24 Juli 2013

Schluss! Aus! oder: doch ein bisschen richtigen Urlaub machen?



VORBEI!   ...   Das war's mit Trekking für diesen Urlaub! 

Der letzte  fest geplante Tourentag  nach Terme di Valdieri  ist ins Wasser bzw. in den Schnee gefallen. Auf dem Weg dorthin, so wurde uns berichtet, wäre ein riesiges und dazu steiles Schneefeld stundenlang zu durchqueren. Ein Paar aus Baden hatte die Tour am Vortag aus anderer Richtung hinter sich gebracht. Mit Steigeisen (sie waren offensichtlich besser als wir für die diesjährig winterlichen Wegeverhältnisse ausgerüstet ;) und - obwohl Ski-, Bergwinter- und sogar Hochtouren-erfahren rieten sie eindringlich ab, sich überhaupt auf diesen Weg zu begeben. Schon ganz und gar nicht ohne wirklich taugliche Ausrüstung, von der bei uns ja nun keine Rede sein konnte.

Die schon getroffene Entscheidung, stattdessen eine relativ gemütliche max. 4stündige Wanderung abwärts nach Valdieri zu unternehmen, wurde nochmal erleichtert durch den Umstand, dass es auch an diesem Tag, dem 9. Juli 2013 wieder bis mittags leicht regnete und die Bergwelt ungemütlich erscheinen ließ.

Nach Regenende brachen wir auf ins Tal und es war eine sehr angenehme kleine Wanderung.


Vorbei an wilden Blumen

nur ein bisschen wilden Tieren


Resten früherer Ansiedlungen


beeindruckenden Resten winterlicher Lawinen


großen  Männern (oder sind's Holzklötze gewesen und gibt's da überhaupt einen Unterschied?)

Ein "abgekürzter" Wandertag und dazu noch fast zwei Tage zusätzlich, die als "Luft"-, Pausen-, Schlechtwetter- oder Gipfeltourtage eingeplant aber nicht verbraucht worden waren, hatten wir auch noch übrig ... was also tun damit? -> nettes Hotel suchen ...


kleine Wanderungen bzw. Spaziergänge ohne Gepäck unternehmen ...


rumschlendern, rumsitzen, lecker essen und trinken  ... ganz normal Urlaub machen eben. Doch, doch - das können wir wirklich auch!


Auf regionalen kleinen Wochenmärkten regionale Produkte kaufen. Und an dieser Stelle, liebe Anja, darfst du aber wirklich mal ganz tief seufzen. Zu Recht! Denn: ich tat es auch ... und raufte mir die ohnehin spärliche Haarpracht aus. Weil ich  - selten genug - ein Auto für den Transport vermisste.

"Regionale Weine", das bedeutet in dieser Gegend viele berühmte Tröpfchen von edlen nicht minder berühmten Traubensorten. Nebenbei angemerkt: an jedem einzelnen Abend haben wir - unmöglich, das sein zu lassen! - zum Essen gemeinsam mindestens einen halben Liter Hauswein, oft aber auch eine ganze Flasche einer der regionalen Weinsorten, die dort angeboten wurden, getrunken.

Die Anbieter und kleinen Winzer, die auf den Wochenmärkten vertreten sind  (über's Internet bestellen ist bei ihnen meistens nicht möglich)  vergleichweise auch günstig aber in erster Linie deshalb interessant weil mit Besonderheiten im Angebot.

Vor Ort verkostete Weine versprachen kleine besondere Schätzchen zu sein oder noch zu werden .. und dann nur zwei Rucksäcke für den Transport ... ein Jammer! Auch von Käse und Bergblütenhonigen konnte ich nicht annähernd die Mengen mitnehmen, die ich mir gewünscht hätte *seufz*



Auch die letzten noch übrigen Leckerchen werden an die Katz' gebracht


täglich einmal die wichtigste Einrichtung Italiens aufgesucht: eine Gelateria


hier und da stehen aber auch noch ein paar andere eher nebensächliche Gebäude rum


 dann heißt es für dieses Jahr: WINKE WINKE. Ciao bella Italia!

