5. Juli 2013: Sambuco - Rifugio Migliorero
An manchen Tagen säumten goldene Hänge und Wälder unsere Wege. Aber er bestach nicht nur die Augen sondern in ganz besonderem Maße ist er auch nasenfüllend. Ein süß-schwerer Duft lag überall in seiner Nähe in der Luft, oft lange zu erriechen, bevor der erste gelbe Tupfer in der Landschaft sichtbar wurde. Wäre es ein Kunstduft, dann würde ich ihn als "zu süß, zu schwer, fast ein bisschen zu penetrant" empfinden. Aber hier in freier Natur ist es ganz okay. Gerade weil es so golden duftet.
Vor diesem Tag allerdings grauste mir nicht aufgrund des süßen Duftes im Vorfeld ein bisschen sondern weil er sage und schreibe 1720 Höhenmeter bergauf und 810 hm bergab verhieß. Dazu die für dieses Jahr längste Gehzeit von 6.30 h. Und wenn im Buch eine Gehzeit angegeben ist, dann kann man auch als einigermaßen fitter Wanderer davon ausgehen, dass es sich auch wirklich nur um die und zwar zügige Gehzeit handelt, die man in diesem Rahmen schaffen wird.
1720 Höhenmeter. Noch dazu in zwei Etappen, zwischen denen es auch wieder ordentlich runter geht erstmal. Das ist - insbesondere mit Tourenrucksack auf den Schultern - schon eine Hausnummer. Wir wappneten uns für Leiden, Zähigkeit und Schwere.
Zunächst ging's aber erstmal recht moderat durch zunächst Wiesen, dann lichte Wälder halbwegs gemächlich bergauf.
Einige Hindernisse in Form entwurzelter Bäume versperrten den Weg und benötigten zusätzlich Zeit. Es sieht einfacher aus als es ist, an relativ steil-rutschigen Hängen entwurzelte und auf den Weg geplumpste Bäume mit Gepäck zu um-, unter- oder überklettern. Kleine Ratscher von Ästen oder Dornen, harzige Hände und ein paar Schweißtropfen mehr kostet es auf jeden Fall.
Nach dann doch ein paar knackig-steilen Passagen auch durch sonnig-heiße schattenlosen Hänge - übersät mit noch unreifen Heidelbeermassen und Alpenrosen - ist die erste große Steiletappe erstaunlich gut bewältigt. Der Genuss einer wieder umwerfenden Aussicht belohnt mehrfach.
Unterwegs begegnet uns viele Stunden lang kein Mensch. Da haben wir sie wieder: die Abgeschiedenheit und Einsamkeit der piemontesischen Alpen.
Und zwar bis fast ganz runter - bis ans Wasser.
Nicht ganz einfach, aus einem tosenden Wasserfall zu trinken. Da gilt es, die passende Stelle zu finden.
Das Überwandern des großen Lawinenrestes - den noch frisch aussehenden Bruchstellen der wie Streichhölzer zersplitterten, darin steckenden mitgerissenen Bäume nach zu urteilen, ist die Nassschneelawine vor nicht nicht sehr langer Zeit hier aus der Höhe runtergekommen und hat sich den Weg freigewalzt - erzeugt wieder einmal Ehrfurcht vor der gigantischen Kraft der Natur.
Das Rifugio auf 2.100 Meter über dem Meeresspiegel ist traumhaft. Die Umgebung mit den vielen Wassern hat einmal wieder dieses "heilige Flair", eine bezaubernde märchenhafte Ausstrahlung.
Trotzdem widme ich mich den irdischen Dingen: Wäsche muss gewaschen werden - sie trocknet trotz leichtester Funktionsmaterialien nur selten komplett und muss oft noch klamm und feucht am nächsten Morgen wieder angezogen werden.
Und wer hat sich schonmal mit eisig kaltem Wasser - frisch dem Schneeschmelzebach entzapft - die Haare gewaschen? Ich habe und obwohl ich kaltes Wasser liebe, nenne ich diese Erfahrung ... grenzwertig ...
Volker gibt auf dem beeindruckenden Monolithen, auf dem das Rifugio gebaut ist, die Loreley
Wie fast an jedem Abend gönne ich mir nach Ankunft am Tagesziel einige komplette barfuß-Stunden. Heute im und am eisigen Bergsee.
