Wen darf ich mitnehmen zu einem ganz besonderen "Arbeitstag"? Dann los ... und heute werde ich ausnahmsweise chronologisch berichten und auch fotografisch dokumentieren.
Heute war Betriebsausflug. Die Firma, für dich ich arbeite, bietet jedes Jahr an zwei Terminen die Möglichkeit, mit einigen der ca. 1000 Kollegen betriebsauszufliegen. Wobei jeder nur einen der Termine auf Arbeitszeit nutzen kann. Die Fahrtkosten (diesmal 10 €) werden von jedem selber bezahlt, Busse bestellt der Personalrat, der auch die sonstige Organisation leitet. Wer vor Ort was mit wem oder wo unternimmt, bleibt jedem selber überlassen.
Das diesjährige Herbstziel war: Kochel am Kochelsee. Und natürlich meldete ich mich sofort an! Wie viele andere auch - die heutige Tour brachte es auf eine Rekordbeteiligung von über 400 MitarbeiterInnen. Natürlich dachte und sagte ich auch sofort: "Kochelsee, Franz-Marc-Museum, Erlebnisbad .... is ja schön und gut ... aber natürlich will ich weiter zum Walchensee!" Der liegt in Luftlinie fast neben dem Kochelsee - aber die lange, felsige und steile Serpentinenstraße ist 7 km lang, denn sie überwindet mehrere hundert Höhenmeter.
Nicht nur ich empfand den Walchensee als weitaus reizvolleres Ziel. Da dort auch die wesentlich interessanteren Wander- und Bergtouren starten, wurde umdisponiert und auf vielfachen Wunsch fuhren ca. 1/3 der Teilnehmer weiter zum Walchensee (wobei wir für die Rückfahrt nach Kochel öffentliche Busse nutzen mussten - abgeholt wurde dort nicht mehr. Was auch organisatorisch kaum möglich war, da sich die Menge schnell in alle Richtungen verstreute.)
Diesmal fuhren auch direkte und engere Kollegen mit und ich hätte mich diversen Bergtouren anschließen können. Jochberg hatte ich aber erst vor ein paar Wochen. Herzogenstand-Heimgarten wäre extrem reizvoll bei diesem Traumwetter ... aber den Ausschlag gab der Marathon, für den ein fast langer Lauf um den Walchensee 10 Tage vorher doch geradezu perfekt wäre ;o) Außerdem bin ich dieses Jahr noch nicht drumrumgelaufen ... und überhaupt ... ich wollte - langsam, beschaulich und fotografierend - endlich endlich wieder meine allerallerliebste Laufstrecke bewältigen. Zum fünften Mal insgesamt, zum dritten Mal alleine.
Gegen 10:00 Uhr stieg ich beim Parkplatz der Herzogenstand-Bergbahn aus dem Bus, schulterte meinen Rucksack und schlenderte locker, die noch herrschende Morgenstimmung über dem See mit ersten Fotos einfangend in Richtung Walchensee Ort.
Dort steuerte ich das erste geöffnete Hotel-Restaurant an, das mir in den Weg kam und bat eine freundliche Mitarbeiterin, meinen Rucksack für ein paar Stündchen deponieren zu dürfen. Sie wies mich in ein gerade geräumtes aber noch nicht frisch bezogenes Hotelzimmer, in dem ich mich gemütlich umziehen durfte und ich zog mit Getränkeflasche, Handy und Diggicam bewaffnet los.
Sobald die Sonne kräftiger schien, wurden die ohnehin schon leuchtenden Herbstfarben geradezu atemberaubend. Überall Gold, Gelb und unglaublich viele Rottöne.
Manch einer mag sich sagen: "Ja, wird die denn den Walchensee NIE leid?"
NEIN! NIE!
Im Gegenteil. Mit jedem Besuch dort - ob zum Laufen, wandern oder einfach nur Besucher ein bisschen rundschleppen - wird er mir lieber und vertrauter. Am liebsten würde ich dort leben.
