06 August 2007

Virginia/USA meets Märchenkönig

* * *


(wie immer gilt: Klick auf's Bild und "Aaahhhhhh ;-)




Ab und zu guckt hier ja doch der ein oder andere vorbei und damit diese/r Jemand nicht unaufhörlich dieselben Bilder ertragen muss, gibt's heut' ein paar Neue davon. Vermutlich unterscheiden die sich nur minimalst von den bei mir üblichsten. Aber sei's drum - das Leben hält nunmal nicht immer in passenden Abständen öffentlichkeitswirksame bzw. -taugliche Geschehen plus Bloglust gleichzeitig bereit. Manchmal isses einfach zu öde, manchmal hab' ich keine Lust und manchmal geht's die WWWelt gar nix an


Ein bisschen schwer ist es mir dieses Wochenende gefallen, Richtung Berge zu fahren. Wie bitte? Krank? Nö - Aber ich bin doch auch so gerne zu Hause und der Garten gibt sich alle Mühe mir zu zeigen, dass er mich auch lieb hat - und braucht ;-) Einige wirklich tolle Blüten haben sich durchgekämpft (wobei mindestens die Hälfte der gesäten und gepflanten Blumen etc. gar nicht erst aufgegangen ist oder von den Schnecken vernichtet wurde). Das Kumquatbäumchen, das mich vor einigen Wochen noch zum Jubeln brachte, weil ich ein paar winzige weiße Blüten an ihm entdeckte, geruht inzwischen über und über weiß gesprenkelt vor sich hinzublühen.


Aber wir haben Besuch von über'm großen Teich und die beiden wollten gerne die Berge kennenlernen. So buchten wir für einige Tage ein sehr familiäres Hotel in Grainau bei Garmisch und überlegten uns ein kleines nicht allzu standardtouristisch zusammengestelltes Programm mit mehreren auswechselbaren Optionen.

Am ersten Tag blieb nur der Nachmittag zum Schlendern durch den Ort (wobei unsere Besucher nicht müde wurden, diese quietschbunten Hausbemalungen - Lüftelmalerei heißt das glaube ich? - zu knippsen) und für einen kleinen ca. 7 Kilometer kurzen Rundum-Spaziergang um den Eibsee. Dabei zeigte sich die Zugspitze stundenlang in Wolken dauerverhüllt um dann ganz ganz zum Schluß ein wenig neckisch fast doch noch für ein halbes Stündchen den Gipfelschleier für Fotos zu lupfen und das stolze Haupt aus dem Dunst vorzustrecken.

Einsamkeit kann man an einem Gut-Wetter-Wochenende in der Hauptferienzeit in Garmisch nicht wirklich erwarten. Aber es hält sich doch in gut erträglichen Grenzen und der Eibsee bot uns einige stimmungsvolle Bilder und Momente.


Weil sich alle fit genug für eine etwas längere Strecke fühlten - die beiden Besucher sind zwar aktuell nicht sonderlich trainiert aber insgesamt sportlich, im Besitz von Wanderschuhen, die sie außerdem zur ausdrücklichen und ausführlichen Benutzung mitgebracht hatten - nahmen wir am nächsten Tag den Weg von Schloss Elmau zu den Schachenhäusern plus Jagdschloss König Ludwig II in Angriff.

Neuschwanstein kann ja jeder - und vermutlich ist in den Ferien so ziemlich jeder wirklich dort - aber welcher Tourist kommt schon zum Schachenschlösschen? Dorthin muss gewandert oder gebikt werden. Außer den Betreibern der Hütte, dem ansässigen Bauern und vermutlich dem örtlichen Jagdpächter darf niemand motorisiert die Wege nutzen. Die kürzeste Strecke dauert bei zügigem aber doch noch gemütlichem Spaziertempo 3 Stunden. König Ludwig ist damals natürlich per Pferd hinaufgeritten zu seinem Rückzugsschlösschen, in dem er sich grundsätzlich alleine bzw. nur mit den engsten und verschwiegendsten Dienern aufhielt. Niemand durfte auch nur die obere Etage im orientalischen Ambiente zu Gesicht bekommen. Aber wir wollten das schon ...



Kurz den Weg erklärt - die Wirtin des Hotels hatte uns eindringlich davor gewarnt, unsere nicht so wanderversierten Besucher zu überfordern, da sie täglich erlebe, wie Gäste nach für geübte Geher leicht erscheinenden Touren tagelang nicht laufen können. Aber unsere beiden waren wild entschlossen. Drei Stunden hin, zwei bis zweieinhalb Stunden zurück, das alles incl. 800 Höhenmeter - das sollte zu schaffen sein.



Trotz einiger Kuh- samt Kuhglocken- und diverser anderer Bewunderungsstops kamen wir zügig voran und waren tatsächlich drei Stunden später bei den Schachenhäusern. Hier herrschte ein unglaublicher Trubel (ich habe tatsächlich versäumt, die Menschenmassen zu fotografieren - neige wohl dazu, mir immer ein Wunschbild zusammenzuknippsen und Teile der Realität, wie ich sie so nicht ganz so mag, einfach auszublenden ;-) Zu den Schachenhäusern kommt man ausserdem noch den "Kälbersteig" entlang hoch (die Tour haben wir vor Jahren gemacht - sie ist deutlich anstrengender, höher und steiler) und von Garmisch aus die Partnach entlang durch's Reintal (ohne "h" :-) - ebenfalls deutlich weiter und anstrengender. Unsere Tour war die "leichteste" von allen möglichen und so zeigte sich der Besuch aus Virginia insbesondere darüber erstaunt, dass in Deutschland derartig viele Menschen an Stellen auftauchen, die mindestens eine 3-stündige Wanderung erfordern und auf jeden Fall eine Menge Schweißverlust. Sie waren der Meinung, dass sowas in den Staaten höchst unwahrscheinlich wäre - aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich stimmt. Deutschland ist ja auch verflixt dicht besiedelt ....