Die Zimmer des Rifugios eher nicht sehr komfortabel aber immerhin sind fast alle der 100 Betten des Hauses leer. Nur wir beide und ein Paar aus Tirol finden sich heute in der Gaststube an, in der das Betreiberpaar ein für eine Berghütte reichhaltiges, durchaus schmackhaftes und mehrgängiges Essen für uns auftischt.
Tagesstatistik:
Wanderzeit: 8:00 - 16:50 Uhr
Höhenmeter: ca. 1720 ↑ 810↓
Distanz: ca. 15 km
Höchster Punkt: 2.241 m
Goldregen prägte diese Wanderung (und nicht nur an diesem Tag) floratisch (gibt's das Wort? Jetzt auf jeden Fall ja ;)
In den Tälern in voller Blüte - auch das spät in diesem Jahr - in den höheren Lagen noch im Erblühen.
An manchen Tagen säumten goldene Hänge und Wälder unsere Wege. Aber er bestach nicht nur die Augen sondern in ganz besonderem Maße ist er auch nasenfüllend. Ein süß-schwerer Duft lag überall in seiner Nähe in der Luft, oft lange zu erriechen, bevor der erste gelbe Tupfer in der Landschaft sichtbar wurde. Wäre es ein Kunstduft, dann würde ich ihn als "zu süß, zu schwer, fast ein bisschen zu penetrant" empfinden. Aber hier in freier Natur ist es ganz okay. Gerade weil es so golden duftet.
Vor diesem Tag allerdings grauste mir nicht aufgrund des süßen Duftes im Vorfeld ein bisschen sondern weil er sage und schreibe 1720 Höhenmeter bergauf und 810 hm bergab verhieß. Dazu die für dieses Jahr längste Gehzeit von 6.30 h. Und wenn im Buch eine Gehzeit angegeben ist, dann kann man auch als einigermaßen fitter Wanderer davon ausgehen, dass es sich auch wirklich nur um die und zwar zügige Gehzeit handelt, die man in diesem Rahmen schaffen wird.
1720 Höhenmeter. Noch dazu in zwei Etappen, zwischen denen es auch wieder ordentlich runter geht erstmal. Das ist - insbesondere mit Tourenrucksack auf den Schultern - schon eine Hausnummer. Wir wappneten uns für Leiden, Zähigkeit und Schwere.
Zunächst ging's aber erstmal recht moderat durch zunächst Wiesen, dann lichte Wälder halbwegs gemächlich bergauf.
Einige Hindernisse in Form entwurzelter Bäume versperrten den Weg und benötigten zusätzlich Zeit. Es sieht einfacher aus als es ist, an relativ steil-rutschigen Hängen entwurzelte und auf den Weg geplumpste Bäume mit Gepäck zu um-, unter- oder überklettern. Kleine Ratscher von Ästen oder Dornen, harzige Hände und ein paar Schweißtropfen mehr kostet es auf jeden Fall.
Nach dann doch ein paar knackig-steilen Passagen auch durch sonnig-heiße schattenlosen Hänge - übersät mit noch unreifen Heidelbeermassen und Alpenrosen - ist die erste große Steiletappe erstaunlich gut bewältigt. Der Genuss einer wieder umwerfenden Aussicht belohnt mehrfach.
Flache Passagen wechseln sich mit mildem bergauf-Geschlängel unproblematisch ab.
Unterwegs begegnet uns viele Stunden lang kein Mensch. Da haben wir sie wieder: die Abgeschiedenheit und Einsamkeit der piemontesischen Alpen.
immer wieder dramatisch schöne Szenarienwechsel
hinten oben bei den Schneefeldern - das Tagesziel. Aber erstmal geht's wieder ordentlich bergab.
Und zwar bis fast ganz runter - bis ans Wasser.
durch blühende Wiesen, vorbei an weidenden Schafen. Fast alle hinter Wolf-Schutzzäunen. Hier soll es viele Wölfe geben in dieser Gegend. Gesehen oder gehört haben wir (leider?) keinen davon.
Mächtige Wasser bestimmen den nächsten Aufstieg durchs Hochtal zum Rifugio Migliorero
Nicht ganz einfach, aus einem tosenden Wasserfall zu trinken. Da gilt es, die passende Stelle zu finden.
Das Überwandern des großen Lawinenrestes - den noch frisch aussehenden Bruchstellen der wie Streichhölzer zersplitterten, darin steckenden mitgerissenen Bäume nach zu urteilen, ist die Nassschneelawine vor nicht nicht sehr langer Zeit hier aus der Höhe runtergekommen und hat sich den Weg freigewalzt - erzeugt wieder einmal Ehrfurcht vor der gigantischen Kraft der Natur.
