter Richtung und bleiben die einzige Begegnung auf der - für mich - gut dreistündigen "reinen" Kotzentour (an Anfang und Ende - nochmal ca. 1,5 Stunden dazu - wo sich mein Weg mit anderen Touren überschneidet, begegnen mir umso mehr Wanderer und Biker).
Der Rückweg glänzt vielerorts wieder durch Unsichtbarkeit (nicht immer - teilweise ist der Verlauf gut zu erkennen) und die Hinterlassenschaften - Fladen und Matschmassen - der inzwischen schon abgetriebenen Kühe, die den Sommer auf diesem Abschnitt geweidet haben.
Die Mizuno Evo Ferus haben ihren ersten Traileinsatz wunderbar gemeistert. Der Grip an der Sohle lässt etwas zu wünschen übrig, viel kniffeliger sollten Strecken für sie nicht sein. Dafür sind sie biegsam, leicht und lassen den Füßen viel Freiheit. Genau richtig für mich.
Irgendwo zwischen dieser "Steinwüstenpassage" und der Alm (s. u.) habe ich den eigentlich geplanten Weg aus der Beschreibung, wieder mit dem Zusatz "Weg schwer zu finden" - verpasst.
Als Track hatte ich ihn nicht, der gemeinte Wanderweg ist zwar hauchdünn eingezeichnet, real war da nicht der Hauch von abzweigendem Weg. Zurück? Ochnö - müsste ich wieder bergauf und - schade zwar um die "wildromantische Klamm", die dort versprochen wird - die Aussicht auf menschenleere Einsamkeit bei nicht sichtbaren Wegen und rutschignassen Steinen zwischen hohen Felswänden ohne GPS-Empfang (er setzt gelegentlich aus bzw. zeigt starke Abweichungen an Stellen, wo viel Fels und gleichzeitig Wald ist) .. nee, so richtig war mir danach jetzt nicht mehr.
War ja auch genug an gigantischer Schönheit eigentlich - mehr kann ein Mensch vielleicht an einem Tag gar nicht verarbeiten?!
Kleine Pause und dem Selbstauslöser was vorgelacht.
Der Rückweg zwar wesentlich komfortabler als eine nasse Klamm - aber auch wesentlich weiter weil noch um eine Berggruppe herum in weitem Bogen und endlose Serpentinen, die sich ziehen und ziehen .. Wieder jogge ich. Mit inzwischen sehr schweren Beinen und schmerzenden Oberschenkeln. Die Luft ist raus.
Fahrrad abgeholt - alles noch da, die beiden anderen schon weg - und wieder nach Lenggries geradelt. Zum Glück fast nur bergab.
Kleine Pause noch an der in Nachmittagssonne leuchtenden Isar mit ihrem glasklaren Wasser. Das immer rattenkalt ist und hier noch in den Bergen erst recht.
Füße ins Wasser? Will ich das wirklich? Hmmm ... nö, eigentlich nicht wirklich. Aber nützt ja nix: Tradition ist Tradition!
Lange dauert's, bis ich zu Hause ankomme, stockdunkel ist's, meine Adduktoren krampfen zum ersten Mal schon im Zug - vom Ostbahnhof nochmal radeln bis nach Hause ...
Das waren dann für heute:
- ca. 60km mit dem Rad
- knapp 20 Laufkilometer
- noch'n paar gewanderte und gekraxelte Kilometer dazu
- das Ganze mit mehr als 1.000 Höhenmetern
war toll - aber reicht!
20 Kommentare:
Zum Kotzen, was für ne tolle Tour. Ich hoffte so etwas, als ich den Blogtitel las.
Großartige Alternative zum Marathon. Die Bilder sind der Knaller und Deiner Beschreibung und der eigenen Erfahrung folgend, werden sie nicht das wiedergeben, was Du wirklich gesehen hast. Aber so hat es schon einen Wow-Faktor 10.0.
