01 November 2024

ein bisschen weiter aufwärts: mit mehr Kraft auf den Hohenpeißenberg


 der Wettergott hat einen gewissen Humor wie mir scheint ;-) 



Denn: meine für heute geplante Wanderung war auch diesmal mit Hilfe des Wetterradars und der Vorhersage ausgeguckt und als ich in Weilheim (aus dem voll gepfropften Zug nach Garmisch) umstieg in den (deutlich leereren) Zug nach Peißenberg (was an der Spitze des Nebelfeldes im Radar liegt ;), zeigte Wetteronline dieses Bild (s. o.) 


So sieht dasselbe in der Realität aus:



Und tatsächlich präsentierte sich die Nebelspitze noch über Peißenberg, wo ich loswanderte in Richtung des Hohen Peißenbergs mit seiner darauf befindlichen Wallfahrtskirche. Der größte Teil Strecke gehört zu einem der bayerischen Jakobswege.



Dem Nebel in die wärmende Sonne entflohen, wechselte ich nach kurzer Wanderstrecke von langhosig und langärmlig in kurz-kurz und genoss Herbstluft und nachlassende aber hier und da weiter aufflackernde Herbstfarben.


Ab und zu wurde es waldig aber der größte Teil der Strecke verlief über offene Wiesen unter Strahlesonne.


Das Panorama immer grandioser

Bis oben bei der Wallfahrtskirche auf dem Gipfelchen:



… das volle Rundum-Programm zu genießen war:



Die komplette Voralpenkette bis hin zu den wirklich Großen in Österreich: ALLE waren zu sehen und auf nicht wenigen davon habe ich selber schon gestanden


Etwas rausgezoomt die Alpspitze mit dem von ihr aufsteigenden kleinen Wolkenkringel mit der rechts daneben stehendenden Zugspitze.



In der Kirche ein Kerzlein angezündet, dann wieder raus und auf einer Sonnenbank ausgestreckt ohne Schuhe und Socken dösend ein halbstündiges Sonnenbad genommen. 



Wieder abgestiegen über den „Hanslweg“ nach Hohenpeißenberg thront oben in der Ferne die Wallfahrtskirche, während unten auf der Wiese ein Zirkus seine Zelte aufgeschlagen hat.

Ursprünglich wollte ich einen kleineren Rundweg und von der Kirche zurück zum Bahnhof gehen. Das wären ca. 9 Kilometer gewesen. Aber ich fühlte mich fit, der Tag war noch jung und so nutzte ich meine TopoMaps-App dazu, eine etwas erweiterte alternative Runde über einen Weg entlang der  Ammer zusammenzubasteln.


Hier war es extrem ruhig und deshalb kurz der Gedanke vorhanden, auf einer zugänglichen Kiesbank nach längerer Pause einmal wieder ins kalte Wasser zu tauchen.


War der Umstand, dass die zugängliche Kiesbank im Schatten und sehr kühl lag, nur eine Ausrede? Zusammen mit dem Umstand, dass ich keine Badeklamotten dabei hatte ..was - realistisch betrachtet - in Anbetracht der Menschenleere kein Problem gewesen wäre … Jedenfalls scheute ich die Kälte. Hielt lediglich die Beine ins kalte Wasser und benetzte die textilfreien Körperanteile.

Sauna habe ich mich in der vergangenen Woche schon zweimal vorsichtig getraut … (ergänzend sei erwähnt, dass beide vergangenen heftigen Infektausbrüche am Tag nach einem - uneingeschränkt noch gesund empfundenen - Saunabesuch stattgefunden hatten. War mit Sicherheit nicht die Ursache aber verhindert hat sie erstens auch nix und zweitens ist es dann eine Art „Trigger“ …) aber das mit den Kaltwasserbädern traue ich mich noch nicht wirklich.


Etwas später im Gebüsch am Wegesrand ein phlegmatischer Biber ohne jeglichen Fluchtdrang. Energielos vor sich hinstarrend und irgendwie angeschlagen wirkend. Ich fürchte, er hatte ein Problem der gravierenderen Art. Aber was, so überlegte ich ernsthaft, kann man für einen lädierten Biber tun? Weil ich keinerlei Idee dazu hatte, ging ich ein wenig niedergedrückter einfach weiter.

