09 Juni 2024

den Bergsommer einläuten per Arbeitseinsatz über den Wolken

Nach einigen Jahren ohne Mitgliedschaft im Alpenverein sind wir ihm wieder beigetreten, dem DAV. Diesmal allerdings nicht der größten Sektion München-Oberland mit zwar vielen Angeboten und großer Infrastruktur aber auch sehr anonymem und firmenartigemAufbau. Im Gegenteil haben wir die zwar sehr alte und traditionsreiche aber auch sehr kleine Sektion Achensee ausgewählt. Durchaus auch in dem Gedanken, dadurch nicht nur geringere Mitgliedsbeiträge zu zahlen, da wir weder die Kletterhallen noch die meisten anderen der vielen Angebote der an Infrastruktur großartig ausgestatteten großen Sektionen nutzen werden sondern in erster Linie auf die dann günstigeren Hüttenübernachtungen und in allererster Linie die umfangreiche Bergunfallversicherung (die im Bedarfsfall auch Hubschraubereinsätze umfasst) des DAV aus sind.

Als möglichen Zusatzbonus erhofften wir uns von der kleineren Sektion eine persönlichere Anbindung und besuchten daher auch als Neumitglieder gleich die im ersten Jahresquartal stattfindende Hauptversammlung. Ließen uns dort als Interessenten für den im Frühjahr anstehenden Arbeitseinsatz eintragen, bei der die einzige Hütte des Vereins, die nahe Achenkirch auf knapp 1600m gelegene Seewaldhütte, startklar für den Sommer gemacht wird.


Die Seewaldhütte ist eine recht kleine und vergleichsweise neue Selbstversorgerhütte mit 16 Schlaflagerplätzen in herrlicher Hanglage oberhalb des Achensees. Sie kann nur gelegentlich auch von „Aussenstehenden“ der Sektion genutzt werden. Immer dann, wenn Wochenendbetreuung anwesend ist und noch Lagerplätze frei sind. Dann erfolgt auf der Außenterrasse auch eine kleine quasi halbprivate aber durchaus DAV-konforme Getränkebewirtung des jeweilig anwesenden Hüttenverwalters, was schlicht ein Vereinsmitglied ist, das in diesem Moment ehrenamtlich dort ein Wochenende verbringt oder nach dem Rechten sieht. Verlassen sollten sich Wanderer, die hier vorbeikommen, aber nicht darauf.



Da die Sektion nicht über Angestellte verfügt, kann die Hütte nicht durchgängig geöffnet sein und alle notwendigen Arbeiten erfolgen ehrenamtlich. Sie verfügt über eine wunderschöne Ausnahmelage mit grandioser Sicht auf Guffert, Rofangebirge und Zillertaler Alpen. Da sie aber weder einen Trinkwasserzufluss noch eine für „Normalfahrzeuge“ nutzbare Anfahrtsmöglichkeit verfügt, fällt einiges an Arbeitsnotwendigkeiten an: sich ums Spezialtransportfahrzeug kümmern, Holzbearbeitungsgeräte beschaffen, warten, anwenden (nur wer einen „Derf-Schein“ dafür hat, darf - selbstverständlich nur in den dafür TÜV-geprüften Klamotten - die Motorsäge verwenden). 

Es wurde Baumholz aus schwieriger Hanglage zum Haus transportiert, gespalten (erst mit einem Spalter grob, dann per Äxten stapeltauglich als Heiz- und Herdbetriebsvorrat), Zäune und Tore aus dem Winterlager geholt und gesetzt damit das demnächst auf die umgebenden Almen getriebene Vieh außerhalb des Hüttenbereichs bleibt. Ablaufrinnen wurden gereinigt, das Brauchwasserreservoir und dessen Quellbereich kontrolliert, ebenfalls gereinigt, Rohre neu befestigt und gewartet, Elektrokleinigkeiten ausgebessert, die Innenräume auf Hochglanz gebracht, ausgeschüttelt, ausgeklopft und immer und alles geputzt, geputzt und nochmal geputzt.



Insgesamt haben sich an der Aktion ca. 20 Personen beteiligt. Einige lediglich einen der zwei Arbeitstage und einige ohne dortige Übernachtung (es war auch so ziemlich rappelvoll im Lager), so dass die Arbeiten erstens flott erledigt war und zweitens noch reichlich Zeit für gemeinsame Mahlzeiten und gesellige Abendrunden blieb. 

Und eine Wanderung zum dortigen “Hausberg”, der 1813m hohen “Hochplatte” saß für mich auch noch drin. Herrlich!



Tolle Rundumsichten von hier oben. Adlerschreie meinte ich zu hören (und aufzunehmen) und man soll sie hier auch relativ häufig sehen, wurde mir gesagt. Mir haben sie sich aber nicht gezeigt. Es wird hoffentlich weitere Gelegenheiten dazu geben.



Das Wetter hielt sich zu unserer großen Freude nicht an seine regenreiche und gewitterlastige Vorhersage sondern erfreute uns mit morgendlich romantischen Nebelblicken über’s Achenseetal, angenehmem Freitagnachmittag, strahlesonnigen Samstag ohne jeglichen Regen bis zum späten Nachmittag (dann regnete es los und durfte das auch)  und auch der Frühstücks- und Abstiegsmorgen am Sonntag war dann zwar gewächshausdunstig schwül aber wir konnten trockenen Fußes und Hauptes die fünf Kilometer mit ca. 700 Höhenmetern  bis zum geparkten Auto bergab wandern.





