25 Dezember 2009

Holunder-Hagebutten-Rosenpunsch

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Damit mit dem weggen Schnee auch das Schneeposting von der Oberfläche verschwindet, soll's auch von mir einen weihnachtlichen Beitrag geben. Ein lecker' Rezept. Das Getränk ist alkoholfrei, sowohl warm als auch kalt unglaublich schmackhaft und vermutlich sogar einigermaßen gesund ;-)


Holunder-Hagebutten-Rosenpunsch

  • 1/2 - 1 Liter Hagebuttentee
  • 1/2 l roter Traubensaft
  • ca. 100 - 200 ml Holunderbeersaft
  • Kandiszucker oder Honig - je nach Geschmack (auch bzgl. der Menge)
  • 1 EL getrocknete Rosenblüten
  • 1 TL getrocknete Hibiscusblüten
  • 1 Zimtstange
  • einige Nelken
  • 1 Limette oder Zitrone oder Orange

Zubereitung:

Eine Tasse getrocknete Hagebutten (bevorzugt vom Lago die Tenno ;) wird mindestens 10 Stunden vor Verköstigung mit leicht warmem Wasser in einem Topf angesetzt, Zimt und Nelken dazu und erstmal in Ruhe gelassen. Später dann Kandiszucker, zerbröselte Rosenblüten und den getrockneten Hibiscus dazugeben und langsam bis an den Siedepunkt erhitzen (nicht kochen). Vom Herd nehmen bzw. in eine Teekanne oder ähnliches Behältnis umfüllen und dabei durchsieben. Holunderbeer-, Trauben-, Zitrusfruchtsaft und ggf. Honig dazugeben evtl. nochmal leicht erhitzen (z. B. auf'm Stövchen) und nach Geschmack heiß, warm oder auch kalt genießen. Auf dass es allen warm, fruchtig, licht und bunt in Magen und Herzen werden möge :-D





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28 November 2009

Cantuccini

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Cantuccini sind eigentlich ja gar kein Weihnachtsgebäck. In Italien werden sie rund ums Jahr gebacken, gekauft und gerne verputzt. Ich liebe sie! Aber hierzulande gibt es sie selten und wenn, dann nicht so lecker zu kaufen.

Und vor einer Weile - ich weiß gar nicht, warum und wie genau ich dort gelandet bin, fand ich auf der Rezepte-Seite von LIDL (ich glaube, ich habe mich hauptsächlich darüber gewundert, dass es dort eine Rezepteseite gibt und wollte nur mal kurz reingucken) ein Rezept für Cantuccine, das auch noch viele sehr gute Bewertungen bekommen hatte.

Spontan testete ich es und war derartig uneingeschränkt begeistert, dass ich es sofort (und jetzt auch für hier) geklaut und (jetzt schon zum zweiten Mal) nachgebacken habe. Und irgendwie ziemlich viel Weihnachtsflair haben die durch die Mandeln ja auch :-D




Hier ist es, das Rezept (jetzt wirklich befreit von Werbung - was gar nicht so leicht war ;)

Zutaten für ca. 40 Stück:



100 g Butter
100 g Zucker
1 Prise Salz
1 Päckchen Vanillin-Zucker
2 Eier
250 g Weizenmehl
1 TL Backpulver
150 g Mandelkerne


Zubereitung:

Butter, Zucker, Vanillin-Zucker und Salz cremig rühren. Eier zufügen. Mehl und Backpulver mischen und unterkneten. Mandeln unterheben. Teig auf wenig Mehl zu zwei 3 – 4 cm dicken Rollen formen, vorsichtig auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und etwas flachdrücken. Im heißen Ofen bei
175 °C ca. 20 Min. backen. Rollen 3 Min. abkühlen lassen, dann mit einem Messer in etwa 2 cm dicke Scheiben schneiden. Mit der Schnittseite nach oben auf das Blech setzen und weitere 12 – 15 Min. goldgelb backen.