Gute Regeneration und guten Start in die Woche.
Hallo Lizzy,
vom Kotzen hatte ich auch schon gelesen. *g Eine wunderschöne Tour, die Du da gemacht hast! So schön kann doch eigentlich gar kein Marathon sein oder?
Tschö sam
Ja, du kennst und weißt das: real und alle Sinne durchdringend ist nochmal völlig anders. Vieldimensional sozusagen :) Dir auch einen guten Wochenstart und möge geklärt werden, was nur Montags möglich ist *s*
Sam, wer hat den Blogspot Höllenhund gezähmt?! (oder schlimmeres ;) Ich muss dein Post nicht aus der Quarantäne zerren - auf nix ist mehr Verlass :o)
Und Marathon ist anders schön: jede Quälerei hat ihre eigene Schönheit und sollte nicht gegeneinander aufgewogen werden. Nehmen wir doch einfach ALLES mit!
Eindrucksvoll! An einem solchen Herbstwochenende, an dem ich seit Jahren eine Fahrt "in die Berge" verweigere, so eine einsame Tour machen zu können verblüfft mich total. Schön , daß es so etwas noch gibt, sogar an einem solchen Wahnsinnssonntag. Mein 15km Lauf durch die Ostparknacht war da weniger erbauend, aber auch nicht ohne. 2Rampen und ein Hügel gehen gewaltig in die Beine und lassen ein Trainingszeitziel in weite Ferne entschwinden.
Bis dahin ...
Fein, es muß ja nicht immer Marathon sein. ;-)
Genau so handhabe ich das eigentlich auch seit Jahren, Norbert: bloß nicht an Sonntagen in den Bergen wandern gehen - da nehme ich mir lieber mal einen Tag frei. Wobei es dieses Jahr meine allererste Alpenwanderung war. Vorher waren nur einige Wochentage-außerhalb-Ferienzeiten-Touren im Bayrischen Wald (auch schön - aber Alpen sind schon nochmal was anderes ;).
Aber zu Hause womöglich dem Marathonstart hintertrauern, das wollte ich auch nicht - und auch nicht einfach irgendwo rumjoggen.
Der Ostpark ist tatsächlich alles andere als flach - versuch' doch einfach, das als etwas bekloppte "Verrückt-Veranstaltung" zu sehen und zu genießen. Bis dahin dann ;)
Jörg, sach ich doch :o)))
Hallo Lizzy!
Anstatt des Marathons eine wunder schöne Bergwanderung (zum Teil auch noch gelaufen, du wirst mir immer unheimlicher mit deiner Kondition...) Wie schaffst du es nur, so geschwind so tolle Berichte in die Tasten zu klopfen?
Ist jedenfalls super, auch die Bilder sind toll!
LG
Gabi
Hi Gabi,
naja, wenn's bergauf steil wurde, bin ich nicht gelaufen. Da war das dann eher sowas wie "speed-wandern". Und Pausen hab' ich auch reichlich gemacht.
Was die Berichte angeht: schnell schreiben kann ich vermutlich wirklich besser als schnell laufen *s* Die Bilder auszusuchen, hochzuladen und ein bisschen zu verkleinern etc., das braucht am längsten. Insofern war's vielleicht ganz praktisch, dass ich - vermutlich wegen des Ansatzes zur Überanstrengung - nicht schlafen konnte: Puls gnadenlos hoch und schmerzende Gräten. Ich war bis weit nach Mitternacht wach (und habe heute zum Glück Urlaub ;)
Tatsächlich hatte ich heute einen Muskelkater wie schon lange nicht mehr. Nach kurzen - aber mehreren - Yogaeinheiten eher der soften Art mit viel Atmen, intensiven aber unspektakulären Dehnhaltungen und einem heißen Bad ist es aber schon wieder ziemlich gut und fühlt sich in erster Linie fit und stark an.
