20 Juni 2015

München? Johanneskirchen! und drumherum

Der Ortsteil von München, in dem ich seit fast 10 Jahren wohne, heißt "Johanneskirchen", wurde 1930 in München eingemeindet.  bestand als Ansiedlung aber schon hunderte Jahre vor der ersten Erwähnung Münchens. Johanneskirchen feiert in diesem Jahr sein 1200 jähriges Bestehen.

 Laufen kann bzw. sollte ich aus Vernunftsgründen zur Zeit nicht. Warum also nicht von Anja inspirieren lassen und rund um zu Hause bzw. die Wahlheimat ein wenig wandern. Was mich angeht allerdings deutlich weniger und langsamer und kürzer als Anja.
Dachte mir zunächst: "ochnöö - ist doch laaangweiliiig! Die Strecke - früher die "Hunderunde" bin ich inzwischen - und zwar deutlich länger! - hunderte Male gelaufen.
der Spruch an der Friedhofsmauer ... der wirkt - auch nach ... ist eindringlich, finde ich. Vielleicht gerade wegen seiner "modernen" Gestaltung?

Aber auch keine Lust, umständlich irgendwohin zu fahren. Also die Überlegung: "Guck doch mal, ob nicht ein gemütlicher Spaziergang durch hundertfach gesehene Umgebung die Augen neu öffnen kann". Diggicam eingesteckt und losspaziert. Direkt ab Haustür.

Das kleine Kirchlein mit dem winzigen Friedhofsrund als erste "Halte- und Fotostation" ca. 700m entfernt.



Hübsch geschmückte Rosengräber, ein Name, der in Bayern offensichtlich häufiger vorkommt.

Und ein beeidruckender Ganter, der mir ein "noch näher mit deinem blöden Fototeil und du lernst mich kennen!" entgegenfauchte.

Wirklich neu war es tatsächlich nicht, was ich zu sehen bekam. Aber bei extrem gemütlichem Tempo ganz ohne Hast einmal neu hinzusehen, das bringt doch erstaunlich neue Hingucker zustande.

Hinter der Brücke über einen Trampelpfad hoch auf den ehemaligen Bahndamm gekraxelt


zeigt selbiger sich weitgehend zugewuchert. Hier oben trifft man nur selten Spaziergänger. Ab und zu Hundegassigänger, sehr selten Jogger. Die meisten bleiben unten auf dem durch Hang und Gestrüpp nur erahnbaren parallel verlaufenden Weg, der geschottert und zu einem kleinen Teil auch asphaltiert ist.


Ein in jedem Jahr wieder bespielter und erweiterter oder veränderter Baum-Bretterverschlag. Perfekte Spiellandschaft für Kinder!


Gestrüpp


Felder


bizarre Baumformationen


grasgesäumte Wege


ein Blick in Richtung "zu Hause". Luftlinie gut 700m entfernt (ich hab' das grad mal nachgemessen) steht unser kleines Stadtrand-Reihenhäuschen.  Wenn ich also immer mal wieder über mein naturfernes Leben in der Großstadt jammere, dann ist das doch ziemlich relativ ;o)



 immer wieder "Hohlwege" durch's Gebüsch


Überquerung von Unterführungen mit Blick auf die Feldsträßchen


Obstbäume und Zeichen verpielter Spaziergänger am Wegesrand


 

Weinbergschnecken, die gar nicht soo langsam sind, wie ich finde. Wenn man bedenkt, dass sie ihr Haus mitschleppen, dann im maßstabgetreuen Vergleich zu mir vermutlich pfeilschnell. Denn ich bin heute an Wegestrecke 4 Kilometer spaziert und war dabei zwei Stunden lang unterwegs :o)




 Blütenfülle


 Sommerblüten weit und breit


 Die Feuerstelle auf der Brücke über dem Bach heute verlassen. Sehr oft feiern hier Jugendliche. Trinken, grillen, reden ... manchmal bleibt auch ordentlich Dreck und Abfall liegen. Aber gut, dass es solche Plätze für sie gibt, an denen auch ein bisschen Krach niemanden direkt stört.
Am Schuljahresende finden sich an der Feuerstelle oft bergeweise verbrannte Schulhefte ;-)




Wie ging das noch mit dem Selfie?

