11 Mai 2025

Symphoniekonzert und Oboe als Lockmittel nach Valladolid

Ramón Ortega Quero, ein spanischer Oboist und vielfacher Preisträger war es, der mich dazu brachte, meine seit Monaten grob vorgeplante Reiseroute durch Spanien komplett über den Haufen zu werfen.

Zufällig bekam ich vor meiner Abreise mit, dass er am 4. Mai im Münchner Prinzregententheater auftreten würde. Und ich dachte: “Mist! Da bin ich ja in Spanien. Sonst wäre ich hingegangen!”

Denn: ich - weitgehende Musikbanausin aber auf einige Instrumente körperlich reagierend - hatte ihn schon vor Jahren in München spielen hören und dabei festgestellt, dass seine Art, die Oboe zu spielen, für mich ein körperlich fühlbares “frohes Hüpfen” im Bauch auslöst. Wie ein inneres Lachen. Total tolles Gefühl. Und das funktioniert nur bei Live-Konzerten;  nicht aus der Musikkonserve. Oboe und Fagott höre ich überhaupt recht gerne aber nicht jeder Spieler löst bei mir diese positiven Körpergefühle aus. Dazu muss jemand besonders spielen.

Um nachzusehen, wann er denn vielleicht wieder in meiner Nähe spielen würde, suchte ich die Homepage auf und erstarrte: gleich zwei Konzerte in Spanien während meines dortigen Aufenthalts. In Valladolid also. Ich gleich mal nachgeguckt, wo das überhaupt liegt (Geographiebanausin ja auch noch ;)

Obwohl ich so ziemlich ganz Spanien mit für mich interessanten Dötzel-Markierungen unterschiedlichster Rubriken übersät habe … fand sich um die Bezirkshauptstadt Valladolid herum weit und breit mindestens 200km im Umkreis nichts. In der ganzen weiten Umgebung hatte absolut nichts jemals mein Interesse geweckt und sofort war mir klar: da muss und will ich hin! Völlig weg von der ursprünglichen Routenidee. Scheißegal - sollen andere planen; ich bin da jetzt mal spontan! 

Eine Nacht drüber geschlafen hab’ ich dann doch noch. Aber am nächsten Tag gleich mal eine der Restkarten ergattert (In München geht’s preislich bei ca. 60 Euro los, im Centro Cultural Miguel Delibes in Valladolid kosteten die teuersten Plätze - ich habe einen davon ergattern können - gerade mal 30,- Euro) 

Beide Konzerte waren dann auch ausverkauft. Mit stehenden Ovationen  für den Oboisten, der dann auch noch ein Solo als Zugabe gab nach seinem Teil. Und trotzdem muss ich sagen:  noch mehr als der Teil mit und für Oboe riss mich dann unerwarteterweise  der zweite Teil des Konzerts mit. Und auch dafür gab’s für’s Sinfonieorchester von Kastilien und Leon unter der Leitung des unglaublich charismatischen Direktors Pierre Bleuse Ovationen vom Publikum. Mehr als verdiente! Beeindruckend war’s, mitreißend war’s! (und daher erwähne ich auch nur ganz am Rande, das ich - als auch geruchsempfindlicher Nasenmensch - das Pech hatte, neben einer Parfümwolke der für mich nasenfolterndsten Art zum Sitzen kam, die auch die Augen noch am nächsten Tag gerötet sein ließen und vor mir der größte, breiteste, raumfüllendste Koloss von einem Mann im Stuhl saß, wie es vermutlich keinen zweiten im ganzen Saal gab … ein bisschen geschmälert hat es die Freude am Genuss. Aber beides nur ein bisschen…).

Um das Blogtagebuch bzgl. der besuchten Stationen ohne Lücke zu lassen, ein kleiner Rückgriff noch: die Nacht und zwei halbe Tage  vor dem Konzert hatte ich im ca. 100 Kilometer von Valladolid entfernten  Aranda de Duero verbracht; eine Station auf dem Weg, von der ich mir erhoffte, eine ruhigere Nacht als im großstädtischen Valladolid zu verbringen. 