Bei der heutigen Runde hatte ich den Tracker mitlaufen lassen. 



Da fehlt doch mindestens ein  Kilometer  in der Aufzeichnung *pöh* auf dem Weg zur Wallfahrtskapelle.  Seltsam! Weder bin ich geflogen noch habe ich geschummelt. Und den Tracker pausieren lassen erst recht nicht. Einzige Erklärung scheint mir: genau mittig des fehlenden Kilometers steht ein Fernseh- oder Funkturm. Können solche Teile die GPS-Tracking-Aufzeichnungen unterbrechen?

Wie auch immer: mehr als 16 Kilometer waren es heute und ca. 500 hm. Fehlenden Kilometer dazugerchnet und die zu Fuß absolvierten An- und Rückmärsche zu Bus bzw. Zug und S-Bahn dürften es um die 20km/Tag zu Fuß gewesen sein. Eine ordentliche Steigerung zur Vorwoche und meine rechte Ferse meldet sich zwar. Aber insgesamt steht es um die Fitness noch ziemlich okay. Gut so! Denn im Zug von Weilheim nach München (in Garmisch, woher der Zug kam, war’s heute vermutlich etwas voller als am Hohenpeißenberg) war kuschelig-gequetschtes Dauer-Stehen angesagt zwischen Menschen- und Fahrradmassen. Gegen das, was darin abging, sind Sardinenbüchsen geräumig.


*



27 Oktober 2024

rotgoldener Wald mit frommen Corona-Wünschen und giftigen Gewächsen


 


Sonne! Ich brauche dringend Bewegung und Sonne. Und weil in München zwar ab Mittag auch Sonne angesagt ist, darauf aber am Vortag kein Verlass war sondern der Nebeldeckel den ganzen Tag umherwaberte, wir außerdem schon am Vormittag losziehen - aber nicht allzu weit fahren - wollten, bemühte ich Vorhersagen in Kombination mit Wetterradar und Portalen mit kleinen Spazierwanderwegen für ein geeignetes Ziel.

Nach einer dreiviertelstündigen Anfahrt starteten wir in Arget bei Sauerlach  zur brettlebenen gut neun Kilometer kurzen Runde durch Wald und Feld. Vorbei an diversen Kapellen. Als erstes diese:



Kein wirklich schönes Schicksal, das die Heilige Corona im Jahr 177 ereilte. Zwischen aufgespannten Palmen emporschnellend auseinandergerissen zu werden klingt erstmal wesentlich hässlicher als z. B. eine Corona-Infektion.


Ja sogar hässlicher als die gleich zwei Corona-Infektionen, die mich zwischen Anfang August und Mitte Oktober plagten und immer noch (rest-?hoffentlich!)-plagen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich zwei voneinander unabhängige Infekte waren oder einer nur gelegentlich abflaute und dann heftigst wieder aufbrach. Tatsache ist: beide Male, die ich aus Berghütten zurückkam, lag ich wenige Tage später komplett flach. Fiebernd, schüttelfrostend, hustend und mit wochenlang noch verklebten Nasennebenhöhlen samt verschwundenem Riechvermögen. Und ob die aus dem Nichts aufgebeulte Haglund-Ferse samt Achillessehnenschmerzen sowie diverse andere Entzündungsherde in Rücken und Oberarm sowie nicht unbeträchtliche  Stimmungsabstürze damit was zu tun haben  oder nur zufällig gleichzeitig stattfinden. Möglicherweise auch eine Art Domino-Effekt … Sei‘s drum … Corona ist jedenfalls nicht mein Lieblingswort und nicht meine Lieblingskrankheit.



Wäre es also klug oder eher unklug, hier ein Fürbitten-Kerzchen anzuzünden? Die Frage erübrigt sich, da man lediglich den kleinen Vorraum der etwas duster daherkommenden Kapelle betreten kann und der Innenraum nur durch starke Gitter zu betrachten ist.


Na gut, einen Versuch ist es wert. Erledigt!


Der Wald voller seltsamer Pilze (bayrisch: „Schwammerln“)


So gern ich jedoch Kräuter, Beeren und andere Naturprodukte ernte und verwerte: bei Pilzen bin ich raus und würde nicht nur diese seltsamen Dinger nicht essen wollen sondern keinen einzigen Pilz, der nicht nachweislich im Supermarkt gewachsen ist ;) Ich traue keinem!