23 Juli 2013

Grenzgänger


Ein Tag mit  einer stimmungsreichen Höhengratwanderung 


zum großen Teil entlang der Grenzlinie zwischen Italien und Frankreich


Auch während dieser Nacht hatte es geregnet und regnete zum Frühstück immer noch leicht. Denke ich mir: die Angestellten hier, die das Jahr in der Höhe verbringen, die wissen bestimmt sofort alle Zeichen der Natur zu deuten und können uns sagen, ob und wann es aufklaren wird. Oder noch schlechter.

Frage ich die Dame an der Rezeption. Sie lächelt höflich und bittet, einen Moment zu warten. Startet das Internet - sehr langsam, die Gäste haben es gar nicht zur Verfügung - und bittet höflich, die Wartezeit zu entschuldigen. Öffnet die Seite eines regionalen Wetterdienstes und verkündet strahlend: "Heute regnet es erst am Nachmittag! Vormittags kein Problem - da bleibt es nur bewölkt."

Aha. Ich zeige freundlich zur geöffneten Tür auf die Bindfäden, die vom Himmel regnen: "Aber es regnet JETZT, sehen Sie!"

"Nein, nein! Es regnet erst nachmittags!" Um Bestätigung heischend bittet sie mich, doch selber auf den Monitor zu schauen. Nungut - das war wohl nix mit den orts- und wetterkundigen Einheimischen. Ich bedanke mich und gehe erstmal in den Frühstückssaal. Wo der sehr ausstrahlungsstarke, schelmisch-jugendlich wirkende Abt alle Gäste begrüßt und nach ihrem Befinden fragt. "Der kennt sich sicher mit dem Wetter aus" denke ich mir und versuche erneut mein Glück: "Wird es heute den Tag über regnen oder sogar Gewitter geben?"

Bedächtig wiegt er den Kopf hin und her, macht eine abwägende Geste, die "Kann sein, kann auch nicht sein" bedeuten könnte. Blinzelt uns dann verschmitzt zu, legt die Hände wie zum Gebet aneinander, richtet die Augen in deutlich theatralischer Geste gen Himmel und entscheidet: "Am besten versuchen Sie es mit Beten" - woraufhin er lachend zum nächsten Tisch weiterzieht.

Das war immerhin eine Spur fachkompetenter ... wenn man den Job des Mannes bedenkt ;o)

Wir ziehen etwas wetterfeste Kleidung und den Rucksackregenschutz über und dann los. Das aber auch nur weil wir wissen, dass am ersten Pass, noch vor der Überschreitung des Hauptpasses die Möglichkeit besteht, die Tour abzubrechen und ins französische "Isola 2000" abzusteigen.


Auch heute: Schneefelder. Die meisten aber flach, ungefährlich und - von der Nässe abgesehen - leicht zu überqueren.


Durch den Regen der vergangenen Nächte ist der Schnee nicht nennenswert abgetaut. Aber unkomfortabler, rutschiger, härter geworden. An den Rändern und streckenweise auch flächig vereist.


Oft hört und sieht man unterhalb der Schnee- und Eisfelder Wasser gluckern. Alles - auch die Wege immer wieder: aufgeweicht, überflutet - die reinsten Bäche und Flüsse.


Der Weg am Grat aber wunder-wunder-wunderschön! Sobald die Wolken aufreißen - und das tun sie immer häufiger, der Regen hört schon bald komplett auf - zeigen sich weite und herrliche Ausblicke über die französischen und italienischen Alpenzüge. 


Bis auf Gemsen und Murmeltiere sind wir heute alleine auf der Strecke - vorbei an vielen aus Steinen aufgetürmten Grotten. Angefüllt mit Heiligenfiguren und  -bildern, Rosenkränzen, Bitt- und Dankessprüchen vieler (vermutlich) Pilger auf dem Weg nach St. Anna.