Okay - gab schon schönere. Aber sei's drum ;o)












 Der Hüllgraben - mein Lieblingsbach


Glasklar, eiskalt und immer für ein Fußbad gut


Großstadtrand? Kein einziger Mensch ist mir auf der Runde ab dem Kirchlein bis zu den Gartenparzellen begegnet. Nicht einer! Was an einem zwar kühlen und größtenteils trüben aber nicht verregneten und auch nicht zu kalten Samstagnachmittag allerdings dann doch ungewöhnlich war. So richtig viel ist auf dem Weg nie los - aber heute begegnete mir kein einziger Hunde-Gassigänger, kein Spaziergänger, keine spielenden Kinder, kein Jogger. Schlicht: NIEMAND.



Bevor die Häuser wieder losgehen: vermietete Gartenparzellen. Auch hier heute: kein Mensch.

Die Bushaltestelle 200m von zu Hause enfernt würde mich - wenn ich das wollte (ich will nur selten) - am Wochenende im 20min.-Takt, während der Hauptverkehrszeiten unter der Woche zehnminütig innerhalb einer halben Stunde ins Stadtzentrum befördern. Bzw. der Bus von dort würde das und die anschließende entweder S- oder U-Bahn. Je nachdem. Zum Flughafen braucht's auch nicht länger.


Ganz schön viel Natur eigentlich wenn man bedenkt, dass ich im Laufe der vier spazierten Kilometer nie weiter als gut einen Kilometer Luftlinie von zu Hause entfernt war.


12 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Liebe Lizzy,

das ist wahrlich viel Natur bei Dir drumherum. Und ja, beim Wandern sieht man tatsächlich noch mal mehr als beim Joggen, kann ich bestätigen.

Gute Besserung, auf dass Du bald wieder laufend unterwegs sein kannst.

2 Stunden und 4km? Ich mach mir echt Sorgen.

Gruß
Anja

lizzy hat gesagt…

Guten Morgen liebe Anja,

Sorgen? war ich zu schnell? ;-p Es könnten - mit Seitenabstechern, Hin und Her, im Bach waten etc. auch 5 Kilometer gewesen sein vielleicht. Grabbeschriftungen lesen, Schnecke filmen, denken, geniessen, besinnen ... das alles braucht eben seine Zeit und soll sie haben :-)

Schönen Gruß und schönen Sonntag

Lizzy

Blumenmond hat gesagt…

Ich kauf mir was von Deiner Ruhe ab. :-)

Aber bei mir gibts gar kein Wandern - das Wochenende ist so zerstückelt, dass für die nächste Etappe keine Zeit blieb. Verdammt. ;-)

regenfrau hat gesagt…

Liebe Lizzy,
stimmt - der Unterschied zwischen laufen und spazieren ist größer, als man erwartet. Gerade dann, wenn man sich wirklich Zeit lässt, die Umgebung zu betrachten und wirken zu lassen!
Wunderschöne Bilder hast du mitgebracht - du lebst an einem schönen Fleckchen! :)

lizzy hat gesagt…

Anja, die nächste Portion Ruhe, die ich auftreiben kann, die schenke ich dir ;)

Liebe Doris,

danke für Lob und Zuspruch - tatsächlich gibt's schöne Dinge am Fleckchen. Ich könnte auch mit etwas verschobenem Fokus etwas anders knippsen in derselben Gegend. Aber wozu auch den Blick auf die Macken lenken?! ;)

Elke hat gesagt…

Liebe Lizzy,
das soll MÜNCHEN sein?! Hatte ich irgendwie anders in Erinnerung... Nee, im ernst, wunderbar ländlich und doch stadtnah. Ich glaube da lässt es sich aushalten. Danke fürs Zeigen, liebe Grüße
Elke