Nutzte die Zeit für eine Stadtbesichtigung, einen Spaziergang am Fluss Duero und - weil mein seit fast einem halben Jahr frisörloses Haar inzwischen doch arg verwildert aussaah - machte am Donnerstag einen Friseurtermin für Freitag Mittag aus (vorher gab’s keinen mehr), so dass ich nicht nur im kleinen Schwarzen (das - oh Schreck - seit letztem Jahr irgendwie enger geworden ist und ganz schön spannt…) sondern auch frisch frisiert am selbigen Abend im Konzertsaal erscheinen konnte.

Natürlich habe ich mir am Folgetag - dem Samstag - auch die Stadt Valladolid angesehen. Beide Nächte im Wohnmobil aber nicht auf dem innerstädtischen und in den Bewertungen durchgängig als sehr laut beschriebenen, Wohnmobilstellplatz verbracht, sondern etwas außerhalb auf den großzügigen Parkplatzflächen zwischen Konzertgelände, dem Fußballstadion von Real Valladolid und sehr weitläufigen und schönen Parks. Nirgendwo gab es dazu Verbotsschilder und obwohl ich in beiden Nächten doch ziemlich alleine auf weiter Parkplatzflur stand, war es ruhig und friedlich dort.

Irgendwann muss ich doch auch zum Erzählen über Valladolid selber kommen … vielleicht drücke ich mich ein bisschen … hatte mir mehr erwartet. Recht große Stadt, Unistadt, bekannt für Sprachschulen, Verwaltung, Ausbildung …. viele kulturelle Angebote, ein Fluss - der Rio Pisuerga -  mit Stadtstrand dran … ich freute mich darauf. Aber es lag nicht nur am kühl-regnerischen Wetter des Samstags (überhaupt ist es in Spanien dieses Jahr wesentlich regnerischer als z. B. in Deutschland. Und auch kälter) sondern an vielen anderen Eindrücken auch. Alle Kirchen z. B. waren abgeschlossen, das Buddhistische Zentrum auch. Viel Verkehr, viele Hochhäuser … Um’s kurz zu machen: es war vielleicht nicht mein Tag. Aber es hat mich echt nicht gerissen dort.



Aber nun: auch ein Urlaub besteht nicht durchgängig nur aus Highlights.  Zumal mir dort eine Idee - ich halte sie für gut - kam, die zu verwirklichen ich mir fest vorgenommen und auch schon ein bisschen angedacht habe: es wird irgendwann (ob noch in diesem Jahr, im nächsten oder noch viel später, das ist noch offen) eine von mir selbstorganisierte “Kultur-Städte-Rundreise” in mehrere kulturell interessante Städte Spaniens geben. In welche genau und zu welchen Veranstaltungen … das werde ich ausarbeiten. 

So ein bisschen ähnlich wie meine Teilnahme an der von “Reisen und Bildung” (superklasse!) 2022 organisierten Andalusien-Rundreise. Aber eben “selbstgebastelt” und mit anderen Schwerpunkten: z. B. Stadtbesichtigungsteilname, mindestens ein Konzert und/oder Theaterbesuch pro Stadt, eine Ausstellung o.ä., Festival … was sich bietet. Nicht im Wohnmobil (irgendwie finde ich Mobilurlaube nicht sonderlich stadt- und kulturgeeignet) sondern die Anreise per Flugzeug.

Dadurch, dass ich es für mich selber mache, kann ich ausserhalb der Ferienzeiten planen, kann günstige Flüge rauspicken (ggf. Hin- und Rückflug von und zu anderen Städten)  und mich vor Ort mit den ALSA-Bussen oder dem gut ausgebauten Schnellzugnetz AVE fortbewegen. Beides günstig und zuverlässig.
Pro Stadt zwei bis drei Übernachtungen .. .so die Vorstellung. Eine mögliche Route wäre z. B.  Barcelona - Zaragoza - Madrid - Valencia. Es gibt noch viele andere mögliche schöne und spannende RundRouten. Sei es im Baskenland, in Galicien oder … ach … das folgt später. Jetzt geht’s erstmal hier weiter. 