Diesmal bin ich im Uhrzeigersinn gelaufen. Meist laufe ich ihm entgegen. Aber beim Start in Walchensee ist es schon deshalb sinnvoll, weil ich die Strecke entlang der Autostraße von Urfeld bis Walchensee zuerst hinter mich bringen konnte. An Wochenenden - insbesondere in den Ferien - ist sie verstopft von einer nicht enden wollenden Blechlawine. Heute war sie angenehm ruhig und leer.
Auch rund um den See ging es beschaulich zu. Immer mal wieder Taucher, Surfer, Walker, Hundespaziergänger oder Radfahrer - aber in Grenzen und nie in einer Menge, dass es unangenehm geworden wäre. Das Gefühl von Weite, Naturfülle und Frieden blieb fast immer erhalten.
Die Taucher sagten mir, der See hätte momentan eine Temperatur zwischen 4°C unten bis zu ca. 10°C an den wärmsten Stellen oben. Ein bisschen hoffte ich - möglichst an einer der "wärmsten" Stellen nachher auch noch ein kleines Bad nehmen zu können. Leider blieb es dann doch bei ein bisschen Wassertreten bis zu den Oberschenkeln - natürlich lief ich kurz-kurz, was sich bei immer weiter ansteigenden Temperaturen und strahlendem Sonnenschein als goldrichtig erwies.
Es war gar nicht so einfach, auch mal einige Passagen wirklich durchzulaufen ....
Nein, es sind längst nicht alle Fotos hier im Blog zu sehen, die ich geknippst habe - ich habe noch viel mehr. Aber es war wirklich schwer, sich zu entscheiden und am liebsten hätte ich wirklich alle reingestellt.
Vorbei an Urfeld beginnt die zunächst immer noch geteerte aber - was motorisierte Fahrzeuge angeht, Anliegern vorbehaltene - kleine lauschige Straße nach Sachenbach.
Hier irgendwo war es, wo mich ein Windsurfer auf dem Weg zum Wasser ansprach und die bei jedem! Rundlauf mir mindestens einmal (diesmal kam sie zweimal) gestellte Frage stellte. Mit einem nach oben drehenden Zeigefinger untermalt fragte er: "Einmal ganz rundrum?". Und auf mein mit strahlendem Nicken stolz erwidertes: "Ja - mhmh" das ebenfalls übliche: "Da haben Se sich ja was vorgenommen. Alle Achtung." Meine Antwort (schon etwas rückwärts): "Bei der Wasserkälte windsurfen zu gehen finde ich viel mutiger ;o)"
Aber tatsächlich denke ich bei jedem Lauf um den See immer wieder: "Verflucht, ist das weit!" Und jedes Mal wird mir beim Anblick dieser schier endlosen Weite über die diversen Seeteile und Ausbuchtungen von neuem mulmig.
Auch heute, beim fünften Lauf, nützt es nur wenig, dass ich genau weiß: Die Strecke ist ziemlich genau 26 Kilometer lang. Das ist an einem so herrlichen Tag auf einer so herrlichen Strecken und insbeondere im Marathontraining nicht viel.
Ich habe ja auch massenhaft Zeit und kann pausieren und knippsen und Füße baden soviel es mir beliebt. Fühle mich überhaupt und grad gar nicht bemüßigt, das mit der Lauferei so bierernst zu nehmen. Ein "harter Langer" 10 Tage vorher wäre ohnehin etwas riskant bei meinem Leistungslevel.
Trotzdem, trotzdem, trotzdem .... auch heute wirkt die nie ganz zu überschauende Strecke, die Entfernungen, die winzigen, kaum auszumachenden Häuser auf der anderen Seeseite erstmal beängstigend. Das Gefühl kehrt sich allerdings um, sobald die Hälfte geschafft ist. Denn nach 13 Kilometern bin ich in der Regel noch nicht geschafft und denke dann: "Das war ja leicht - und jetzt nur noch mal genausoviel ..."
Meine allerliebste Wegpassage ist die Strecke ab Sachenbach, wenn die Straße erst zum Waldweg und dann zum schmalen Trail wird. Wo Felsen in unterschiedlichsten Formationen - mal weich und geschwungen, dann wieder bizarr und schroff - in den See ragen.
