11 Mai 2014

Triathlontherapie bei Rückenleiden

12. Stadttriathlon des MRRC München am 11. Mai 2014

WARUM? WARUM NUR? Bin ich bescheuert? Ich BIN bescheuert!  Seit der Termin des 12. Stadtriathlon im Münchner Olympiapark näher und ins Bewusstsein rückte, stellte ich mir täglich diese Fragen. Mehrmals. Immer wieder.  Und ließ dennoch den Termin zur Umschreibung bzw. Startplatzweitergabe der ausgebuchten Veranstaltung ungenutzt vorüberziehen.

Was mir spätestens am Tag nach den 25km von Berlin so richtig leid tat. Denn seitdem tat mir der Rücken weh. Vermutlich weniger in Folge des Laufs als vielmehr aufgrund der anschließenden 9stündigen Busfahrt bzw. durch die Kombination beider Dinge. Bin die Woche kaum gelaufen - obwohl das eigentlich sogar funktionierte. Aber Rückenweh und Laufen? Erschien mir wie eine Herausforderung des Verletzungsschicksals, daher beließ ich es bei zwei geschlichenen Miniläufchen, Sauna, bisschen Yoga ... trotzdem zwickte der Rücken täglich weiter. Und damit Triathlon? Verrückt!

Als ob's nicht reicht, dass die Narben, die ich mir beim vorjährigen für mich weitgehend desaströs verlaufenen Stadtriathlon am Knie zugezogen habe, immer noch zu sehen sind. Und jetzt nochmal mit Rückenschmerzen.

Sage mir dann in fatalistischer Grundstimmung: das bisschen Laufen wird nicht schaden, wenn ich Glück habe, regnet's nicht - keine Wolkenbrüche und Gewitter wie im vergangenen Jahr zumindest. Und Schwimmen + Radfahren soll bei Rückenschmerzen heilsam sein. Weiß ja jeder. Nehme mir vor, alles extrem gelassen angehen zu lassen. Nur kein Stress. Mach' ich eben eine Triathlonkur gegen Rückenbeschwerden. Könnte bei der Krankenkasse anfragen, ob die einen Teil der Kosten übernimmt. Chancen auf eine wie auch immer geartete auffällige Platzierung (außer ganz hinten *harhar*) habe ich  mit meinem knackenden Alltagsrad ohnehin nicht. Die Ausrüstung auch ansonsten eher laienhaft ... wozu also hetzen.

Fahre  am Morgen los ins gut 10 Kilometer entfernte Olympiastadion - mit dem gleichen inzwischen 6 Jahre alten Cityrad wie im letzten Jahr, versteht sich. Gepäckträger inklusive. Dieses Jahr knackt außerdem das Tretlager. Schon seit einigen Monaten. Hatte es reparieren lassen wollen aber wie das Leben so ist und der Alltag mit seinen Turbulenzen, Anforderungen und Hindernissen: ich hab's nicht geschafft, brauche mein Verkehrsmittel einfach zu oft und habe keinen Ersatz. Lass es heute also auch noch ordentlich knacken ;-)


Wettkampfbesprechung habe ich mir gespart - bin ich nach immerhin einem Triathlon vor einem Jahr Profi oder bin ich es nicht?! - Eben! ;)  Steht ja ohnehin alles in den Unterlagen. Und weil der Alltag wieder alles mögliche durcheinanderwirbelt auf einen chaotischen Haufen, lese ich auch die Unterlagen erstmal nicht wirklich durch bis mir beim morgendlichen Frühstück siedend heiß diverse Fragen und Einzelheiten einfallen, an die ich mich schlicht nicht mehr sicher erinnere. Es fallen mir auch noch vergessene Dinge ein: Gummiringe, um die Radrunden runterzuzählen (5 Stück und jeder Teilnehmer muss das selber zählen) etc.

Es wird hektisch - ich werde hektisch. Bin dann wider Erwarten doch pünktlich am Start, Check-In reibungslos, alles vorhanden. Na also!


Bisschen genervt bin ich dann doch, dass der Start sich um eine Stunde verzögert. Sieht man überhaupt nicht, stimmts?! Wozu dann die ganze Hektik?!