 Höchster Punkt der diesjährigen Wanderung: Passo d'Orgials mit 2.600m 



Wasser, Eis, Schnee, Seen und die Sicht auf schöne, zum teil auch hohe Berge mit über 3.000 m begleiten unseren Abstieg


zum Rifugio Malinvern. Ein selten komfortables Rifugio mit WLan und einer sehr jungen sportlichen und - weit und breit die Ausnahme - recht gut Englisch sprechenden Hüttenwirtin.




Tagesstatistik:

Wanderzeit: 9:40 - 14:45 Uhr 

Höhenmeter:    810 ↑  ca. 1000↓
Distanz:  ca. 15  km
Höchster Punkt: 2.600 m  (Passo d'Orgials)

22 Juli 2013

St. Anna di Vinadio - höchstgelegenes Kloster Europas

7. Juli 2013:  Strepeis - St. Anna di Vinadio



Tagesziel: St. Anna di Vinadio, mit 2035m über dem Meeresspiegel das höchstgelegene Kloster der Alpen bzw. auch Europas. Ein Wallfahrtsort und wer sich beeilt, kann an diesem Freitag den 26. Juli mitwallfahrten zum Namenstagsfest der Hl. Anna (der Muttergottesmutter).


Im Inneren der Kirche ... stank es an diesem Tag infernalisch. Für mich nicht aushaltbar. Irgendwer schien irgendwo in eine Ecke geschissen (sorry, aber das muss es gewesen sein) haben. Sie ist aber auch eher unspektakulär. Am interessantesten die vielen Dankesbilder - fast alle behandeln (relativ) glücklich ausgegangene Unfälle. Lange habe ich es nicht aushalten können - die für diesen Ort im Voraus erhoffte und ein bisschen vorphantasierte "heilige Ergriffenheit" fand nicht im allerklitzekleinsten Ansatz statt. So isses eben manchmal: Erwartungen und Vorstellungen gehen in Nebel, Rauch und .. Gestank .. auf oder unter.


Der Reihe nach betrachtet begann dieser Tag diesig in feucht-drückend warmer Morgenluft


und der angesichts unklarer Wetterverhältnisse getroffenen Entscheidung, auf die ursprünglich geplante etwas längere und anstrengendere Wegvariante entlang eines Gipfelgrates zu verzichten ...


stattdessen die "klassische" Route durch ein zwar schönes aber relativ unspektakuläres Tal zu wählen


Wie so oft viel Wasser am, um und auf dem Weg - weil meine Schuhe heute ohnehin noch feucht waren vom Vortag, machte ich mir nie die Mühe, dem Wasser auszuweichen sondern stapfte ungerührt mit den Nike Free grundsätzlich mittendurch. Es wandert sich auch mit nassen Laufschuhen ziemlich komfortabel.


Schön war's auch heute scho - aber lag es an der drückenden Schwüle oder der doch nicht unanstrengenden Woche vorher? -> wir beide, aber insbesondere und in verstärktem Maße ich, schwächelten an diesem Tag etwas. Das Gehen fühlte sich zäh an, mir wurde an seitlich steilen Abhängen mehrfach "aus dem Augenwinkel heraus" schwindelig ...




was mich nicht davon abhielt, bei besonders interessanten Schneeformationen ...



... die Böschungen runterzukraxeln um mir Durchblick zu verschaffen ...



Heilige Ergriffenheit? Heiliger Schock lass nach! Sonntag, eine Teerstraße für die Erreichbarkeit ... da tobt der Bär im heiligen Wallfahrtsort ...


Ein "Halleluja" in erster Linie dafür, dass ein - zwar nicht wirklich gemütliches aber komfortables und wirklich günstiges - Hotelzimmer zu bekommen war. Das ziemlich nervig laute Dauergebrumme  aus dem Elektroschalterkasten  ... geschenkt! Irgendwas ist ja immer.


