Wie die Leser meines Blogs wissen, mag ich es, bekannte Wege durch Zwischenstationen an bisher unbekannten Orten zu bereichern. So auch am vergangenen Sonntag, an dem ich die A92 bei Landau an der Isar verließ, um das mir bis dato unbekannte Städtchen zu erkunden.
Die Isar trennt hier Unterstadt von Oberstadt und ist ein netter Blickfang
Auf dem weiteren Weg in die Alt- bzw. Oberstadt mit Marktplatz und Brunnen (ganz unspektakulär nett aber weit entfernt von sonderlich idyllisch oder ansehnlich - ich habe tatsächlich vergessen, Brunnen und Marktplatz zu fotografieren ...) werden die Blicke eher von Leerstand und Verfall der Häuser und Geschäfte eingefangen. So ein bisserl trostlos kommt mir alles vor ...
Wenn ich versuche, es positiv zu sehen, fallen mir folgende Punkte zuerst ein:
das Eis (in einer Gewerbegebietstraße) war ganz okay.
wer Döner, Kebab, Schnellpizza oder Falafel mag, findet alles an den entsprechenden Imbissen schnell (Anmerkung: ich mag Falafel ;)
Daddler und Spielsüchtige ... haben die Auswahl aus diversen (wie mir mal von fachkundiger Person erzählt wurde meist Geldwäsche-) SpielHallen ...
Nungut - letzter Punkt ist sicher eher doch nicht uneingeschränkt positiv zu bewerten .... Für mich jedenfalls wäre Landau an der Isar nicht unbedingt ein Wunsch- und Sehnsuchtsort ;)
Wenn alle Stricke reissen ... in Bayern gehen ja die Kirchen immer. Also auf zur Suche. Tja ... die erste ist erstens zu und zweitens nicht überzeugend.
Nächster Versuch: die Wallfahrtskirche "Maria im Steinfels" - schon atmosphärischer und gut geeignet für eine andächtige Verweil-Viertelstunde an heißem Sommertag. Wobei das nur im Vorraum geht - der Hauptraum der Kirche ist aus Sicherheitsgründen verschlossen und verbarrikadiert. Der in den Felsen gebaute Altar lässt sich nur durch's Gitter knippsen.
Viel für mich interessantes gibt es nicht zu sehen. Nett: ein filmischer Rundflug über Stadt und Isar, lehrreich: ein Quiz über die genetische Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Beschämend: die Berechnung des individuellen ökologischen Fußabdrucks.
Besonders angetan aber hat es mir meine Namenskollegin LIsar (zu lesen allerdings nicht als Lisa.R sonder L(für Landau und dann an der)Isar die vor ca. 7000 Jahren in der dortigen Gegend im für damals nahezu biblischen Alter von ca. 60 Jahren nach einem entbehrungsreichen Leben mit Zahnschmerzen und Kieferentzündungen gestorben ist. Anhand des gefundenen gut erhaltenen Skeletts, der Grabbeigaben und erhaltenen Zeichnungen und Funde wurde sie rekonstruiert. Einen Kopf kleiner als ich macht sie ansonsten einen recht aufgeweckten Eindruck. Wie lange auch immer ihr Leben her sein mag ... ich fühle mich ihr spontan ein wenig verbunden.
Ein paar Kilometer weiter geht's noch bis nach Usterling, wo eine weitere Kapellenbesichtigung ansteht. Nojo ... nur der Vorraum kann betreten werden, alles überall auch hier abgeschottet, zugeschlossen, gesichert. Selbst in diesem winzigen abseits gelegenen Nest. Scheint nicht so die sichere und von Vertrauen ans Gute der Menschheit geprägte Gegend zu sein.
Er liegt in der Nähe des Isarradwegs und einige Radfahrer sind ebenfalls dort um ihn zu bestaunen.
Sagt einer: "Ich will den jetzt aber wirklich wachsen sehen. Vorher
gehe ich nicht weg!" Ichso: "Na dann viel Spaß hier die nächsten paar
tausend Jahre." ;-D
Anekdote des Tages
Beim Aussteigen am Parkplatz zum Felsen parkte neben mir ein ebenfalls nicht mehr ganz junges Motorradfahrer-Paar. Als ich die Autotür öffne, zeigt SIE auf ein Schild auf der gegenüberliegenden Straßenseite, auf dem man vom Parkplatz aus nur "Zum Widder" lesen kann. Die Zeile darunter ist zumindest für unsere nicht mehr ganz jungen Augen auf die Entfernung nicht entzifferbar.
Sagt sie zu ihm: "Was das wohl ist? Gasthaus? Ich gehe mal gucken" und quert die Straße Richtung Schild. Sagt er hinter ihr her: "Was soll ein Widder schon sein. Ein Tier. Punkt!"
Ich öffne - den Dialog mitbekommend - die Autotür und kommentiere ungefragt: "Oder ein Sternzeichen!" Er guckt mich irritiert an. Murmelt: "Stimmt, das könnte auch noch sein ..." im leicht genervten Blick die unausgesprochene Meinung: "Wer hat DICH olle Tusse denn gefragt?!"
Setze ich - wiederum ungefragt - noch hinzu: "Ja, ich weiß. Klugscheissen macht nicht beliebt. Aber Spaß!" *harhar* ... Jetzt lachen wir beide. Er quert ebenfalls die Straße Richtung Schild, kommt strahlend zurück und triumphiert: "HA! Jetzt ich auch! Weder Tier noch Sternzeichen. Und auch kein Gasthaus. Es ist eine Wasserförderanlage!"
Jetzt ichso: :-O "Was'n DAS? Nie gehört!" Gleich mal Google fragen und rausfinden: der hydraulische Widder - 1796 vom Franzosen Mongolfier erfunden.
Mein Fazit des dann doch noch heiteren Tagesabschnitts bei Landau: selbst der harmloseste Sonntagsabstecher in die unspektakulärste Gegend neben der Autobahn bringt fast unausweichlich neuen "Hirnballast" mit sich. Den mensch vermutlich niemals mehr für irgendwas brauchen wird oder kann. Nicht für gute oder sonstwelche Noten, nicht für Beruf und Karrieren ... gradmal für garnix. Höchstens für gelegentliches Kluggescheisse. Aber das macht immerhin Spaß ;-D