Endlich werden auch Jedermänner und -frauen ins Wasser geschickt, ich bin zwar immer noch sehr weit vorne (die langsamsten zuerst ;) aber nicht mehr ganz so weit wie im letzten Jahr. Rechne mir auch eine bessere Zeit als im letzten Jahr aus. Nicht dass ich sonderlich trainiert hätte - iwo, ich doch nicht ;) Habe zwar einen Kraul-Fortgeschrittenen-Kurs belegt, der Spaß machte und das Gefühl, schwimmtechnisch gut voranzukommen. Aber das ist auch schon wieder mehr als ein halbes Jahr her und seitdem fand so gut wie kein Schwimmen statt. Der Alltag ... s.o. ... und die Hirnverknüpfung, wenn ich denn wirklich mal ins Schwimmbad komme, damit stärker die Massagedüsen im Warmbecken und die anschließende Sauna zu assoziieren.  Was soll's: ca. alle zwei Wochen ein Stündchen planschen muss eben reichen.

Vielleicht hätte es das auch ... wenn, ja wenn ich nicht direkt auf der ersten Schwimmbahn durch einen ungeschickten Atemzug einen Schwall Beckenwasser eingeatmet hätte. Wer das kennt, der weiß, was das bedeutet. Nix mehr ist mit flüssig-zügigem Schwimmen. Keuchend und hustend rettete ich mich über die erste Bahn, war luftlos vor der ersten Wende, wurde überholt, überholt und nochmal überholt und ging nach einigen halbherzig-ungelenken Versuchen, doch noch in den Kraul-Flow zu geraten, endgültig zum Brustschwimmen über. Na super - fängt ja toll an! Immerhin - so zeigt sich später - nicht noch langsamer als im Vorjahr. Trotzdem ... das mit der vergeigten Schwimmerei, das wurmt mich ein bisschen.


Die Stimmung rappelte sich jedoch umgehend nach Verlassen des Beckens wieder auf. Ab in die Wechselzone und jetzt wirklich ohne jede Hektik und stressfrei getan, was getan werden muss:

  • Strümpfe und Schuhe anziehen
  • Weste über den nassen Triathlonanzug streifen - es ist doch recht zugig hier draußen
  • Helm und Brille aufsetzen
  • Radhandschuhe und Uhr anziehen
und lost geht's auf die ca. 20 Kilometer lange Radstrecke rund um's Olympiabad. 5 x 4 Kilometer, einige sehr enge Teilstücke, einige Kuven incl. einer Vollkehre, abschüssige Passage und auch eine kurze knackige Steigung. Alles ist dabei.


Gut gelaunt rausgeschoben aus der Wechselzone, diesmal bleibt auch die Kette drauf  ...


... macht mir auch in diesem Jahr die Radfahrerei so richtig mächtig viel Spaß. Total klasse!  Und es stört mich auch diesmal kein bisschen, dass fast alle MitstreiterInnen mit Profigerät unterwegs sind und nur sehr wenige Alltagsräder auf der Strecke. Vielleicht 10% - und noch einige Mountain-Bikes. Alles andere blitzt und strotz im Profilook.

Ausnahmen gab es, wie schon erwähnt. Nicht nur nich setzte auf das gewohnte Rad - andere, hauptsächlich einige Frauen, tun ein selbiges. Einige fuhren sogar mit angeschaltetem Licht *s*


Umso erstaunlicher für mich, dass ich zwar wie erwartet viel überholt wurde. Aber gleichzeitig durchaus selber überholen konnte. Und nicht nur die Mitstreiterinnen auf Alltagsrädern. Nicht wenige der carbonstrotzenden Räder fuhren für mein Empfinden unverständlich defensiv und vorsichtig, so dass ich immer wieder auch an solchen todschicken Gefährten vorbeizog. 

Beim Radfahren wird die Startnummer auf dem Rücken getragen - auf ihr steht der Vorname des Teilnehmers und so dachte ich: "Jessica, wenn du doch so ein tolles Rad hast, warum zum Henker FÄHRST du nicht  damit?!" oder "Simone, das ist ein Rennrad unter deinem Arsch - kein Dreirädchen!" ... ob die die Dinger alle geliehen haben und - genau wie ich - noch nie im Leben auf einem Rennrad saßen?


Hab' ich schon erwähnt, dass die 20 Kilometer total Spaß gemacht haben? Ich glaub' schon - kann's aber gerne auch nochmal sagen: Spaß hat's gemacht - aber total! So richtig reintreten in die ollen knackenden Pedalen - wo kann frau das sonst schon im Stadtverkehr?! (dass ich auch das Radfahren nie speziell trainiere, muss ich vermutlich nicht extra erwähnen ;)


Dank der vom Lenker gestreiften Gummiringe das Ende der fünften Runde sicher erkannt - ohne diese Behelfe hätte das garantiert nicht funktioniert. Beim Radrasen sicher bis Fünf mitzählen und merken? Keine Chance!