Aber wer mir sagen kann, wie diese dort in extremen Massen auftretenden mit weiß-klebrigem Überzug versehenen Exemplare heißen, der hat meine Anerkennung sicher. Ich hatte die vorher nie gesehen.


Diese sind schon etwas hübscher - wie sie heißen, weiß ich aber auch hier nicht


Der Wald ist voll davon


Bei diesem - und auch sie wuchsen in Hülle und Fülle - meint man, das Gift schon in den Farben zu erkennen.


Und auch wenn es sich bei dieser schwarzen Schönheit nicht um einen Pilz sondern um eine Beerenfrucht handelt, wäre mit ihr nicht gut Kirschen essen. Die schöne Frau Tollkirsche bleibt wo sie ist.



Aber was ist das für ein Erd-Kieshügel mitten im Wald? Ein Privatgrab? Der Erbauer jedenfalls konnte sein Werk offensichtlich nicht fertigstellen, was ihn erkennbar erboste. Am Baum daneben folgendes Schild:




Viel (Nadel-Wirtschafts)-Wald mit zum großen Teil auch dichtem Unterholz



Später noch eine Kapelle - mit Holzschindeln an Wand und Dach



Auch sie verschlossen. Aber mit der Sonne zugewandter und zur Rast einladender Holzbank davor. 

Wir nehmen die Einladung freudig an.



Einige weitere Kilometerchen später, vorbeispaziert an diversen Pferdehöfen und AusreiterInnen, taucht auch der Startpunkt mit davor geparktem Auto wieder auf: die Kirche St. Michael in Arget. Leider auch sie nicht zu besichtigen und zu besuchen weil abgeschlossen.

Schon am frühen Nachmittag wieder zu Hause im heute dann doch noch sonnig gewordenen München das zufriedene Resümé: auch völlig unspektakuläre Spaziergänge ohne Berge, nennenswerte Highlights und Touristenmagnete bieten viele kleine Besonderheiten, Hingucker und vor allem natürlich Erholung.


*


30 September 2024

Wintervorspiel im September

 Es sollte ein vorherbstlicher Arbeitseinsatz werden bei der Seewaldhütte, der Hütte der Sektion Achensee.


Ein bisschen Arbeit war auch dabei



in der Hauptsache widmeten sich die Anwesenden jedoch dem Genuss von Gesell- und Landschaft sowie kleinem Winterintermezzo.




15 August 2024

Lechquellenrunde als letzter Streich

 Die Ausbildung zur  Trekking-Guide bzw. Wander- und Naturreiseleiterin  erfordert für einen erfolgreichen Abschluss eine Tourenleitungsassistenz über die Dauer von mindestens vier Tagen. 



Es war die  Lechquellenrunde am Arlberg in Österreich, auf der ich vom 4.-10. August über den erlebnispädagogisch orientierten Verein Aventerra e.V.  eine Gruppe junger Erwachsener begleiten und damit diese Assistenz absolvieren durfte.




Diese Tour ist großartig! Das Wetter war es im Prinzip ebenfalls. Nur an einem Tag sehr wenig Regen; alle angekündigten Gewitter fanden jeweils anderswo statt. Allerdings: wolkenlos und Sonne im August bedeutet im Hochgebirge auch gnadenlos brennende Hitze.

Am zweiten Tag mit viel runter und wieder hoch bei drückender Dauerhitze bis auf 2200hm beschlich mich kurzfristig die Befürchtung, die jungen sportlichen TeilnehmerInnen und die ebenfalls deutlich jüngere (Kunststück ;) aus zwei Personen bestehende Tourenleitung  könnten mich womöglich abhängen. Unnötig, die Befürchtung. Auch der eine oder andere jüngere Mensch schwächelt, ist mit Infekt unterwegs etc.  Ab Tag zwei (Ende)  bestand für mich kein Zweifel mehr am Gelingen der Unternehmung.


Der Formarinsee bot auf knapp 1800müNN mit seinen kuscheligen 18°C Wassertemperatur allen Badewilligen (zu denen selbstverständlich auch ich gehörte und zu diesem Zweck sogar ein Wasserthermometer ins auf 10kg begrenzte Tourengepäck geschummelt hatte ;) hochwillkommene Abkühlung.