Nach dem ersten Backdurchgang bröseln die ziemlich stark vor sich hin, was mich beim ersten Mal erschrocken hat. Ich dachte, da bliebe nachher kein heiles Stückchen übrig. Aber das, was dann heil bleibt, wird im zweiten Backgang wirklich fest und kompakt und die paar Brösel, die nunmal entstehen, schmecken ja auch ganz gut. Auf jeden Fall lange genug warten, bis nach dem ersten Backen die Scheiben geschnitten werden. Dann reduziert sich die Bröselei etwas.





Wer nur leicht süßes Gebäck mag, das zunächst ganz und gar unspektakulär wirkt, einfach und klar und ohne Schnörkel. Aber speziell, charaktervoll und aromatisch. Gebäck, das mit jedem Bissen leckerer wird und bei dem man kaum aufhören kann, weiterzuessen. Der sollte sie testen.

Bestimmt schmecken sie auch gut zum Kaffee - meiner Meinung nach haben sie aber etwas mild-fein-aromatisches, das sie als Teegebäck prädestiniert.

Weil es ja eine Art "Zwieback" ist, halten sie sicher in einer Dose verschlossen oder eingetütet eine ganze Weile. Was ihnen bei uns aber nix nützt - dazu sind sie viel zu lecker ;-)


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06 Oktober 2009

rollende Räder unter südlicher Sonne, Eisenwege im Fels und die perfekte Hagebutte vom Lago di Tenno

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Eigentlich ... in diesem Jahr enthalten so ziemlich alle Ideen, Vor- und Nachbetrachtungen, Urlaubspläne und -ausführungen ein "Eigentlich". Aber wenn denn auch mal streckenweise nicht alles rund laufen will, dann nimmt frau's eben eckig und kantig und umschifft oder umrollt - dann wieder mit runden Rädern - die Tücken und Ösen.

Denn: Eigentlich wollte ich mit dem Rad zum Gardasee fahren. Hab' ich auch getan - aber nicht wie geplant schon eine Woche im Voraus ab München, sondern etwas abgespeckt nur die letzten ca. 70 km ab San Michele all’Adige im Trentino.

Hier starten die Kletterer zu ihrem ersten Klettersteig aus der etwas anspruchsvolleren Kathegorie, die ich - noch dazu in meinem immer noch nicht völlig fitten Zustand - lieber meide.





Ein kleines Straßenstück lang muss ich mir den Weg mit "normalem Straßenverkehr" teilen ...





... bevor ich auf den bestens ausgeschilderten und durchgängig komfortablen Etschtalradweg treffe. Jeder Kilometer ist einzeln ausgeschildert, die Strecke penibel markiert mit Schildern, Verlaufs-Icons ... lediglich einmal in Trient verliere ich an einer riesigen Baustelle die Spur und irre etwas verwirrt durch die engen italienischen Straßen, bis der Radweg wieder auftaucht und gewohnt luxoriös weiterverläuft.




Er schlängelt sich meist entlang des Wassers der Etsch (l'Adige), die man gelegentlich auch rauschen und plätschern hört ...




Aber eher selten - denn meist wird das Wasser übertönt vom Rauschen des Verkehrs, der auf Straßen und Schienen durch die enge Hauptader unablässig nach Italien strömt. Außerdem ist wohl kein Quadratmeter des fruchtbaren Etschtals ungenutzt. Obstplantagen (hauptsächlich Wein und Äpfel), mannigfaltige Industrien jeglicher Couleur und Bergbau (Kieshalden, Steinbrüche ...) prägen Bild und Ton im Etschtal.





Natürlich begegnen mir auch viele Läufer und Rennradler sowie Mountainbiker überholen mich. Die Italiener sind ein sportliches Völkchen und auch Urlauber und Touristen sind - trotz Nachurlaubszeit und Wochentag - reichlich unterwegs. Was mich keineswegs stört. Ich genieße das sonnige Wetter, die Bergwelt um mich, die Tatsache, dass ich auf leichter und leicht abschüssiger Strecke Richtung Gardasee radle.

