Der für diesen Urlaub letzte Wandertag im Piemont bescherte uns für die recht gemütliche Wanderung nach Sambuco wunderbaren Sonnenschein und endlose Lavendelfelder.
Mindestens eine Stunde lang wurde der Weg um uns gesäumt von blau-violettem Lavendel in voller Blüte. Der Geruch ist unbeschreiblich - ein bisschen fühlste dich da wie auf Droge ...
und um mir ein bisschen "Rausch" mit nach Hause zu nehmen, pflückte ich eine ordentliche Menge der Blüten, packte sie in eine Tüte und kam - ich Depp - nicht auf die Idee, dass diese Blüten - so trocken und dürr sie auch gewirkt hatten - natürlich noch jede Menge Öle und Feuchtigkeit enthalten. Und nach 4 (vergessen auszupacken - einfach vergessen *wein*) Tagen in einer Plastiktüte nicht mehr frisch und duftig sondern schmierig, muffig und verklebt sind ... Aber die Schafgarbe (ohne Foto - und jährlicher Standard an selbst geernteten Kräutern, zwingend für den Vorrat im Schrank), von der ich an diesem Tag ebenfalls einen dicken Strauß gepflückt hatte, die wurde in einer Stofftasche heil nach Hause transportiert und trocknet nun im Gartenhäuschen. Ich liebe es, wenn ich weiß, dass meine Abendtees Zutaten aus dem Urlaub enthalten.
und es war in Wirklichkeit NOCH viel mehr Lavendel
viel viel viel mehr!
und ich fragte mich bei dem Anblick, warum er so prächtig und riesengroß dort steht. Mit kräftigen langen Blüten, wo er doch in der Wildnis sicher nicht geschnitten und vor dem Verholzen bewahrt wird.
Denn: meine beiden heimischen Lavendelsträucher sind zwar auch inzwischen recht groß geworden. Aber sie blühen längst nicht mehr so reichlich und auch Rückschnitte ändern nichts daran, dass sie unten verdorren und verholzen mit der Zeit. Hier am heißen Berghang fühlen sie sich offensichtlich wohler als im städtischen München. Wer wollte es ihm verdenken, dem Lavendel.
Natürlich gab's auch heute nicht NUR Lavendel sondern viel mehr bunt unterwegs
auch viele Bienenstöcke für die fleißigen Nektarsammlerinnen. Honig habe ich unterwegs zwar mehrfach gegessen, den durchaus vorhandenen Möglichkeiten, ihn einzukaufen, aber widerstanden. Hatte die Befürchtung, dass der Transport von Honiggläsern im Rucksack in einem Klebedesaster enden könnte bei meiner gelegentlichen Unbedachtheit und Ungeschicklichkeit. Gereizt hätte es mich schon, davon reichlich mitzunehmen. Honig von diesen Blütenfüllen muss die reinste Medizin sein!
Außderdem: idyllische Plätze
Abschieds-Rückblicke ins Hochgebirge
ein letztes Bad für Füße und Beine im kristallklaren Bergbach
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letzte Etappe: Pontebernardo - Sambuco am Samstag den14. Juli 2012
Wanderzeit: 9:00 - 13:00 Uhr - gemütlicher geht's nimmer: Lavendel + Schafgarbe geerntet
Höhenmeter: 350 ↑ 480 ↓
Distanz: ca. 9,5 km
Begegnungen: unterwegs nur ein Pärchen in Gegenrichtung, Sambuco sehr belebt (Motocrosser, Biker, Wanderer, "Normalurlauber" und Gourmets ;-) Hotel war ausgebucht, Glück gehabt und Ferienwohnung + den letzten freien Tisch des Abends in der Osteria della pace ergattert. In Sambuco sollte man besser reservieren.
Distanz: ca. 9,5 km
Begegnungen: unterwegs nur ein Pärchen in Gegenrichtung, Sambuco sehr belebt (Motocrosser, Biker, Wanderer, "Normalurlauber" und Gourmets ;-) Hotel war ausgebucht, Glück gehabt und Ferienwohnung + den letzten freien Tisch des Abends in der Osteria della pace ergattert. In Sambuco sollte man besser reservieren.