Viel Höhe, viel Wasser, ein wenig Schnee, sehr viel Hitze. Wunderbare Sonnenauf- und -untergänge. Beeindruckende Landschaften - besonders erwähnenswert für mich das Steinerne Meer, kleine Kraxelpassagen. Massenhaft Murmeltierfamilien (schon fast zutraulich), einige Steinböcke, bimmelnde Kühe, Ziegen und Schafe, weidende Pferde und kreisende Vögel. Reichlich gutes Essen (wenn auch für einige gefühlt ein bisschen sehr Linsen- und Nepal-lastig angesichts der vielen von Nepalesen geführten Hütten und Hüttenküchen. ;) 

Vegetarier und Veganer finden inzwischen  in Berghütten wunderbare Verköstigung. Bis auf eine fleischhaltige Mahlzeit habe ich persönlich auf die vegetarischen Varianten gesetzt und war sehr zufrieden

Manchmal etwas wenig Platz auf den engen gebuchten Matratzenlagern denn in der Hauptsaison sind alle Hütten bis auf den allerletzten Schlafplatz ausgebucht und ich gestehe, dass ich - das Alter macht ein wenig anspruchsvoller wenn nicht gar dekadenter ;) - persönlich lieber auf Mehrbettzimmer statt auf Matratzenlager gesetzt hätte. So blieb es beim streckenweise engen Gruppenkuscheln und für mich bei tendenziell zu wenig Schlaf. Auch der Höhe geschuldet, den Schnarchern (Oropax ist nett aber irgendwie auch lästig) und der stickigen Luft in beengten Räumen. Hier sehe ich klar den Pferdefuß solcher Unternehmungen.

Als Andenken habe ich nicht nur viele Erinnerungen an viele sympathische TeilnehmerInnen samt Bildern von ihnen (die hier allerdings nur in der anonymen meist Rück- oder nur undeutlich- unkenntlicher Vorderansicht auftauchen und auch Erzählungen von den vielen Einzelbegebenheiten, konkreten Anforderungen an meinen “Job” z. B. bleiben an dieser Stelle aus) mitgenommen sondern auch einen ab Sonntag beginnenden und sich auch heute (Donnerstag) noch heftig austobenden Infekt mit schmerzhaftem Husten, Fieber, Gelenkschmerzen und allem, was zu Grippe, Corona oder wie auch immer das importierte Virus-Ding heißen mag dazugehört (ich tippe wegen der merkwürdigen Sehprobleme, die mich bei jeder bisherigen Corona-Infektion heimgesucht haben und die auch dieses Mal wieder vorhanden sind, auf letzteres. Getestet wurde nix). Wird schon wieder werden. Kommt Zeit, kommt Gesundheit zurück und so warte ich genesend auf das Eintreffen meines Zertifikats zur Trekking-Guide.

Und wie weiter damit? -> das wird sich finden ;o)







22 Juli 2024

España verde - Sprachwoche in Asturien

 Asturien ist der kühlste und grünste Teil von “la España verde”, dem “grünen Spanien” im Norden des ansonsten doch eher heißen und trockenen Landes. Um grün zu sein, braucht’s Wasser und so las ich in einem Bericht über die Region, dass sie auch deshalb touristisch nicht überlaufen sei, weil der häufige Regen samt Nebel eine natürliche Barriere gegen “Overtourism” bildet. Durchschnittlich regnet es an der Hälfte aller Jahrestage. Wobei ich mir im Juli  etwas höhere Chancen auf auch Gutwetterslots ausrechnete aber doch auch Regen einkalkulierte. Alles, was ich über Asturien las und anschaute, ließ die Neugierde wachsen.

Buchte den Flug - in den Sommermonaten wird der kleine Flughafen an der Küste Asturiens jeweils Samstags einmal von München aus direkt an- und abgeflogen - schon sehr günstig einige Monate vorher und flog am Samstag den 13.Juli los. 

Die erste Unterkunft in der größten Stadt Asturiens, in Gijón - sprich “Chichon” mit zweimal Kehl-CH  (oder auf Asturianisch: Xixón - sprich “Tschitschon”), hatte ich schon vorab in München für drei Nächte gebucht; die Folgetage nur grob vorgedacht und später vor Ort konkret festgezurrt und angesteuert.