Ich bin auch ganz begeistert, dass sam jetzt wohl ungehindert kommentieren kann. Auch bei mir hats geklappt. Sehr schön!
Hallo Lizzy, unglaublich nette Beschreibung einer unglaublich mutigen Tour. So ganz alleine in fremden Terrain. Hast du keine Angst, dass mal was passiert und du alleine bist? Aber wer hätte es gedacht, an so einem Tag ein Berg, der nicht wegen Überfüllung geschlossen ist. Glückwunsch
Hallo Andra (bei dir gucke ich auch ab und zu rein ;)
das nach der "Angst" ist eine gute Frage, die sich in einem eigenen Beitrag lang und breit abhandeln lassen würde. Will ich jetzt besser nicht tun ;) Aber kurz umrissen: im Vorfeld kommen durchaus auch Bedenken und manchmal Phantasien mit sowas wie Horrorszenarien. Lust, Neugierde und die schönen Vorstellungen überwiegen dann meistens. Nicht immer. Ich lasse mir immer die Möglichkeit offen, noch umzuschwenken .. und tue es dann selten. Wenn ich unterwegs bin, habe ich keine konkreten Ängste. Mir ist immer bewusst, dass es keine Gefahrenfreiheit gibt. Aber die Wahrscheinlichkeiten sprechen gegen z. B Kreuzotternbisse (gesehen hab ich schonmal eine ;) und andere Ausreißergefahren. Die größere Wahrscheinlichkeit läge in verknacksten Knöcheln oder sowas ... ja, kann natürlich immer irgendwie passieren letztlich. Aber konkret Angst davor habe ich nicht und nehme an, dass in den meisten Fällen das Handy funktionieren würde, mein Mann oder sonstwer immer weiß, in welcher Gegend ich mich rumtreibe und was ich vorhatte und immer überall irgendwas passieren kann weil es Absicherung gegen Risiken nicht gibt - auch nicht bei Versicherungsvertretern. Wer zu viel rumsitzt, der läuft Gefahr, eine Thrombose zu bekommen ;)
Wenn ich alleine unterwegs bin, habe ich eine wesentlich bessere Orientierung als in Gruppe oder zu zweit. Die Sinne sind schärfer - was auch den Genuss erhöht - die Aufmerksamkeit (unbewusst) immer am oberen Level aber die Sorgen und Launen um dies und das - die bleiben aus. Während sie sich bei Gruppenunternehmungen schonmal zwischenschummeln. Es gibt wohl sowas wie zwei oder drei "Wander-Lizzys": die Solistin, die Duett-Outdoor-Aktive und die in Gruppe Aktivistin. Letztere immer seltener und letztere war auch die besorgteste. Umgang und Wahrnehmung, Eigenverantwortungsgefühl etc. ... völlig anders wenn alleine. Und je öfter, je lieber ...
Nun ist es doch der Roman geworden, der es gar nicht werden sollte ... aber das ist wirklich auch ein Thema, das meins ist ;)
Nachtrag:
Es gab ja vor einigen Jahren durchaus eine Tour, bei der es sich knapp anfühlte und wie ein Wandeln auf Messers Schneide
Wenn ich da im Nachhinein sagen sollte, ob ich Angst hatte, es fiele mir schwer. Ich wusste: ich will nicht sterben und bin gar nicht so weit davon entfernt. Alles konzentriert sich auf dieses "NEIN; ich WILL NICHT STERBEN" und du entwickelst Kräfte, die du dir selber nicht zugetraut hättest. Auch da ist mir klar, dass das u. U. grad gar nix nützen würde und man es nicht immer selber in der Hand hat. Trotzdem ist diese Grenzerfahrung schon auch was sehr spezielles. Mir war klar, dass sie mich etwas lehrt - mich aber nicht dazu bringt, nie wieder loszuziehen. Eher im Gegenteil!