Und als dieser schon auf der Etschtalstrecke gesondert angekündigt wird, bin ich guter Dinge, ihn ohne umständliches Kartenlesen, Leute fragen und durch die Lande irren auch finden werde.




Dass ich mich hier in Fahrradsportwelten bewege, zeigen auch diverse Kunstobjekte an der Strecke.

Auch von Rovereto nach Nago oberhalb Torboles am Gardasee führt ein durchgängiger Radweg. Einige Kilometer auch bergauf über einen Bergpass aber das nahe Ziel vor Augen belastet mich selbst diese kleine Anstrengung kaum.

Als ich von Nago aus auf den im abendlichen Dunstschleier vor mir liegenden Gardasee schaue, geht mir das Herz auf, die Augen über und scheinbar wabert dadurch etwas Dunst auch in die Hirnmasse ... denn: anstatt bequem die Straße runterzuradeln (der offizielle Radweg endet hier), sehe ich eine Fahrradausschilderung in grob diese Richtung bergab. Erinnere mich, flüchtig etwas von "Alternativstrecke für Mountainbiker" gelesen zu haben und denke: "Ach, das geht sicher auch" - frage nicht nach sondern finde mich kurze Zeit später irgendwo im Felshang über Torbole wieder.

Fahren für mein Tourenrad mit den schmalen Reifen komplett unmöglich. Als ich das erste Mal denke: "Ochnööö, jetzt haste schon soo viel Höhe abgebaut und das alles wieder hoch? Vieeeel zu umständlich ..." da wäre es auf jeden Fall noch bequemer gewesen, umzukehren und wieder aufzusteigen.

Aber nee - Frau Lizzy latscht natürlich weiter bergab über kantige Bruchsteine, Steilhänge, bei denen selbst das Schieben des Rades fast unmöglich ist ... und dann ändert der Weg auch noch die Richtung ... Nojo - wie gesagt: wenn's nicht rund läuft, schieben wir's eben kantig und so kostet mich der kleine Verirrer, der mich in Arco aus dem Felshang spült, ungefähr ein zusätzliches Stündchen und einige Nerven und Schweisstropfen.

Die ebenfalls schweißgetränkten Klettersteiger sind etwas vor mir im Quartier und bereits geduscht. Hunger haben jedenfalls alle und lassen den Abend gemeinsam bei Riesenpizzen und Gelati ausklingen.





Nu bin ich also in bella Italia am Gardasee, habe mich dazugeschummelt zur Gruppe der Klettersteigwilligen um Reinhold Forster, die mit ihm gemeinsam einige bisher unbekannte oder auch etwas "besondere" Klettersteige gehen wollen.

Ich wollte ja eigentlich nicht. Zu lange her die Kletterei, zu schlapp und schlaff im Moment und zu bequem ... ich wollte mich doch eigentlich eher ein bisschen erholen. Radeln, baden, urlauben und abends dann mit Volker und den anderen was essen und die Urlaubstage ausklingen lassen.

Eigentlich ... aber Volker und Reinhold meinten, ich solle doch mal ganz unverbindlich meine Klettersteigausrüstung mitnehmen und es würden ja auch einige leichte Steige auf dem Programm stehen ... und so lese ich mir im Klettersteigführer die Beschreibung zum "Via ferrata Gaetano Falcipieri" - hört sich eigentlich ganz gut an: Technisch einfach und lediglich konditionell anspruchsvoll ... werde schon wieder fit genug sein und die ca., 7 - 8 Stunden packen ... packe also die Klettersachen und schwinge mich - nach 1,5 Stunden Anfahrt - mit den anderen 9 Kletterern in den Via Ferrata, den Klettersteig (die Bildchen bitte großklicken, sonst sieht's zu popelig aus ;-)





Im Grunde stelle ich dann auch schnell fest, dass diese leichten Ausführungen von Klettersteigen mir großen Spaß machen und ich sie trotz jahrelanger Kletterabstinenz auch wieder gehen kann.