Viel! Sehr, sehr viel! Könnte und würde ich am liebsten über diesen unglaublichen Landstrich schreiben weil er mich begeistert, manchmal erstaunt und auch berührt hat. Die vielen gelernten Neuheiten - Stichwörter wären z. B.:  Sidra, Sprachidiome, Brauchtum, regionale Küche … und vieles mehr ..

Weil ich aber weiß, dass langatmige Blogbeiträge es seltenst schaffen, diese innere sehr individuelle Berührtheit und Interessenspunkte auch zu transportieren, begnüge ich mich mit Eindrücken und Zusammenfassungen oder Überblicken. Was sicher schon lang genug bis ultralang werden wird :)



Ja, es gibt in Gijón viele Hochhäuser, die die Küstenansicht stark prägen. Die ca. 350.000 Einwohner wohnen größtenteils dicht und eng. Durch die lange und ausgedehnte Küstenlinie mit den ausgedehnten zwei Sandstränden und die dahinter verlaufende Strandpromenade wirkt es trotzdem sehr frei, offen und weit. Die Altstadt, eine weite Fußgängerzone, viele ansprechende Grün- und Aufenthaltsflächen, Bars, Cafés, Eisdielen … all das macht die auf den ersten Blick fehlende “Urlaubsskyline” locker wieder wett.



Während in München Temperaturen über 30°C herrschen, lustwandele ich am Abend lange bei Temperaturen um die 20°C (auch tagsüber steigen sie dort während meines Aufenthalts nie über 25°C an), einer nur leichten Brise von der Biskaya (die allerdings die Kraft der Sonne soweit “verniedlicht”, dass ich mir dort trotz allen Wissens darum einen deftigen Sonnenbrand einfange ;-( ) bis in die späten Abendstunden durch Straßen und Strände entlang. Möwen kreischen, es riecht nach Meer, Seetang und Fisch, Salzgeschmack bedeckt schnell die Lippen - leider lässt sich dieses unverwechselbare Meergefühl nicht in Bildern transportieren. Die Sonne geht erst gegen 22:00 Uhr unter.



Den Sonntag und auch den Montag verbringe ich bei langen Spaziergängen entlang der atemberaubend schönen Küste. 



Lasse mich auch treiben, verweile an weitgehend einsamen Stränden, brauche ein bisschen, bis ich mich in diesen vor Ort doch sehr mächtig und stark wirkenden Atlantik auch zum Schwimmen reintraue. 




An Tag eins - ein Sonntag - stelle ich fest: ich hab’s übertrieben. Nicht nur der Sonnenbrand sondern auch die inzwischen stark schmerzenden Fersen und ein Ziehen in der kürzlich etwas überdehnten Wade sagen mir: besser nicht zu Fuß zurück sondern eine motorisierte Variante suchen. 

Insgesamt bin ich in dieser Woche in Asturien mit Bussen unterwegs. Schon vom Flughafen nach Gijón habe ich den Bus genommen. Die spanische Haupt-Busgruppe Alsa verbindet so ziemlich alle zentralen Orte; ich habe mir die App auf’s Handy geladen und komme auch recht flott damit zurecht (sportlicher ist es für mich am Anfang manchmal, an den sehr großen Busstationen die Unsicherheiten auszuräumen und auch wirklich am korrekten Abfahrtspunkt im richtigen Bus zu landen. Aber es übt sich schnell und die Sicherheit wächst).


Hier draußen im Nichts allerdings fahren Ortslinien … sagt Google Maps … und irgendwann finde ich auch eine Bushaltestelle an einer eher kleinen und staubigen Straße. Während ich versuche, bei schlechtem Mobilempfang rauszufinden, ob und wann evtl. ein Bus kommen könnte, hält ein Auto und der ältere Herr darin fragt mich, ob ich nach Gijón möchte (was an dieser Stelle eigentlich relativ selbstredend ist ..), ich bejahe und *schwupps*, habe ich ein privates “Taxi” zurück zum Hotel. “Hier muss man ja nichtmal trampen um mitgenommen zu werden”, denke ich erfreut :-) und nutze einmal mehr die Gelegenheit, meine rudimentären Spanischkenntnisse an den Mann zu bringen.