Hallo Lizzy,
der Kotzen steht auch schon lange auf meiner Wunschliste! Wie bist du denn rauf, Durrach-Kotzen-Nieder?
ja, sorum - im Grunde ziemlich genau diese Tour ohne auf den Lerchenkogel gekraxelt zu sein aber der Rückweg verlief über eine richtige Fahrstraße - nich asphaltiert aber autotauglich und ganz frisch erstellt, wie es aussah. Zumindest aufgefrischt. Ich weiß deren genauen Verlauf nicht - hätte dann selber tracken müssen.
Hallo Lizzy,
also im ersten Moment dachte ich, huch, was ist denn daaaaa los? Aber das sehe ich wie Du, allein um einen Posttitel zu generieren musste das sein;-) Und dann noch so eine wunderbare Tour ohne andere Touris? Herrlich!
14 Uhr, ja, da hatte ich gerade andere Sorgen und hätte gern mit Dir getauscht... ;-)
Liebe Grüße
Elke
Salü Lizzy ahm... Powerlizzy
Kompliment und Bewunderung, das hast du prima hingekriegt, das Auskotzen am Kotzen. Bei dem Gipfelkreuz, das muss der totale Kraftort sein. Da wäre ich auch gerne. Du machst das alles prima.
Allerdings, sterben bei der Ausübung des Lieblingssports würde mir gefallen... auch wenn ein wenig zu früh. Lieber als in einem Pflegeheim medikamentös dahinsiechen..
Herzliche Grüsse
Trudy
Das Tauschangebot hätte ich ausgeschlagen, Elke. Bei aller Solidarität ... soweit geht mein Helfersyndrom dann doch nicht ;)
Trudy, das mit dem Sterben klingt ja erstmal ein bisschen morbide. Aber ich weiß glaub' ich, was du meinst. Bei Andras Frage nach der Angst musste ich auch sofort daran denken, dass hinter jeder Angst letztlich diejenige vor dem Tod steht irgendwie. Gerade im Zusammenhang mit dem "Alleinsein". Das habe ich bei vorherigen Gelegenheiten schon gründlich durchdacht und komme zu dem Schluss: genau wie du würde ich auch lieber unterwegs - beim Laufen oder Wandern - sterben als irgendwo im Bett. Selbst wenn das ggf. mit ein bisschen Rumsterberei im Vorfeld verbunden ist - man fällt ja nicht automatisch um und ist sofort tot. Kann auch anders kommen. Aber dann vielleicht allein zu sein, das finde ich keinen sehr schlimmen Gedanken. Weniger schlimm als die Vorstellung, hilf- und wehrlos im Bett einer dumme oder sentimentale Sprüche ableiernden Meute ausgeliefert zu sein oder Pflegekräften, die mich wie eine Idiotin behandeln, jemandem, der mir - wie wohlmeindend auch immer - Berührungen aufzwingt, auf die ich lieber verzichten würde ... neenee, dann doch lieber alleine in der Gletscherspalte ;)
Lizzy, das hast du wirklich eien wunderschöne Tour erkundet! Und vor allem-du warst dabei noch alleine und dazu gehört eine Portion Mut. Über die Vernunft sollen andere streiten :-)
Meinst du, dazu gehört Mut, Martin? Aber sicher nicht mehr als bei euch im Pfälzerwald rumzurennen. Das ist da doch genauso einsam und du läufst sicher auch nicht immer in Gesellschaft, oder?
Und überhaupt: die meisten Leute sind doch immer mal wieder irgendwo alleine unterwegs - und überall kann was passieren, wenn man die Phantasie entsprechend bemüht. Ich war als Kind schon alleine abseits der Wege in Wäldern unterwegs und immer meinte irgendwer, da müsse mensch doch Angst haben. Hab' ich aber wirklich selten. Du denn? Oder die anderen, die mitlesen?
In Städten und wo viele Menschen sind, gibt es viele Situationen, in denen mir sehr viel mulmiger wird manchmal ;)
Genau, du bringst es gekonnt auf den Punkt.
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