Tagesstatistik:

Wanderzeit: 8:30 - 13:30 Uhr 

Höhenmeter:   ca. 1100 ↑  ca. 350↓
Distanz:  ca. 11  km
Höchster Punkt: 2.311 m   (Passo di Bravaria)

21 Juli 2013

Schnee! so viel Schnee!

6. Juli 2013: Rifugio Migliorero - Strepeis 


Zu bequem und zu eilig waren wir, um den ausgewiesenen Panorama-Fotopunkt gegenüber unserer geplanten Tagesroute zu erklimmen für eins der Märchen-Bilderbuch-Fotos vom schottischen Schloss, was ca. eine zusätzliche Wanderstunde erfordert hätte.


Ohnehin lag das Rifugio bei unserem Abmarsch zu viert - gemeinsam mit dem Tiroler Paar machten wir uns nach dem Frühstück auf denselben Weg -  noch im Schatten. Eine Weile lang drückten wir uns - auf Sonne für ein gescheites Foto hoffend - noch in fototauglicher Nähe rum bis wir aufgaben, loswanderten und uns mit Schattenfotos vom Schloss aus der Nähe begnügten. 


Der Hüttenwirt - das Foto leider verwackelt aber die kleine Anekdote um ihn befasst sich ohnehin eher mit den - nicht verwackelten ;-)  Beinen:

Am Vorabend, als ich nach unserer Wanderung im Hüttenvorraum meine Nike Free auszog und ins Regal stellte, sah er mir zu, zeigte auf die Schuhe und fragte irgendwas auf italienisch, das ich  nicht verstand. Bezog es auf die Schuhe und ging spontan davon aus, das er sie vielleicht als für solche Touren unpassend einordnete? Er sagte was von "laufen" und "Trails", soviel hatte ich kapiert aber darin - reflexartig? - einen Tadel vermutet. Suchte also nach passenden Erklärungen auf italienisch, es wurde noch wirrer, ich sah seine Irritation - beide Seiten ließen, es war im Grunde nur ein winziger Satzwechsel mit Mißverständnischarakter - das Thema fallen und gingen zu den üblichen Fragen nach Unterkunft und Essen über.

Ein bisschen verwunderlich war abends, dass er die Gäste regelrecht zu einem frühen Frühstück nötigen wollte. Das waren wir anders und gegenteilig gewohnt auf unseren Touren. Hier in Italien - auch in der Bergwelt - scheint ein Frühstück vor 8:00 Uhr morgens größtenteils auf  Unverständnis und nur zähneknirschende Akzeptanz zu stoßen. Ganz anders beim heutigen Hüttenwirt, der das von uns gegen 8:00 Uhr anvisierte Frühstück gerne auf 7:00 Uhr vorverschoben hätte, was dem Tiroler Paar gar nicht gefiel (uns war alles recht bzw. wurscht) und so wurde sich auf einen 7:30 Uhr Frühstückskompromiss geeinigt.

Für beide "Ungewöhnlichkeiten", das kurze Schuh-Missverständnis am Vortag und das vom Wirt so sehr früh angepeilte Frühstück erfolgte kurz darauf die Erklärung durch Praxis:

just als wir unser erstes noch relativ kleines und überschaubares Schneefeld überqueren wollten, schloss von hinten der Hüttenwirt auf. In Trail-Laufschuhen und Laufklamotten gewandet. Grüßte kurz und zog in fluffigem Laufschritt an uns vorbei, verschwand hinter der nächsten Biegung bergauf und war - ohne Ballast und Gepäck -  mit Sicherheit deutlich vor uns am Pass und darüber hinweggelaufen. Ein Trailrunner also und direkt nach Abräumen des Frühstücksgeschirrs zum Trainingslauf aufgebrochen. Und sein Ansprechen auf meine Schuhe - nachträglich fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren - kein Tadel sondern schlicht die Frage gewesen, ob ich (Trail)läuferin bin.