Die Sprache ist es im übrigen, die mich in erster Linie hierhergeführt hat. Meine Lerneinheiten im “Institut Cervantes” gehen doch deutlich langsamer voran als ich es mir in der anfänglichen Euphorie vorgestellt hatte und nun, wo der Übergang vom Teil 2 zu Teil 3 und damit letztem Abschnitt des Sprachniveaus A2 ansteht, wollte ich die einmal wöchentlich besuchte Theorieübung mit etwas Praxis würzen. Erzwungen auch durch spontane Standortwechsel, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und Provozieren von Situationen, die Sprache erzwingen. 

Sobald jemand, der des Englischen mächtig war (längst nicht alle dort sind es aber in Hotels, Geschäften und Gastronomiebetrieben eben doch eher einige) bemerkte, dass ich noch etwas holprig nach Wörtern und Zeitformen in Spanisch dilettiere und daher auf Englisch wechseln wollte, bat ich ihn oder sie, mir doch bitte den Gefallen zu tun, weiter Spanisch mit mir zu sprechen auch dann, wenn ich ihre Ohren foltere und es etwas Geduld braucht. Denn ich würde seit einiger Zeit die Sprache lernen, dies sei quasi mein erster halbwegs echter Einsatz  “ en la vida real” und in meinem Alter keine einfache Sache. 

Unfassbar, wie freundlich, hilfsbereit und auf sehr natürliche Art und Weise herzlich fast alle zu mir waren! Die grauen Haare mögen es noch etwas forcieren, das in jeder Situation rücksichtsvolle und einnehmend herzliche Auf-mich-Zugehen … aber insgesamt hatte ich den Eindruck, dass es auch typisch ist dort für das Miteinander. Auch und sogar besonders beim Endspiel der EM, bei dem Spanien das Spiel gegen England gewinnt: alles zahm, alles höflich, danach auf den Straßen zwar singende und feiernde Menschen. Aber kein einziger Polizist weit und breit bei meinem halbstündigen Rückmarsch vom Public viewing zum Hotel  und es scheint auch keiner nötig zu sein. Nirgendwo sehe ich Krawall oder Alkoholexzesse.



Mein Fußballinteresse bewegt sich irgendwo im Minusbereich. Aber als ich realisiere, dass ich zum Endspiel in Spanien und noch dazu in einer für Deutschland fußballtechnisch sehr geschichtsträchtigen Stadt sein werde (reiner Zufall und auch nur eher zufällig rausgegoogelt), muss ich natürlich vor Ort zum public viewing und Daumen drücken .. für España, versteht sich :o)

Dienstag geht’s weiter. Mit dem Bus von Gijón ins einige Stunden entfernte Cangas de Onís und von dort weiter nach Covadonga, einer unglaublich beeindruckenden Lokalität mit Santuario und Steinkirche in den Bergen. Touristenhotspot. 




Was in Bayern Neuschwanstein, das ist in Asturien Covadonga. Hölle und Menschen … und ich das unfassbare Glück, dort für zwei Nächte in der vermutlich nettesten, persönlichsten und atmosphärisch stimmigsten aller ortsnahen Pensionen gelandet zu sein.



An Tag zwei mit einem der vielen Busse - in der Hochsaison oder am Wochenende sollte man vorbuchen weil die Plätze nicht selten für Stunden vergeben sind und private Fahrzeuge dürfen nicht durch - zu den nochmal ca. 1/2 Fahrtstunde entfernten Lagos von Covadonga bringen lassen. Hier, im ältesten Naturpark Europas, den “Picos de Europa” ist es atemberaubend schön. Kein Wunder, dass tausende von Menschen sich täglich hochkarren lassen. 



Der Wandertipp meiner Wirtsleute samt dazugehöriger DINA4 Skizze und Beschreibung sorgt dafür, dass ich einen etwa dreistündigen Wanderweg finde, der so nicht ausgeschildert ist (Ausschilderungen in Spanien sind beim Wandern ohnehin eher spärlich) und den ich niemals gefunden hätte ohne diesen Rat. Dorthin verirren sich nur wenige Menschen und schnell lasse ich den Trubel der Menschenmassen hinter mir und lande in einer zauberhaften Traumwelt voller Bergwiesen mit Bergwald, Farnwäldern und bezaubernden Steinformationen. Der hier verlaufende Weitwanderweg muss ein Träumchen sein …