Frau Lizzy auf der Leiter - die ganz in weiß mit orangenem Rucksack - die von unten eigentlich ganz harmlos wirkt und auch beim Durchklettern nicht weiter dramatisch ist.





Den Blick zurück spare ich mir aber meist lieber - denn: ich bin absolut nicht schwindelfrei und sobald ich in große Tiefen und Abgründe sehe(n muss), fängt mein Gesichtsfeld an zu schwimmen und das Hirn wabert wie haltlos im Schädel umher. Blödes Gefühl eigentlich ... und es dauert immer einige Einheiten lang, bis es doch wieder etwas nachlässt, das Geschwindel und Gewaber ...





Aber schee isses schó!





Der Weg führt entlang spitzer und teils langgezogener Felsgrate und über 5 Gipfel.





Spiderlizzy beim Bezwingen des Felses ;-)






Die italienischen Gipfelkreuze fallen meistens deutlich bescheidener und unscheinbarer aus als die deutschen - aber Flair haben sie allemal.






Unterwegs massenhaft Edelweiße - ich bin fasziniert! Bisher kannte ich diese Blümchen nur aus Alpengärten und künstlich angepflanzt auf Alpenlehrpfaden und wusste, dass sie zu den seltenen und geschützten Pflanzen zählt.

Früher war es ein Liebeszeichen und Beweis der Tapferkeit eines jungen Mannes, wenn er seiner Auserwählten ein Edelweiß brachte - denn diese wachsen eben nur an unwegsamen Stellen im Fels, zu denen es aufzuklettern gilt. Und nun wachsen hier um mich herum reichlich wilde Edelweiße und machen mich ganz ehrfürchtig.




Diesen ziemlich weit abseits regelrecht versteckten Steig, der hauptsächlich von Einheimischen gegangen wird, hätten wir ohne ihn wohl nie gefunden: Reinhold Forster - der Leiter und Organisator der Tour.





Die Landschaft ist bezaubernd und beeindruckend. Durchgängig!





und der Abstieg führt mit Hilfe notwendiger Taschen- und Stirnlampen über die Straße der 52 Tunnel (die in gigantischer Arbeit nur für den 1. Weltkrieg in den Fels geschlagen wurden) lang und Fußsohlen-erhitzend zurück zu den Autos.





Froh und glücklich bin ich, dass ich mich dazu entschlossen habe, den Klettersteig mitzugehen.

Aber am nächsten Morgen wache ich mit derartig schmerzenden Gelenken und Muskeln auf, dass es sich anfühlt, als wäre ich in der Nacht noch einen weiteren Klettersteig entlanggeklettert. So richtig fit und konditionell in früheren Höhen bin ich noch nicht und lege mich - während die richtigen Kletterer gen "Via Ferrata Che Guevara" aufbrechen - nach dem Frühstück nochmal ins Bett, um mir anschließend mein Radl zu schnappen und mit Buch bewaffnet relativ ungeplant einfach loszuradeln.





Sonne, Palmen, Pinien, Zypressen, ein See und Berge ... isch glaub', isch bin in Italien :-D






Jetzt könnt' ich ja eigentlich gemütlich unten am Gardasee bleiben und mir ein feines Plätzchen suchen. Aber wenns mal so richtig rund ist rundum ... dann muss ich irgendwie eine Kante suchen ;-) und radele folglich los Richtung Berge und finde mich - eigentlich irgendwie ungeplant - auf einer kleinen Serpentinenstraße wieder, die zum ca. 500 Meter höher gelegenen Lago di Tenno führt.




Puh - so im zweiten Gang bergauf zu trampeln ist irgendwie doch auch ein bisschen anstrengend ...




