15 Oktober 2018

durch's Teufelsloch zur Himmelsleiter. Elfenwelten.

Der von vielen Sagen umwobene Gipfel des "Lusen" im Bayerischen Wald lockt mich seit Jahren und endlich konnte ich mir das kunstvoll gewobene und ganz gewiss nicht ersponnene Geflecht aus Wegen, Steinen, Wasser und Wurzeln aus der Nähe und bei Herbsttageslicht ansehen.

Vorweggenommen die Aussicht auf's Tagesziel im Bild:



Obwohl alle Muskeln noch ziepten, hakten und ein wenig meuterten vom vor zwei Tagen absolvierten strammen 30km-Gipfel-Berglauf im Tegernseer Land, machte ich mich am Freitag gegen 14:00 Uhr in Laufmontur auf den Weg zum nächsten Gipfel, dem Lusen.


Entlang eines im Wechsel rauschenden, gluckernden und auch tosenden Bergbaches.


Über steinige, laubbedeckte Waldwege. Und ein Stückchen Goldsteig ist auch dabei.


vorbei an Martinsklause und Teufelsloch, aus dem auch an diesem sehr warmen Herbsttag ein eisiger Hauch wehte. Wie eine aus Gegenrichtung dort durchwandernde Rentnergruppe und ich gemeinsam mutmaßten, ist die Hölle deshalb untypisch kalt und unbeheizt, weil der Teufel sich auf der Erde heroben herumtreibt und deutliche Spuren seines Unwesens hinterlässt. Was auch die ansteigenden Temperaturen auf dem Erdball erklären könnte.

Ich erlebe im Bayerischen Wald immer wieder die hohe Bereitschaft anderer Wanderer, Läufer und sonstiger Naturfreunde, sich bei Begegnungen nicht nur zu grüßen, sondern auch Gespräche miteinander zu führen. Mal kurze, dann auch hier und da längere. Oft heiter, dann wieder besinnlicher und ernst ... es ist auffällig dort, dass trotz relativer Menschenleere untereinander offen - und fast immer per "Du" kommuniziert wird.


Sehr eindrucksvoll im Wald am Wegesrand:


die Glasarche 


Der Wald lichtet sich, der Lusengipfel lugt aus den toten Baumstämmen mystisch hervor.


Von weitem sieht sie nicht so lang aus, die Himmelsleiter aus Steinen, die erklommen werden muss ...


... um von dieser Seite den steinigen Gipfel zu erreichen. Aber zum aus der Puste kommen reicht es.


Das letzte Stück des Weges springt der hoffentlich etwas trittsichere Wanderer lustig von Stein zu Stein durchs Felsenmeer bis zum Gipfelkreuz. Für mich ein Leckerbissen - vielleicht doch Gemse werden im nächsten Leben?


Die Aussicht rundum auf Bayerischen Wald und Böhmerwald ist gigantisch!


 Einkehren am Fuße des Gipfels wäre möglich - ich verzichte darauf und begebe mich auf anderem Weg zurück nach "Waldhäuser".


Wieder über Steine ...


... und Wurzeln


.. erreiche ich nach 3 Stunden, ca. 10 Kilometern mit vielen Foto-, Ratsch- und Genusspausen und mit 530 Höhenmetern wieder den Ausgangsort Waldhäuser. Muskeln und Restgetriebe hatten ein Einsehen in Schönheit und Nützlichkeit des Unterfangens und spielten schon bald und durchgängig willig und voller Bereitschaft wieder mit. Schmerz- und meuterfrei. Danke!


.. wo *hach! so schön immer!* mich das mobile Wohnheim auf dem Parkplatz erwartet.

Was auch die beiden von dort aus aufgesuchten Enkelinnen fanden und mir daher in den beiden Folgenächten darin Gesellschaft leisteten. Die beiden erstaunlich gut schlafend ... was mich angeht ... aber nein! Haken, Kanten und Pferdefüße wie z. B. suboptimale Geräuschisolierung,  im Viertelstundentakt schlagende Kirchturmuhren über die komplette Nacht und bis in die Morgenstunde geöffnete Discos mit nicht zwingend leisen Besuchern ... die haben im Blog nichts verloren; die bleiben unter'n herbstlichen Laubteppich gekehrt ;)



Am Folgesamstag durfte ich mit meinen beiden Herzensmädels ab Lohberg-Tierpark per Bimmelbahn zum kleinen Arbersee fahren. Ein wahrhaft mystischer Ort mit besonderem Flair.


Wenn sich auch aufgrund des bei strahlendem Herbstsamstagswetter hohen Besucheraufkommens die Fabelwesen nicht blicken ließen. Keine Feen, Zwerge und Elfen auf dem Rundweg zu Gesicht bekommen ;-(



Schön war's trotzdem. Und abenteuerlich! Einmal rundherum und kaum ein Fels wurde ausgelassen. Die beiden zeigen schon ordentlich Wanderfestigkeit und Trittsicherheit. Ich bin begeistert!