Und diese Herbstfarben! So sehe ich meinen Walchensee heute zum ersten Mal.
Als ich von gegenüber sehe, wie sich eine dicke Wolken-Nebelwand über den Kesselbergpass schiebt (hier rangezoomt), da ahne ich, dass die in Kochel verbliebenen Kollegen am Kochelsee unter Dunst verbringen müssen und auf jeden Fall nicht diese traumhafte Herbstsonne genießen dürfen wie die Walchensee-Ausflieger. Die Ärmsten! Sie tun mir ein bisschen leid. Denn hinter dem Kessel, in dem der Walchensee liegt, befindet sich nur einen Luftlinien-Katzensprung entfernt mehrere 100 Meter tiefer Kochel und Kochelsee.
Eben durch diese "eingekesselte" Lage auf ca. 800 m Höhe hat der Walchensee sehr oft Ausnahmewetter. Mehrfach schon tobten in den umliegenden Bergen sichtbar Gewitter oder es regnete, dichte Wolken hingen über den Bergen ... aber der See war wie freigebrannt. Wenn dann aber die Wetterwand manchmal ruck-zuck näherzieht, dann heißt es, sich sputen. Dann kann's da oben verdammt ungemütlich werden. Aber das Problem bestand heute wahrhaftig nicht.
Trotz Windstille platschten die Wellen laut und rauschend ans Ufer. Sowas lauschiges ... ich muss wohl nicht erwähnen, dass der iPod erst später im Bus in die Ohren gestöpselt wurde. Unterwegs wäre er so gar nicht in Frage gekommen bei diesem Lauf.
Auch wenn die Lüftelmalereien nicht wirklich meinen Geschmack treffen ... insgesamt war es verdammt richtig, damals nach Bayern zu ziehen.
Und sollte jetzt irgendwer der Meinung sein, diese ganzen Fotos seien ja total kitschig, überladen, schnulzig .... dann hat er vermutlich sogar völlig Recht. Aber es steht nicht in meiner Macht, etwas daran zu ändern. So isses da eben. Am Walchensee.
Kurz vor Ort Walchensee noch einen fast letzten Blick vom fast menschenleeren Uferweg aus. Außerdem Schuhe und Strümpfe ausgezogen und die - erstaunlich fitten - Beine im klaren Wasser rumstapfen lassen. Handtuch und Wechselsachen habe ich im Rucksack und den nicht hier, sonst wäre ich gerne auch mal ganz reingegangen. Später dann ist es zu spät weil der Bus kommt und nicht allzu oft Busse auf der Strecke fahren. Schade. Hätte mir gefallen. Nächstes Mal wieder ;o)
Und einen Blick noch auf die Wander-Übersichtskarte.
Für die 26 km war ich sage und schreibe 4 Stunden unterwegs *s* Wobei ich mir alles als gelaufen eintragen darf und werde. Wobei eigentlich dabeistehen müsste: 26 km in ca. 15 Trainingseinheiten ;o) Aber ich nehm' das mal als ein Ganzes - es fühlte sich so stimmig an. Und als ich rundrum war, nichts auch nur im entferntesten zickte oder schmerzte oder sonstirgendwie Beschwerden machte, da kam mir der verwegene Gedanke: "Wenn jetzt die Zeit reichen würde und ich nicht schneller werden müsste, dann könnt' ich glatt nochmal drumrumlaufen." Naja ... fühlte sich im Überschwang so an ... aber dann wär's bestimmt nicht mehr lustig gewesen ...
Im Restaurant, in dem ich meinen Rucksack deponiert hatte, zog ich mich anschließend um, gönnte mir eine Renke mit Kartoffeln und Salat, ein dunkles Weizenbier, traf an der Bushaltestelle auf mehrere Kollegen, die von diversen Bergwanderungen erzählten. Na also - doch noch ein bisschen die Sozialkontakte aufpoliert, wer sagt's denn .... ;o), in Kochel noch ein gemischtes Eis verputzt, dazu einen Latte Macchiato getrunken und ich stelle für mich fest:
Das war einer der Tage, für die alleine sich schon ein ganzes Leben lohnen würde!
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