Am smaragdgrünen See (eigentlich nur eine Pfütze vergleichsweise - darin aber, siehe Foto, massenhaft Fische) allerdings ist ziemliche Ruhe und nur wenige Menschen hat's jetzt in der Nachurlaubszeit hierher verschlagen. Dabei ist immerhin Sonntag und das Wetter prächtig.





Jetzt verlässt mich das Bedürfnis nach Kanten und Ecken - und so breite ich mein Badetuch auf den spitzen Steinen aus, baumele die Beine ein bisschen in den See, lese, esse, trinke, döse ... und breche einige Stunden später wieder auf zur Rückfahrt.





Bis ich IHN sehe! Den schönsten aller Wildrosensträucher, der mir jemals begegnet ist. Vor Berg- und Seekulisse präsentiert er über und übervoll behanten die prallsten, rotesten und makellosesten Hagebutten, die ich je gesehen habe.

Eine Stunde lang pflücke ich und pflücke und pflücke die Regenschutzhülle meines Rucksacks voll, werde mehrfach - auf italienisch, denn wer außer einer Einheimischen würde hier am Lago die Tenno Hagebutten ernten ;-) gefragt, ob ich Marmelade daraus kochen oder sie sonstwie verwerten will ... ?

Dem Strauch sieht man hinterher den Früchteraub kaum an - so voll hängt er - und für nahrungssuchende Tiere wird im Winter noch genug übrig sein. Ich bedanke mich bei ihm für die schöne Gabe, hoffe, ihn irgendwann im Frühling in voller Blüte bewundern zu können und verabschiede mich. Wissend, dass meine Wintertees mich an Italien erinnern werden in diesem Jahr.






Montag - Rückfahrtstag. Geplant von den Klettersteigern: der "via ferrata Rio Sallagoni" kurz hinter Arco und damit schon fast auf dem Weg nach Hause.

Den habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Denn: diesen sind Volker und ich beide schon gegangen als letzten und anspruchsvollsten unseres Klettersteigkurses im Frühling 2007. Auch die anderen Teilnehmer kennen ihn fast alle schon - aber er ist relativ kurz und bietet sich daher als "Abschlussschmankerl" an.





Immerhin wusste ich: ich habe ihn damals geschafft. Aber ich wusste auch: damals wurde mir gesagt, dass ich nicht kleiner hätte sein dürfen, sonst ginge es nicht. Und gewachsen bin ich inzwischen ganz sicher nicht. Weiterhin erinnerte ich mich an schwierige Stellen, bei denen mir die Hände fast abzufallen drohten vor Anstrengung und die Knie schlackerten vor Angst.

Jo, die Stellen gab's immer noch :-) und die Knie erkannten beide kritischsten schon von weitem wieder und schlackerten ein bisschen. Aber nur ein bisschen und dann gings total flott drüber.




Und auch der "Abenteuerspielplatz im Canyon" mit Kletterseil und glitschigen Stufen machte mir diesmal einen Heidenspaß.





Gut zwei Stunden später allerdings hieß es schon wieder: Ausrüstung ausziehen, verstauen, Abstieg zu den Autos und ab zurück nach München.

Summa summarum waren die 4 Tage total rund :o)


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12 September 2009

schlaf Gretchen schlaf

Am Himmel ziehn die Schaf




Die Sternlein sind die Lämmerlein






Der Mond, der ist das Schäferlein.






Schlaf, Gretchen schlaf!



01 August 2009

Top of Germany - Wanderung auf die Zugspitze

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Seit mindestens fünf Jahren sitze ich alljährlich in den Startlöchern und lauere auf ein zugspitztaugliches Zeitfensterchen von 2-3 Tagen. Früher lauerte ich immer mit irgendjemandem gemeinsam, diesmal bewusst alleine, da sich dann erstens die Geling-Wahrscheinlichkeit erhöht und ich zweitens momentan mal wieder so einen "lonely-Cowgirl"-Egotrip brauchte.

