Inspiriert von
Jörg und seiner Lieblingsstelle
beim längeren Alltagslauf tausche ich die Blog-Pausencollage gegen
einen Pausenkollagenblogbericht aus. Zumal auch bei mir die geplanten
Laufberichte - Freiburger Halbmarathon Ende März und Schluchseelauf
Anfang Mai - den Aktualitäten zum Opfer gefallen sind bzw. noch fallen
werden.
Noch relativ früh und noch relativ leer die Laufstreckenabschnitte entlang einer meiner Standardlaufstrecken vorbei am - geschlossenen - Aschheimer Golfplatz zum Feringasee.
Auch am Feringasee nicht viele Frischluftsuchende unterwegs. Absurd in meinen Augen: die Sperrung aller bewegten Freizeitmöglichkeiten. Sind doch die Abstände zwischen den Tischtennisplatten deutlich größer als 1,5m und auch die Länge der Platte zwänge Spielende in die geforderte Sozialdistanz. Weitgehend sinnfreie Beschränkungen allerorten.
Am Glasaushang der Gemeinde Unterföhring lege ich üblicherweise eine Lese- und Guckpause ein, um mich über die kommenden Kulturveranstaltungen zu informieren. Heute lese ich nur, dass sämtliche solche entfallen und die Käufer von Karten gebeten werden, keine Rückerstattung zu verlangen sondern aus Solidarität mit den Künstlern darauf zu verzichten. In diesem Fall bin ich nicht angesprochen aber genau so halte ich es mit den geleisteten Anmeldegebühren für Läufe. In der Hoffnung, dass die ausrichtenden Vereine das Ausgefallene denn im nächsten Jahr ausrichten mögen.
Zwei Lieblingsplätze habe ich am Feringasee. Bzw. zwei Plätze, an denen ich zuweilen Unterbrechungen mit Alternativeinheiten einlege. Der erste (im Bild unten links) wird heute belagert von einem Paar Kanadagänse, die ich nicht beim morgendlichen Geschnäbel stören möchte.
So laufe ich weiter auf die "Nackertenhalbinsel", den FKK-Bereich am Feringasse, wo eine Uferstelle perfekte Bedinungen für alle Fälle bietet: sonnige Wiese, Baumschatten, Aufhängmöglichkeit für zu trocknende Laufklamotten am BiberBaumSchutzDraht, eine flache aber dann schnell steil abfallende Einstiegsstelle bei Schwimmambitionen. Hierhin zieht es mich häufig. Heute nur, um meine lieb gewordenen
fünf Standard-QiGong-Übungen zu absolvieren. Barfuß - wie immer. Bei max 12°C Wassertemperatur lasse ich den kurz durch den Kopf wabernden Gedanken an ein Jahres-Freischwimm-Eröffnungsbad im Feringasee dann doch sausen.
Die sich nähernden Schritte hinter mir höre ich nicht, bin ganz in meine Übungen versunken, als eine Stimme mich fast erschreckt:
"Das da, das dürfe se nur zwanzige Minute mache. Danach se müsse weitergehe!"
Ich drehe mich zum jungen, nichtmuttersprachlichen Security-Mann in blauen Klamotten um. Er hält brav mehr als den geforderten Mindestabstand und guckt streng. Ihn anlächelnd kann ich beruhigen:
"Keine Sorge, das hier dauert weniger als zwanzig Minuten, dann gehe ich weiter."
Er entfernt sich in Richtung einer Sonnenbadenden, die - allein auf weiter Flur - im Gras liegt. Aus den Augenwinkeln kann ich beobachten, wie sie unter den strengen Augen des Sicherheitsmenschen ihre Sachen zusammenpackt, sich anzieht und entfernt.
Meine Übungen sind absolviert, max. zehn Minuten verstrichen. Ich entledige mich meiner Laufleggins, um einmal bis zu den Oberschenkeln ins kalte Wasser waten zu können. Sofort und eilig dreht der junge Mann in Blau in meine Richtung, um mich zusätzlich zu belehren, dass ich auch nicht schwimmen dürfe. Ich lache:
"Schwimmen?! HAHA! Ich bin doch nicht irre - das Wasser ist scheißkalt!"
Wir lachen beide. Ein bisschen vorwitzig füge ich hinzu:
"Aber ist Schwimmen echt verboten? Hab' ich so eigentlich nirgendwo gelesen. Nicht in der Presse und auch hier auf den Schildern am See nicht."
Er überlegt ein bisschen:
"hmmmm, dasse isch weiss gar nischt .... Schwimmen kann sein isse erlaubt."
(Vermutlich kam keiner der Instruierenden auf die Idee, dass ein Frischluftfanatiker im Moment seinerseits auf Schwimmideen kommen könnte und so wurde es nicht explizit erwähnt).
"Aber dann müsse ohne trocke nass mit Sache weggehe weil dürfe nisch in Sonne trocke"
Er lacht laut beim Gedanken an den sich aus kaltem Wasser nackt und frierend des Weges schleichenden Schwimmer. Ich lache solidarisch mit während ich mir Socken und Beachwalker über die nassen Füße friemele. Stelle die Mutmaßung an, dass es am Nachmittag bei so schönem Sonntagswetter sicher voll werden wird am See und er und seine Kollegen viele Leute darüber belehren müssen, was erlaubt ist und was nicht.
"Nee, heute bestimmt nisch so viele Leute. Habe gestern schon alle die Spass verdorbe meine Kollege und ich. Sind nur sechs Kollege und müsse ganze See aufpasse"
Ich fühle mit: "Macht sicher auch nicht wirklich Spaß, sich den ganzen Tag lang von den Leuten die schlechte Laune abzuholen, was?"
Die Maske fällt schlagartig und die Mine in sich zusammen: "Nee, isse Scheissjob!"
Ich muntere grienend auf: "Naja, aber immerhin an der frischen Luft und mit viel Bewegung."
Wir lachen beide, winken uns nochmal fröhlich zu und entschwinden in entgegengesetzte Richtungen.