Ich bin schon weitergezogen und dabei fast zufällig auf eine unerwartete Perle gestoßen; auf die Provinzhauptstadt Soria. Aber dazu in einem späteren Blogbeitrag mehr.


🪈 🎭 🎼









10 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Hach ist das nicht schön mit nem WoMo? Da haste mal ne spontane Eingebung und schwups mal eben die Pläne geändert. Und Kastilien ist vermutlich nicht so überlaufen oder?

lizzy hat gesagt…

Ja stimmt, das mit der Flexibilität kommt mir gelegentlich etwas sprunghaftem Wesen schon entgegen 🤗

Wie auch bei meiner Reise nach Asturien im letzten Jahr:

https://powerlizzy.blogspot.com/2024/07/asturien-ist-der-kuhlste-und-grunste.html?m=1

treffe ich auch hier in der Tat nahezu keine Deutschen und auch die anderen Mittel- bis Nordeuroäer sind kaum vertreten. Hier Urlauben hauptsächlich Spanier - auch viele mit Wohnmobilen- , einige Portugiesen, hier und da Franzosen.

Es scheint von den Regionen aber zumindest auch nicht bewusst gefördert zu werden, jemanden von außerhalb zu locken. Selbst an den bedeutendsten romanischen Bauten etc. wird zwar alles ausführlich erklärt; aber ausschließlich aus Spanisch! nichtmal Englisch ist vertreten. Man kann Spanisch oder gut mit dieser Bild-Texterkennung incl. Translator umgehen 😁 sonst haste Pech gehabt!

Elke hat gesagt…

Liebe Lizzy,
sind das nicht die tollen Zufälle des Lebens?! Da denkst du, du verpasst den dich so beeindruckenden Musiker, und zack, kommt er mit dir nach Spanien, und du kannst das Konzert genießen.
Das macht doch dann Valladolid auch verschmerzbar.
Weiter eine schöne Zeit auf Rädern!
Liebe Grüße, Elke

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
frisch gestriegelt zum Oboenkonzert - herrlich!
Deine Begeisterung spricht aus jeder Zeile - so sollte Urlaub doch immer sein. :D

lizzy hat gesagt…

Liebe Elke,

Zufälle oder Zeichen von .. woher auch immer ;-) Ganz genau: ich wollte es als Zeichen und nicht als reinen Zufall sehen.Wie hätte ich sonst die locker 1000 gefahrenen Kilometer argumentativ vertreten können? ;-)

Danke dir - richtungsmäßig bin ich schon wieder auf dem Rückweg …

lizzy hat gesagt…

Liebe Doris,

leider erweist sich die neue Frisur nicht als streunertauglich. Die Friseurin hatte sie geföhnt und - genau, du sagst es korrekt: gestriegelt. Weil sie aber - und da war ich gleich skeptisch, kann mich aber nie richtig wehren und das auch in D nicht - zu viele Stufen reingeschnippelt hat, sind sie beim einfach-so-trocknen (was sie ja ständig und im Normalfall tun müssen) ziemlich grauselig: sehen noch dünner aus als üblich, stehen unten komisch an während sie oben plattliegen … Egal …sie wachsen ja auch wieder (wenn bei mir auch leider in weniger als Zeitlupentempo) *seufz*

Was die Begeisterung angeht, gebe ich mir - nicht nur für den Blog sondern überhaupt - redlich und fast immer erfolgreich Mühe, den Fokus auf die hellen Seiten zu richten :o)

Catrina hat gesagt…

Wunderbar, liebe Lizzy, dass du das Konzert zum klappen gebracht hast! Wäre ja zu schön gewesen, wenn Valladolid noch eine traumhaft schöne Stadt gewesen wäre, aber ich glaube, du hast das Maximum rausgeholt.
Beim Bild dachte ich, Oboe-Spieler wäre 16 Jahre alt, aber er ist schon 37 Jahre alt. Oboe spielen hält wohl jung! 😂
Geniesse den Rest und deine Planung für deine selbstgebastelte Bildungsreise. Wer weiss, vielleicht haben noch mehr daran Interesse und du hast bald ein blühendes kleines Reisebusiness!

lizzy hat gesagt…

Catrina, dieser Kommentar ist mir bisher durchgeflutscht, sorry.