Im Grunde reizen mich Bergläufe mit vielen Höhenmetern eher nicht. Mir ist das Wandern in der dünnen Luft und bei den sonstigen Bedingungen schon anstrengend genug. Aber diese Übungsbedingungen, die jemand mitbringt, der mehrere Monate des Jahres auf 2.100m lebt und arbeitet, könnten bei mir evtl. auch den Reiz erhöhen. Dagegen kann ein Flachländer vermutlich nur schwer antrainineren.



Schneefelder. Davon gab's an diesem Tag reichlich. Anfangs noch eher klein und nur leicht ansteigend, wurden sie mit zunehmender Höhe steiler und größer.  Fast nie ein vorgetretener Weg zu sehen.


Auch weder zu sehen und meist nur schwer zu erahnen, wo denn der Wanderweg weitergehen mag. Keine Schilder weit und breit, die Markierungen auf Steinen mit Schnee bedeckt. Ja, wohin müssen wir denn nun eigentlich? Immer wieder zögern, überlegen, Karte befragen, nächstes Schneefeld angehen.

Zwar geht es sich - wenn nicht zu viel Steigung drin ist - auf dem festen, trittfreundlichen Schnee weitgehend bequem. Fast bequemer als auf dem streckenweise grisselig-rutschigen Geröll und wackeligen Steinbruch, der alternativ manchmal zu überqueren ist und auch schonmal unter einem wegwackelt und als kleines Steinlawinchen abrutscht.


Wird es aber steiler oder sind einige Passagen des Schneefeldes vereist, dann wird's kniffeliger und mir mulmiger. Automatisch habe ich das Bild der Nassschneelawine wieder vor Augen, wie sie unterwegs Bäume wie Streichhölzer umgemäht und mitgerissen hat. "Was zum Henker hat hier auf nichtmal 2.500 Meter Höhe im Juli überhaupt noch so viel Schnee und Eis zu suchen?!"


Wir tauschen die üblichen Stockverhältnisse um: Volker, sonst mit zwei Trekkingstöcken unterwegs, gibt mir einen seiner beiden und geht - wie sonst ich während der Tour - im Schneefeld nur mit einem davon. Er ist kein bisschen unsicher.Die Rutschigkeit macht ihm auch bei steilen Wegverhältnissen gar nichts aus. Unerschrocken und schwindelfrei - obwohl ebenfalls mit nur Laufschuhen (Saucony)  an den Füßen. Hier kämen uns feste Wanderschuhe mit etwas mehr Profil doch ganz gut zupass.


Mich kosten diese Stunden ein paar Nerven. Ab und zu trete ich auf eine nur dünne Schneedecke und versinke bis zu den Knien durch den Schnee in Gerölllöchern. Puh! Dass Füße und Beine kühl und nass werden, ist das kleinere Problem. Eigentlich ist es gar keins, denn da zeigt sich wieder eine Stärke der Laufschuhe: sie trocknen hinterher flott wieder - was bei Wanderschuhen eher nicht der Fall gewesen wäre.


Der Schnee zeigt Herz - und verschwindet hinter dem Pass auf sonnenbeschienener Abstiegsseite weitgehend wieder.


Und wenn Bergabpassagen über loses Geröll durchaus auch anstrengend zu gehen sind - sind sie mir schneefrei deutlich lieber!


Nur wenig später und wenig tiefer: mit bunten Blumen übersäte Wiesen und Wege


zunehmende Hitze, zunehmende  Zivilisation




 und relativ früh erreicht: das Albergo Strepeis mit komfortablen Zimmern incl. eigener Badewanne, sehr leckerem Essen, wunderbarem Wein und einer guten Atmosphäre. Bevor das Gewitter lostobt, bleibt noch Zeit für einen kleinen Besuch im Nachbarort Bagno di Vinadio, wo es leckeres Eis gibt . 