Da! Endlich! das "Schloss" -> Rifugio Migliorero
Weit war's, anstrengend war's. Aber befürchtet hatte ich im Vorfeld schlimmeres. Liegt es daran, dass die Erwartungshaltung auf mehr Leiden ausgerichtet war, so dass es dann real nicht annähernd so heftig ausfiel? Oder daran, dass wir in diesem Jahr vor Unwettern aber vor allem von Fußproblemen verschont blieben? Es wanderte sich durchgehend recht komfortabel. Was natürlich auch an der umgesetzten Entscheidung gelegen haben kann, auf "richtige Wanderschuhe" komplett zu verzichten und die komplette Bergtour abwechselnd in Sandalen und eher leichten Laufschuhen zu absolvieren. Es gab in all den Tagen und trotz reichlicher Wanderstunden bei beiden von uns nicht die allerkleinsten Fußblessuren und das Gehen ist - ohne schwere Klötze an den Füßen - leicht und angenehm auch noch nach vielen Stunden.
Für mich habe ich dieses Jahr ein Paar alte und schon leicht mackenbehaftete NikeFree 7.0 und ein Paar neue Trekkingsandalen der Marke Mephisto Allrounder dabei. Weitgehend eine gute Entscheidung. Wo sich die Grenzen dieses Schuhwerks zeigen, dazu komme ich in einem späteren Beitrag.
Das Rifugio auf 2.100 Meter über dem Meeresspiegel ist traumhaft. Die Umgebung mit den vielen Wassern hat einmal wieder dieses "heilige Flair", eine bezaubernde märchenhafte Ausstrahlung.
Trotzdem widme ich mich den irdischen Dingen: Wäsche muss gewaschen werden - sie trocknet trotz leichtester Funktionsmaterialien nur selten komplett und muss oft noch klamm und feucht am nächsten Morgen wieder angezogen werden.
Und wer hat sich schonmal mit eisig kaltem Wasser - frisch dem Schneeschmelzebach entzapft - die Haare gewaschen? Ich habe und obwohl ich kaltes Wasser liebe, nenne ich diese Erfahrung ... grenzwertig ...
Volker gibt auf dem beeindruckenden Monolithen, auf dem das Rifugio gebaut ist, die Loreley
Wie fast an jedem Abend gönne ich mir nach Ankunft am Tagesziel einige komplette barfuß-Stunden. Heute im und am eisigen Bergsee.
Die Zimmer des Rifugios eher nicht sehr komfortabel aber immerhin sind fast alle der 100 Betten des Hauses leer. Nur wir beide und ein Paar aus Tirol finden sich heute in der Gaststube an, in der das Betreiberpaar ein für eine Berghütte reichhaltiges, durchaus schmackhaftes und mehrgängiges Essen für uns auftischt.
Tagesstatistik:
Wanderzeit: 8:00 - 16:50 Uhr
Höhenmeter: ca. 1720 ↑ 810↓
Distanz: ca. 15 km
Höchster Punkt: 2.241 m
12 Kommentare:
Ach Lizzy, ich kann kaum noch was sagen. Das sind sooo tolle Fotos und ich könnt sofort meinen Rucksack packen und losziehen. Toll!