Zurück in die Wechselzone, überflüssiges Outfit: Helm und Brille - ins Körbchen geworfen und weiter geht's auf die Laufstrecke. Erinnerte mich an die bleischweren Gummibeine vom letzten Jahr, stellte mich darauf ein und ... stellte fest, dass es zwar auch dieses Jahr vorhanden war, so ein unrund-behäbiges Gefühl. Aber nicht annähernd so dramatisch und belastend wie damals.

Und obwohl ich auch beim Laufen auf keinen Fall bis zum letzten Ritzel aufdrehte sondern durchgängig noch eine Restkomfortgefühl vorhanden war, war es von nun an ein einziges Dauerüberholen.


Ein Teilstück raus aus der Wechselzone und dann vier Runden - wieder muss der Teilnehmer selber mitzählen, was ich im letzten Jahr versemmelt habe wegen des blutigen Sturzes. Dieses Jahr alles paletti.




Die Kilometer flogen vorbei - beim ersten Passieren des Versorgungsstandes wurde mir aber doch bewusst, dass ich inzwischen mächtig durstig war und schnappte mir einen Becher. Laufen und Trinken gleichzeitig? Logisch - kann ich inzwischen auch. Ey, bin isch Profi oder was? ;) 


So'n klitzekleines bisschen anstrengend wurde es dann doch auch mal und ich war heilfroh, nur fünf Kilometer laufen zu müssen heute. Weniger als ein Katzensprung sozusagen *s*


Und nochmal mit neuem Schwung die letzten Meter zum Ziel, das endlich angepeilt werden darf.

Spaß hat's gemacht. Tierisch viel Spaß! Und der Rücken - was sagt der dazu? Angekommen im Zielbereich mit einer super-Verpflegung aus allem, was das Läuferherz begehrt von belegten Semmeln, viel Obst bis hin zu den allerleckersten Kuchensorten, fühlte ich mich so fit und gut wie lange nicht mehr. Nicht schlapp, nicht schwer, nicht ausgepowert. Voller Energie, guter Laune und - ohne den Hauch eines Zipperlein.

Auch nach Heimfahrt mit dem Rad zwickt nichts und zwackt nichts, der Rücken führt sich auf als kämen wir frisch aus der Kur. Na also: Triathlontherapie bei Rückenleiden - klappt wunderbar :o)

Ergebnisse:


meine Zeit1:28:12,3  -   2013: 1:48:28
 
Gesamtwertung: Platz 986 von 1286 (Sieger: Heinig, Tobias - Jg 80) in 0:53:31,3)

Frauen gesamt: Platz  239 von 401 (Siegerin: Hell, Anine -Jg. 85- in  1:03:14,6)
MK 3w: Platz 9 von  21 (Siegerin:  Lejus, Jutta - Jg. 64 - in : 1:14:52,8)


Swim: 11:03                (W: Rang 349 von 401)                -          2013:  11:12
Wechselzone 1: 3:20   (W Rang 275 von 401)                  -          2013:  5:15
Bike: 45:12                (W: Rang 266 von 401)                -          2013: 54:17
Wechselzone 2: 2:02    (W Rang 214 von 401)                  -           2013: 3:59
Run: 26:33                 (W: Rang 158 von 401 )                -        2013:  33:45   mit blutigem Sturz + falsch gelaufen

05 Mai 2014

Busmarathon, Big25 in Berlin, Eisbecher und ich kann das alles erklären

Weil die 25km-Distanz beim Big25 in Berlin eine Premiere unter meinen vielen Wettkämpfen war, soll's doch ein kleines Resümeé dazu geben.  Zunächst in alter Tradition die nackten Daten und ein bisschen zum Lauf:

Vorgenommen hatte ich mir zunächst nicht wirklich was konkretes. Wollte es der Tagesstimmung überlassen und sollte diese sich wie "volle Pulle" anfühlen,  mutig die 2:10 versuchen. Es fühlte sich an diesem Morgen alles wie Eisklotz an - zur Eisskulptur mutiert bei der nur noch die Zähne klappern, behielt ich - noch eine Premiere - über  dem kurzärmligen Laufdress mein langärmliges Baumwollshirt zusätzlich an. Brachte es nicht fertig, es vor dem Start auszuziehen in der Befürchtung, vor Frost wirklich nicht mehr starten zu können.