Wobei dieses Gebirge noch mehr für den häufigen Regen bekannt ist. Man merkt es den schlammig-feuchten Wegen auch an, dass es hier noch häufiger regnet. Viele YouTuber, die von dort Bericht erstatten wollten, berichteten dann letztlich vom Regen und Nebel, der jede Sicht auf die angeblich wunderbaren Landschaften verhinderte. Und ich? Habe vielleicht doch ein paar Steinchen im Petrus-Brett. Denn wie so oft bei Reisen zu solchen Nebel-Hotspots (z. B. 2011 in Kalifornien oder 2012 im Piemont am Monviso), wo Menschen von wochenlangem Dauernebel berichteten und ich das denkbarst perfekteste Sichtwetter erwischte, so habe ich auch hier grandiose Weitsicht und Dauersonnenschein.




Am Donnerstag geht’s weiter zur dritten und letzten festen Station der Reisewoche. Zurück über Cangas de Onís, wo ich einige Stunden Aufenthalt habe, selbstverständlich die dortige und in jedem Prospekt abgebildete Römerbrücke fotografiere




Sie ist schön … aber nicht wirklich stundenfüllend .. so dass ich nach einem etwas kühleren und schattigeren Ort für das weitere Warten auf den Bus suche und wie durch Fügung in einer stimmungsvollen Kirche lande, in der ich mich schnell auf eine sehr spirituelle Weise entrückt und aufgehoben fühle. So sehr, dass ich mich kaum trennen mag … Ansonsten lasse ich größere Kirchenbesichtigungen übrigens aus. Covandonga angesehen, klar … aber insgesamt zieht es mich in dieser Woche bis auf dieses eine Mal nicht sehr in die - dort auch deutlich weniger dominanten als es im Süden Spaniens der Fall ist - sakralen Gebäude.




Die Hauptstadt Asturiens Oviedo ist mein letzter Anlaufpunkt für zwei Tage. Und das war mit Sicherheit eine unübertreffliche Wahl.



Diese etwa 220.000 Einwohner beherbergende Universitätsstadt ist lebendig, geschhichtsträchtig, voller Sehenswürdigkeiten und wahnsinnig auffallenden Skulpturen jedweder Couleur. Hauptsächlich weibliche (auch wenn die lebensgroße Skultpur von Woody Allen die nach Mafalda zweitmeist aufgesuchte ist ;)



Dass viele - ich würde behaupten: die meisten - Skulpturen weiblich und unter vielen Gesichtspunkten dargestellt waren (die Denkerin “la pensadora” war eine von denen, die ich am meisten mochte) .. war das Eine …


Dass aber das Thema “Mutterschaft” am weitaus intensivsten in diversen Formaten behandelt wurde, passte wieder wie durch Zauberhand zu einem meinen Urlaub begleitenden Motiv. Denn die mitgenommene und für mich sehr ergreifende Haupt-Urlaubslektüre  bestand in dem Buch: “Liebesmühe” von Christina Wessely




Oviedo hätte  Anlauf- und Interessensorte für mehr als zwei Tage zu bieten. Aber für mich blieb es beim relativ oberflächlichen Durchschlendern und Ansehen. Aber auch Genießen.



Natürlich habe ich auch die Küche Asturiens nicht ausgelassen (die deftigen Fleisch- und Wurstgerichte allerdings schon ;). Habe mehrmals köstliche Fischgerichte genossen, den überall präsenten Sidra getrunken (nur zwei Schluck - aber lecker!) und den mit Zuckerkruste überflambierten Arroz con leche (Milchreis). Auch kulinarisch hat Asturien einiges zu bieten.

Was auch noch auffällt: viele LäuferInnen und sonstige SportlerInnen sieht man. Die Fitnesscenter sind groß, an zentralen Stellen errichtet, oft chic und gut besucht. Auch Radfahrer und Wassersportler sind reichlich unterwegs. Auch auf meine Nachfrage wird mir bestätigt, dass es für einen sehr großen Teil der Einwohner Usus ist, ausgiebig Sport zu treiben. Und vielleicht steckt auch da ein Fünkchen Grund für den Umstand, dass die Spanier eine um im Schnitt drei Jahre höhere Lebenserwartung haben als die Deutschen. Ihr ausgiebig sozial ausgerichtetes Leben wird auch zu den Gründen gezählt. Auch das kann ich mir gut vorstellen.