Anonym hat gesagt…

Ööööh, mir geht es wie Elke: München? Großstadt? Hab ich mir anders vorgestellt bzw. anders in Erinnerung. Schön grün hast du's! Und Weinbergschnecken sind in der Tat sooo langsam nicht. Weder die mit Haus auf dem Rücken noch die ohne Haus, aber mit zwei Beinen ... ;-)

lizzy hat gesagt…

Liebe Elke,

du hast mich errwischt!!! Das ist größtenteils tatsächlich NICHT München ... was mir aber gar nicht so richtig bewusst war. Die Kirche schon - aber kurz dahinter ist die Ortsgrenze, die ich überschritten habe. Der Bahndamm verläuft auf der Grenze zu Unterförhinger Gebiet und ich glaube, der gehört schon zu den Föringern - jedenfalls wird der Weg unten von Unterföhring geräumt und auch die Landschaftsarbeiter kommen m.E. von dort . Aber der Bach, der gehört an der fotografierten Stelle schon wieder zu München :o)

Schönen Gruß - jetzt aus München

Lizzy

lizzy hat gesagt…

Ha! Anne! Wir haben uns überschnitten mit den Beiträgen - der Beitrag für Elke ... kannst du den bitte einfach auch ein bisschen für dich nehmen!? ;)

Weinbergschnecken (gibt's auch welche ohne Haus? *staun*) - ob mit oder mit ohne Beine ;) - sind vor allem unglaublich anmutig in ihren Bewegungen und haben so ein harmoisches Äußeres in Form und Farbe.. Schnell .. was ist das überhaupt für ein Maßstab ... *tz* ..

Elke hat gesagt…

Liebe Lizzy,
ach, so gemeindegrenzenscharf muss es gar nicht sein. Es gehört ja zwangsweise dazu, dass eien Stadt irgendwo anfängt oder aufhört, und Du hast eben das Glück, an einem sehr malerischen Stadtrand zu leben :-)
Liebe Grüße
Elke

lizzy hat gesagt…

Guten Morgen Elke,

tatsächlich sehe ich es als Glück an, dass wir uns diesem netten Stadtrandwohngebiet ein Häuschen noch kaufen konnten als die Preise etwas moderater waren als im Moment diese völlig abstrusen Zahlen.

Aber ein bisschen neben dem Glück ist es vermutlich auch eine Art "Hang" oder "Zwang", der ich immer wieder in diese Randlagen bringt. Aufgewachsen bin ich ganz am Rand einer 10.000er-Kleinstadt. Letzte Straße vor Feldern und Wäldern. In Münster landete ich mit meinem Sohn nach studentischen Zwischenzimmerstationen in der letzten Straße vor Stadtende und auch in München brauchte es nur eine - wenn auch sechs Jahre währende - Zwischenstation, bis ich wieder dort war, wo ich immer lande: am Rand ;)

Was das "malerische" angeht: dieser Nord-Ost-Rand hier ist eingentlich ein bisschen ein "schmuddeliger" oder zumindest wenig gerühmter: statt Bergnähe ein oller Bahndamm, statt Isar ein begradigter Bach, statt kultureller Vielfalt ziemlich eintönige Wohnbebauung ohne das allerkleinste kulturelle Aufhellerchen. Auch weniger als 1km entfernt die Lagerhallen, in denen das damals so pressebekannte "Gammelfleisch" lagerte.
Keine gewachsene Landschaft - auch nicht für Einkäufe: wer nah einkaufen will, kann im Umkreis von 3 Kilometern zwischen den bekannten Discountern wählen und das war's so ziemlich ;) Frage die Leute, wo sie wohnen möchten - der "Speckgürtel" um München und am Rand wird zwar häufig genannt werden - aber dazu gehört gerade dieses Ende hier nicht. Trotz aller Abstriche: ich mag's schon einigermaßen. Und zur Arbeit haben wir es beide auch nicht weit :o)

Anonym hat gesagt…

Liebe Lizzy,

schön hast Du es da am Rande der Bayernmetorpole. Ich finde die Kombination aus ruhig und ländlich und guter Anbindung ans Zentrum klasse.

Auf die klaren Bäche im Süden bin ich immer ganz neidisch. Hier sind sie in der Regel moorig braun und begradigt :-(

Danke das wir auf dem Spaziergang dabeisein durften!

Liebe Grüße
Volker