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Nach der Busfahrt nach Cuneo dort noch ein bisschen Kultur
.. und Kunstinstallationen modernerer Art an alten Fassaden. Ziemlich witzig, diese Ausstellungen und Installationen im öffentlichen Raum und mal was anderes als immer nur typisch italienische Fassaden zu begucken. Ich mag das - auch wenn viele der Werke mich genauso ungläubig grienend und Kopf schüttelnd zurücklassen wie viele der beobachteten einheimischen Parkbanksitzer.
Der letzte Tag in Italien brachte mir außerdem gleich DREI denk- und erzählwürdige Begebenheiten rund um die Sprache und ich bin mir nicht sicher, ob sie mich mit den beiden vorhergehenden Wochen versöhnen sollen oder ich mich auf den Arm genommen fühle:
- Nummer Eins noch recht harmlos: Beim Einkaufen von Mitbringseln wie Trüffelöl und Trüffelsalz (denn wie ließe sich effektiver ordentlich Geld unters Volk streuen und trotzdem wenig Platz für den Transport verbrauchen ;) entspann sich mit der Verkäuferin des Ladens ein kleines Gespräch auf Italienisch, das entgegen vorherigen Erfahrungen erstaunlich fluffig und leichtzüngig verlief. Die Selbstbeherrschung - kein Zitronengesicht, keine Flucht bei der Verkäuferin - könnte natürlich auch ein bisschen daran gelegen haben, dass die Dame - nach anfänglichem SEHR kritischen Mustern unseres Outfits: Rucksäcke, staubige, abgelatschte Schuhe etc., wesentlich zugänglicher wurde als sie erfuhr, dass ich Trüffelöl mitnehmen möchte, wir in München leben und gerade mehrere Wochen durchs Piemont gewandert sind. Diese Faktoren erklärten das Outfit und verhießen dennoch Umsatzmöglichkeiten. Das Trüffelöl wurde verschenkt - Trüffelsalz hingegen erweitert neuerdings mein Repertoire an unsinnig-teuren Salzkreationen. Wenn einmal die Hemmschwelle gefallen ist ...
- Frühstück im Hotel Cuneo. Deutlich reichhaltiger und an Resteuropa angepasster als die meisten Frühstücke unterwegs (die Italiener sind diesbezüglich eher spartanisch), genossen wir den Luxus der Zivilisation. Leider fehlte bei meinem Gedeck ein Teelöffel und ich bat die Hotelangestellte, mir doch einen "cucchiaino" zu bringen. Ihre Reaktion war ein spontan-begeistertes "BRAVA Signora! Brava!"
Volker war verwirrt und fragte mich anschließend erstaunt, wovon sie derart begeistert gewesen sei. Ich wusste es auf Anhieb. Dieses kleine Wörtchen "cucchiaino" mit seiner recht eigenwilligen italienischen Intonation wird vermutlich NIE korrekt ausgesprochen von Ausländern. Schon gar nicht von Deutschen!
Dieses Wissen brachte die muttersprachliche Italienischlehrerin meines ersten gebuchten - und dann später abgebrochenen - VHS-Kurses dazu, beim Training des Wortschatzes rund ums Essen so lange mit der Gruppe zu üben, bis jeder einzelne dieses "cucchiaino" im Schlaf korrekt "vorsingen" konnte. Mit Begeisterung, perfekter Intonation und eingebrannt ins Hirn für ewig. In mehreren Stunden musste die komplette Gruppe immer wieder im Chor so lange "CHUCCIAINO" anstimmen, bis der Klang Gnade fand vor den Ohren der Lehrerin. Auch jeder einzelne wurde mehrfach aus dem Hinterhalt und nichtsahnend mit der Forderung überfallen und konfrontiert, ein perfektes Chucciaino-Solo zum Besten zu geben. Wenn ich kein Wort aussprechen kann: DAS kann ich :o) und erntete prompt und ich gestehe, es gefiel mir - ein "BRAVA Signora, Brava!" dafür (vielleicht lassen die Hotelbetreiber deshalb bei deutschen Gästen gezielt schonmal den Teelöffel weg - als Härtetest, den ich bestanden habe ;) - Am Bahnhof von Cuneo, von dem aus eigentlich stündlich ein Zug nach Turin fahren sollte. So steht es auf dem Fahrplan. Auf der elektronischen Anzeigetafel wird der nächste Zug aber erst für in drei Stunden angekündigt und weil ich ohnehin noch Fahrkarten kaufen muss, beschließe ich, den Mann am Schalter zu fragen. Leite das Gespräch ein mit der Frage: "Do you speak english?" (weil ich hoffe, dass ein Mensch, der so im Publikumsverkehr einer immerhin größeren und sehr belebten Provinzhauptstadt eingebunden ist, das erstens können wird und es mir in dem Moment zweitens schlicht bequemer erscheint).