Versuchte  trotzem, dem jungen Mann mit Brillenkamera zu entkommen  und auf "volle Pulle" zu laufen. Entkam zwar - aber nur knapp und schaffte trotz ordentlicher Anstrengung auch mein eigentliches Minimalziel von 2:15  nicht - aber fast und es reicht mir irgendwie auch zur Zufriedenheit. Die Zeit und die gelaufenen Kilometer. Und 'ne neue Medaille gab's ja auch.

meine Zeit:   2:16:21   ≙ 5:27 min/km - VDOT  38.8
 
Frauen gesamt: Platz 229 von 930    (Siegerin: Rono, Janet (KEN) in 1:24:37)
W 50:  Platz 30 von 141   (Platz 1: Parsiegla, Karsta (GER) in 1:47:02 )

Und sonst so?  Fernbusse sind im Prinzip eine recht komfortable Transportmöglichkeit. Faszinierend für mich, wie eng getaktet inzwischen die diversen Anbieter ihre Busse vom ZOB an der Hackerbrücke in alle Richtungen starten lassen - in Berlin umgekehrt natürlich das gleiche Bild fast noch verschärfter -  und wie gut das Angebot angenommen wird. Die Mengen strömen zu den Bussen.

Die Hinfahrt pünktlich, komfortabel der Nebensitz im Doppeldeckerbus zur Mitbenutzung frei geblieben - die Rückfahrt zwar etwas zäher (Staus an Enden langer Wochenenden trifft auch Fernbusse) und extrem ausgelastet - wegen der hohen Nachfrage startete alleine vom fernbus.de-Anbieter ein zweiter, zusätzlich eingesetzter Doppeldeckerbus zum 16:30Uhr-Termin von Berlin nach München und beide knackenvoll belegt. Trost dabei: im Zug wär's bestimmt voller gewesen, teurer auch und dort garantiert eine Fahrkarte noch keinen Sitzplatz. Im Bus schon. Ist trotzdem eine grenzwertige Angelegenheit, ca. 9 Stunden lang übermüdet und mit etwas schmerzender Rückfront vom Lauf nahezu bewegungslos auf einem Bussitz ausharren zu müssen. Aber ich hab's ja so gewollt ....

Gewollt habe ich auch Schokoladeneisbecher in Berlin - denn eine privat von mir angelegte Schokoladeneisbecher-Städte-Vergleichsstudie erfordert es zwingend, bei jedem Aufenthalt an neuen Orten umgehend nach entsprechenden Lokalitäten Ausschau zu halten und den Test zu erweitern. Drei Eisbecher wurden es in den zwei Tagen, von denen einer excellent, einer unterirdisch - der langweiligste Schokoeisbecher aller Zeiten und ohne einen Hauch Schokoladeneis bestehend aus drei Kugeln geschmackneutralsten Vanilleeis' mit ebenso fader Sahne und billigst-Schokosoße drübergeklatscht. Sowas gehört verboten!  - und ein letzter vor Abfahrt akzeptabel in der Mitte lag, näher zum Glück am exzellenten als am unterirdischen angesiedelt.

Dass in den zwei Tagen auch drei voneinander völlig unabhängige Verabredungen mit drei Männern irgendwie zusammenkamen, das war z. T. geplant, zum größeren Teil eher Zufall und ergab sich so irgendwie - und ist ja alles noch einigermaßen erklärbar gewesen. Wie gut, dass ich einen Gatten habe, der mir vertraut ("Liebling, ich kann  das alles erklären") und hoffentlich auch dann noch, wenn ich be(r)ichten muss, kurz vor Abfahrt nach Hause aus einem vom jungen und noch dazu nachgewiesenermaßen hochgradig kameraaffinen und zu heimlichen Verfolgeraufnahmen neigenden  Mitläufer gebuchten Hotelzimmer bzw. aus dessen Dusche gekommen zu sein ("Schatz, es ist nicht, was du jetzt denkst") ... aber im noch fast baufrischen sternchenübersäten Nobelhotel duscht sich das nach anstrengenden Läufen und vor ebenfalls anstrengenden langen Busfahrten für niesende Eisklötzinnen mit schon leicht kratzigem Hals deutlich komfortabler als im stark unterkühlten Olympiastadion mit wenig ansprechenden sanitären Anlagen. "Danke" dem noblem Duschanbieter. Es hat mich und im Zweifelsfall auch die Nasen der MitBusinsassen vermutlich gerettet!


und wie sagt der Kameramann so schön: "Komische Leute waren da unterwegs!"