Zugspitztauglich ist für mich in diesem Zusammenhang ein Fenster von mindestens zwei Tagen außerhalb der Wochenenden (da ich keiner Völkerwanderung beiwohnen und nicht zu mindestens dritt eine Hüttenlager-Matratze teilen möchte ;-), schnee- und eisfrei, möglichst gutes Wetter und halbwegs Chance, bei guter Sicht und ohne Regen den Gipfel zu erwandern. Dazu braucht's also Urlaub und gutes Wetter in schneefreien Bergmonaten. Gar nicht so leicht und gar nicht so dicht gesät. Darum hatte es auch jahrelang nicht funktioniert.

Die schon seit Wochen als passend anvisierten letzten beiden Julitage schienen laut Langfrist-Wettervorhersage perfekt. Doch je näher sie rückten, desto grausligere Dinge verkündeten Wetter.com und Konsorten und je grausliger die Vorhersage gerade für Freitag wurde, desto trotziger verkündete ich meinen trotz-allem-Start (was sich tagelang per Wettervorhersage ständig ändert, kann sich auch im letzten Moment wieder umdrehen, sagte ich mir und anderen., womit ich glücklicherweise Recht behalten sollte :-), ignorierte auch den plötzlich kratzigen Hals (zum Teufel damit!) und machte mich Donnerstag früh mit Zweitagesrucksack bewaffnet mit dem Zug auf den Weg nach Garmisch, von wo eine klassische Mehrtages-WanderTour durch's Reintal auf die Zugspitze startet.







Die erste halbe Stunde führt der Weg durch die tosende Partnach-Klamm, ein grandioses Naturschauspiel und aufgrund der vorhergenden ausgiebigen Regen- und späten Schneefälle momentan wirklich klamm, tosend, sehenswert.



Anschließend führt der Weg durch das unbeschreiblich schöne, abwechslungs- und wasserreiche Reintal. Wie in Mini-Kanada fühlt man sich. Nur, dass es streckenweise zuging wie in München auf dem Stacchus. Recht viele Leute sind auf dieser Teilstrecke noch unterwegs.




Was auch daran liegt, dass die Reintalangerhütte durch ihren Wirt Charly Wehrle und seine umfangreichen Aktivitäten (Nepal-Musiktrekking - ein befreundeter Sherpa verbringt die Sommersaison immer in der Hütte und arbeitet dort mit, tibetanische Gebetsfahnen wehen über der Partnach), seine Musikalität (morgens wird Hackbrettmusik geweckt) zur Kultstätte avanciert ist und da ich bei dieser Gelegenheit erfuhr, dass er Ende dieser Saison die Pacht der Hütte nach 30 Jahren abgibt, war ich sehr froh, noch kurz vor Ende in diesen Genuss gekommen zu sein.







Vier Stunden hatte dieser erste Abschnitt nur gebraucht aber weil ich in der Hütte ein Bett vorgebucht hatte (ein ganzes Bett nur für mich im Fünf-Bett-Zimmer, die meisten anderen und auch Jürgen durften mit vielen andren sehr beengt auf den Matratzenlagern kuscheln ;) ging's für heute nicht mehr weiter mit der Tour sondern lediglich noch einen Abstecher weit zum Partnach-Ursprung, wo auf nichtmal 1400 hm noch gletscherartige beeindruckende Schneedome stehengeblieben sind, die tropfend und rauschend vor sich hinschmelzen.







Ab hier ist der Weg deutlich ruhiger. Viele Übernachtungsgäste der Reintalangerhütte waren auf dem Abstieg unterwegs, andere hatte es nur bis eben dort gezogen und so ist zumindest während der Wochentage der Folgeaufstieg zur Zugspitze halbwegs einsam.