Der Schaltermann verdreht genervt die Augen und schüttelt den Kopf. Ich: "Okay, okay - ich versuch's auf Italienisch." und stelle meine Frage: "da auf dem Plan steht: in einer Stunde, da oben an der Anzeige aber in drei Stunden. Wann fährt denn der nächste Zug nach Turin oder gibt es heute irgendwelche Probleme?"
Er lehnt sich zurück, legt den Kopf schief, breitet in einer plakativen Geste die Arme aus - Handflächen nach oben gezeigt - und stellt - vor einer sachlichen Antwort zum Zugverkehr (es fahren Busse im Schienenersatzverkehr in den Zwischenstunden) in einer Mischung aus Tadel und Lob sehr theatralisch fest:
"Parla perfetto italiano!" ("Aber Sie sprechen doch perfekt Italienisch!").
Na klasse! Und das heute - wo abends unser Flieger von Turin nach München geht.
Oder vielleicht doch alles nochmal von vorne?
9 Kommentare:
Was für ein schöner Abschluss! Und gelernt hab ich nun auch noch was: kuckiaino .... ;-)
Ein wunderbarer Abschluss der schönen Urlaubsberichte. Hach herjeh...wenn ich nicht gestern so viel Rad gefahren wäre, würd ich direkt losgehen. :-) Ach ja, und falls mir mal ein Löffelchen fehlt, darf ich Dich dann anrufen?
War DAS schön, durch diese Lavendel!Das habe ich noch nicht erlebt. Traumhafte Bilder Lizzy!
Übrigens habe ich auch mal ein paar Bergtouren in Sandalen gemacht, ich hatte was an der Ferse. Das waren damals Scholls Felxibel, nur Schlüpfer.. Hat auch gut geklappt. He!ute könnte ich das nicht mehr, da es erheblich an Trittsicherheit fehlt und ich immer mal wieder gerne kippe, was absolut nicht mehr sein darf...
So ändern sich die Zeiten.
Grüessli Trudy
Genau Uschi, auf das "i" an dieser Stelle betont - da kommt man beim Lesen ja nicht spontan drauf.
Was das Löffelchen angeht, Anja, würden mir jetzt spontan ein paar unkompliziertere, realitätsnähere Lösungen einfallen als ein Anruf von Italien nach München (mal abgesehen davon, dass dir die Telefonnummer vermutlich fehlen würde ;) Aber im Prinzip natürlich jederzeit gerne *s*
Ach Trudy, ich bin mir bewusst, dass ich die nächsten Jahre sehr auskosten und nutzen sollte. So jung bin ich nicht mehr, dass noch gefühlte Endlosigkeit an Zeit dafür zur Verfügung steht. Wer weiß, wie lange ich noch fit genug für solche Touren bin und Füße und übrige Knochen das mitmachen?!
Das hat so richtig Freude gemacht... - mit Euch in den Urlaub zu fahren - Dankeschön!
dann wird's nachträglich also doch nur zur Gruppenwanderung ;) Danke Simone!
Schließe mich der Gruppe an und sage auch "Danke, Lizzy!" War eine sehr schöne Tour und ich hab viel gelernt.
Und was das "Ich muss das in den nächsten Jahren noch ausnutzen" betrifft: Da komm ich auch immer wieder drauf. Gestern bin ich spontan einen Tag zu den Olympics gefahren - puh, anstrengend! Das hätte mich vor ein paar Jahren noch nicht so geschafft!
Wünsch dir eine schöne Zeit und viel Vorfreude auf den nächsten Urlaub!
LG,
Babs
Ich finds irgendwie immer so total putzig, wenn du *wein* schreibst ;-) Um deinen schönen Lavendel tut es mir natürlich trotzdem leid.
Tolle Fotos - und auch die Fotos von dir sind extrem schön, vor allem das letzte und das, wo du dem netten Herrn in sein Buch linst :-)
Danke Kerstin - aber nicht verraten, dass es natürlich "Schmeichelfotos" sind ;)
Babs, du fährst mal eben auf einen Hups für einen Tag übers Wasser zu den Olympischen Spielen? :-o Das hört sich für mich schon anstrengender an als der heftigste Wandertag!
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