Der Oboe-Spieler sah real zwar wirklich deutlich jünger aus als er ist aber das Bild ist trotzdem eher ein deutlich älteres. Die Realtität liegt also irgendwo in der Mitte und hat auch einiges an … Körperrundungen ;-) dazugetan *s* … was der Spielkunst keinen Abbruch tut.

Manfred hat gesagt…

So, liebe Lizzy,

jetzt muss, nein will ich endlich mal nachlesen, was du so alles in Spanien angestellt hast. Nach meinem 'Unvollendeten' (MegaMarsch) kam ja noch der Urlaub, die Wanderwoche im Allgäu dazwischen ... naja ... nur insofern, als ich nicht dazu kam bei dir alles (fast) live zu verfolgen. Zum Glück bleibt es ja stehen und hat kein zu kurzes MHD! 😉

Was mich im Nachhinein sehr für dich freut ist, dass das mit einem tollen Musik-, sprich Konzertabend, geklappt hat. Gerade sann, wenn einer ein Instrument, bzw. die Spielweise so zusagt, dann MUSS sowas doch mitgenommen werden. Ich stehe ja mehr auf Rhythmen und dunkle Töne, sprich Drums und Bässe, wie z. B. Bassgitarre. Das gepaart mit rockigen Klängen gibt es nur weniger in der Klassik. Da kommen mir eher Tschaikowsky, oder Mussorgsky entgegen, wobei mind. letzter streng genommen nicht zur eigentlichen Klassik zählt. Mir isses aber schnurrz, hab eh nicht so viel Ahnung und bin sicherlich noch mehr als du ein Musikbanause!?!

Lange Rede, kurzer Sinn: TOLL, dass es geklappt hat.

... und die urbane Ernüchterung war hoffentlich verkraftbar!

Liebe Grüße Manfred

lizzy hat gesagt…

Ebenfalls “so” - lieber Manfred,

da entdecke ich doch, dass ich einige Kommentare von dir übersehen habe (ich habe im Hauptblog die Benachrichtigung auf Kommentare nicht aktiviert, so dass das hier und da passiert. Zwar sehe ich im Admin-Center unter der Kommentar-Rubrik alle in Reihenfolge des Einstellens. Aber da gucke ich nicht allzu oft hin). Also mal eben nachlesen und nach-antworten :)

Keine Ahnung, ob man “MusikBanausIn” steigern kann … und ich kenne mich auch nur dort immer genauso gut oder schlecht aus, wo es mir für irgendwas praktisch nutzt. Die Musikgenres gegeneinander abzugrenzen … war bisher noch nicht so im Fokus bzw. sah ich dafür nie eine Notwendigkeit. Ich kenne nichtmal alle Instrumente. Dass ich die Klassik für mich entdeckt habe, lag vermutlich an den grandiosen Vergüngstigungen, die ich für Symphoniekonzerte gelegentlich bekommen konnte/kann. Vorher hatte ich nie eins besucht und außer der “Moldau” als schulisches Pflichtprogramm (da allerdings mochte ich die auch schon) wenige Stücke gekannt. Bisschen Mozart, bisschen Vivaldi auf CD … das ungefähr war das bis vor 20 Jahren ungefähr. Inzwischen warte ich nicht mehr zwingend auf die Vergünstigungen sondern habe dazugelernt … eben weil’s mir manchmal gefällt und damit nützt. Aus reiner Liebe zur Theorie würde ich vermutlich nie nix lernen .. Vermutlich gibt es für ein Leben ohnehin viel zu viele Dinge, die noch zu entdecken wären und so gibt sich mensch mit dem zufrieden, was der Zufall ihm vor die Sinne spült.