Wie so oft noch ein kleines Resümee bevor ich mit der Busfahrt zum Flughafen, wo ich immerhin kurz durch die Glaswände des Flughafens eine wie aus dem Nichts der Biskaya kommende und durchaus auch imposante Regen-Wetterfront mit Sturm beim Vorbeiziehen ansehen darf, die Reisewoche abschließe. Etwas verspätet weil das Wetter den pünktlichen Abflug verhindert und dann in München ebenfalls wegen durchziehender Gewitterfronten nicht direkt landen darf … aber das sind Nichtigkeiten …




Alleine zu reisen ist mir oft ein Bedürfnis. Es wäre aber geschönt bis gelogen, würde ich behaupten, dass es immer nur schön ist, alleine unterwegs zu sein. Bei jeder dieser Reisen und auch bei dieser doch eher kurzen gibt es Momente, in denen das Allein-Gefühl in Einsamkeits-Momente umschlägt und die Stimmung zeitweise trübt. Oft kommt es aus dem scheinbaren Nichts wie die Wetterfront am Flughafen. Vielleicht sollte man eine Art “Stimmungsradar” erfinden, so dass die anrückende Dunkelheitsfront rechtzeitig angekündigt würde.

Dann wünsche ich mir, jemanden zum Sprechen oder auch nur zum Angucken zu haben. Jemanden, mit dem ich auch abends in ein Restaurant gehen kann. Denn das sollte man alleine in Spanien wohl wirklich besser sein lassen. Vor zwei Jahren in Andalusien kam ich schon zu diesem Schluss, habe es aber in Oviedo doch nochmal riskiert. 

Vergiss es! Du bist Exot, Seltsame(r), wenn nicht störend in ein beschämtes Eckchen verfrachtet, dann oder gleichzeitig offen bemitleidet. Es ist laut. Das Essen in Restaurants abends eher Nebensache. Es wird zelebriert, geredet, gelacht - niemand! - ist alleine unterwegs.

Tagsüber kein Problem. Frühstück, Mittagessen, Zwischendurchimbisse im Café oder in der Bar … ist zwar auch eher die Ausnahme alleine … aber geht. Kein komisches oder unpassendes Gefühl und sehr zuvorkommende oft interessierte Behandlung. Aber Abends … no way! Ich zumindest rate nach diversen Selbstversuchen ab.

Doch wie so oft hat sogar der Umstand solcher zwischenzeitlich trüben Stimmungsphasen seinen Gegenpart gleich mit im Gepäck. Ich halte es nicht mehr für einen Zufall, dass danach - und warte nicht darauf, denk’ gar nicht daran oder versuche gar, es zu provozieren - sich erst danach Momente ereignen können, die das Herz berühren. Die in die innere Sammlung der “besonderen Begegnungen mit Menschen” für den Rest des sich erinnernden Lebens liebevoll, mal lächelnd, mal melancholisch oder sonstwie berührt … aufgenommen werden.

Weiterer Resümeepunkt: in so einer “Sprachwoche” lernt mensch mehr dazu als in Monaten des wöchentlichen Unterrichts incl. Nachlernen zu Hause. Vielleicht nicht an Grammatik. Aber ganz sicher an Sprachgefühl, Aussprache, Natürlichkeit im Umgang etc. Manchmal war es zu viel für mein olles Hirn. So irgendwann mittig gab es einen Tag oder sogar etwas mehr, in dem das Hirn scheinbar alle jemals verinnerlichten Sprachkenntnisse verloren zu haben schien oder zumindest nicht mehr rausrückte. Sehr spooky! Vorher schon der Meinung gewesen, Richtung Muttersprachlerin zu mutieren (*Scherz* ;o) war plötzlich alles wie weggewischt! 

Der Fernseher - in dem ich vorher mit Begeisterung diverse spanisch synchronisierte alte Schmachtfetzen inhaliert und auch die Nachrichten verfolgt hatte etc. und mich gut verstehend wähnte  - in den Hotelzimmern blieb aus. Beim Bestellen im Lokal war ich mit Englisch sehr einverstanden.  Total Overload! In den letzten beiden Tagen lockerte sich auch das wieder und es schien ein weiterer Knoten geplatzt. 

So summa summarum: bringt was auf vielen Ebenen. Wird so ähnlich sicher nochmal stattfinden!