Den restlichen Nachmittag und auch die Nacht über regnet und gewittert es mächtig vor sich hin. Ich freue mich über den Wlan-Zugang im Hotel, entdecke das App, mit dem sich vom iPad Blogbeiträge ins Netz stellen lassen, genieße den Luxus, so auch ein bisschen mal wieder "nach Hause schnuppern" zu können von unterwegs. 






Tagesstatistik:

Wanderzeit: 8:40 - 13:45 Uhr 

Höhenmeter:   ca. 400 ↑  1220↓
Distanz:  ca. 11  km
Höchster Punkt: 2.471 m   (Passo di Laroussa)

19 Juli 2013

Gold! So viel Gold!

5. Juli 2013: Sambuco - Rifugio Migliorero 


Goldregen prägte diese Wanderung (und nicht nur an diesem Tag)  floratisch (gibt's das Wort? Jetzt auf jeden Fall ja ;)


In den Tälern in voller Blüte - auch das spät in diesem Jahr - in den höheren Lagen noch im Erblühen.


An manchen Tagen säumten goldene Hänge und Wälder unsere Wege. Aber er bestach nicht nur die Augen sondern in ganz besonderem Maße ist er auch nasenfüllend. Ein süß-schwerer Duft lag überall in seiner Nähe in der Luft, oft lange zu erriechen, bevor der erste gelbe Tupfer in der Landschaft sichtbar wurde. Wäre es ein Kunstduft, dann würde ich ihn als "zu süß, zu schwer, fast ein bisschen zu penetrant" empfinden.  Aber hier in freier Natur ist es ganz okay. Gerade weil es so golden duftet.


Vor diesem Tag allerdings grauste mir nicht aufgrund des süßen Duftes im Vorfeld ein bisschen sondern weil er sage und schreibe 1720 Höhenmeter bergauf und 810 hm bergab verhieß. Dazu die für dieses Jahr längste Gehzeit von 6.30 h. Und wenn im Buch eine Gehzeit angegeben ist, dann kann man auch als einigermaßen fitter Wanderer davon ausgehen, dass es sich auch wirklich nur um die und zwar zügige Gehzeit handelt, die man in diesem Rahmen schaffen wird.

1720 Höhenmeter. Noch dazu in zwei Etappen, zwischen denen es auch wieder ordentlich runter geht erstmal. Das ist - insbesondere mit Tourenrucksack auf den Schultern - schon eine Hausnummer. Wir wappneten uns für Leiden, Zähigkeit und Schwere.

Zunächst ging's aber erstmal recht moderat durch zunächst Wiesen, dann lichte Wälder halbwegs gemächlich bergauf.


Einige Hindernisse in Form entwurzelter Bäume versperrten den Weg und benötigten zusätzlich Zeit. Es sieht einfacher aus als es ist, an relativ steil-rutschigen Hängen entwurzelte und auf den Weg geplumpste  Bäume mit Gepäck zu um-, unter- oder überklettern. Kleine Ratscher von Ästen oder Dornen, harzige Hände und ein paar Schweißtropfen mehr kostet es auf jeden Fall.



Nach dann doch ein paar knackig-steilen Passagen auch durch sonnig-heiße schattenlosen Hänge  - übersät mit noch unreifen Heidelbeermassen und Alpenrosen - ist die erste große Steiletappe erstaunlich gut bewältigt. Der Genuss einer wieder umwerfenden Aussicht belohnt mehrfach.



Flache Passagen wechseln sich mit mildem bergauf-Geschlängel unproblematisch ab.


Unterwegs begegnet uns viele Stunden lang kein Mensch. Da haben wir sie wieder: die Abgeschiedenheit und Einsamkeit der piemontesischen Alpen.


immer wieder dramatisch schöne Szenarienwechsel


hinten oben bei den Schneefeldern - das Tagesziel. Aber erstmal geht's wieder ordentlich bergab. 