 Fische gibt's im See auch - mit roten Flossen und so viele spannende Dinge, dass die nur gut 2  Kilometer kurze Umrundung schonmal eine Stunde und länger dauern kann :o)



*   *   *


8 Kommentare:

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
wo soll ich anfangen?
Bei den traumhaften Herbstbildern, die mich ins Schwärmen bringen?
Bei den felsigen Stufen, die ich mir im Hochsommer, wie eine Zweigstelle der Hölle vorstelle? Apropos Hölle: ich glaube ja, die kühle Brise, die ihr da verspürt hat, war ein Versuch des Teufels, hitzegeplagte Wanderer zu sich zu locken! :D
Und dann noch die bezaubernde Gegend um den Arbersee - ich glaube ja, die Feen und Fabelwesen sind momentan noch auf Urlaub. Sonst hättet ihr sicher welche gesehen. :)

lizzy hat gesagt…

Wenn das so ist und du, liebe Doris, hast Recht, dann bekommt der Teufel mich NIE - je älter ich werde, desto mehr weiß ich Wärme zu schätzen und reagiere empfindlicher auf Kälte. Gut z. B., dass ich mir vom besten Mann der Welt schnell noch die Heizungsanlage des Mobils habe erklären lassen. So warm die Tage waren, so kalt wurden die Nächte ...und so ein Mobil isoliert kaum. Der Bayerische Wald und ganz besonders die Gegend um Zwiesel und Spiegelau wird nicht umsonst „Bayrisch Sibirien“ genannt.

Aber zurück zum Teufel: mit Kälte lockt der doch alte Leute wie mich nicht hinter‘m Ofen vor!

binoho hat gesagt…

Hi Lizzy,
im September 2017 sind wir den Lusen bei solchem Wetter auf fast demselben Weg gegangen. Quartier in Neuschönau, mit dem Bus bis Graupsäge. Aufgestiegen wie Du aber abgestiegen entlang des Sagwasser und bis Neuschönau zurückgelaufen.
Wenn es die Gesundheit erlaubt möchten wir 2018/19 mal spontan einige Winterwandertage im Bayerwald verbringen.

lizzy hat gesagt…

Hallo Norbert,
Graupsäge finde ich jetzt nicht und sagt mir auch nichts aber ich habe nach einer nicht zu langen Rundtour gesucht weil ich ja nur wenige Stunden Zeit dafür übrig hatte und zum Wohnmobil zurück musste. Aber wie auch immer: dort ist eigentlich alles immer schön!
Im Winter hoffe ich, ein bisschen Langlauf dort unterzubringen, das wäre ein Novum - wir werden sehen.
Wenn du noch ein paar schöne Tourentipps hast: nur her damit! Bei mir steht als nächste zwischen die Pflicht geschummelte Kür die Steinklamm in Spiegelauf auf der Liste https://www.bayerischer-wald.de/Media/Attraktionen/Naturjuwel-Wildromantische-Steinklamm
Ich bevorzuge zur Zeit Touren, die sich evtl. im nächsten Jahr oder in den nächsten Jahren schon auch mit den Kindern gehen lassen (jedenfalls mit den „großen“, der „Kleine“ muss noch ein bisschen sicherer auf den Beinen werden) - kurz vorfühlen, ob schon machbar. Lusen wird noch zwei Jährchen oder so warten müssen - das ist noch zu anspruchsvoll, schätze ich.

Volker hat gesagt…

Liebe Lizzy,

der Herbst mit es gut mit Dir und Deinen Touren. Ich spüre fast die sanfte Wärme, rieche den herbstlichen Wald und genieße das herrliche Licht. So schön, da muß man sich doch mit den wenigen Menschen, die einem gegegnen austauschen!

Liebe Grüße
Volker

lizzy hat gesagt…

Das stimmt, du lieber poetischer Volker - der Herbst als meine Lieblingsjahreszeit meint es gut mit mir und ich bin ihm dankbar dafür!

Elke hat gesagt…

Liebe Lizzy,
mir geht es wie Volker, bei den bunten Bildern riecht man richtig den Herbstwald, spürt die Sonne auf der Haut, hört das Rascheln des Laubes. Da kann man nochmals richtig auftanken, bevor dann -vielleicht- der richtige Herbst kommt!
Liebe Grüße
Elke

lizzy hat gesagt…

Hey liebe Elke,
du bringst mich mit deinem „vielleicht“ auf eine Idee: vielleicht fällt der Winter dieses Jahr ja auch aus! Ob es aus weltklimatischen Gesichtspunkten positiv wäre, weiß ich nicht. Eher nicht, schätze ich. Aber meinen persönlichen Neigungen und häufiger werdenden Empfindlichkeiten käme es durchaus entgegen ;)