Als nach einigen Wanderstunden durch felsiger werdendes Gelände im Nebeldunst auch noch die Wolkendecke aufriss, ich die Nebelschwaden unter mir zurückließ und über den Wolken weiterwanderte, da war endgültig alle Schwäche passé.


600 Höhenmeter und knapp 2 Stunden später erreichte ich die auf 2052m gelegene Knorrhütte bei der ich eine kleine Rast einlege.



Kurz darauf setzte ich mich wieder in Bewegung - nur nicht zu sehr auskühlen und außerdem erleichtert es mir die oft schmerzhaft steilen Höhenmeter in dünner werdender Bergluft, wenn ich ganz für mich meinen Trott finden und eselsgleich mit ausgeschaltetem Hirn im ganz eigenen langsamen Rhythmus still vor mich hinschlappen kann.





Das Gelände wird hier endgültig hochalpin.





endlose Geröllfelder, zu querende Schneefelder und immer wieder wundersam auftauchende Beweise, wie zäh und überraschend Leben im Nichts auftauchen kann.






Das letzte Wegstück - zwar kurz aber knackig ist schon fast Klettersteigchen zum Gipfel




nicht wirklich schwer. Aber nach den vorhergehenden schon beachtlichen Höhenmetern in dünnerer Luft dennoch für mich äußerst anstrengend, so dass ich mehrmals stehen bleiben und Verschnaufpäuschen einlegen musste. Außerdem hat es mir einen blutig ein- bzw. abgerissenen Fingernagel eingebracht *autsch*.



Komplett unvorstellbar für mich: dass diese Strecke (ab Knorrhütte war es der gleiche Weg wie der Zugspitzextremlauf-Verlauf und beim Rückweg würde ich ihn gänzlich abwandern - vergleichbar von Strecke und Höhenmetern war er aber ohnehin auch heute schon) von Menschen laufend bewältigt wird. Als Wanderung schon schwer, würde ich davon kaum einen Meter wirklich laufen können - und auch nicht wollen (auch wenn ich dann keinen schweren Rucksack mitschleppen müsste, nicht).


Für einen der Läufer, die im Jahr 2008 beim Zugspitzlauf hier den Tod fanden, ist schon ein Gedenk-Marterl angebracht mit der Inschrift: "Er liebte das Laufen und fand dabei den Tod." Hat mich schon berührt, muss ich zugeben.





Dieses letzte Teilstück von Sonnalpin bis Gipfel ist das anstrengendste überhaupt. Von unten sieht es aus, als wäre das Ziel zum Greifen nah und daher leidet man doppelt, wenn es selbst bei solchem Bilderbuchwetter wie heute kaum vorwärts geht und jeder Meter erarbeitet werden muss.







Dass die Zugspitze der wohl verbautetste und touristen-geflutetste Gipfel der Alpen ist, das wissen sicher die meisten und daher muss ich nicht viel dazu sagen.






Einige Pflichtfotos und Weißwürste später gönnte ich mir zur Abfahrt die Gondel bis Sonnalpin. Die Geröllrutscherei musste ich nicht auch noch bergab haben und gönnte mir für diesen Wegteil ein Seilbahnticket.




Bis zur Knorrhütte war es der gleiche weg wie bergan - die Sonne bretzelte gnadenlos, die Kälte des stürmischen Gipfels kam an dieser Bergseite nicht an und wieder und wieder wanderte ich stundenlang schweißgetränkt durch die Höhenlandschaft.

Die vom Alpenverein vorgeschlagene Wanderung sieht eine zweite Übernachtung auf der Knorrhütte vor. 1600 bewältigte Höhenmeter liegen hinter uns und eine fast achtstündige Wanderung (wenn man die Pausen abzieht ;-).
Aber es ist erst 16:00 Uhr als ich die  erreichen und schon jetzt zeichnet sich ab, dass es zur Übernachtung voll werden wird. Und die Hütte hat keine Einzelbetten sondern nur Gemeinschaftslager. Große Lust auf enges Kuscheln habe ich nicht und bis zur Hüttenruhe sind es noch 6 Stunden ... die mir - so rechne ich grob überschlagen aus - reichen würden, die vorgeschlagene Tour über Ehrwald zu beenden.