6 Kommentare:

Elke hat gesagt…

Lizzy hoch hinaus!
Super, dass ihr euch engagiert und dazu beitragt, dass andere in dieser wunderschönen Region die Hütte nutzen können. Das Video gibt einen tollen Eindruck, danke!
Bleibt zu hoffen, dass die Nutzer das auch würdigen und ihrerseits zum Erhalt von Haus und Einrichtung beitragen bzw. nichts beschädigen.
Ich wusste gar nicht, dass man sich beim Alpenverein für eine bestimmte Sektion entscheiden muss...? Wie dem auch sei, das seid ihr doch bestens aufgehoben, oder? Weg frei für weitere Bergabenteuer, viel Spaß!
Liebe Grüße, Elke

lizzy hat gesagt…

Hey Elke,
es können zwar eingeschränkt auch andere gelegentlich diese Hütte nutzen. In erster Linie steht sie aber der eigenen Sektion zur Verfügung.
Das mit den Sektionen ist tatsächlich ein wenig verwirrend - finde zumindest ich, die sich auch noch nicht ganz durch die Zusammenhänge zwischen Dachverband und Sektionen samt Statuten und Regularien gekämpft hat. Nur soviel: die großen Sektionen sind oft eher wie Firmen aufgestellt mit Angestellten in Büros und einer geschäftsmäßigen Infrastruktur. Kleine Sektionen ticken da anders und arbeiten rein ehrenamtlich. Insofern hat diese Hütte eben auch keine Pächter, die damit Gewinn erwirtschaften sondern wird selbstverwaltet. Da hält sich dann das Bedürfnis, auch anderen den Dreck wegzuräumen, naturgemäß in Grenzen ;-)
Und auch in anderen Fragen ist es nicht unbedingt einheitlich. So ein Pächter ist gewinnorientiert und sieht sich nicht für die Instandhaltung der Wege zuständig. Diese Aufgabe gestaltet sich häufig kompliziert und es sind Grundstücksbesitzer, Pächter, Vereine und Sektionen zusammen mit den jeweiligen Tourismusverbänden gemeinsam irgendwie involviert und immer auch ganz unterschiedlich. Aber auch hier sind viele, viele Ehrenamtliche immer wieder im Einsatz. Genauso wie bei Bergwacht und Co.
Würde das alles wegfallen … Wäre das touristische und sportliche Geschehen in den Bergen vermutlich deutlich reduzierter aber auf jeden Fall teurer.

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
da ich noch nie Mitglied des Alpenvereins war, wusste auch ich nicht, dass es verschiedene Sektionen gibt. Ich weiß, dass hier bei uns Leute, die umziehen, quasi die Sektion wechseln, weil das regional aufgebaut ist.
Aber trotzdem ist der Verein und die Mitgliedschaft eine tolle Sache. Auch bei uns werden viele Wanderwege, Steige und Hütten ehrenamtlich betreut, wofür ich großen Respekt habe. :)
Schön, dass euch das Wetter so entgegenkam. Die Aufnahmen sind traumhaft schön. :D

lizzy hat gesagt…

Hey Doris :)
Der DAV ist der Dachverband und egal, welcher Sektion man angehört, hat man die Basics immer mit drin: Rechte und Versicherungen. Nur die sektionseigenen Angebote bieten Sondermöglichkeiten und die unterscheiden sich eben. Aber so ganz habe ich die genauen Regeln auch nicht parat. Vielleicht mache ich mich mal schlauer, vielleicht auch nicht … aber man muss nicht wechseln, wenn man umzieht. Macht Sinn, wenn man sich engagieren und persönliche Anbindung finden möchte. Pflicht ist es nicht. Ich könnte auch in der Sektion Flensburg Mitglied werden. Die gibt es tatsächlich :o)

Manfred hat gesagt…

Liebe Lizzy,

da ihr in (relativer) Nähe zu Bergen wohnt, macht es durchaus Sinn dem DAV beizutreten. Da sind dann deine Argumente für eine kleine Sektion nicht nur nachvollziehbar, sondern auch sehr sympathisch! - TOLL auch, dass ihr euch gleich engagiert habt und es insofern belohnt wurde, als das Wetter mitgespielt hat und meiner Interpretation nach alles zu eurer Zufriedenheit erledigt werden konnte! ;-)

Danke für die bildhaften Eindrücke von einer herrlichen Gegend! Bleibt zu wünschen, dass euch eure Hütte lange erhalten bleibt und ihr sie gut nutzen könnt!

Leider ergibt sich für mich zu selten die Gelegenheit in die Berge fahren zu können, da hat sich eine Mitgliedschaft bisher erübrigt! Aber ein Ehrenamt auszufüllen empfinde ich als wichtig, habe es auch jahrzehntelang gemacht und weiß auch, dass ohne die vielen Helfer sehr vieles in unserer Gesellschaft nicht funktionieren würde. (Ich helfe momentan immer dort, wo ich gebraucht werde und/oder um Hilfe gebeten werde ... wie kommende Woche vor und beim Darmstädter Stadtlauf. Der Cheforganisator hat mich persönlich darum gebeten, da konnte ich doch nicht NEIN sagen! LOL)

Liebe Grüße Manfred

lizzy hat gesagt…

Hey Manfred,

Taunus, Westerwald und Eifel sind ja auch schon fast Berge. Aber du hast recht: Hubschrauber-Gipfelrettungen sind dort vermutlich eher selten notwendig :o)

In Bezug auf Ehrenämter schreibst du wahre Worte! Ohne lägen ganze Gesellschaftszweige lahm. Bei Sportveranstaltungen habe ich - Asche auf mein Haupt - bisher lediglich einmal am Rand gestanden und Verpflegung beim Triathlon gereicht. Dabei macht das sogar richtig viel Spaß.