Und zwar bis fast ganz runter - bis ans Wasser.



durch blühende Wiesen, vorbei an weidenden Schafen. Fast alle hinter Wolf-Schutzzäunen. Hier soll es viele Wölfe geben in dieser Gegend. Gesehen oder gehört haben wir (leider?) keinen davon.


Mächtige Wasser bestimmen den nächsten Aufstieg durchs Hochtal zum Rifugio Migliorero


Nicht ganz einfach, aus einem tosenden Wasserfall zu trinken. Da gilt es, die passende Stelle zu finden.

Das Überwandern des großen Lawinenrestes - den noch frisch aussehenden Bruchstellen der wie Streichhölzer zersplitterten, darin steckenden mitgerissenen Bäume nach zu urteilen, ist die Nassschneelawine vor nicht nicht sehr langer Zeit hier aus der Höhe runtergekommen und hat sich den Weg freigewalzt - erzeugt wieder einmal Ehrfurcht vor der gigantischen Kraft der Natur.



Da! Endlich! das "Schloss" -> Rifugio Migliorero

Weit war's, anstrengend war's. Aber befürchtet hatte ich im Vorfeld schlimmeres. Liegt es daran, dass die Erwartungshaltung auf mehr Leiden ausgerichtet war, so dass es dann real nicht annähernd so heftig ausfiel? Oder daran, dass wir in diesem Jahr vor Unwettern aber vor allem von Fußproblemen verschont blieben? Es wanderte sich durchgehend recht komfortabel. Was natürlich auch an der umgesetzten Entscheidung gelegen haben kann, auf "richtige Wanderschuhe" komplett zu verzichten und die komplette Bergtour abwechselnd in Sandalen und eher leichten Laufschuhen zu absolvieren. Es gab in all den Tagen und trotz reichlicher Wanderstunden bei beiden von uns nicht die allerkleinsten Fußblessuren und das Gehen ist - ohne schwere Klötze an den Füßen - leicht und angenehm auch noch nach vielen Stunden.

Für mich habe ich dieses Jahr ein Paar alte und schon leicht mackenbehaftete NikeFree 7.0 und ein Paar neue Trekkingsandalen der Marke Mephisto Allrounder dabei. Weitgehend eine gute Entscheidung. Wo sich die Grenzen dieses Schuhwerks zeigen, dazu komme ich in einem späteren Beitrag.



Das Rifugio auf 2.100 Meter über dem Meeresspiegel ist traumhaft. Die Umgebung mit den vielen Wassern hat einmal wieder dieses "heilige Flair", eine bezaubernde märchenhafte Ausstrahlung.

Trotzdem widme ich mich den irdischen Dingen: Wäsche muss gewaschen werden - sie trocknet trotz leichtester Funktionsmaterialien nur selten komplett und muss oft noch klamm und feucht am nächsten Morgen wieder angezogen werden.

Und wer hat sich schonmal mit eisig kaltem Wasser - frisch dem Schneeschmelzebach entzapft - die Haare gewaschen? Ich habe  und obwohl ich kaltes Wasser liebe, nenne ich diese Erfahrung ... grenzwertig ...



Volker gibt auf dem beeindruckenden Monolithen, auf dem das Rifugio gebaut ist, die Loreley


Wie fast an jedem Abend gönne ich mir nach Ankunft am Tagesziel einige komplette barfuß-Stunden. Heute im und am eisigen Bergsee.



Die Zimmer des Rifugios eher nicht sehr komfortabel aber immerhin sind fast alle der 100 Betten des Hauses leer. Nur wir beide und ein Paar aus Tirol finden sich heute in der Gaststube an, in der das Betreiberpaar ein für eine Berghütte reichhaltiges, durchaus schmackhaftes und mehrgängiges Essen für uns auftischt.


Tagesstatistik:

Wanderzeit: 8:00 - 16:50 Uhr 

Höhenmeter:   ca. 1720 ↑  810↓
Distanz:  ca. 15  km
Höchster Punkt: 2.241 m