Es wurde ein erneuter Wetterumschwung - diesmal zum schlechteren hin - prognostiziert und tatsächlich zieht der Nebeldunst wieder höher hinauf und so wandere ich etwa eine Stunde lang durch diesen hindurch immer auf ungefähr der gleichen Höhe bleibend.



Denn noch geht es nicht bergab sondern immer in leichtem Auf und Ab über Geröll um einen felsigen Bergkamm herum. Auf der anderen Seite hat mich die Sonne wieder und als es nochmal ca. 200 hm bergauf geht, fängt meine Moral an, zu sinken.


Seit meinem Aufbruch am Morgen sind inzwischen ca. 10 Stunden vergangen, ca. 1800 Höhenmeter bergauf und schon etliche wieder bergab liegen hinter mir, als ich - müde und ausgelaugt - beim "Gatterl" die Grenze zu Österreich erreiche.


Trotz Erschöpfung bin ich froh, diesen Weg gewählt zu haben, denn es erwartet mich eine nochmal und wiederum komplett veränderte Landschaft. Kurze Drahtseil-Kletterpassagen wechselten sich ab mit grünen Hängen, Murmeltiergepfeife, Gemsenherden und langer Wege über geröllige Aussichtspassagen.





Das Panorama um Ehrwald herum ist ohnehin grandios und bilderbuchartig - da werde ich nochmal für länger hinkommen, soviel ist klar!.
An diesem Wandertag jedoch packte ich kurz vor Erreichen des Ortes - also ca. 2 Stunden vorher ;-) die Kamera ein, wechselte wieder von Wander- zu Trail-Jogging-Trabuccos und zwang mich, abwechselnd im gemäßigten Jogging- bzw. flotten Walkingschritt dem Örtchen entgegenzueilen. Denn: ich hatte mich über- oder zumindest die Zeit falsch eingeschätzt und es schien fraglich, ob ich den letzten Zug nach Garmisch noch erreichen könnte (die Abfahrtszeit stand im DAV-Prospekt, das ich dabei hatte) und nachdem ich nun an einem Tag für zwei Tage vorgeschlagenes Programm abgewandert hatte, wollte ich auch gerne noch mein zu Hause erreichen und dort die Wunden (Blasen an den Füßen, aufgerissener Finger, Sonnenbrand ... ) gemütlich lecken *s*.
Ich erreichte ihn nicht, den Zug. Aber als ich mich fast schon dazu entschlossen hatte, in Ehrwald ein Zimmer für die Nacht zu suchen, lief mir quasi wundersam ein Mensch über den Weg, der am Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen jemanden abholen wollte, mich mitnahm, dort noch ein Zug nach München fuhr ... der allerdings wegen einer Panne erst nach 23:00 Uhr dort ankam.
Liebe Leser, mein Fazit ist folgendes: es ist eine ganz und gar wunderschöne, lohnende, abwechslungsreiche Wanderung durch traumhafte Landschaften! Aber im Nachhinein würde ich empfehlen, sich entweder die drei Tage Zeit dazu wirklich zu gönnen. Oder aber die Einteilung zu verschieben und schon am ersten Tag bis zur Knorrhütte zu wandern (der erste Tag ist mit 700 hm und 4-max. 5 Stunden Gehzeit wirklich recht beschaulich und ließe Verschärfung zu) und dann am zweiten Tag Quartier in Ehrwald oder bei einem der auf dem Weg dorthin vorgelagerten Berggasthöfe zu beziehen. Die letzten beiden Touren-Vorschlagstage komplett zu einem zusammenzuziehen und noch eine Zugfahrt dranzuhängen ... das ist doch ein bisschen heftig ;-D
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