Die Menschenmassen hatten zur Folge, dass wir keinen Sitzplatz im wirklich vergleichsweise großen Restaurant samt Aussenterrasse der Schachenhäuser fanden und außerdem scheinbar nicht in den Genuss einer Jagdschloss-Führung kommen würden. Denn es dürfen jeweils nur 30 Personen an solch einer Führung teilnehmen. Ohne kommt man gar nicht rein und eigentlich endet die letzte Führung gegen 15:30 Uhr. Weil aber so viele Leute noch warteten, verlängerte die Museumsführerin (eine wirklich ganz und gar taffe, nette und gebildete junge Frau - ich tippe auf Studentin mit ungewöhnlichem Semesterferienjob, habe aber vergessen zu fragen. Sie fährt anschließend mit dem Moutainbike wieder nach Hause ins Tal) um zwei Termine. Wir hofften, beim letzten noch ein Plätzchen zu ergattern und begaben uns in der Zwischenzeit zum "Alpengarten", einer Zweigstelle des Münchner botanischen Gartens, in dem Blumen und Pflanzen aus fast allen Gebieten der Alpen zu sehen sind.


Diese Silberdistel und einige der anderen Blümmscher habe ich aber in Freiheit und nicht hinterm Zaun abgelichtet ;-)



Es war ein bisschen "Tag der Distel" - einige Sorten fand man draussen und drinnen und merkwürdigerweise sind mir hauptsächlich die Fotos der etwas "blasseren" Blumen am besten gelungen. So richtige Highlights waren fotografisch diesmal gar nicht dabei (und ich kann auch nicht auf die Volker-Fotos zurückgreifen, denn der ist samt Besuch noch auf weiterer Touristentour unterwegs. Ich musste wieder arbeiten und mag nicht auf bessere Qualität warten ;-)

Nicht nur ich bin Distelfan - die Hummeln lieben sie ganz offensichtlich noch viel mehr.


Den Namen dieser verwegen aussehenden Pflanze vergesse ich immer wieder - dabei gehört sie seit Jahren zu meinen Alpenlieblingen. Noch etwas später im Jahr sieht sie "wolliger" und noch "verwehter" aus und erinnert mich immer an die im Wind wehende Mähne eines Dirigenten oder sonstigen leicht verschrobenen Künstlernatur.



Natürlich gibt's auch die "Klassiker" zu sehen. Enziane in diversen Formen und Farben (genau - nicht jeder Enzian ist blau - der, aus dem der Schnaps gebrannt wird ist beispielsweise gelb - hab' ich jetzt aber gar kein Foto von ... ).




Noch ist mir das Edelweiß nicht wirklich freiwachsend begegnet - vielleicht muss ich doch noch mit der "richtigen" Kletterei anfangen ;-)




Es gab viele bunte Pflanzen - aber nur wenige Fotos davon sind mir einigermaßen geglückt.




*



*




*





Und als wir dann wieder am königlichen Jagdschlösschen ankamen ... da war die letzte Führung schon im Gange, die Türen verschlossen - die Fenster sind abgedunkelt, so dass man nicht den kleinsten Hauch vom Innenbereich zu sehen bekommt. Kein Mensch mehr aussen zu sehen. Wie jammerschade ... :'-( dachten wir ... all den Weg von Virginia über den großen Teich, den Fussmarsch ... alles umsonst .. *s* ... najagut ... es wäre auch ansonsten ein schöner Tag gewesen ... der dann doch noch gekrönt wurde von einer Überraschung: die junge Museumsführerin wollte nach der letzten Führung abschließen, sah uns enttäuschte Gestalten vor der Tür hocken, sprach uns an, erfuhr von der Herkunft unserer Gäste und bot aus dem Stegreif eine Führung in Englischer Sprache zum ganz normalen Eintrittspreis (den wir im Anschluss aber freiwillig doch noch etwas aufgestockt haben ;-) nur für uns vier an (leider durften auch wir kein einziges Innenfoto aufnehmen - das ist strikt verboten und so muss ich auf eine Netzveröffentlichung zurückgreifen).

Das war wirklich eine tolle Sache, sie ging auf jedwede Frage ein, zeigte auch Fotos aus Neuschwanstein, Hohenschwangau etc. (sie hatte ein Mappe davon) und so kamen wir im Inneren dieses einzigen wirklich im absoluten und bis in Feinheiten Original erhaltenen Ludwig II - Jagdschlosses eine kurze Rundum-Einführung in das Gesamtthema Ludwig II. Interessant, lebendig, persönlich und engagiert. Manchmal hat man einfach Glück im Leben und kleine Entscheidungen - z. B. die Wahl des kleinstmöglichen Schlösschens zur Besichtigung - erweisen sich im Nachhinein als die goldrichtigsten.





So richtig 100% ig klar war die Sicht den ganzen Tag nicht gewesen und gegen Abend zog es noch milchiger werdend zu, so dass wir einen etwas verschwommenen Abschiedsblick ins Reintal werfen mussten, das ich hoffentlich in diesem Jahr noch in einer 2-Tages-Tour bis zur Zugspitze entlangwandern werde. Geplant ist es - bisher passte es entweder den beiden dafür in den Startblöcken stehenden Akteurinnen zeitlich nicht (es soll keinesfalls ein Wochenende werden - ein bisschen die Illusion von Bergeinsamkeit mag man sich ja doch erhalten ;-) oder das Wetter schoss quer. Aber das Jahr ist ja noch nicht um - das wird schon klappen!


* * *