Anja, das ist gar nicht so schlimm, wenn nicht so viel gesagt wird. Jedes Ding hat zwei Seiten und so muss ich auch nicht so viel zurücksagen ;)
Haha, jetzt muss ich aber lachen. Du "musst" nicht so viel zurücksagen oder Du "kannst" nicht so viel zurücksagen? ;-)) Im übrigen erinnert mich das Rausfahren des Objektives an eine witzige Situation im Leben aber das ist wohl zu viel oder umständlich, um es zu schreiben und außerdem versteht man es nur, wenn man dabei war. Grmpf. ;-)
Selber *haha* - *pff* ;) Du weißt bestimmt, was ich damit meine :-p
und siehste - ich an deiner Stelle hätte das jetzt vermutlich langatmig zu erzählen versucht, es wäre ein Roman bei raugekommen aber der Witz trotzdem vermutlich für niemandem verständlich oder sichtbar. Du hast wenigstens vorher die Einsicht (wobei noch gar nicht gesagt wäre, dass die für diesen Fall auch zutrifft ... ;)
Einsicht oder Faulheit oder die Befürchtung, dass es keinen interessiert? Ich weiß nicht, was da ganz vorne steht. :-)
Da wir aber am frühen Morgen so nett plaudern sei gesagt, dass es 20 Jahre her ist, es auf der Donauprinzessin war (also einem Donaukreuzfahrtschiff) und wir ne Menge Spaß hatten. Das muss dann auch reichen und jetzt kannst Du überlegen, warum eine Mittzwanzigerin, die ich damals war, auf einem Flusskreuzfahrtschiff verweilt, während das Durchschnittsalter jenseits der 70 liegt und warum man nach anfänglichem Schrecken angesichts dieser Situation als junger Mensch ne Menge Spaß bekommt (die Crew war da nicht ganz unschuldig dran) und man nach einem Ausflug mit nem ganzen Bus voll älterer Menschen als Polonaise übers Schiff zieht. Vielleicht sollte ich mal mitsamt meiner Freundinnen diese 7 Tage aufschreiben. Es würde für 90 Minuten ARD-Unterhaltung taugen inkl. Liebesromanzen, wilde Partys und nette Begegnungen. Hihi... so, jetzt hab ich genug in Deinen wunderbaren Urlaubspost geschrieben und freue mich auf die nächste Folge.
Nagut, immerhin hat die Phantasie jetzt etwas Nahrung. Danke ;)
Aber die nächste Folge muss noch warten. Denn wo wir gerade so nett beim Plaudern sind: ich habe einen 12stündigen Nachtschlaf hinter mir (weiß der Kuckuck oder weiß er's nicht, was da los war mit mir?) hinter mir, fühle mich fit und erholt und bin auf dem Sprung zu einem kleinen Morgenläufchen - also in ca. 1 Minute hier weg.
Der Kuchen für's heute stattfindendene Nachbarschaftsfest hätte gestern abend gebacken werden sollen - nun wird er es erst nach dem Lauf. Dann wird gegrillt, gegessen, getrunken ... die nächste Folge muss warten.
Du musst also nicht erwartungsvoll den ganzen Tag am PC sitzen bleiben deswegen *harhar* ;-p
*gg* Dann mal viel Spaß beim Nachbarschaftsfest und nicht zu viel Rotwein!
bohey - ist das anstrengend, in der Hitze zu laufen. Da lob ich mir die eher kühlen Bergwanderungen.
Was den Rotwein angeht: da bleib' ich eisern. Keinen Tropfen!!!
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Bin im Moment eher auf Weißweintrip und davon dann mindestens eine Pulle ;)
Passt ja auch besser zum Wetter. Ich bin im Moment mal wieder auf dem Trip "alkholfreies Bier". Nachdem ich an zwei Wochenenden zu viel Wein/Sekt hatte und merke, wie sehr mir das zusetzt, wähle ich die andere Alternative, wobei ich nach einer anstrengenden Woche den Abend gestern auch mit 2 Gläsern Rotwein beendet hab und die erste Nacht mal komplett durchgeschlafen hab. Merkste was? Ich bin auch in Plauderlaune. Aber ich setz mich gleich aufs Rädchen und fahr in die City.
och, dann mach' ich auch einfach weiter.
Alkoholfreies Bier hatte ich am Donnerstag nach dem B2run (bin gesellschafts-mitgelaufen, was viel gemütlicher ist bei dieser irren Massenveranstaltung als diese Hetzerei. Dumm dabei: viele von den sonst schnelleren waren nicht dabei und wäre ich "ernsthaft" gelaufen, hätte ich auf jeden Fall den dritten Platz bei den Frauen geschafft und ne Pulle Wein abgestaubt ... aber sowas weißte ja vorher auch nicht ...) was also das alkfreie Erdinger angeht: es hat mir auch diesmal nicht geschmeckt. Ich mag die Plörre nicht.
Vielleicht war aber die gestern abend genehmigte Pulle Franziskaner Weißbier (dunkel) mitverantwortlich für meine 12stündige Schlafsession anschließend. Das war fast komatös. Aber echt nur eine Pulle - ich schwöre!
... und bin dann meinerseits backen und dann einkaufen ...
Wäre ich 30 Jahre jünger, du könntest mich glatt anmachen mit deinen Touren. Wie gut ihr es dieses Jahr getroffen habt, ich freue mich mit euch
Trudy
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